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Hughes & Kettner AmpMan Classic und AmpMan Modern Test

Mit den beiden Hughes & Kettner AmpMan Classic und AmpMan Modern Pedal-Amps führt der saarländische Gitarrenverstärker-Spezialist eigentlich nur eine Entwicklung konsequent weiter. Waren es zuerst Tubemeister und Grandmeister als kompakte Topteile, folgten die Black Spirit Amps und mit dem Black Spirit 200 Floor auch der erste Amp im Floorboard-Format. Unsere beiden Kandidaten markieren den nächsten Schritt auf dem Weg, vollwertige Verstärker in einem Format anzubieten, das sie zum Einsatz im Pedalboard befähigt.

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Die beide AmpMan-Pedalverstärker sind in ihrer Ausstattung identisch: Mit zwei getrennten Kanälen, 50 Watt an 4 Ohm, 25 Watt an 8 Ohm oder 12,5 Watt an 16 Ohm, Red Box Out, FX-Loop sowie Boost- und Solo-Funktionen. Der Preis: attraktive runde 350 Euro. In der rechten Hand das Pedalboard, in der linken das 1×12 Cab und auf dem Rücken die Gitarre. Auto ausladen und nur einmal laufen, oder sogar mit dem ÖPNV unterwegs, das wäre für viele Musiker der Optimalzustand. Und gleichzeitig im Gepäck alle Sounds in durchsetzungsfähiger Lautstärke – das klingt alles ideal, wenn man diese Zeilen liest. Aber wie klingt es tatsächlich? Und sind unsere kleinen Pedalboard-Amps mit ihrer Leistung auch laut genug für die Band, denn 25 Watt an 8 Ohm sind nicht unbedingt die Attribute eines fulminanten Kraftpakets, oder in diesem Fall doch?

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Details

Die Modelle Classic und Modern unterscheiden sich prinzipiell nur in der Klanggestaltung des zweiten Kanals. Der erste Kanal (A) ist für unverzerrte Sounds im Vintage-Stil zuständig – der Hersteller spricht hier von einer Reichweite zwischen California Clean und British Crunch. Beim AmpMan Classic ist Kanal B traditioneller orientiert und zerrt in Richtung der britischen Amps der 70er und 80er Jahre, der AmpMan Modern ist beim Kanal B eher auf Feuer gebürstet, moderne High-Gain-Sounds für die härtere Gangart sind hier angesagt.

Gehäuse/Optik

Die beiden Amps stecken in einem Gehäuse aus Stahlblech, der AmpMan Classic in Silbergrau Metallic und der AmpMan Modern eine Stufe dunkler. Mit vier Gummifüßen an der Unterseite haben die AmpMänner rutschfesten Halt auf glatten Oberflächen, für die Befestigung im Pedalboard können die Füße demontiert werden. Die Amps haben die Maße 250 x 153 x 52 mm und bringen 1176 Gramm auf die Waage. Alles ist sorgfältig strukturiert angeordnet. Auf der Oberseite findet man die Regler für beide Kanäle in zwei Reihen platziert, die hintere dritte Reihe beherbergt vier Fußschalter mit Relais-Schaltung, weshalb knackfreies Umschalten gewährleistet ist. Der AmpMan macht einen sehr soliden Eindruck, die Regler laufen einwandfrei, alles sieht stabil und wertig aus. Einziger optischer Kritikpunkt wäre, dass beim AmpMan Classic die weiße Beschriftung der Regler auf dem silbergrauen Gehäuse bei Lichteinstrahlung von oben nicht gut erkennbar ist. Aber in der Regel hat man die Funktion der Bedienelemente recht schnell im Kopf, auch wenn sie beim AmpMan nicht so ganz dem klassischen Amp-Panel entsprechen. Aber dazu gleich mehr.

Fotostrecke: 7 Bilder Kompakte Effekt-Pedalboards sind angesagt und da stellt sich die Frage, wie man seinen Amp auch auf dieses Format schrumpfen könnte.

