Harley Benton Bass Drive BDI-2000 Test

Harley Benton Bass Drive BDI-2000, denn es muss nicht immer das große Besteck sein! Gerade im Studio oder beim Homerecording sind moderne Di-Box-/Preamp-Lösungen äußerst praktisch und erledigen mit ihren oftmals umfangreichen Feature-Sets den Job sehr effektiv und kostengünstig. Auch im Livebetrieb kann eine DI-Box mit Preamp nützliche Dienste leisten, sowohl als Klangwerkzeug vor dem eigentlichen Verstärker oder schlicht als symmetrische Signalweiterleitung für den Livemischer oder das Recordingequipment.

HarleyBenton_BDI2000_004FIN

Nun hat also auch Harley Benton ein solches „Schweizermesser“ für uns Basser im Portfolio. Die DI/Preamp-Stompbox der Thomann-Eigenmarke hört auf den Namen Bass Drive BDI-2000, kommt mit einer umfangreichen Klangregelung und beeindruckt zuerst einmal mit seinem äußerst budgetfreundlichen Preisschild. Ob auch die inneren Werte des BDI-2000 einen bleibenden Eindruck hinterlassen, könnt ihr in diesem bonedo Test nachlesen und hören.

Details

Der Aufbau der BDI-2000 von Harley Benton ist der einer typischen Stompbox, mit einem Fußschalter auf der unteren Hälfte der Oberseite, den Reglern für sämtliche Parameter davor und allen Anschlussoptionen entweder links oder rechts am Gehäuse. Das Gehäuse selbst ist aus robustem Metall und tadellos verarbeitet, die Qualitätsanmutung ist sehr gut und die günstige Box muss sich nicht hinter deutlich teureren Produkten verstecken. Auf der Unterseite sind keine Gummifüße, die das Gerät gegen Rutschen sichern könnten, stattdessen wurden sowohl an die Vorder- als auch an die Rückseite große Kunststoffkappen angeschraubt. Die übernehmen nicht nur die Funktion der Gummifüße, sondern schützen zusätzlich die Kanten des Gerätes, vor allem die durch Fußtritte stark beanspruchte unterhalb des Fußtasters. Auf der Unterseite ist das Batteriefach mit einem einfachen Schnappverschluss zu öffnen, die passende 9-Volt-Batterie liefert Harley Benton lobenswerterweise mit. Das BDI-2000 kann optional auch mit einem 9-Volt-Netzteil betrieben werden, der Anschluss sitzt auf der rechten Seite, das Netzteil ist allerdings nicht im Lieferumfang.

Fotostrecke: 5 Bilder Absolut roadtauglich und stabil, das Gehäuse der Harley Benton BDI-2000

Da wir schon bei den Anschlüssen sind: Direkt neben dem Netzteilanschluss sitzen zwei Klinkenbuchsen, einmal der Bass Input, an den das Instrument geklemmt wird, und die zweite mit der Bezeichnung Parallel Out. Dieser Ausgang liefert ein unbearbeitetes Basssignal für die Weiterleitung an andere Geräte wie Mischer, Recording-Equipment oder Verstärker. Auf der linken Seite findet sich der normale Ausgang in Klinkenform für die Verbindung mit dem Bassverstärker, die XLR-Buchse daneben liefert ein symmetrisches Signal für den Livemischer oder das Audiointerface im Studio. Auch an einen Groundlift-Schalter zum Eliminieren von Brummschleifen haben die Konstrukteure von Harley Benton gedacht, er ist leicht zugänglich auf der Oberseite der Stompbox angebracht.
In Sachen Konnektivität ist die BDI-2000 also für sämtliche Standardsituationen gut gerüstet, so richtig spannend wird es aber erst bei den Features zur Klangformung, und davon hat der Bass Drive einige an Bord.
Acht Potis auf der Oberseite sind für alle einstellbaren Parameter zuständig. Zugegeben, das sind viele Regler für eine Stompbox, aber ihre Bedienung gestaltet sich dennoch praktikabel, weil sie recht schmal und weit genug voneinander entfernt sind. Lediglich die Distanz zum Fußschalter könnte ein Problem darstellen, denn vor großen Sohlen und unpräzisen Tritten gibt es keinen Schutz. Zumindest die untere Reihe wird im Livebetrieb sicherlich den einen oder anderen Fehltritt abbekommen und ich bin nicht sicher, ob die Kunststoffregler auf Dauer einer derartigen Behandlung standhalten können.
Aber kommen wir jetzt zu den Möglichkeiten im Einzelnen, angefangen bei der oberen Poti-Reihe. Die ersten beiden Regler mit den Bezeichnungen „Contour“ und „Color“ werden die meisten schon in ähnlicher Form bei Bassverstärkern gesehen haben. Contour höhlt bei zunehmendem Reglerweg im Uhrzeigersinn die Mitten aus und boostet gleichzeitig Höhen und Bässe, der Sound sollte also transparenter und wuchtiger werden. Hinter dem Colour-Regler verbirgt sich ein Low-Pass-Filter, der bei zunehmender Dosierung die Höhen ausfiltert und den Sound im Idealfall in Richtung „Vintage“ trimmt. Darauf folgt ein schlichter Dreiband-EQ mit den entsprechenden Reglern für Treble, Middle und Bass, mit denen die Frequenzen sowohl abgesenkt als auch angehoben werden können. Die untere Reihe mit ihren drei Reglern ist ebenfalls schnell erklärt. Mit dem Level-Poti wird die Lautstärke des Effektsounds bestimmt und so an die des sauberen Signals angepasst, der Blend-Regler mischt ihn mit dem cleanen Sound, und Drive ist schließlich für den Gainpegel des Vorverstärkers zuständig. 

