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Harley Benton Hybrid Steel BK Test

Die Harley Benton Hybrid Steel ist Teil einer Semiakustik-Serie, die charakteristische Eigenschaften der akustischen und elektrischen Gitarrenwelt miteinander vereint. Erhältlich sind die neuen Hybriden der Thomann-Hausmarke als Nylonstring mit Piezotonabnehmer und als Steelstring, wobei Letztere mit einem Piezo und einem klassischen Telecaster-Singlecoil in der Halsposition aufwartet.

Harley Benton Hybrid Steel BK Test

Beide Modelle ähneln sich in Bezug auf Optik und Maße extrem und kommen mit Hälsen und Bodys aus Mahagoni sowie einem Mahagonihals mit Palisandergriffbrett. Die Stahlsaitenausführung ist in einem Naturfinish sowie im Falle meines Testkandidaten in einer tollen Grau-Sparkle-Lackierung erhältlich und überrascht mit einem äußerst attraktiven Thekenpreis. Das sollte für uns Grund genug sein, den Harley-Benton-Neuzugang einem Testlauf zu unterziehen!

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Korpus

Die Hybrid Steel besitzt einen Korpus aus afrikanischem Mahagoni, dem eine Decke aus massiver Sitkafichte aufgeleimt wurde. Auch wenn die Testkandidatin den Namenszusatz BK wie “Black” trägt, handelt es sich beim Finish eher um eine metallische Sparkling-Graulackierung, die optisch sehr ansprechend wirkt und sauber aufgetragen ist. Wer es gerne etwas puristischer mag, kann die Hybrid Steel übrigens auch in einem Naturfinish erwerben.

Die Korpusdicke fällt bei Semihollow-Modellen naturgemäß etwas schlanker aus und schlägt hier mit 54 mm zu Buche, wobei sich das Gewicht des Instruments auf 3 kg beläuft.

Fotostrecke: 5 Bilder Best of both worlds – die Harley Benton Hybrid Steel lässt akustischen und elektrischen Gitarrensound miteinander verschmelzen.

Am Hals-Korpus-Übergang befindet sich ein Cutaway, dank dessen sich alle 21 Bünde komfortabel erreichen lassen, obwohl hier keine Verjüngung des Halsfußes stattfindet. Beim Steg fiel die Holzwahl auf Palisander, in den eine Knochenstegeinlage eingearbeitet wurde. Die Saiten ab Werk, ein D’Addario .012 – .053 Coated Phosphor Bronze Satz, werden nicht wie sonst bei Steelstrings üblich mithilfe von Bridge-Pins gesteckt, sondern von der Stegrückseite kommend eingefädelt. Anstelle eines mittigen Resonanzlochs entschied man sich für C-Löcher, die ober- und unterhalb des Saitenverlaufs eingefräst wurden und der Gitarre eine schöne Optik verleihen, auch wenn man bei der Lackierung der Innenkanten etwas akkurater hätte arbeiten können. An der Korpusrückseite trifft man auf die chromfarbene Neckplate sowie auf schwarze Kunststofffächer. Diese lassen sich durch Kreuzschrauben leicht entfernen und gewähren Zugang zur Elektrik, den Batterien und dem E-Gitarren-Pickup. Am hinteren Zargenende sowie im Halsfuß sind die chromfarbenen Gurtpins angebracht und der Eingang für das Klinkenkabel sitzt im Les-Paul-Stil an der rechten unteren Zarge.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Steg ist aus Palisander gefertigt und mit einer Stegeinlage aus Knochen ausgestattet.

Hals

Wie der Korpus besteht auch der Hals aus afrikanischem Mahagoni, garniert mit einem aufgeleimten Palisandergriffbrett. Hier befinden sich 21 halbwegs gut polierte und sauber abgerundete Medium-Bünde und Punkteinlagen in Perlmuttoptik. Die Bundstäbchen sind größtenteils präzise abgerichtet, allerdings zeigt sich bei einem Bund in der 7. Lage eine kleine Unebenheit in der Höhe, die jedoch minimal ausfällt. Der Hals hat eine Mensur von 628 mm und eine Sattelbreite von 43 mm bei einem komfortablen C-Shape, das ein angenehmes und sportliches Spielgefühl verleiht. Die Rückseite offenbart zwei dunkle Streifeneinlagen, hinter denen sich der Halsstab befindet; der Hals-Korpusübergang liegt auf Höhe des 14. Bundes. Vier Kreuzschrauben befestigen über eine chromfarbene Platte den Hals am Korpus, wie man es von E-Gitarren kennt. Die Saiten werden über einen ABS-Kunststoffsattel zu den symmetrisch angeordneten geschlossenen Deluxe-Gussmechaniken geführt, welche die Stimmung relativ zuverlässig halten. Die Kopfplatte kommt im typischen Steelstring-Design und beheimatet auch den Zugang zum Halsstellstab, der mit dem beiliegenden Inbus einstellbar ist.

Fotostrecke: 6 Bilder Afrikanisches Mahagoni findet auch beim Hals Verwendung, der ein komfortables C-Shaping aufweist.

