IK Multimedia ARC 2 Test

ARC 2 von IK Multimedia besteht aus einem Software-Paket und einem Messmikrofon und wurde zur Behebung akustischer Probleme in DAW-basierten Heimstudios konzipiert. Der Begriff ARC steht dabei für „Advanced Room Correction“. Das System wechselt „budgetfreundlich“ für 298 Euro den Besitzer.  

IK Multimedia ARC 2: Beinhaltet ein kalibriertes Kondensator-Messmikrofon
IK Multimedia ARC 2: Beinhaltet ein kalibriertes Kondensator-Messmikrofon


Das Software-Package sowie das Plug-In sind für die Schnittstellen VST, AU und RTAS konzipiert – beide Applikationen sind sowohl für Mac- als auch für Windows-Rechner geeignet. Entwickelt wurde das hier vorgestellte Produkt in Kooperation mit der Firma Audyssey, einem bekannten Anbieter von Raum-EQ-Systemen. Das Klangbild der jeweiligen Monitor-Lautsprecher wird den räumlichen Gegebenheiten angepasst, indem die Laufzeiten und der Frequenzgang zuvor gemessen werden. So soll man seinen DAW-Arbeitsplatz laut Hersteller auch ohne kostspielige Umbauten und Akustikelemente wie Absorber, Bassfallen oder Diffusoren klanglich optimieren können. Das klingt sehr vielversprechend, doch stellt sich die Frage, wie effektiv ein solches System wirklich sein kann. Dieser Test soll der Frage auf den Grund gehen…

Details

Lieferumfang

Die bunt bedruckte Hülle des Paketes bringt eine schlichte weiße Kartonage zum Vorschein, welche Begleitmaterial sowie eine Daten-CD beinhaltet. Die Unterlagen bestehen aus einer Karte mit der Seriennummer, einem Installations- und Registrierungs-Manual, einem Hinweisblatt zur korrekten Durchführung der Messung sowie dem Garantiebeleg. Das Manual sowie die Software ARC 2 findet man auf dem Silberling. Beide Anleitungen sind ausschließlich in englischer Sprache verfasst. Die Gebrauchsanleitung ist mit etwa 60 Seiten sehr umfangreich und, dank der zahlreichen Abbildungen, vor allen Dingen gut verständlich. In einem robusten Kunststoff-Case sind ein Messmikrofon, eine Stativ-Halterung sowie ein Windschutz untergebracht. Das Mikro ist aus Aluminium gefertigt und wirkt stabil. Obendrein sind seine XLR-Kontakte vergoldet. Der erste Eindruck des ARC 2 ist also durchaus positiv. 

Fotostrecke: 4 Bilder IK Multimedia ARC 2: Die Bedienungsanleitung befindet sich auf der Daten-CD