Front/Anschlüsse

Die Front ist bepackt mit diversen Anschlüssen und weiteren Reglern. Los geht es auf der linken Seite mit der Eingangsbuchse, daneben der Regler für das eingebaute Noise-Gate. Es folgen die Anschlussbuchsen für den internen FX Loop (Send, Return), an den man Effekte anschließen kann, die hinter der Amp-Vorstufe positioniert werden sollen (Modulation, Delay, Reverb). Als nächstes kommen die rot umrandeten Bedien- und Anschlusselemente der eingebauten Red Box, bei der das Amp-Signal mit Cab-Simulation an das Mischpult ausgegeben wird. Ein Schalter aktiviert die Red Box und mit einem weiteren kann der Pegel zwischen Line und Mic umgeschaltet werden. Die Red Box besitzt einen symmetrischen XLR-Out und ein Rasterpoti bietet die Wahl zwischen acht unterschiedliche Cabs. Zum leisen Jammen mit Kopfhörer steht ein Phones Output mit 3,5 mm Stereoklinke und Poti zum Justieren der Lautstärke bereit. Über den daneben liegenden Aux In, ebenfalls im Miniklinkenformat, lassen sich die Jamtracks von MP3 Player/Smartphone/Tablet etc. zuspielen. Neben dem Power-Schalter befindet sich ganz links der Anschluss für den Lautsprecher (Klinke). Der AmpMan ist mit einer Class D-Endstufe ausgestattet, die 50 Watt an 4 Ohm, 25 Watt an 8 Ohm und 12,5 Watt an 16-Ohm-Boxen liefert. Die 25-Watt-Variante wird wohl die am häufigsten eingesetzte sein, denn die meisten 1×12 oder 2×12 Cabs kommen mit einer 8-Ohm-Impedanz.

Fotostrecke: 8 Bilder Auf der Front bieten sich jede Menge Anschlussmöglichkeiten an, die bei beiden Amp-Pedalen identisch ausfallen.

Bedienfeld

Die beiden Kanäle verfügen über eine identische Reglerbestückung und für das Einstellen der Kanäle sind die schwarzen Potis zuständig. Hier gibt es eine etwas untypische Parameter-Auswahl, denn man findet keine Dreibandklangregelung mit Treble, Middle und Bass, sondern lediglich einen Tone-Regler. Dazu kommen ein Presence- und ein Resonance-Regler für Low-End und High-End. Mit dem Gain-Regler wird der Zerrgrad eingestellt und Volume steuert die Lautstärke des Kanals. Dazu kommt pro Kanal noch ein Regler für Sagging, der die Endstufensättigung und das entsprechende Kompressionsverhalten bestimmt. Das weiße Master-Poti stellt die Gesamtlautstärke des Amps ein, während mit den vier Schaltern in der hinteren Reihe diverse Modifikationen im Sound vorgenommen werden können. Der Schalter Channel A/B wechselt die Kanäle, mit dem Boost-Schalter wird die Vorstufe etwas heißer angefahren, was eine höhere Verzerrung mit sich bringt – das Ganze selbstverständlich abhängig von der Einstellung des Gain-Reglers. Der Boost versteht sich nicht als einfacher Volume-Boost mit mehr Pegel, hier werden bestimmte Frequenzbereiche angehoben, was sich in jedem Kanal unterschiedlich darstellt. Der FX-Loop wird mit dem so benannten Schalter aktiviert und Solo zündet eine weitere Boost-Funktion, die am Ende der Signalkette sitzt und die Master-Lautstärke erhöht. Um wieviel das Signal angehoben wird, bestimmt der rote Master-Regler. Bei Linksanschlag gibt es keinen Boost, bei voll aufgedrehtem Regler liefert der Amp +6 dB mehr.

Fotostrecke: 10 Bilder Der Blick auf das Bedienfeld zeigt insgesamt vierzehn Potis in zwei Reihen und vier stabile Fußschalter.

