Beheimatet in Gräfeling bei München trat die Firma Doepfer 1979 mit ihrem „Voltage Controlled Phaser“ zum ersten Mal in Erscheinung. In den 80er und 90er Jahren konzentrierte man sich auf Synthesizermodule, MIDI-CV-Converter und MIDI-Masterkeyboards und entwickelte sogar zusammen mit der Band „Kraftwerk“ den MIDI-Analog-Sequenzer MAQ16/3. Im Jahr 2010 gelang Doepfer mit dem analogen Desktop-Synthesizer Dark Energy ein großer Erfolg.
Der Step Sequenzer „Dark Time“ ist ein vielseitiger Desktop Step-Sequenzer mit maximal 2×8 oder 1×16 Schritten, der über eine interne Temposteuerung verfügt, aber auch von externen Clocks synchronisiert werden kann. Viele verschiedene Laufmodi, Transponierungsmöglichkeiten, Clockdivide und eine stufenlos anwendbare Shuffle-Funktion machen ihn zu einem sehr patenten Kerlchen. Eigentlich als Ergänzung zum Doepfer Desktop Synthesizer „Dark Energy“ konzipiert, lässt er sich aber auch zur Steuerung anderer Synthesizer, Filter oder sonstiger Bausteine einer analogen elektronischen Klangerzeugung nutzen. Mit CV/Gate-, MIDI- und USB-Schnittstelle ist er für sämtliche Kommunikationsanforderungen gerüstet.
DETAILS
Im Karton befindet sich der Sequenzer, vier Patchkabel (Miniklinke, mono) für das CV/Gate-Interface, ein USB-Kabel, ein externes 12V-Netzteil und ein deutschsprachiges Handbuch. Äußerlich erinnert der Dark Time stark an seinen Bruder Dark Energy. Für mein Empfinden ein sehr schickes Gerätchen! Auf der Oberfläche sind die 16 Steps des Sequenzers durch 16 Potis mit jeweils zwei Kippschaltern repräsentiert. Hinzu kommt eine rote LED pro Step, die aufleuchtet, wenn ein Step durchlaufen wird. Es gibt übrigens auch eine Version mit weißen und blauen LEDs, die etwas teurer ist. Mit dem Poti bestimmt man den Wert, den ein Step senden soll, mit dem linken Kippschalter wählt man aus folgenden Funktionen:
On = Wert wird gesendet
Off = Wert wird nicht gesendet (Pause)
Skip = Step wir übersprungen und ist nicht Teil der Sequenz
Mit dem rechten Kippschalter stehen diese Funktionen zur Verfügung:
Continue = Sequenz läuft weiter (zum nächsten Step)
Jump = Sequenz beginnt ab hier wieder von vorne. Ist ein weiterer Step auf Jump gestellt, entsteht eine Sequenz-Schleife zwischen diesen beiden Steps.
Stop = Sequenz stoppt hier
Im unteren Bereich der Oberfläche findet man links zwei „Transpose“-Armaturen, mit deren Hilfe die Oktavlage um -1 oder +1 verschoben werden kann. Dabei lässt sich zwischen der oberen und unteren Step-Reihe unterscheiden. Der Parameter „Range“ bezieht sich auf die Steuerspannung, die am Ausgang des CV/Gate-Interfaces anliegt. Hier können Werte von 1V, 2V oder 5V gewählt werden. Mit „Quantize“ kann man der sonst sehr viel feineren Auflösung der Potis ein Zwölfton-Raster „aufzwingen“. Sofern man mit dem Dark Time einen Oszillator bzw. exakte Tonhöhen eines Synthesizers steuern möchte, ist dies ein gutes Feature. Eine weitere Funktion unter „ Quantize“ ist Option „Scale“. Sie ist bis auf Weiteres noch nicht nutzbar, Doepfer will hier noch die Möglichkeit nachreichen, benutzerdefinierte Skalen per USB-Schnittstelle in den Dark Time laden zu können. Weiter links befinden sich Auswahlmöglichkeiten