Features

Die Richtcharakteristik des Mikrofons ist omni-direktional und der messbare Frequenzbereich wird seitens des Herstellers mit 16-20000 Hz angegeben. Um eine Messung vornehmen zu können, benötigt man eine ASIO- oder Core Audio-fähige Soundkarte mit Mikrofoneingang und Phantomspeisung. Außerdem muss das Audiointerface in der Lage sein, mit 48 kHz abzutasten.  
Verwendet man einen Apple-Computer, so muss dieser mindestens über einen 1,5-GHz-Prozessor sowie 1 GB Arbeitsspeicher verfügen. Außerdem ist das Betriebssystem OS X in Version 10.6 oder höher erforderlich. Windows-Computer müssen mindestens einen Intel Pentium 4 mit 2,4 GHz oder besser einen Intel Core Duo oder AMD Athlon 64 an Bord haben. Auch hier werden 1 GB RAM gefordert. Als Betriebssysteme kommen Windows XP, Vista oder Win 7 in Frage. Die Software besteht aus zwei Komponenten, welche unabhängig voneinander arbeiten. Da ist zunächst das Mess-Tool, welches standalone arbeitet. Das Plugin zur klanglichen Korrektur des Ausgangssignals wird hingegen innerhalb einer beliebigen DAW (Protools, Logic, Cubase, etc.) eingesetzt. Mithilfe des Messmikrofons ist die Software in der Lage, die klanglichen Eigenschaften des betreffenden Raums zu ermitteln.
Dieser Vorgang läuft in fünf Schritten ab, die in den jeweiligen Fenstern detailliert erklärt werden. Wirklich gemessen wird allerdings nur in Schritt 4. Dies passiert mithilfe eines sich wiederholenden Frequenz-Sweeps. Die ermittelten Daten werden danach ausgewertet und anschließend zur Erstellung eines klanglichen Korrekturprofils verwendet. Nach der Messung kann dieses in Schritt 5 benannt und gespeichert werden. Das so erstellte File wird vom Plugin ausgewertet und zur Grundlage der klanglichen Korrektur verwendet. Dazu wird die Software im Master-Channel der DAW insertiert. Kompatible Schnittstellen sind Audio Units, VST oder RTAS. Dabei kann mit Samplingraten zwischen 44,1 kHz und 192 kHz gearbeitet werden. Wichtig hierbei ist, das Plugin als letztes Element in der DAW-Signalkette zu platzieren. Das bedeutet, dass es hinter jeglichen Limitern oder sonstigen Pre-Mastering-Plugins liegen muss. Im Play-Fenster des Plugins können die durch die Messung erstellten Presets unter dem Menüpunkt „Measurement“ aufgerufen werden. Diese Daten dienen als Grundlage zur klanglichen Korrektur des Stereosignals. Unter dem Punkt „Target Curve“ hat man die Option, abschließende Feinjustierungen des Frequenzgangs vorzunehmen. Außerdem lassen sich hier u.a. die Klangbilder diverser alternativer Abhörgeräte, wie Laptop-Speaker oder Fernsehlautsprecher simulieren. Neben diversen Presets zur abschließenden Klangkorrektur gibt es vier Custom-Speicherplätze, deren Frequenzgang sich im Menüpunkt „Edit“ konfigurieren und sichern lässt.

Fotostrecke: 3 Bilder IK Multimedia ARC 2: Die Mikrofonkapsel hat eine omnidirektionale Richtcharakteristik

Raumakustik – ein paar Basics

In geschlossenen Räumen wird der Schall von Wänden, der Decke und dem Boden reflektiert. Je glatter die Oberflächen und härter die Materialien sind, desto intensiver werden die auftreffenden Schallwellen in den Raum zurückgeworfen. Die direkten Signale der Lautsprecher und der reflektierte Schall des Raumes treffen so wieder aufeinander und sorgen für Verstärkungen oder Absenkungen einiger Schwingungen mit bestimmten Frequenzen. Der Grad der Anhebung oder Absenkung hängt von der Tonhöhe und somit von der Wellenlänge der Schwingung, den Raummaßen und der frequenzabhängigen Absorption oder Reflexion, die wiederum durch die Oberflächen- und Materialbeschaffenheit der Flächen bestimmt wird, ab. Bei manchen Frequenzen und deren ganzzahligen Vielfachen kommt es zu „stehenden Wellen“, die in maximalen Verstärkungen und völligen Auslöschungen jener Frequenzen an diversen Positionen im Raum resultieren. Man spricht in diesem Zusammenhang von sogenannten „Raummoden“. Darunter versteht man die unterschiedlichen Klangbilder innerhalb eines Raums, abhängig von der jeweiligen Hörposition. So nimmt man z.B. an einer bestimmten Position im Raum den Subbassbereich stark überbetont wahr, wohingegen man jene Frequenzen einen Meter davon entfernt völlig vermisst.  
Ein weiteres Problem von „unkorrigierten“ Räumen ist u.a. eine eventuell zu lange Nachhallzeit. Dieser Effekt hinterlässt einen indirekten Klangeindruck und kann so künstlich erzeugte Hallräume und Delays im Musikmix verdecken. Eine korrekte Einschätzung des richtigen Hallanteils wird so merklich erschwert.