Elektrik

Die Harley Benton Hybrid Steel kommt mit einem dualen Pickupsystem mitsamt Preamp. Unter der Stegeinlage liegt ein Piezo-Pickup und in der Korpusmitte ein Telecaster-artiger Singlecoil, dessen Hersteller nicht näher spezifiziert ist. Bei Letzterem handelt es sich um einen klassischen E-Gitarren-Pickup, der leicht diagonal angeordnet ist und sich in etwa zwischen der Position des Hals- und des mittleren Tonabnehmers einer Strat befinden würde.

Fotostrecke: 6 Bilder Das “Hybrid” im Produktnamen bezieht sich auf die Möglichkeit, sowohl akustische als auch elektrische Sounds zu generieren.

Zwei Gummipotis oberhalb des Hals-Korpusübergangs kümmern sich um die Lautstärke der Pickups. Der leicht höher angesiedelte und aus Spielerposition rechte Regler verarztet den Piezo, der linke den Hals-Singlecoil. Ein Tone-Regler ist hier allerdings nicht verbaut. Da das Pickupsystem mit Piezo und Preamp aktiv arbeitet, werden natürlich Batterien benötigt. Hier fiel die Wahl auf zwei CR2032 Knopfzellen, die hinter den Potis im runden Elektrikfach sitzen und auf der Rückseite gewechselt werden können.

Der Lieferumfang besteht lediglich aus dem Inbusschlüssel, der zum Einstellen des Halsstabs benötigt wird.

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Für die Soundfiles stöpsele ich die Gitarre zunächst direkt in den Preamp meines Audiointerfaces, eine RME Fireface UFX. Da Hybridgitarren entweder live über eine DI-Box direkt ins Pult oder im Studio in einen Mikrofonvorverstärker gespielt werden, macht diese Anwendung sicherlich am meisten Sinn. Allerdings kommen wir weiter unten noch auf den Sound mit einem E-Gitarren-Amp zu sprechen.

Beim akustischen Spiel präsentiert sich eine moderate Lautstärke, die eher an das Volumen einer unverstärkten E-Gitarre erinnert und deshalb etwas schwachbrüstig wirkt. Zum Aufwärmen oder leisen Üben reicht das jedoch allemal, zumal die Gitarre ohnehin ausschließlich für den verstärkten Gebrauch konzipiert wurde.

Die Werkseinstellung ist brauchbar mit relativ sauber eingestellter Oktavreinheit, auch wenn die Saitenlage für meinen Geschmack vor allem in den ersten Bünden etwas flacher und damit komfortabler ausfallen könnte. Dem ist jedoch der extrem gut bespielbare Hals mit dem angenehmen C-Shape entgegenzusetzen, der durchaus das Spielgefühl einer E-Gitarre vermittelt. Usern ist hier definitiv eine Korrektur des Sattels zu empfehlen, mit der sich noch ein paar Prozentpunkte an Greifkomfort herauskitzeln lassen.

Bei den Soundfiles hört ihr ein Fingerpicking, ein Strumming, geschlossener Anschlag und abschließend ein Flatpicking, also Zupfen mit dem Plektrum.

Alle Files werden erst mit beiden Tonabnehmern gespielt, dann ausschließlich mit dem Piezo, wofür ich die Lautstärke des Singlecoils herunterdrehe, und anschließend nur mit dem Singlecoil.

Der Piezopickup liefert den typischen Klangcharakter, während der Singlecoil etwas schwachbrüstig daher kommt.

Was sofort auffällt, ist der immense Lautstärkeunterschied zwischen Piezo und Singlecoil, sodass die Aktivierung beider Tonabnehmer gegenüber dem alleinigen Sound des Piezos nur einen marginalen Unterschied bietet. Über das Elektrikfach hat man zwar Zugang zu den Höhenverstellschrauben des Singlecoils, doch dieser ist leider schon am Anschlag und kann nicht noch näher an die Saiten gebracht werden. Der Piezo liefert den für diese Bauform typischen Sound, der leicht spitz in den Höhen und hart im Attack daherkommt, aber für Live-Anwendungen absolut ausreichend ist und eine niedrige Feedback-Empfindlichkeit garantiert. Der Sound des Singlecoils ist etwas dunkler und wärmer, hat aber auch leicht „topfige“ Züge. Das kann für LoFi-artige Garagensounds durchaus einen gewissen Charme besitzen und möglicherweise soll dieser Pickup auch eher als „Charakterkopf“ dienen, der den Steelstringsound mit einer für E-Gitarren typischen Abnahme verbindet.

