Brillant, präzise, perkussiv – die FM-Synthese liefert Klangspektren, die analoge Synthesizer nicht abbilden können. Seit dem Yamaha DX7 in den 1980ern hat sich jedoch einiges getan: Moderne FM-Plugins bieten weit mehr als nur Bässe, Glöckchen und E-Pianos. Sie klingen nicht zwangsläufig retro, sondern oft überraschend zeitgemäß – komplex, organisch, digital. Kurz: FM-Synthese ist zurück. Und klanglich weiter denn je.

Nach dem Höhenflug des Yamaha DX7 wurde es lange still um die klassische FM-Synthese. Heute erlebt sie ein starkes Comeback – mit frischen Konzepten und neuer Hardware. Aufgrund der oft komplexen Klangprogrammierung fühlen sich FM-Synthesizer besonders auf dem Studiorechner mit großem Bildschirm wohl. Doch Vorsicht: Die Auswahl ist riesig – FM ist inzwischen in vielen modernen Synths integraler Bestandteil.
Einfache FM-Ansätze – etwa die Modulation zweier Audiosignale – finden sich heute in zahlreichen Geräten, etwa als Filter-FM. Auch hybride Synths wie Synapse Audio Dune 3, Tone2 Nemesis 2, VPS Avenger oder u-he Bazille bieten FM-Module. Einige DAWs bringen eigene FM-Synths mit, etwa Operator (Ableton Live Suite) oder Retro Synth und EFM1 (Logic Pro X).
Freeware wie der oft empfohlene Dexed bleibt in dieser Übersicht außen vor. Unser Fokus liegt auf hochwertigen, kommerziellen Produkten – meist basierend auf der klassischen Sechs-Operatoren-Architektur, aber mit modernen Erweiterungen und kreativen Extras.
Die Kandidaten auf einen Blick
- FM leicht gemacht: GForce Halogen FM
- Hard- und Software vereint: Korg opsix native
- Sympathisches FM-Monster: Tracktion F.’em
- Großes Kino mit alternativem Design: Sugar Bytes Aparillo
- Modernes Abbild einer Legende: Arturia DX7 V
- Hommage an Ur-FM: Xils-Lab KaoX
- Der Altmeister aus Berlin: Native Instruments FM8
FM leicht gemacht: GForce Halogen FM
Die FM-Synthese kann einfach interpretiert und dabei noch aktuell klingen. Mit GForce Halogen FM klappt der Start in die ansonsten komplexe Materie sehr intuitiv.
Dieses Plugin bietet zwei Operatoren-Stränge, die sich per Zufall und Macro Control sehr leicht bearbeiten lassen. Die Halogen Spark Core mit Parameter-Randomize funktioniert wirklich überraschend musikalisch.
Die FM-Architektur ist eher einfach, es springen aber gute und moderne Presets heraus. Klassische FM-Bässe oder E-Pianos zählen wiederum nicht zu den Stärken. Insgesamt ist Halogen FM für alle FM-Einsteiger ein Tipp – für diesen günstigen Preis sowieso.
Preis: € 66,-
Hard- und Software vereint: Korg opsix native
Parallel zum Hardware-Synthesizer gibt es den Korg opsix native. Dieses Plugin bietet eine erweiterte FM-Synthese mit sechs Operatoren, einem Motion Sequenzer, der praktisch zur Automation von Klang- und Effektparametern verwendet werden kann, sowie einem sechsfach polyfonen Step-Sequencer.


Den flexiblen modernen Sound des opsix native prägen die internen Effekte, die klanglich auf hohem Niveau liegen. Nach der Installation gibt es rund 350 Presets im Browser, zusätzliche Sounds bekommt ihr im Korg Shop. Der reguläre Preis für den Korg opsix native ist eher happig, Besitzer eines Hardware-Opsix können sich die Software aber für rund 50 US-Dollar kaufen – insgesamt ein starkes Paket.
Preis: 199 USD
Sympathisches FM-Monster: Tracktion F.’em
Der Tracktion F.’em besticht zunächst durch vier Layer inklusive vier Effektslots. Anstelle von festen Algorithmen lassen sich die insgesamt elf Operatoren untereinander frei verknüpfen. Außerdem kann man dabei auch Sample-Oszillatroren einbringen. Bei der Klangformung packt ein Dual-Multimode-Filter zu, jeweils zwei klassische LFOs und Hüllkurven für jeden Operator und zwei spezielle Flow-LFOs mit freier Wellenformen gibt es zudem.
Für das rhythmische Sounddesign bieten sich die tempo-synchronisierbaren und loopbaren Hülkurven an, die Modulationsmöglichkeiten sind quasi endlos. Die Qualität der mitgelieferten Library hinterlässt einen ambivalenten Eindruck, denn nicht alle Presets sind so hochwertig, wie man es erwartet. Trotzdem kann man bedenkenlos zuschlagen, denn der Tracktion F.’em bringt ein hohes Klangforschungspotenzial zum durchaus angemessen Preis mit.
Preis: 179 USD
Großes Kino mit alternativem Design: Sugar Bytes Aparillo
Der Aparillo Sugar Bytes stellt konzeptionell, klanglich und sogar auch visuell eine Ausnahme unter den aktuellen FM-Synths dar. Er bietet nur drei FM-Algorithmen, erzeugt aber tiefschichtige Klänge für cineastische Musik. Durch Formant Shifting oder Wavefolding entsteht der Basisklang, der mit einer üppigen Effeksektion zum Schweben gebracht wird.
Der Clou von Sugar bytes Aparillo ist der „Orbiter“. Er ermöglicht das Sound-Morphing und bietet sich wegen des Arpeggiators auch zum ungewöhnlichen Editieren von Klängen an. Mehr noch: Die extravagante grafische Oberfläche ist ein Blickfang. Für Liebhaber atmosphärischer Klangstrukturen ist der Aparillo mit seinen 500 charismatischen Presets definitiv ein Tipp, zumal er nicht besonders viel kostet.
Preis: 99,- EUR