Ein weiterer Begriff, der in diesem Zusammenhang erwähnt werden sollte, ist der sogenannte Sweet Spot. Es handelt sich hierbei um die klanglich und räumlich optimale Abhörposition im sogenannten Stereodreieck. Dies ist die Position zwischen den beiden Monitorboxen mit der optimalen Wahrnehmung des Stereoeffektes. Abhängig ist die Größe des Sweet Spots u.a. von dem Abstrahlverhalten der Lautsprecher. Aber auch ungünstige, klangliche Eigenschaften der Tonregie, können die Fläche der optimalen Stereo-Wahrnehmung verkleinern. Einfach ausgedrückt können wir also festhalten: Je akustisch „problematischer“ der Raum ist, desto kleiner ist der Sweet Spot!  
So lässt sich schwerlich professionell arbeiten, wenn sich das komplette Klangbild ändert, nur weil man vielleicht einmal seinen Kopf zehn Zentimeter nach hinten bewegt. Profi-Studios haben aus diesem Grund eine längliche und asymmetrische Form und sind mit zahlreichen Akustikelementen, wie z.B. Absorbern und Diffusoren ausgestattet. Das dazu nötige Budget hat natürlich nicht jeder zur Verfügung. An dieser Stelle kommt das ARC 2-Paket zum Einsatz. Abhängig von der Frequenz und Raumposition nimmt ARC 2 Phasen- und Klangbild-Korrekturen vor. So soll u.a. der Sweet Spot optimiert und vergrößert werden.

IK Multimedia ARC 2: Aufbau Tonstudio mit typischem Stereo-Dreieck
IK Multimedia ARC 2: Aufbau Tonstudio mit typischem Stereo-Dreieck

Praxis

Installation

Zur Installation der Software lege ich den Silberling in das DVD-Laufwerk meines Rechners und klicke auf die entsprechende Datei. Bei meinem Computer handelt es sich um einen iMac mit einem 2,4 GHz Intel Core 2 Duo Prozessor und 4 GB RAM. Das verwendete Betriebssystem ist OS X, Version 10.6.8. Nachdem sich das Installations-Fenster geöffnet hat, muss ich wie gewohnt erst einmal den Lizenzbedingungen zustimmen. Danach wähle ich das Zielvolume und den Installationstyp aus. Ich gehe auf Nummer sicher und wähle die empfohlene Standardvariante. Und schon beginnt der Installationsvorgang der zum Testzeitpunkt aktuellen Version 2.0. Bereits nach wenigen Minuten ist der Vorgang abgeschlossen und ich starte den Rechner neu.

Fotostrecke: 4 Bilder IK Multimedia ARC 2: Installation ARC 2 Software, Version 2.0.0.

Raum/ Mess-Vorgang

Vor der Beschreibung des Messvorgangs erst noch ein paar Informationen zum Testraum: Dieser hat eine Deckenhöhe von 2 Metern, ist 2,9 m breit und 3,3 m tief. Die glatten verputzten Wände, die ebenso beschaffene Decke, ein Glasfenster sowie der Laminat-Boden machen den Raum akustisch problematisch und somit zur idealen „Teststrecke“ für das ARC 2-Paket.

Fotostrecke: 7 Bilder IK Multimedia ARC 2: Der Test-Raum hat die Maße 2 m x 2,9 m x 3,3 m (H x B x T)