für die Laufmodi, gesondert wählbar für untere und obere Reihe: Up, Random und Down. Unter „Link“ legt man fest, ob man eine 16-Step-Sequenz oder zwei parallel laufende nutzen möchte. Im Combi-Modus steht es einem sogar frei, andere Gatelängen für die acht Steps der oberen Reihe zu definieren. Auch die Abteilung „Sync“ hält drei Möglichkeiten bereit: Mit „Internal“ läuft der Dark Time im Tempo, das man mit dem Clock-Poti einstellt. Im Modus „External“ lässt sich sein Tempo per CV-Signal steuern, Midi/USB verwendet man, wenn man ihn im Sync zu einem externen Softwaresequenzer laufen lassen möchte. Der MIDI-Kanal kann frei gewählt werden.Die zwei nun rechts folgenden Potis haben eine Doppelfunktion, die mit dem am rechten Gehäuserand positionierten Schalter „Function“ umgeschaltet werden kann. So regelt man mit dem ersten Poti die Paramter „Clock“ (Tempo) und „Divide“ (Unterteilung von 1/2 bis 1/128 Note) und mit dem Poti „Pulsewidth“ die Notenlänge eines Steps bzw. den Shuffle-Grad. Shuffle steht jedoch auf CV/Gate-Ebene (External Mode) nicht zur Verfügung. Mit der Tastersektion ganz rechts unten startet oder stoppt man den Sequenzer, setzt ihn auf Anfang zurück oder fährt mit der Taste „Step“ im Stopp-Zustand einen der 16 Steps an, um ihn so in aller Ruhe zu editieren.
Auf der Rückseite prangt das kontaktfreudige Interface des Dark Time. Auf der linken Seite befinden sich folgende CV Ein- und Ausgänge im Mono-Miniklinkenformat:
St/St Out (= Start/Stop)
St/St In
Reset Out
Reset In
Clk Out (Clk = Clock)
Clk In
Gate 2 Out
Gate 1 Out
CV2 Out
CV1 Out
CV2 In
CV1 In
Auf der rechten Hälfte der Rückseite finden wir einen MIDI Ein- und Ausgang sowie eine USB- und Netzteilbuchse. Auf der MIDI-Ebene kann der Dark Time variable Notenbefehle (Tonhöhe und Länge) und einen festen Velocitywert von 127 senden. Auch können die obere und untere Step-Reihe auf unterschiedlichen MIDI-Kanälen arbeiten. So ist der Dark Time in der Lage, beispielsweise per MIDI zwei Klangerzeuger gleichzeitig zu triggern. Weitaus mehr kreative Möglichkeiten erhält man aber, wenn man die oben beschriebenen CV/Gate-Ausgänge in die Klangprogrammierung mit einbezieht.
Kommen wir zu zwei Dingen, die es hier nicht gibt: Speicherplätze und Display. Der Dark Time verfolgt das „what you see is what you get“ Prinzip gemäß gewisser archaischer Vorfahren. Dieses Prinzip hat seine Vorteile, weil man auf eine positive Art gezwungen ist, immer sofort Entscheidungen zu treffen, was einen meist schnell zu einem Ergebnis bringt, auch wenn dieses nicht immer viel mit dem ursprünglichen Ziel zu tun haben muss. Andererseits sind nachträgliche kleine Änderungen so gut wie unmöglich und eine Archivierung der Sequenzen beispielsweise ist nur mit Hilfsmitteln wie Fotoapparaten möglich. Am besten immer gleich aufnehmen, wenn das Ergebnis gefällt. Eine Frage, die ich mir stellte: Arbeitet der Dark Time wirklich analog? Zumindest trägt er diese Bezeichnung ja in seinem Namen. Die Antwort: Es handelt sich hier um echte, analog arbeitende Potentiometer und natürlich um eine äußerst analoge Bedienoberfläche. Aber die Elektronik, das Innenleben des Dark Time, arbeitet zu großen Teilen digital.