Modernes Abbild einer Legende: Arturia DX7 V
Der Arturia DX7 V macht seinem Namen alle Ehre. Schon auf den ersten Blick erkennt man die ansprechende Emulation des Klassikers Yamaha DX7, die bis ins Detail entwickelt wurde. Natürlich lassen sich originale DX7 Voices, die sich im Netz en masse finden, auch direkt importieren.
Wie bei anderen Synths der Arturia V-Collection bleibt es aber nicht bei einer detailgetreuen Nachbildung. Der Arturia DX7 V integriert noch einen Step-Sequencer und einen Arpeggiator, zwei LFOs sowie vier Effekt-Slots. Für DX7-Fans ist er sicherlich seinen Preis wert, am besten erwirbt man den Arturia DX7 V als Bestandteil der großartigen Arturia V-Collection.
Preis: 149 EUR
Hommage an Ur-FM: Xils-Lab KaoX
Ein frühes Exemplar aus Yamahas Synthesizer-Chronik bringt die französische Software-Schmiede Xils-Lab in die DAW. Der KaoX orientiert sich stark am seltenen 88-Tasten-Synthesizer Yamaha GS-1, der 1980 erscheint und bis zur Einführung des DX7 eher wenig gebaut worden ist. Er beherbergt zwei FM-Synths mit jeweils vier Operatoren, die sich auch layern und splitten lassen.
Für noch mehr Abwechslung sorgen die einfachen, analogen Oszillatoren und die Vintage-Effekte. Sogar ein Vier-Spur-Sequencer enthält der KaoX. Sein Preis ist stolz, die Inspiration eigene Sounds zu entwickeln, eher niedrig. Aber: Der Xils-Lab KaoX versprüht viel Retro-Charme und passt auch zu Produzenten von Lo-Fi-Musik, die von perfekt-unperfekten FM-Sounds leben.
Preis: 179 EUR
Der Altmeister aus Berlin: Native Instruments FM8
Es gibt ihn immer noch: Der Native Instruments FM8 war viele Jahre lang der Standard für FM-Klänge in der DAW. Er liest Klangdaten der FX-Synthesizer und protzt mit einer umfangreichen Synthese-Architektur. Eher bescheiden ist dagegen das Effektaufgebot.
Inzwischen gibt es mit Korg opsix native oder Tracktion F.’em starke Konkurrenten. Die Bedienung des FM8 läuft schon allein wegen der kleinen Darstellung auf dem Bildschirm zäh, dafür hat er sehr viele kommerzielle Presets mit im Gepäck. Letzten Endes holt man sich den Native Instruments FM8 heute besser als Bestandteil von NI Komplete, sofern man ihn noch nicht im Plugin-Ordner hat.
Preis: 99 EUR
Fazit
Der Einstieg in die FM-Synthese ist heute einfacher denn je. Eine besonders einsteigerfreundliche Option ist der Halogen FM von GForce. Wer gezielt nach einer DX7-Emulation sucht, kann mit der Freeware Dexed erste Erfahrungen sammeln – komfortabler wird es mit dem Arturia DX7 V, der zusätzlich moderne Features bietet. Für aktuelle, vielseitige FM-Sounds sind Korg opsix native und Tracktion F.’em empfehlenswert. Wer es experimenteller mag, findet in Xils-Lab KaoX oder Sugar Bytes Aparillo klangliche Spezialisten. Dank verfügbarer Demo-Versionen lassen sich alle Kandidaten vor dem Kauf risikofrei testen – also: Bühne frei für moderne FM-Synthese!
Klaus sagt:
#1 - 16.03.2023 um 15:00 Uhr
Ausserdem: Plogue ChipSynth OPS7 https://www.plogue.com/products/chipsynth-ops7.html