Da zum Betrieb der Mess-Software keine Autorisation erforderlich ist, lege ich gleich los. Ich suche im Programm-Ordner die entsprechende Datei und öffne die Software durch Doppelklick. Es erscheint ein Fenster, in dem leicht verständlich die fünf zur korrekten Messung erforderlichen Schritte nacheinander erklärt werden. Hier erübrigt sich ein Blick ins Manual. In Schritt 1 muss man das entsprechende Mikrofon selektieren. Zur Auswahl stehen das aktuelle Modell des ARC 2-Paketes sowie das alte Mikrofon der Vorgänger-Software ARC 1. Wer die alte Hardware bereits besitzt, erhält zum Preis von 125 €  die Option, ein Software-Upgrade zu erwerben. Im zweiten Schritt wird der User aufgefordert, das verwendete Audiointerface sowie dessen In- und Outputs auszuwählen. Verwendet habe ich das Motu 828 MKII USB 2.0 Interface. Um die Messung durchführen zu können, benötigt das Messmikrofon eine Phantomspeisung von 48 Volt. Also verbinde ich das Mikrofon über ein XLR-Kabel mit der Motu-Soundkarte und aktiviere den 48 Volt-Schalter. Befestigen soll man das Mikro laut Bedienungsanleitung an einem Galgen-Stativ, damit der Ständer selbst die Messung nicht beeinflusst. Das Mikrofon wird bei der Messung vertikal ausgerichtet, wobei die Kapsel in Richtung Decke zeigt. Nach der vertikalen Entfernung der Ohren zum Boden richtet sich die Höhenposition der Mikrofonkapsel. In meinem Fall habe ich eine Höhe von 1,19 Meter ermittelt. In Schritt 3 des Messvorgangs aktiviert man den sich immer wiederholenden Testton (Frequenz-Sweep). Nun soll man die Abhörlautstärke auf das gewohnte Niveau einstellen. Anschließend justiert man den Mikrofon-Input am Audiointerface derart, dass der in der Software angezeigte Eingangspegel im „OK“-Bereich liegt. Hat man diese Arbeitsschritte abgehakt, kann man mit Schritt 4 fortfahren. Nun beginnt die eigentliche Messung. Abhängig davon, ob man nun einen Sweet Spot für eine oder mehrere Personen einmisst, werden 7-16 verschiedene Punkte im Raum eingemessen. Da es mir nur um meinen Arbeitsplatz geht, wähle ich die Option mit 14 Messpunkten. Ausgehend von einer zentralen Position im Messfeld, kommen in symmetrischer Anordnung weitere Messpunkte in immer größerer werdender Entfernung zur Mittelposition hinzu. Um ein möglichst genaues Messergebnis zu erzielen, markiere ich die entsprechenden Punkte auf dem Boden. Im Manual des ARC 2 sind die verschiedenen Messpositionen genau abgebildet. In Schritt 4 der Messung kann nun ein Messpunkt nach dem anderen angewählt werden. Also bewege ich das Mikrofon immer wieder zu einer neuen Position und wähle in der Software die entsprechende Nummer. Bei jeder Messung erklingt der bereits erwähnte Frequenz-Sweep viermal hintereinander, abwechselnd aus jedem der beiden Stereo-Kanäle. Der eigentliche Messvorgang ist somit kinderleicht durchführbar.
Nachdem ich meine 14 Messungen abgehakt habe, klicke ich „Next“ und komme zum finalen Schritt 5. Hier bekomme ich die Möglichkeit mein Messergebnis in ein Preset mit eigenem Namen zu speichern. Darüber hinaus kann man ein entsprechendes Symbol, passend zu dem gemessenen Boxen-Modell aussuchen. Im Angebot sind Grafiken nahezu aller gängiger Studiomonitore. Nachdem ich die Messung für meine aktiven Behringer Truth B2031A Lautsprecher abgeschlossen habe, wiederhole ich den Vorgang mit meinen passiven Tannoy Reveal. Erwähnt werden muss, dass ich die Behringer-Speaker zusammen mit dem Subwoofer B2092A (ebenfalls von Behringer) betreibe.

