Der erste DJ-Gig: Irgendwann kommt hoffentlich der Punkt, dass man als Bedroom-DJ den Sprung in die Öffentlichkeit wagt. Und dann steht man vor der Herausforderung der Premiere in einer Location und es können Erwartungsdruck, Nervosität und Lampenfieber die Vorfreude maskieren. Schließlich habt ihr auf diese Chance monate- wenn nicht vielleicht jahrelang hingearbeitet.
Entsprechend liegt die eigene Erwartung wie ein schwerer Stein auf den Schultern, die eure sonstige Unbekümmertheit ausbremst. Zudem: Der erste Eindruck zählt und eine zweite Chance bekommt man selten gewährt, somit müsst ihr auf Knopfdruck überzeugen, sofern aber auch die Technik mitspielt.
Aber keine Bange. Auch als erfahrener Aufleger, der sein Einsatzterrain ständig erweitern möchte, ist man gegen Lampenfieber und technische Handicaps mit den Plattendrehern nicht gewappnet.
Damit ihr euch vor „bösen“ Überraschungen bewahrt und euer Club-Drop-In nicht im Drop-Out endet, gebe ich euch folgende Tipps:
Besichtigt den Club
Stattet der Location vor eurem ersten Gig ruhig einen Besuch ab, sofern es die Entfernung und auch eure Zeit erlauben. Macht euch mit den Regeln des Clubs vertraut:
Wie und zu welcher Zeit füllt beziehungsweise leert sich der Club?
Nicht jeder Abend ist gleich. Verweildauer und Besucherzahlen variieren je nach Motto und DJ. Aber ab wann die Crowd den Dancefloor betritt und ihn auch für die Heimreise verlässt, sind wichtige Parameter, an denen ihr bewertet werdet. Wenn ihr diese kennt, könnt ihr bei eurem Gig entsprechend mit der Musik entgegenwirken.
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Welcher Sound wird aufgelegt?
Abgesehen von Motto-Partys oder auf den Musikstil eines DJs ausgelegte Veranstaltungen erfährst du an diesem Abend, worauf das Publikum gänzlich
abgeht.
Sprecht eure Technik ab
In der Regel schickt ihr dem Booker oder Technik-Verantwortlichen der Location einen Technical Rider mit euren technischen Anforderungen. Darin dokumentiert ihr nicht nur das Equipment zum Auflegen, welches ihr gvom Veranstalter zur Verfügung gestellt hättet, sondern auch den notwendigen Platz und die vorausgesetzten Zuspielwege (Strom, Master und Monitor) für euer eigenes Equipment.
Turntables, Tonabnehmer und Absorber
Legt ihr mit Schallplattenspielern auf, denkt auf jeden Fall an eigene Tonabnehmer! Da kaum ein Veranstalter für den verursachten Verschleiß der Systeme durch zum Teil rabiaten und unsachgemäßen Umgang aufkommen möchte, sieht er den DJ in der Pflicht, seine eigenen mitzubringen. Verständlich! Und sollte der Veranstalter dennoch so gutherzig sein, euch seine betagten Tonabnehmer bereitzustellen, sind meist deren Kontakte korrodiert beziehungsweise ist die Nadel abgewetzt. Verlasst euch besser auf eure eigenen Systeme, deren Diamant selbst bei heftigen Scratch-Skills spurtreu in der Rille liegt und bei denen die Signalübertragung einwandfrei läuft, sofern es auch der Schallplattenspieler so will.
Denn desaströs gewartete Schallplattenspieler haben schon manche Performance boykottiert. Ihr bekommt kein sauberes DVS-Signal übertragen. Der prozentuale Umfang des Pitch-Controls entspricht nicht mehr der Werkseinstellung, der analoge Nullpunkt ist verschoben. Mitunter ändert der Pitch-Control nicht einmal mehr das Tempo proportional. Das tritt auf, wenn der abgehalfterte Schallplattenspieler viele Monate nicht in Betrieb war, der Flachbahnfader des Pitch-Controls damit verstaubt ist, sogar schon Rost ansetzt.
Ein solcher Turntable verunsichert und könnte euch beim Auflegen aus eurem gewohnten Flow bringen. Deswegen bringt besser noch eure Turntables mit, denn da wisst ihr, woran ihr seid. Besitzt ihr auch Absorber für die Turntables, packt sie mit ein, um eventuell auftretende Bass-Vibrationen von der PA zu reduzieren.
Pegel, Feedback, Nadelsprünge
Erscheint pünktlich, um eure Technik in Ruhe aufzubauen und im Zusammenspiel mit der PA zu checken. Fragt den Haustechniker nach dem maximal gefahrenen Pegel, der nicht zu überschreiten ist, damit ihr weder das Gehör des Publikums, noch die PA schädigt.