PRAXIS
Um den Dark Time in meine DAW einzubinden, reicht ein schlichtes USB-Kabel. Die Datenübertragung erfolgt dabei in beide Richtungen: Clock-Befehle werden vom Rechner an den Dark Time gesendet und Notenbefehle wiederum vom Dark Time an den Rechner, sobald mein Softwaresequenzer den Startbefehl gibt. Ich stelle am Doepfer das Sync-Hebelchen auf „Midi/USB“, und schon geht’s los, Hardware- und Software-Sequenzer arbeiten synchron. Unter Anwendung des „Quantize Modes“ gelingen mir recht schnell halbwegs vorzeigbare Pattern und Melodien. Schnell wird mir noch einmal verdeutlicht, dass dieses Instrument nicht zum Melodienspielen gebaut worden ist. Hier geht es um Repetitives, um rhythmische Verschiebungen, Spielereien oder auch schwer Vorhersehbares, das durch Überlagerungen, gegenläufige Laufmodi oder „krumme Sequenzlängen“ entsteht. Und natürlich auch um den haptischen Genuss von Hardware! Im Falle des Dark Time stimmt diese für einen Produkttest vielleicht etwas sehr blumige Beschreibung. Potis und Hebelchen wirken hochwertig und sind bestens verarbeitet. Sie haben einen gut gewählten Widerstand, hier wackelt nichts. Allein an der Abmessung der Armaturen bzw. der Abstände der Potis könnten groß gewachsene Hände etwas auszusetzen haben. Das Panel des Dark Time ist recht komprimiert, für mein Empfinden aber nicht zu klein. Wer beispielsweise mit den Produkten von MFB gut zurechtkommt, wird auch an den Größenverhältnissen dieses Doepfers nichts auszusetzen haben!
In meinem Testaufbau steuert der Dark Time über die USB-Verbindung (MIDI) einen Softwaresynthesizer an. Wenn ich während des Sequenzerbetriebs mit einer MIDI-Tastatur zusätzlich Notenbefehle an den Dark Time sende, wird das Pattern, das er spielt, entsprechend hoch- oder heruntertransponiert. Das klingt dann so:
Audio
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Sequence Transpose per MIDIClock divide
Als Nächstes steuere ich per MIDI ein Drumkit in einem Softwaresampler an. Zu hören sind zunächst der 16 Step Sequenzmodus und darauf der 2×8 Step Sequenzmodus, eine Überlagerung der Steps 1-8 und 9-16, ohne etwas an der Sequenz zu ändern. Im dritten Beispiel drehe ich noch etwas Shuffle dazu. Beispiel Nr.4 zeigt ein Synth-Pattern mit Shuffle-Feel.
Hier ein paar Beispiele, wie man die Jump-, Reverse- oder Random-Modi einsetzen kann.
Audio
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PatternJumpReverseRandom
In Ermangelung eines CV/Gate-fähigen Synthesizers kann ich die Möglichkeiten dieses sogenannten analogen Interfaces hier nur theoretisch beschreiben. Kann man den Dark Time auf der MIDI -Ebene nur als Notenbefehlsgeber einsetzen, eröffnen sich auf der CV/Gate Ebene weitere Optionen. Mit den rückseitig anliegenden Steuerspannungen lässt sich zum Beispiel der VCA eines analogen Klangerzeugers (Velocity) steuern oder die Cutoff-Frequenz eines Filters beeinflussen. Je nachdem, was das zu steuernde Instrument für CV/Gate-Optionen bietet. Und auch der Dark Time selbst reagiert auf modulierende Steuerspannungen. Wer einen bloßen MIDI-CV Converter braucht, kann dieses Gerät übrigens dafür zweckentfremden!
FAZIT
Für alle, die gerne Hand anlegen beim Basteln von elektronischen Pattern, für Musiker, die Patchkabel und Potis mögen, für die ist der Dark Time ein gut funktionierendes, preiswertes und wahrscheinlich auch inspirierendes Instrument. Mit MIDI-, USB- und CV/Gate-Interface bestückt, deckt er einen großen Anwendungsbereich ab, er ist schnell in die DAW integriert, als „MIDI-Satellit“ eingesetzt oder auf CV/Gate-Basis in einem modularen Synthesizerverbund integriert. Auch Kombinationen von MIDI- und CV/Gate-Betrieb sind möglich. Die solide Bauweise und sein schickes, hochwertiges Design sind weitere Stärken des kleinen Sequenzers. Allein die recht kleinen Abständen zwischen den Potis könnten für kräftigere Finger problematisch werden. Wer bisher mit MPCs oder Softwaresequenzern programmiert hat, wird hier wohl Speicherplätze vermissen und auch grafische Anzeigen gibt es keine, das Auge muss sich mit blinkenden LEDs begnügen. Das Meiste läuft nach Gehör und Fingerspitzengefühl und Klangkreationen sind nicht selten und mit voller Absicht dem „geplanten Zufall“ überlassen.
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