Fotostrecke: 5 Bilder IK Multimedia ARC 2: Im ersten Schritt der Messung wird der Mikrofon-Typ ausgewählt

Das Plugin im Einsatz

Da die beiden Messungen nun abgeschlossen sind, geht es weiter zum wichtigsten Teil, nämlich dem Einsatz der erzeugten Presets im ARC-Plugin. Ich erstelle also in Logic 8 ein neues Projekt und importiere nun Wav-Files von mir klanglich sehr vertrauten und professionell produzierten Songs. Im Insert-Menü des Master-Channels finde ich unter IK Multimedia dann auch gleich das Plugin. Ich öffne es und klicke laut Manual auf den Button mit dem Schlosssymbol. Nun erscheint das Fenster des Authorization Managers, mit dessen Hilfe ich mich zunächst durch die Eingabe meiner Daten bei IK Multimedia registriere. Nach der Bestätigung per Mail kann ich nun im nächsten Schritt die Software durch Eingabe der Seriennummer autorisieren. 
Im Play-Menü lade ich die erstellten Presets nacheinander in das Plugin. Hierfür gibt es das Untermenü „Measurement“, welches im linken Teil des Fensters platziert wurde. Drei verschiedenfarbige Kurven visualisieren die frequenzmäßige Anpassung des Sounds. Diese sind der gemessene Frequenzgang (Before/ Farbe Orange), die finale Korrektur des Klangbildes (Target/ Farbe Grün) sowie die daraus resultierende Kurve (After/ Farbe Grau). Zuerst lade ich die Voreinstellung für meine Behringer-Monitore.  
Und siehe (bzw. höre da) der Klang gewinnt umgehend an Direktheit und Details im Mix sind besser wahrnehmbar als zuvor. Getestet habe ich das mit dem Funk-Klassiker „One Nation under a Groove“ der Gruppe „Funkadelic“, aus dem Jahre 1978. Dieser Song zeichnet sich besonders durch seinen komplexen „Multi-Layer-Groove“ aus. Simultan wurden hier u.a. verschiedenste Rhythm-Guitar-Spuren, diverse Percussion-Tracks, Synth-Licks, sowie eine Bassgitarre und Handclaps, eingesetzt. Während das gesamte Klangbild vor der Aktivierung des Plugins, ziemlich breiartig daher kam, sind nun dank der ARC-Software, die einzelnen Instrumente wesentlich klarer und separat wahrnehmbar. Auch die Tiefenstaffelung des Mixes, besonders hinsichtlich der Background-Vocals, ist dank des Plugins, besser erkennbar. Kurzum: Der Sound wirkt insgesamt aufgeräumter als zuvor.
Doch ist auch ein anderer Effekt hörbar, denn das Plugin sorgt für eine deutliche Überbetonung der oberen Mitten und des gesamten Höhenbereiches.  
Als Referenz-Kopfhörer zum klanglichen Vergleich habe ich den Sennheiser HD-25 verwendet. Die hier erwähnte Problematik ist IK Multimedia wohl bekannt, und daher empfiehlt der Hersteller den Einsatz der Target Curve zur finalen Klanganpassung. Mit dem Preset „HF Rolloff 1 MidComp“ komme ich recht schnell zu einem akzeptablen Ergebnis. Insgesamt stehen vier Presets zur Auswahl:  
1. Flat
2. HF Rolloff 1
3. Flat MidComp
4. HF Rolloff 1 MidComp