Die Gitarre zeigt aufgrund ihrer Bauweise in den Bässen einen etwas flacheren Sound als dies ein Vollresonanzmodell bieten würde, klingt jedoch direkt und durchaus punchy. Grundsätzlich kann die Hybrid aus meiner Sicht auch eher in einem Live-Bandkontext ihre Stärken ausspielen, wenn es darum geht, dem Song einen Steelstringcharakter beizusteuern und ein dicker Bassbauch ohnehin nicht zwingend nötig wäre. Dem eingefleischten Fingerpicker und Westerngitarren-Fan mag das nicht ganz ausreichen, aber wer eine leichte, robuste und zuverlässige Akustikgitarre für live sucht, ist hier gut bedient. Die Volume-Potis arbeiten sehr funktional und erlauben eine gute Abstimmung der Tonabnehmer, wobei die Gummiknöpfe einen tollen Grip bieten.

Audio Samples
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Picking – beide Pickups Picking – nur Piezo Picking – nur Single Coil Strumming – beide Pickups Strumming – nur Piezo Strumming – nur Single Coil Geschlossener Anschlag – beide Pickups Geschlossener Anschlag – nur Piezo Geschlossener Anschlag – nur Single Coil Plektrum Picking – Beide Pickups Plektrum Picking – nur Piezo Plektrum Picking – nur Single Coil

Zum Abschluss spiele ich die Hybrid Steel in einen E-Gitarren-Amp, wobei ich jedoch nur den Hals-Singlecoil verwende. Clean hört ihr ein Fender Deluxe Reverb Modell und verzerrt einen Marshall Plexi. Der Klang kommt zwar etwas speziell, ist aber durchaus brauchbar, vor allem, wenn es um Punk- oder Indiesounds geht. Clean erhält man eine tolle Mischung aus Steelstring-Klang mit den typischen hohl-nasalen Eigenschaften eines Telecaster Steg-Pickups.

Audio Samples
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Clean – Fender Deluxe Reverb Verzerrt – Marshall Plexi
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Die Harley Benton Hybrid Steel ist ein solide verarbeitetes Instrument mit einer überaus ansprechenden Optik, einer sehr ergonomischen Form und einem tollen Hals. Natürlich klingt die Gitarre aufgrund der Semiakustikbauweise etwas flacher und auch der Piezopickup hat den typischen Klangcharakter dieser Bauweise, der aus meiner Sicht aber für die meisten Live-Zwecke vollkommen ausreicht. Der Hals-Singlecoil hat aufgrund des niedrigen Outputs im Verbund mit dem Piezo nur geringfügige Bedeutung, besitzt aber alleinstehend durchaus einen eigenen, leicht „ranzigen“ Charme, den er sowohl direkt in ein Pult als auch über einen E-Gitarrenamp ausspielen kann. Wem es darum geht, im semiprofessionellen Bereich auf einem Live-Gig oder für das heimische Recorden mal einen Steelstringsound abzuliefern, für den ist die Hybrid ein zuverlässiges Tool, das nicht allzu schwer ist und aufgrund der Feedback-Unempfindlichkeit auch bei großen Lautstärken eingesetzt werden kann.

Die Harley Benton Hybrid Steel kann mit attraktiver Optik und guter Verarbeitung punkten und empfiehlt sich für den Live-Gig oder das heimische Recorden im semiprofessionellen Bereich.
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gute Verarbeitung (mit Einschränkungen s. u.)
  • attraktive Optik
  • günstiger Preis
  • E-Gitarren-ähnliche Halsform
Contra
  • Lautstärkeunterschied zwischen Piezo und Singlecoil
  • etwas hohe Saitenlage
  • Lackierungsmängel in C-Löchern
Artikelbild
Harley Benton Hybrid Steel BK Test
Für 398,00€ bei
  • Hersteller: Harley Benton
  • Name: Hybrid Steel
  • Bauform: Hollowbody
  • Korpus: massives afrikanisches Mahagoni
  • Decke: massive Sitkafichte
  • Hals: afrikanisches Mahagoni, geschraubt
  • Griffbrett: Palisander
  • Griffbretteinlagen: Abalone Dot
  • Steg: Palisander mit Knocheneinlage
  • Halsprofil: C
  • Mensur: 628 mm
  • Sattelbreite: 43 mm
  • Sattel: Knochensattel
  • Bünde: 21 Medium
  • Tonabnehmer: Piezo und Singlecoil
  • Potis: 2x Volume (Piezo und Singlecoil)
  • Mechaniken: Deluxe DieCast
  • Hardware: Chrom
  • Besaitung ab Werk: D’Addario .012 – .053 Coated Phosphor Bronze
  • Ladenpreis: 399,00 Euro (Juni 2022)
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Profilbild von Bjoern

Bjoern sagt:

#1 - 20.06.2022 um 20:10 Uhr

1

Hi, Klingt die Gitarre auch noch mit leichteren oder gar e Gitarrensaiten? 12er akustik ist mir doch ganz schön heftig...

    Profilbild von Haiko (Bonedo)

    Haiko (Bonedo) sagt:

    #1.1 - 21.06.2022 um 15:37 Uhr

    0

    Hallo Björn, ohne das jetzt konkret mit diesem Modell getestet zu haben, würde ich Deine Frage jetzt mal bejahen! Ich würde mal 11er Westernsaiten probieren, ob das ok für Dich ist! Beste Grüße, Haiko

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