Fotostrecke: 5 Bilder Schwarz und Gelb dominieren das Äußere

Praxis

Auf meiner ersten „Testfahrt“ beschäftige ich mich zuerst einmal eingehend mit dem Drive-Regler des BDI-2000, denn schließlich verspricht der Hersteller moderne Overdrive-Sounds mit dem Bass Drive. Dafür verwende ich einen Bass mit aktiver Elektronik und relativ hohem Ausgangspegel, damit mein Kandidat genug Futter bekommt und hoffentlich gut anspricht. Meine Hoffnungen lösen sich aber schnell in Luft auf, denn selbst mit voll aufgedrehten Drive- und Levelreglern erzeugt das Gerät keine Zerrsounds, der Ton bleibt sauber. Erst mit heftigem Einsatz des EQ, bei dem Mitten- und Bassregler fast voll aufgedreht sind, wird die Box schließlich böse und geht in die Zerre. Mit einem passiven Bass und dementsprechend niedrigerem Pegel wird es wohl noch schwerer, den Preamp zu übersteuern, um Zerrsounds aus der Kiste zu kitzeln. Außerdem beeinflusst der Levelregler den Driveregler, denn wenn ich die Lautstärke des Zerrsounds mit dem Levelregler zurückdrehe, um ihn an den cleanen Sound anzupassen, reduziert sich leider auch die Verzerrung enorm. Als Verzerrer vor dem Amp eignet sich das BDI-2000 also nicht, denn der Effektsound ist um ein Vielfaches lauter als das durchgeschaltete Signal. Die Verzerrung selber klingt durchaus angenehm und warm, mit den zusätzlichen Mitten und Bassschub durch den EQ kann man schön fette und angezerrte Basssounds mit Röhrenflavour aus der Box locken.