6 Fragen an Rüdiger Forse (Hughes & Kettner)

Wir hatten erfreulicherweise vorab die Möglichkeit, Rüdiger Forse (Senior Produktmanager bei Hughes & Kettner) ein paar Fragen zu stellen und so weitere Informationen zum AmpMan aus erster Hand zu bekommen.
Spirit Tone Generator Technologie – was ist das?
Der Spirit Tone Generator vereint die Essenz physikalischer Röhren-Amp-Magie mit all ihrer Intensität in einer strikt analogen, kompakten Schaltung. Oder besser gesagt: Eine ganze Reihe von Schaltungen in ein Modul gegossen, das die physikalischen Prozesse innerhalb eines Röhren-Amps naturgetreu nachbildet. Und das ganz ohne DSP und AD/DA-Konverter, mit ultra-direkter Ansprache. Seit fast 40 Jahren stellen wir uns die Frage: Wie entsteht großer, magischer Ton? Oder genauer: Was ist die physikalische Ursache dafür? Und wie sich immer klarer abzeichnete, ist es nicht einfach ein einziges Bauteil wie z.B. die Röhre, das ein elektrisches Signal in ein packendes Klangerlebnis verwandelt, sondern die komplexe Interaktion der einzelnen Baugruppen in Röhren-Amps miteinander. Wichtig zu wissen ist deshalb, dass der Ton nicht einfach nur das Modul “durchläuft”, sondern über dessen 20 Pins jede einzelne Stufe des Amps mit dem Spirit Tone Generator interagiert. Nur so wird die Komplexität, Lebendigkeit und auch das Spielgefühl einer Röhrenschaltung erreicht. In allen Stufen, auch in der Endstufe. Deshalb funktioniert z.B. der Sagging-Regler so effektiv: Reindrehen und Spaß haben wie mit einem voll aufgerissenen Amp.
Warum gibt es keine Standardklangregelung mit Bass, Middle und Treble?
Der AmpMan ist zur idealen Verstärkung von Stomp-Boxen und Pedalen konzipiert, da wirken Presence und Resonance als Endstufen-EQ effektiver als ein klassischer Pre-Amp-EQ. In Kombination mit dem Tone-Regler wird man aber auch im Stand-Alone-Betrieb ohne Vorschaltgeräte das Trio aus Bass/Mid/Treble nicht vermissen. Im Gegenteil: Man ist mit der 4er-Kombi aus Tone, Presence, Resonance und Sagging noch flexibler als nur mit einem Dreiband-EQ.
Was macht der Tone-Regler genau?
Der Tone-Regler blendet zwischen “britischem Mittenbrett” und “kalifornischem Scooped-Sound”, die Mittelstellung ist neutral. Aber er regelt nicht nur die Mitten, man hat hier quasi einen effektiven Dreiband-EQ sehr wirkungsvoll in einen einzigen Regler gepackt.
Ist die Wirkungsweise des Tone-Reglers unterschiedlich bei den verschiedenen Kanälen?
Kurz gesagt: ja 😉 Die Grundidee, zwischen “britischem” und “kalifornischem” Sound überzublenden gilt für beide Kanäle, aber die Wirkungsweise und Frequenzen sind auf den jeweiligen Kanal abgestimmt.
Wie funktioniert der Sagging-Regler?
Von Sagging spricht man, wenn bei starken Impulsen die Stromversorgung des Verstärkers in die Knie geht. Und das wirkt sich massiv auf den Ton und das Spielgefühl aus: Je stärker das Netzteil ins Schwitzen kommt, desto mehr Obertöne und Kompressionseffekte entstehen. Im Vergleich zu herkömmlichen Amps erlaubt der Spirit Tone Generator diese Effekte genauso so simpel und gezielt dosierbar als kreatives Sound-Tool einzusetzen wie einen Gain-Regler. Die Sagging-Funktion der Spirit AmpMan gibt dir die volle Kontrolle über das Sättigungsverhalten der Endstufe, und zwar unabhängig der Lautstärke! Sagging liefert im Handumdrehen das gewisse Etwas, das legendäre, voll aufgedrehte Amps ausmacht.
Wie funktioniert die IR Erstellung/Cab Simulation der Red Box?
Das große Geheimnis ist ganz simpel erklärt: Es sind keine IRs! Wie es im Detail funktioniert, bleibt aber unser Geheimnis. IRs haben ihre Vorteile, vor allem gibt es eine immense Auswahl, und die Eingriffsmöglichkeiten in den Sound sind fantastisch. Aber IRs haben einen entscheidenden Nachteil: Wenn sie dynamisch sind und den vollen Frequenzgang umfassen, brauchen sie ordentlich DSP-Power. Oder verursachen Latenz! Die Red Box AE+ ist latenzfrei, was bei einer Live-Performance einfach wichtig ist. Und wer bereits eine professionelle IR-Lösung als Hardware oder Software hat, der kann die Filterung der Red Box auch abschalten und den ungefilterten, puren Sound inklusive Endstufensättigung über Mikrofon- oder Line-Pegel direkt in seine IR-Boxensimluation schicken. Die Boxen-Modelle der Red Box AE+ bieten aber eine sehr gelungene und verdammt gut klingende Grundausstattung, und der AmpMan merkt sich sogar pro Kanal, welche Box ausgewählt wurde. So kann ich einen Clean-Sound mit authentischer 2×12 Open Back Box und einen Lead-Sound mit passendem 4×12 Fullstack Charakter direkt ins Pult oder den Kopfhörer schicken. Einfacher gehts nicht.
Für die Red Box wurde bereits im Jahr 1988 ein Patent als frequenzkorrigierte DI-Box für Gitarrenaufnahmen angemeldet.