Fotostrecke: 3 Bilder K Multimedia ARC 2: Das ARC 2 Plugin im Play-Modus

Kommen wir nun (meiner Ansicht nach) zum Knackpunkt der Software. Natürlich möchte ich das gewählte Preset nun „feintunen“ und den Sound somit meinen Hörgewohnheiten anpassen. Doch leider lassen sich diese Presets weder ändern, noch kann man sie in die vier frei konfigurierbaren Custom-Presets kopieren. Die EQs haben zwar sechs frei wählbare Frequenzen (zwei davon High- und Low-Shelf-Filter) mit einem Boost/Cut von +/- 12 dB, doch handelt es sich hierbei um semiparametrische Filter, deren Güte fix ist. Für eine wirklich genaue klangliche Anpassung des Mastersignals arbeiten mir diese EQs dann doch ein wenig zu grob. Schade!
Weiter geht’s mit dem Preset für meine passiven Tannoy-Monitore.  
Hier ist die klangliche Verbesserung noch einmal wesentlich deutlicher als bei den Behringer-Lautsprechern auszumachen. Während sich die Tannoys vorher im Raum sehr verloren und sie wenig klangliche Details erkennen ließen, ist der Sound nach der Bearbeitung sehr präsent und detailreich. Klangbeispiel ist für mich u.a. der Rock-Song „Johnny the Fox“, von „Thin Lizzy“, aus dem Jahre 1976. In diesem Lied wurden die dominanten Lead- und Rhythm-Gitarren, mit offensichtlich relativ schwach komprimierten und teilweise gesprochenen Lead-Vocals kombiniert. Vor dem Einschalten der Software gingen die leiseren Passagen der Vocals im Soundteppich unter. Aktiviere ich aber das erstellt Tonnoy-Preset, so wirken die Lead-Vocals wesentlich direkter und sind so besser verständlich.  
Aber auch in diesem Fall muss das finale Klangbild korrigiert werden. Der gesamte Höhenbereich ist auch hier stark überbetont. Doch erste Abhilfe schafft das Target-Curve-Preset „HF Rolloff 1“.  
Bei beiden Monitorboxen sorgt die Korrektur von ARC 2 für einen sehr aufgeräumt wirkenden Bassbereich. Dies bedeutet u.a., dass die oberen Bassfrequenzen nun nicht mehr von einem verschwommenen Subbass verdeckt werden. Besonders deutlich zu hören, war das bei dem Disco-Funk-Song „The Glow of Love“ der Band „Change“. Dieses Lied hat einen ähnlich komplexen Groove wie das bereits erwähnte Stück der Band „Funkadelic“. Ohne den Einsatz des Plugins, wurden die Obertöne des ansonsten sehr markanten Funk-Basslaufs von den übrigen Instrumenten ziemlich verdeckt. Die Software sorgt dafür, dass der gesamte Bassbereich viel „aufgeräumter“ wirkt. Die Bassmelodie ist so dank der deutlicher wahrnehmbaren Obertöne nun viel besser zu erkennen. Auch die übrigen Soundquellen (Synths, Kickdrum, etc.), welche ebenfalls tiefere Frequenzen innehaben, sind nun klarer und separat wahrnehmbar.    
Außerdem ist eine deutliche Vergrößerung des Sweet Spots wahrnehmbar. Und das sorgt bei der Arbeit für mehr Bewegungsfreiheit.  
Im Traget-Curve-Menü finden sich außerdem diverse „Virtual Monitoring“ Presets, die verschiedenste alternative Abhörsituationen emulieren. So soll dem User z.B. der Gang zum Auto erspart werden, um dort den erstellten Mix anzuhören. Mein Test der verschiedenen Presets lieferte allerdings sehr gemischte Ergebnisse. Während das Preset „Laptop Speakers“ durchaus realistisch klang, waren Klangkurven, wie „Car Speakers“ oder „TV Set“ meiner Meinung nach eher unzufriedenstellend.

Fotostrecke: 4 Bilder IK Multimedia ARC 2: Preset für Behringer Monitore plus Target Curve finalen Korrektur

Die folgenden Klangbeispiele dienen lediglich dazu, zu demonstrieren, welchen klanglichen Einfluss das ARC-Plugin auf ein Musiksignal haben kann. Eine Soundoptimierung ist natürlich nur im jeweiligen Testraum wahrnehmbar. Zur hören sind das unbearbeitete Original sowie die Presets der beiden Monitor-Modelle. Einmal ohne finale Target Curve (Flat) und jeweils einmal mit den erwähnten Presets – außerdem die Virtual-Monitoring-Presets „Car Speakers“, „TV Set“ und „Laptop Speaker“.

