Image-Line FL Studio 12 (Producer Edition) Test

FL Studio – ehemalig Fruity Loops – ist erwachsen geworden: Im Laufe der Jahre ist aus der reinen Pattern-Schraub-Maschine eine Musikproduktionssoftware geworden, deren Featureumfang weitestgehend mit den großen DAWs mithalten kann. Dabei ist man dem ursprünglichen Kernkonzept der patternbasierten Songerstellung bis heute treu geblieben. Durch dieses simple Kompositions-Baukasten-Prinzip ist FL Studio zwar besonders bei Einsteigern sehr beliebt, doch auch Superproducer wie die der 808 Mafia und Mike Will Made It schreiben ihre Hits mit dieser DAW. 

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Daher wundert es nicht, dass FL Studio trotz seines Einsteigersoftware-Images aktuell zu den meistgenutzten DAWs gehört! Kaum eine andere DAW schafft den Spagat, Neulingen einen leichten Einstieg zu ermöglichen und dennoch umfangreich genug für Profis zu sein. Mit dem Update auf Version 12 wurde das Interface generalüberholt und der Workflow einigen Verbesserungen unterzogen, die das Konzept im Produktionsalltag nochmals erleichtern sollen. Wir haben gecheckt, wie sich FL Studio 12 in der Praxis schlägt.
 

Details

Ein Leben lang

Wer die Software einmal sein Eigen nennen darf, wird es für immer dürfen. Mit dem Erwerb einer FL Studio Lizenz gewährt Image-Line den Usern nämlich ein lebenslanges Update-Recht! FL Studio gibt es in den vier Varianten Fruity, Producer, Signature und All Plug-ins-Bundle. Bei unserem heutigen Testkandidaten handelt es sich um die Producer Edition, was bedeutet, dass alle Funktionen enthalten sind, nicht aber das gesamte Plug-in-Paket. Den Feature-Vergleich der Versionen findet ihr hier.
Der Hersteller bietet eine Testversion, die darauf beschränkt ist, dass gespeicherte Projekte nicht mehr geöffnet werden können und manche Plug-ins hin und wieder ein Rauschen (White Noise) ausgeben. Mit FL Studio Mobile erhält man die DAW in abgespeckter Form auch für iOS, Android und Windows Phone. Die mobil erstellten Ideen lassen sich daraufhin in die große Version importieren und finalisieren. 

Konzept

Im Gegensatz zu anderen DAWs verfügt FL Studio seit Tag 1 über einen Step-Sequenzer, in dem hauptsächlich Drum-Grooves erzeugt werden, die in Loops (Schleifen) wiedergegeben werden – daher der ursprüngliche Produktname „Fruity Loops“. Rhythmusgefühl benötigt man zur Erstellung der Patterns nicht zwingend, denn die Steps eines Patterns sind in Sechzehntel gerastert und klingen daher immer „on point“. Man muss sie nur mit der Maus anklicken, um einen Timing-perfekten Beat aus dem Ärmel zu schütteln – das kann wirklich jeder! Um aus den Patterns einen Song aufzubauen, werden sie daraufhin in das Arrangierfenster verschoben. Durch diese Produktionsweise ist FL Studio prädestiniert zum Arrangieren jeglicher elektronischer EDM-Musikarten sowie Hip-Hop, Trap und ähnlicher Stile.

Drumgrooves lassen sich im Step-Sequenzer einprogrammieren
Drumgrooves lassen sich im Step-Sequenzer einprogrammieren

Man muss kein musikalisches Wunderkind sein, um mit FL Studio im Handumdrehen harmonische Skalen und Akkorde zu programmieren. Wie in anderen DAWs auch müssen diese nicht zwanghaft live mit einem MIDI-Keyboard eingespielt werden, da sie sich in der Pianorolle auch mit der Maus einzeichnen lassen. FL Studios Pianorolle hält zusätzlich vorgegebene Harmonien und Skalen bereit, mit denen man auch ohne Vorwissen von Harmonielehre mit wenigen Mausklicks zu professionellen Ergebnissen kommt.

FL Studio hält eine ganze Reihe Tonarten und Akkorde bereit, um immer die richtigen Töne zu programmieren.
FL Studio hält eine ganze Reihe Tonarten und Akkorde bereit, um immer die richtigen Töne zu programmieren.

Vectorial User Interface

Image-Line hat die Benutzeroberfläche vektorisiert, was bedeutet, dass sich die Größe an jede aktuell verfügbare Bildschirmauflösung anpassen lässt, ohne dabei verpixelt zu erscheinen. Dadurch unterstützt FL Studio Auflösungen bis zu 8K – in Sachen Auflösung ist die DAW ihrer Zeit voraus. Bemerkbar macht sich die Vektorisierung beispielsweise beim virtuellen Mischpult, dessen Design komplett überarbeitet wurde und mit dem Update vertikal skalierbar ist. Das Schöne: Alle eingeblendeten Mixer-Funktionen sind beinahe immer sichtbar – egal, ob der Mixer den gesamten Platz eines Bildschirms für sich einnimmt oder nur das untere Drittel belegt. Wenn man ihn auf ein Minimum skaliert, verschwinden ausschließlich Mixer-Buttons, die ohnehin nicht ständig benötigt werden, etwa Reverse Polarity, Swap Left and Right Channels und Stereo Separation.
Neu ist auch der Auto-Zoom in der Pianorolle, mit dem sich die Noten passend zur Fenstergröße skalieren lassen. Das Ganze kann in den Preferences deaktiviert werden. Manche Teile der Benutzeroberfläche ermöglichen zudem keinen „Live-Zoom“, sondern nur globale Größenänderungen in den Preferences, die einen Neustart der Software erfordern.
 