Die Red Box wurde bereits 1988 als frequenzkorrigierte DI-Box für Gitarrenaufnahmen zum Patent angemeldet.
Die Red Box wurde bereits 1988 als frequenzkorrigierte DI-Box für Gitarrenaufnahmen zum Patent angemeldet.
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Praxis

Eine wichtige Sache gleich vorweg: Der AmpMan reicht mit seinen 25 Watt an einer 8-Ohm-Box absolut für den Proberaum und die Beschallung auf der Bühne aus. Auch die Cleanreserven sind dabei hoch genug, um sich gegen Drums und Bass durchzusetzen.

AmpMan Classic – Channel A

Wir starten den Praxisteil mit dem AmpMan Classic, selbstverständlich zuerst mit den unverzerrten Tönen, und arbeiten uns langsam in Richtung High Gain vor, wofür dann der AmpMan Modern zum Einsatz kommt. Der AmpMan Classic ist nun mit einem 1×12 Cab mit Celestion Creamback Speaker verbunden, der Lautsprecher wird mit einem Beyer Dynamic M160 Bändchenmikrofon abgenommen. Der Channel A liefert sehr brillante Cleansounds im Fender-Stil, wenn man den Gain-Regler in der Mitte geparkt hat. Hier ist der Sound bei der Verwendung von Singlecoil-Gitarren noch unverzerrt und glockenklar. Sehr gut geeignet für cleane Akkordbegleitungen oder auch Funk-Sounds, wie man im zweiten Beispiel hören kann. Eine leichte Verzerrung setzt bei Gain ab ca. 14 Uhr ein, was man noch etwas weiter treiben kann, wenn man den Sagging-Regler weiter aufdreht. Das macht richtig Laune in diesem Kanal, denn man hat den Grad der Verzerrung förmlich in der Hand, je nach Stärke des Anschlags. Die Endstufenkompression der beliebten Class A Amps ist hier wirklich sehr gut reproduziert, das Spielgefühl ist erstklassig.

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Classic A: Alle Regler in 12 Uhr Position (Stratocaster) Classic A: Gain 13 Uhr (Telecaster) Classic A: Gain & Sagging 15 Uhr (15 Uhr)

Als nächstes widmen wir uns den Möglichkeiten, die die Klangregelung bietet und den Auswirkungen auf den Ton. Dafür stehen Presence-, Resonance- und Tone-Regler zur Verfügung. Was Presence und Resonance anbelangt, hat man eine ungefähre Vorstellung, wie es klingen kann, wenn man den Regler in eine bestimmte Richtung dreht. Beim Tone-Regler muss man etwas experimentieren, denn die Funktionsweise hat nichts mit der klassischen Höhenblende eines Fender Tweed-Amps oder eines Overdrive-Pedals zu tun. Dadurch, dass hier mehr Frequenzen auf einmal verschoben werden, erhält man in der linken Hälfte einen eher Vintage-orientierten Ton mit kräftigeren unteren Mitten. Bewegt man den Regler über die 12-Uhr-Position hinaus, werden die Mitten allmählich abgesenkt, die Höhen leicht angehoben und der Ton wird etwas drahtiger.