Audio Samples
0:00
Original Behringer-Preset Flat Behringer-Preset plus TargetCurve Tannoy-Preset Flat Tannoy-Preset Plus Target-Curve Car-Stereo Target-Curve Laptop-Speakers Target-Curve TV-Set_Target-Curve Side-Signal

Anmerkung

Sowohl die Mess-Software wie auch das Plugin haben ein klar gegliedertes Layout und sind dadurch entsprechend leicht und intuitiv zu bedienen. Auch der virtuelle Monitor-Controller erweist sich dank der MIDI-Fähigkeit der virtuellen Controller als sehr praktisch. Doch leider sind meiner Meinung nach die wichtigsten Parameter nicht über einen MIDI-Controller steuerbar. Diese sind der „Correction On/Off“-Button sowie das Wechseln der Presets.

Fazit

Das Software/Hardware-Paket ARC 2 von IK Multimedia ist zur Optimierung von DAW-Arbeitsplätzen in akustisch problematischen Räumen konzipiert. An der mitgelieferten Hardware gibt es nichts auszusetzen, schließlich bekommt man für 298 Euro ein gutes Messmikrofon in einem robusten Transport-Case. Die Software verfügt über ein gutes und intuitiv bedienbares Layout, was u.a. die Ermittlung der Messdaten wirklich kinderleicht macht. Das ARC-Plugin erzielt durch die erstellten Presets eine deutlich wahrnehmbare Klangverbesserung. Der Sound wirkt direkter und detailreicher. Neben der Realisation eines aufgeräumt wirkenden Bassbereichs, wird auch der Sweet Spot merklich vergrößert.
Allerdings sorgt die ARC-Software für eine Veränderung des Frequenzbildes dahingehend, dass vor allen Dingen die Höhen sowie die oberen Mitten überbetont werden. Meiner Meinung nach sind weder die vorhandenen Presets noch die frei konfigurierbaren Custom-Presets, deren EQs im Edit-Modus zu grob arbeiten, in der Lage, das Klangbild vollkommen zufriedenstellend anzugleichen. Es ist lobenswert, dass zahlreiche Parameter des virtuellen Monitor-Controllers per MIDI steuerbar sind. Doch leider haben die Entwickler die wichtigsten Funktionen, nämlich den On/Off-Button, sowie den Wechsel der Presets dabei nicht berücksichtigt. Ein weiterer Schwachpunkt ist das Manual, das ausschließlich in englischer Sprache verfasst ist. Klanglich sehe ich unseren Testkandidaten nicht unbedingt in der Profi-Liga. Dennoch: Das ARC 2-Paket kann in akustisch schwierigen Homestudios wirklich gute Dienste leisten. Wer in seinen Räumlichkeiten also mit großen akustischen Problemen kämpft und vielleicht nicht das Budget für Absorber oder Diffusoren hat, dem ist unser Testkandidat zu empfehlen. Das gilt auch für Anwender, die vielleicht aus rein praktischen Gründen keine Änderungen an ihren Räumen vornehmen können oder wollen. Schließlich muss man ja auch irgendwo wohnen…

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Messungen sind sehr leicht durchführbar
  • Software für Mac und PC
  • Klangbild direkter und detailreicher
  • Bassbereich wirkt aufgeräumter
  • Praktische Boxen-Symbole für erstellte Presets
  • Praktischer Side-Abhörmodus
  • Sweet Spot wird vergrößert
  • Robustes Transport-Case für das Mikrofon
Contra
  • Starke Überbetonung des Mitten- und Hochtonbereiches nach Korrektur
  • Target-Curve-Presets nicht veränderbar
  • EQs zur Klangkorrektur nur semiparametrisch
  • On/Off-Button und Preset-Wechsel nicht per MIDI steuerbar
  • Kein deutsches Manual
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IK Multimedia ARC 2 Test
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IK Multimedia ARC 2: ARC steht für Advanced Room Correction
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