HarleyBenton_BDI2000_022FIN

Apropos EQ, die Center-Frequenzen des Dreiband-EQ sind gut gewählt, um den Klang in der Praxis effektiv bearbeiten zu können. Der Bassregler greift nicht zu tief, sondern pusht warme Punchbässe bis in den Tiefmittenbereich, der Mittenregler liefert aggressive Hochmitten für durchsetzungsstarke Rocksounds und die Höhen klingen transparent, aber nicht harsch. Damit kann man den Klang prinzipiell schön nach seinen Präferenzen färben, deutliche Soundveränderungen sind allerdings erst auf den letzten Millimetern des Reglerweges zu hören, die Dosierung der einzelnen Bänder ist dadurch etwas problematisch. Eine gleichmäßigere Funktionsweise wäre hier angebrachter und benutzerfreundlicher.
Der Colourregler ist noch viel schwerer zu dosieren. Er sollte eigentlich über denn gesamten Reglerweg die Höhen absenken und im Idealfall in jeder Stellung brauchbare Einstellungen bis hin zu dumpfen Vintagesounds ermöglichen. Bei einer Stellung um 12 Uhr sind aber schon so viele Höhen und Hochmitten gekappt, dass der Sound undefiniert wird und in der Praxis kaum noch sinnvoll einzusetzen ist. Schade, denn mit dem Colour Feature kann man prinzipiell, wenn auch leider nur auf der ersten Hälfte des Reglerweges, gute Sounds finden, die Dosierung ist aber alles andere als ein Vergnügen.
Der Contourregler ist wesentlich gutmütiger abgestimmt als das Colour-Feature. Nach 12 Uhr wird der Effekt zwar auch sehr extrem, aber auf dem gesamten Weg sind brauchbare Sounds zu finden. Resultat ist ein mehr oder minder starker Scoopsound mit einer ordentlichen Mittenaushöhlung, fetterem Fundament und transparenteren Höhen, der aber gottseidank nie zu undifferenziert wird und aus dem Ruder läuft. Der Contour-Regler ist für mich das Highlight der „Bass Drive“-Klangformung, bei moderatem Einsatz in Kombination mit einem hohen Gainpegel kommen durchaus Ampeg-mäßige Sounds aus der kleinen Kiste.
Die ganze Dosierungsproblematik wird etwas abgemildert durch den Blend-Regler, der das cleane Signal stufenlos mit dem Effekt mischt. Ein zu heftig bearbeiteter Sound, der aus den Fugen zu geraten droht, kann mit der Beimischung des sauberen Signals wieder etwas trockengelegt werden. Besser wäre es natürlich, wenn die Features an sich gut funktionieren würden.
In Sachen Nebengeräuschentwicklung verhält sich der „Bass Drive“ unauffällig, bei starkem Gainpegel und heftigem EQ-Einsatz lässt sich erwartungsgemäß ein leichtes Rauschen vernehmen. Für ein Gerät dieser Preisklasse geht das aber völlig in Ordnung und das BDI-2000 kann hier zum Schluss nochmal punkten.

Audio Samples
0:00
Colour 10 Uhr Colour 12 Uhr Contour 12 Uhr Drive Voll Flat Bass und Mitten voll

Fazit

Die Harley Benton BDI-2000 ist eine sehr preisgünstige Alternative im Markt der DI-/Preamp-Boxen für den Bass. Man bekommt für kleines Geld eine tadellos verarbeitete und stabile Stompbox, die neben der Funktionalität als Di-Box ein Menge Tools zur Klanggestaltung an Bord hat. Schon in der Grundeinstellung ohne EQ-Einsatz wird der Sound wärmer und fetter, gewinnt deutlich an Charakter. Einige nicht optimal umgesetzte Features trüben das ansonsten recht positive Gesamtbild leider etwas und erschweren die Bedienung, was besonders weniger erfahrenen Bassisten den Einstieg erschweren kann. Wenn man die Schwächen kennt und sich mit den Reglern einige Zeit auseinandersetzt, kann man aus dem Bass Drive allerdings eine Menge an charakterstarken Sounds mit Röhrenflair herausholen, die sowohl im Studio als auch vor einem Amp auf der Bühne funktionieren.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • gute Verarbeitung
  • niedriger Preis
  • gute Sounds
  • großzügige Ausstattung
Contra
  • Colour schlecht abgestimmt, Reglerweg nur zu 50% brauchbar
  • ansonsten guter EQ nicht gut dosierbar
  • Levelregler beeinflusst den Gainpegel
  • Potis nicht geschützt, bzw zu nahe am Fußschalter
Artikelbild
Harley Benton Bass Drive BDI-2000 Test
Für 59,00€ bei
HarleyBenton_BDI2000_005FIN
Facts
  • Hersteller: Harley Benton
  • Model: BDI-2000 Bass Drive, Di-Box/Preamp für Bass
  • Anschlüsse: Input, Parallel-Out, Output, XLR-Out mit Groundlift, Netzteil
  • EQ: Contour, Color, Bass, Middle, Treble
  • Sonstige Regler/Schalter: Blend, Drive, Level, Fußtaster an/aus
  • Stromversorgung: 9 Volt, entweder mit mitgelieferter Batterie oder optionalem Netzteil
  • Preis: 49,00 Euro
Hot or Not
?
HarleyBenton_BDI2000_004FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sire Marcus Miller F10-6 NT - Sound Demo (no talking)
  • First notes on the Sire Marcus Miller F10-6 NT #shorts #sirebass #marcusmiller #siremarcusmillerf10
  • First notes on the Marleaux Consat Custom Bolt-On #bassguitar #marleaux #bass #bassbonedo