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Classic A: Tone – 7, 10, 14, 17 Uhr (Stratocaster) Classic A: Presence – 7, 10, 14, 17 Uhr (Stratocaster) Classic A: Resonance – 7, 10, 14, 17 Uhr (Stratocaster)

Den Channel A kann man auch recht ordentlich zum Zerren bringen, vor allem mit erhöhtem Sagging entlässt der Speaker ein pfundiges Brett. Und wenn es noch nicht reicht, dann steht ja auch noch der Boost bereit, der die Vorstufe mit verstärkten Mitten anbläst und damit für einen soliden Overdrive-Sound sorgt. Das alles passiert im Channel A mit einer sehr guten dynamischen Ansprache und erstklassigem Reaktionsverhalten des Amps.

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Classic A: Gain 17 Uhr (Esquire) Classic A: Gain 17 Uhr (SG) Classic A: Gain 17 Uhr – Boost off > on (Esquire)
Fotostrecke: 2 Bilder Wie der Name erahnen lässt, gibts klassische Rocksounds mit britischer Färbung beim AmpMan Classic,…

AmpMan Classic – Channel B

Der zweite Kanal des AmpMan Classic ist bei Mittelstellung aller Regler im Frequenzbild etwas weicher, die Höhen sind nicht so stark ausgeprägt. Ein Problem ist das nicht, denn wer es anders möchte, kann mit der Klangregelung nachbessern. Da ist allerdings Fingerspitzengefühl angesagt, denn die unteren Mitten sind schon recht prominent vertreten, wodurch der Sound etwas muffig aus dem Speaker kommt. In dieser Hinsicht war das Frequenzbild von Channel A ab der 12-Uhr Ausgangsbasis etwas klarer. Für einen durchsetzungsfähigen Ton, der auch im Mix den Bass nicht stört, hatte ich den Presence-Regler oft recht weit aufgedreht, Resonance eher unter der 12-Uhr-Marke. Tone stand meist über 12 Uhr, damit die Mitten leicht abgesenkt werden. Bei diesem Kanal hat mir, ehrlich gesagt, die klassische Dreiband-Klangregelung zum Einstellen meiner Klangvorstellungen etwas gefehlt. Aber das ist natürlich Geschmacksache. Der Zerrgrad reicht von leichter Verzerrung bei Gain-Einstellungen ab 10 Uhr bis zum kernigen Leadsound mit maximalem Gain, und wenn man dazu den Boost aktiviert, gibt es das Wohlfühl-Sustain obendrauf. Bei niedrigeren Gain-Einstellungen reagiert der Amp noch gut auf die Anschlags-Aktionen an der Gitarre, bei höheren wird der Sound zunehmend dichter und man kann mit dem Anschlag weniger gestalten, aber über das Volume-Poti an der Gitarre immer noch gut entzerren. Den Sagging-Regler habe ich in diesem Kanal sehr sparsam eingesetzt, denn der Sound wird bei höheren Einstellungen und höherem Gain schnell matschig. Das sollte aber nicht wirklich ein Problem sein, denn das Sättigungsschmatzen ist ohnehin eher etwas für Clean- und Breakup-Sounds. Generell wird im Channel B des AmpMan Classic der typische klassische Rocksound mit britischer Färbung geliefert.