Wenn ihr mit Schallplattenspieler auflegt, fahrt die PA unbedingt bis zur herkömmlichen Betriebslautstärke hoch, um der Bassresonanz und entstehenden Feedbacks auf die Spur zu kommen.
Steht die PA zu nah am DJ-Pult oder liegt der Monitor womöglich direkt vor den Turnies, werden sich Vibrationen und Brummen zum abgetasteten Vinyl-Signal mischen. Bei analogen Platten wird es ständig koppeln, sich einschwingen und zunehmend brummen – das sogenannte Feedback.
Auch die Bässe bringen die Nadel ins Wanken, Rumpelgeräusche und sogar Springen sind die Folge. In solchen Fällen setzt Absorber ein, legt vier Squashbälle und eine Steinplatte unter die Plattenspieler, erhöht um ein Gramm das empfohlene Auflagegewicht des Herstellers.
Bei leisen Scheiben, wo der Gain besonders deftig aufgedreht werden muss, können trotzdem Störgeräusche auftreten. Dann müsst ihr beim ersten Anzeichen den Bass leicht reduzieren. Achtet auch darauf, ob der Boden, auf dem ihr steht, vom DJ-Pult entkoppelt ist, sodass kein Trittschall auf die Player übertragen wird. Wenn doch, dann müsst ihr buchstäblich die Füße still(er) halten.
Beim DVS verunreinigen diese Störgeräusche das Timecode-Signal, das sich in Drop-Outs, aber auch Verzögerungen in der Signalübertragung äußerst. Stellt entsprechend die Empfindlichkeit des DVS sehr niedrig ein.
DVS, Dropouts und Kopfhörermix
Nutzt ihr doch die hauseigenen Turntables, so überprüft, ob das Timecode-Signal auf dem Oszilloskop im Setup der Software einen Kreis darstellt, dies dauerhaft und ohne Zacken beziehungsweise Zusammenbrechen. Wenn nicht, knöpft euch die Kontakte des Tonarms, auch die Kabelanschlüsse vor.
Checkt auch den Pitchfader von seiner Funktionalität, indem ihr entweder die zu den jeweiligen Stroboskopspiegeln entsprechenden Positionen des Pitch-Controls abfahrt.
Schaut, ob dort die Spiegel trotz drehendem Plattenteller anscheinend still stehen. Genauer und schneller geht es beim DVS: Bewegt den Pitch langsam in beide Richtungen und beobachtet in den virtuellen Tellern der Software die prozentuale Änderung des Tempos.
Macht ein paar Probe-Blenden, scratcht euch warm. Vergewissert euch, dass auch bei krasseren Skills die Software latenzfrei reagiert und die Nadel nicht springt. Gewöhnt euch an die akustischen Bedingungen der Location. Vor allem, wenn die PA zu sehr in die Kanzel hineinschallt und das Monitoring es nicht genügend maskiert.
In diesem Fall mixt ihr beim Gig besser komplett unter dem Kopfhörer, verzichtet auf den Monitor. Damit hört ihr euer Mastersignal beim Blenden sauberer und garantiert in Echtzeit. Hallt es beim Soundcheck im Raum, seid beruhigt, denn mit zunehmendem Publikum ändert sich das Schallverhalten und der Raum wird „trockener“.
Der richtige Stil
Legt ihr in einem Szene-Club auf, wo eurer Stil gefragt ist und sich das Publikum auch unvoreingenommen auf euch einlässt, könnt ihr euren Stiefel ohne Kompromisse durchziehen. Aber auch bei Gigs in Mainstream-Locations bleibt euch treu und kopiert nicht den Stil anderer DJs. Denn wegen ihm wurdet ihr gebucht. Kommt dieser allerdings nicht beim Publikum an und ihr seid dadurch frustriert, greift auf vereinzelte Tracks zurück, die bei eurem Recherche-Besuch im Club durch vollen Dancefloor auffielen, sofern ihr euch auch mit denen identifizieren könnt.
Bemerkung: Ob euch dieses Zugeständnis an das Publikum in eurer Würde als Künstler verletzt und sogar euren Ruf schädigt, müsst ihr selbst abwägen. Schließlich interpretieren Gäste und auch Booker ein konsequentes Vorbeispielen am Publikum als eure fachliche Inkompetenz, was auch die Runde machen könnte. Dass ihr einfach stilistisch nicht in diesen Club passt, wird dabei oft ignoriert.
Übrigens, wie ihr das Publikum gänzlich auf die Tanzfläche holt, verrät euch dieser Workshop.
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