Der Höfner Violin Bass wurde vor sage und schreibe rund 70 Jahren vorgestellt und ist ohne Frage ein Klassiker, der eigentlich in jede Basssammlung gehört. Um das Erfolgsmodell „Beatle Bass“ auch weniger betuchten Bassisten zugänglich zu machen, bietet Höfner heute neben den nach wie vor in Deutschland gefertigten 500/1-Bässen auch zwei preisgünstigere Serien an: Den günstigsten Einstieg bietet dabei die Ignition-Serie, die in Indonesien hergestellt wird. Im mittleren Preissegment angesiedelt ist wiederum die Contempory-Serie, die laut Höfner für den harten Bühneneinsatz konzipiert wurde und in Japan das Licht der Welt erblickt. Unser heutiger Testling stammt aus der Contempory-Serie und ist eine Neuauflage des klassischen Bassmodells aus dem Jahr 1961. Der Höfner HCT 500/1 CV Contemporary wurde zur Verbesserung des Schwingungsverhaltens mit einem Sustainblock im Korpus ausgestattet und kommt mit dem sogenannten Cavern-Pickup-Spacing, bei welchem der Treble-Pickup ein gutes Stück in Richtung Hals verschoben wurde. Wie sich diese Features auf den Klang auswirken, werden wir in diesem Test herausfinden.
Höfner HCT 500/1 CV – das Wichtigste in Kürze
- Violin-Bass aus der Höfner Contempary-Serie
- 30-Zoll-Mensur
- Fichtendecke
- Zarge und Boden aus geflammtem Ahorn
- Sustainblock aus Fichte
- dreiteiliger Ahorn/Buche/Ahornhals mit Palisandergriffbrett
- Zwei Staple-Humbucker im Cavern-Spacing von 1961
Erster Eindruck
Nach einigen Blicken ist völlig klar: Höfner leistet sich bei meinem Testbass keinerlei Unzulänglichkeiten. Sämtliche Hölzer, die Lackierung und alle Einfassungen sind blitzsauber verarbeitet. Auch an der Bundierung gibt es nichts zu meckern – hier ist wirklich alles tiptop!
Selbstverständlich besitzt der Höfner HCT 500/1 CV Contemporary den typischen violinenförmigen Semi-Akustikkorpus der Beatles-Bässe und eine kurze 30“-Mensur, was ihm einen extrem kompakten Formfaktor beschert – das ausgesprochen leichte Handling ist ohne Frage ein großer Pluspunkt der Violin-Bässe!
Body
Boden und Decke des kleinen Bodies bestehen aus schick geflammtem Ahorn, und für die Decke kommt in traditioneller Manier Fichtenholz zum Einsatz. Die Kanten ziert ein aufwändiges Binding in “Weiß/Schwarz/Weiß“. Zu guter Letzt wurde der komplette Korpus mit einer hochglänzenden Poly-Lackierung in Sunburst versehen. Der typische Vintage-Look wird durch ein schickes Pickguard aus Perloid komplettiert.
Zur Sustainverbesserung sitzt im Korpus darüber hinaus ein Tonblock aus Fichte, der sich natürlich auch beim Gewicht des Basses bemerkbar macht. Doch keine Angst, der Höfner HCT 500/1 CV ist mit insgesamt 2,8kg alles andere als schwer und geht eher als Fliegengewicht durch!
Hals, Sattel, Mechaniken
Der Hals des Höfner HCT 500/1 CV Contemporary wurde bis etwa zum 16. Bund in den Korpus eingeleimt und besteht aus einem Teil Buche und zwei Teilen Ahorn. Keine Experimente werden beim Griffbrett gemacht, hier kommen bewährtes Palisanderholz und 22 Bünde sowie ein Nullbund zum Einsatz. Zur Orientierung gibt es die üblichen Dots im Fretboard, und für den klassischen Look sorgt ein schickes weißes Binding.
Die vier Saiten werden über einen Kunststoffsattel zu den offenen Nickel-Mechaniken geführt, die tadellos die Stimmung halten und leichtgängig laufen. Auf der leicht abgewinkelten und schwarz lackierten Kopfplatt finden wir zudem den Zugang zum Halsspannstab, der mit einem kleinen Plastikdeckel verschlossen ist.