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Classic B: Alle Regler in 12 Uhr Position (Stratocaster) Classic B: Gain 10 Uhr (Stratocaster) Classic B: Gain 13 Uhr – Anschlagsdynamik (Stratocaster) Classic B: Gain 15 Uhr – Reaktion auf das Volume Poti an der Gitarre (Les Paul) Classic B: Gain 14 Uhr (Les Paul) Classic B: Gain 17 Uhr – Boost off > on (Les Paul)

AmpMan Modern – Channel B

Nun kommt der andere AmpMan zum Einsatz und der Channel B liefert in der 12-Uhr-Stellung aller Regler bereits ein etwas dichteres Zerrbrett mit einem Hauch mehr Gain. Das Frequenzbild ist dem AmpMan Classic ähnlich, die unteren Mitten sind bei der Neutralstellung der Klangregler etwas kräftiger, der obere Frequenzbereich etwas schwächer. Auch hier muss mit der Klangregelung für moderne Sounds deutlich nachgelegt werden, aber für staubtrockenen Stoner Rockriffs ist das eine gute Basis. Damit bei den ersten beiden Beispielen ein direkter Vergleich mit dem AmpMan Classic und dem Stoner Rock Sound möglich ist, habe ich noch das Cab mit dem Creamback benutzt. Anschließend geht es an die 4×12 Box mit Vintage 30 Speakern, die mit einer Kombination von SM57 und M160 abgenommen wird, was eher der Klanggestaltung für moderne High-Gain-Sounds entspricht. Mit höheren Presence-Settings und einem weiter aufgedrehten Tone-Regler lassen sich mit diesem Kanal recht ordentliche Mid-Scoop-Sounds erzeugen. Aber auch hier hatte ich das Gefühl, dass ich mit der Klangregelung etwas limitiert bin. Der Zerrgrad ist schon recht zünftig, es gibt sattes Sustain für kernige Riffs, aber man muss den Gain-Regler nicht voll ausfahren. Vor allem bei Gitarren mit höherem Output reicht eine Gain-Einstellung bis 14 Uhr für satte Zerrsounds.

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Modern B: Alle Regler in 12 Uhr Position (Stratocaster) Modern B: Gain 11 Uhr Modern B: Gain 13 Uhr (Les Paul) Modern B: Gain 13 Uhr (PRS Holcomb) Modern B: Gain 14 Uhr (PRS Holcomb)

Red Box DI Out

Jetzt wollen wir noch einen kleinen Rundgang durch die acht unterschiedlichen Cab-Sounds machen, die der Red Box DI-Out liefert. Vorab aber wieder das Signal mit derselben Einstellung des Amps über die angeschlossene Lautsprecherbox, beim AmpMan Modern mit der 4×12 Box mit SM57 und M160, der AmpMan Classic wurde über die Creamback-Box gespielt und mit einem M160 abgenommen. Die Red Box-Sounds sind in Ordnung, man findet bei den acht Cab-Versionen auf jeden Fall einen Sound, der zur benutzten Lautsprecherbox passt. Verglichen mit den Platzhirschen der Cabsimulation (Universal Audio OX, Two Notes Torpedo) ist naturgemäß noch Luft nach oben, aber bei einem Preis von runden 350 Euro für den kompletten AmpMan wäre es vermessen, auch noch ein High-End-Speakersimulation zu erwarten.

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Red Box: AmpMan Modern B – zuerst mikrofoniertes Cab, dann alle acht Red Box Cabs (PRS Holcomb) Red Box: AmpMan Classic B – zuerst mikrofoniertes Cab, dann alle acht Red Box Cabs (Stratocaster)

Zum Abschluss hört ihr die beiden AmpMans noch einmal im Band-Arrangement mit unterschiedlichen Einstellungen.

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AmpMan Classic & AmpMan Modern im Band-Arrangement.
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Fazit

Hughes & Kettner hat mit dem AmpMan Classic und dem AmpMan Modern zwei gute und preisgünstige Amps im Pedalformat im Programm. Die beiden Gitarrenverstärker punkten mit solider Verarbeitung und roadtauglichem Design sowie praxisorientierter Ausstattung mit Boost-Funktion, FX-Loop, regelbarem Noise-Gate, Solo-Switch mit zweiter Master-Lautstärke und einem Red Box DI-Out mit Cab-Simulation. Lautstärkemäßig reicht die Ausgangsleistung für den Proberaum und eine moderate Bühnenbeschallung, klanglich können die Amps ebenfalls überzeugen. Am besten hat mir der Channel A mit seinem schmatzigen Cleansound gefallen, den man auch bis in den Overdrive-Bereich fahren kann. Der Sagging-Regler sorgt hier für ein exzellentes Spielgefühl und liefert die beliebte Endstufensättigung auch bei geringen Lautstärken. Der Channel A wurde beiden Ampmännern implantiert, der Channel B ist bei AmpMan Classic und Modern unterschiedlich. Wie der Name erahnen lässt, gibts klassische Rocksounds mit britischer Färbung beim AmpMan Classic, und wenn es etwas heftiger zur Sache gehen soll, ist der AmpModern der bessere Partner. Die beiden Amps sind sehr pedalfreundlich, vor allem der Channel A lässt sich auch gut mit Overdrive- und Boost-Pedalen bespielen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • tadellose Verarbeitung, roadtauglich
  • kompakte Größe, geringes Gewicht
  • Channel A: Sound, dynamische Ansprache
  • Sagging Funktion bei Channel A
  • integrierte Red Box mit acht Cab Simulationen
  • Boost Funktion
  • regelbares Noise-Gate
  • FX-Loop
  • Solo-Schalter für zweite Lautstärke
Contra
  • keins
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Hughes & Kettner AmpMan Classic und AmpMan Modern Test
Für 149,00€ bei
Wer auf der Suche nach einer kompakten Amp-Lösung für's Pedalboard ist, der sollte den Hughes & Kettner AmpMan Classic und AmpMan Modern antesten, deren britisch gefärbten Rocksounds (AmpMan Classic) oder modernen High-Gain-Sounds (AmpMan Modern) auch durch die integrierte Red Box mit acht Cab Simulationen profitieren.
Wer auf der Suche nach einer kompakten Amp-Lösung für’s Pedalboard ist, der sollte den Hughes & Kettner AmpMan Classic und AmpMan Modern antesten, deren britisch gefärbten Rocksounds (AmpMan Classic) oder modernen High-Gain-Sounds (AmpMan Modern) auch durch die integrierte Red Box mit acht Cab Simulationen profitieren.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Hughes & Kettner
  • Modell: AmpMan Classic, AmpMan Modern
  • Typ: Gitarrenverstärker im Floorboard-Format
  • Ausgangsleistung: 50W (16 Ohm), 25W (8 Ohm), 12,5W (16 Ohm)
  • Bedienfeld Regler: Master, Volume, Sagging Presence, Resonance, Tone, Gain (je 2x)
  • Fußschalter: Solo, FX Loop, Boost, Channel
  • Anschlüsse: Input, Send, Return, DI Out (XLR), Phones, Aux In, Speaker Out
  • Abmessungen: 250 x 153 x 52 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 1176 Gramm
  • Verkaufspreis: 349,00 Euro (Februar 2021)
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Profilbild von Stephan

Stephan sagt:

#1 - 28.08.2023 um 13:43 Uhr

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Ich habe seit inzwischen 2 Jahren den “AmpMan Modern” als Verstärker auf meinem Pedalboard. Da ich eine 4 Ohm Box angeschlossen habe, verfüge ich somit über einen 50 Watt Verstärker. Ich kann aus Erfahrung sagen, dass das im Proberaum, aber auch auf der Bühne lautsärkemässig vollkommen ausreicht. Ich musste meinen Amp niemals mehr als 3/4 aufdrehen. In kleinen Clubs spielen wir die Amps direkt und auf den grossen Bühnen kommt sowieso eine PA zum Einsatz. Das ganze Gerät ist wirklich gut durchdacht. Der einstellbare Solo-Boost oder die Noise Reduction seien hier Beispielhaft genannt. Die ganzen Features sind wirklich der Hammer und erleichtern die Bedienung, was vor allem auf Bühne dafür sorgt, dass man sich mehr auf das konzentrieren kann, um was das es bei einem Gig geht – das Gitarrenspiel. Auch der Sound ist richtig gut. Ich arbeite viel mit diversen Pedalen. Der AmpMan liefert dafür einen grandiosen Grundsound, der sich sehr schön weiter bearbeite lässt.

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