Zweiteilige Brücke
Am Korpus werden die Saiten von einer Stegkonstruktion aufgenommen, die im Wesentlichen aus zwei Teilen besteht: Die Ballends sitzen in einem schwebenden trapezförmigen Saitenhalter, der in einen an der Zarge befestigten Metallwinkel gehängt wird. Der eigentliche Steg wurde aus Ebenholz gefertigt und kann mit zwei Rändelschrauben in der Höhe justiert werden.
Die Saiten laufen schließlich über kleine in Rillen eingelassene Metallreiter, die versetzt angeordnet sind, um eine perfekte Intonation zu gewährleisten. Der Abstand der Saiten zueinander beträgt am Steg übrigens gerade einmal 14mm und ist damit natürlich wesentlich enger, als man es von herkömmlichen Longscale-Bässen gewohnt ist. So manche Spieltechnik kann sich damit durchaus diffizil gestalten!
Pickups: Höfner Stable-Humbucker
Für den Sound sind zwei Höfner Staple Humbucker mit vernickelten Kappen zuständig, die beim Höfner HCT 500/1 CV direkt am Griffbrettende mit einem Abstand von etwa 7cm zueinander installiert wurden (61er Cavern-Spacing).
Der Sound wird am Höfner HCT 500/1 CV Contemporary mit dem klassischen Kontroll-Panel geregelt, das je einen Tea-Cup-Lautstärkeregler und einen On/Off-Schalter für die Pickups und einen Rhythm/Solo-Schalter umfasst. Die Wirkung des Rhythm/Solo-Schalters dürfte zumindest den Höfner-Fans bekannt sein Klar, im Rhythm-Modus ist der Bass eine Spur leiser als im Solo-Modus und die Höhen werden minimal gedämpft.
furanku sagt:
#1 - 03.09.2024 um 07:01 Uhr
Nichts gegen den Höfner Violinbass. Andererseits sehe ich abseits von Beatles Revivalbands und McCartney-Fans wenig Relevanz dieses Basses. Ich glaube auch kaum, dass selbst ein Bassist der Zielgruppe den typischen Klang wirklich heraushören könnte, den bekommt man auch mit anderen Bässen hin ... nur dass man eben dort diesen Sound sonst eher vermeidet. Auch spieltechnisch ist der Bass eher unangenehm. Es ist schon reine Tradition und Folklore diesen Bass bis heute zu bauen und offensichtlich finanziell für Höfner noch attraktiv.
Lars Lehmann sagt:
#1.1 - 03.09.2024 um 12:04 Uhr
Hallo Furanku, da muss ich dir aus meiner persönlichen Erfahrung widersprechen. Ich liebe den Sound meines Höfner-Basses, vor allem im Studio. Speziell mit Flatwounds sitzt dieser halbakustische Ton wie eine "1" im Mix. Na klar, das Handling eines Violin-Basses ist ohne Frage speziell, aber der Klang war bislang bei ganz bestimmten Songs (meistens welche mit Retro-Klangästhetik, aber auch einige moderne Dance-Nummern) exakt das, was die Tracks brauchten. Viele Grüße, Lars
Antwort auf #1 von furanku
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenpau docmartney sagt:
#1.1.1 - 09.09.2024 um 08:57 Uhr
spiele die dinger und auch kopien davon auch gerne, mit pyramid flats. erst einmal sind sie schön leicht und ich hab eh bandscheibenprobleme, dann mag ich das stringspacing und auch die mensur- macht flotte fingerlines easy machbar und obendrein liebe ich alles mit hohlräumen- die akustische komponente macht so ein instrument irgendwie organischer. mache damit in erster linie reggae, ska, dub und artverwandtes- robbie shakespeare von den riddim twins "sly und robbie" hat die dinger auch immer wieder benutzt- und sogar da kommt bei mir zusätzlich n schaumklotz unter die saiten, um den sound noch mellower hinzukriegen. ich muss aber auch dazusagen, dass ich bei den dingern immer sofort nach erwerb die bescheuerte elektrik rausschmeisse und dafür ein volume- und ein tone-poti, sowie für jeden pickup einen on/of-kippschalter einbaue. ich schraube mir meinen sound auch während der gigs gerne am bass zurecht, bevor ich ständig an den amp renne. ist zwar nicht die nummer 1 in meiner sammlung (die ist inzwischen auch absurd groß), aber für proben mit fahrradanreise ideal.
Antwort auf #1.1 von Lars Lehmann
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