Fotostrecke: 2 Bilder Das neue Interface wirkt modern und übersichtlicher.

Multitouch und Kopfleiste

Besitzer eines Windows-Tablets dürfen sich zusätzlich über die neue Multitouch-Unterstützung freuen. Diese ermöglicht es beispielsweise, vertikalen sowie horizontalen Zoom durch unterschiedliche Gesten zu steuern. Shortcuts, die man normalerweise nur durch die Tastatur erreichen kann, lassen sich praktischerweise als Buttons in der Kopfleiste unterbringen. Die Kopfleiste selbst kann ab Version 12 endlich an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Einzelne Sektionen dieser sind fortan herausnehmbar, um sie frei auf der Bedienoberfläche zu platzieren.

Die Kopfzeile lässt sich an die eigene Arbeitsweise anpassen.
Die Kopfzeile lässt sich an die eigene Arbeitsweise anpassen.

FLAC-Export

Neben dem verlustbehafteten MP3- gibt es das verlustfreie FLAC-Format. Hiermit werden Audiodateien in der Dateigröße im Vergleich zu WAV komprimiert, jedoch ohne Qualitätsverlust. Mit FL Studio 12 ist FLAC nun beim Export auswählbar.

Device Updates

FL Studios Envelope Controller verfügt nun über acht separate Hüllkurvengeneratoren, ein X/Y-Feld sowie sogenannte Smart Knobs. Dadurch ermöglicht der Envelope Controller aufwendigere Modulationen als sein Vorgänger. Fruitys Keyboard Controller erhält einen zusätzlichen „Attack Smoothing“-Parameter und ebenfalls wie der Formula Controller ein überarbeitetes GUI.

Praxis

Windows und MAC

Lange Zeit gab es FL Studio ausschließlich für Windows-PCs. Die Mac-Version befindet sich zum Zeitpunkt des Tests im Alpha-Stadium. Beim ersten Start gibt die DAW eine Warnung raus, dass die Nutzung mehrerer Bildschirme Probleme verursachen kann und sie daher abgeklemmt werden sollten. Grafik-Fehler treten hin und wieder auf und ein zweiter Bildschirm ist schlicht und einfach nicht nutzbar. Schade, denn das wird bei den vielen Einzel-Fenstern der DAW sehr schnell unübersichtlich.

Bedienung

Kurz vorab: Trotz der aufwendigeren und 8K-fähigen Bedienoberfläche und einem prall gefüllten VST-Ordner startet die DAW noch immer nach ca. 3 Sekunden – da könnten sich manch andere eine Scheibe von abschneiden! FL Studio ist nach wie vor eine DAW, mit der man sofort starten kann, ohne sich lange mit Einrichtungen und Routings zu beschäftigen – beim ersten Start den Audiotreiber auswählen und los geht’s!
Mit dem Default-Projekt sind gleich eine Handvoll Drums geladen, mit denen sich gleich ein Grundrhythmus programmieren lässt. Die Sounds sind dann On-the-Fly austauschbar und auch weitere Klangerzeuger und Samples lassen sich ohne Unterbrechung in den Groove einarbeiten, während das Pattern fleißig rundläuft. Im Vergleich zu vorigen Versionen sind sowohl Pattern als auch Pianorolle innerhalb einer Spur nutzbar – man muss sich also nicht mehr für eins von beiden entscheiden, sehr gut! So kann man einen Sound erst mal als Pattern programmieren und hat dennoch die Option, die Pianorolle zu öffnen, um beispielsweise die Tonhöhe zu programmieren oder dessen Werkzeuge, beispielsweise das Pinselwerkzeug, Akkorde oder weiteres, zu nutzen. Wie einfach man von Steps in Pianorolle umschaltet, seht ihr in folgendem Video.

Überarbeiteter Browser

Der Browser wurde mit Kategoriereitern ausgestattet, die mit aussagekräftigen Icons für eine bessere Übersicht sorgen. Auch schön: Es lassen sich wahlweise alle Files, nur die im aktuellen Projekt vorhandenen Dateien oder aber ausschließlich Plug-ins anzeigen – je nachdem, was man sucht, kommt man so noch schneller ans Ziel. Wer noch schneller finden möchte, nutzt die Suchfunktion! Auch ist es fortan möglich, Dateien direkt im FL Studio Browser zu löschen – bisher musste man dazu den Umweg über den Finder (Mac) beziehungsweise Explorer (Windows) gehen.

Ein übersichtlicher Browser beschleunigt die Suche.
Ein übersichtlicher Browser beschleunigt die Suche.

Was fehlt noch?

Die Aufnahme und Editierung von Audio ist in FL Studio zwar möglich, jedoch im Vergleich zu anderen DAWs wie Apple Logic oder Steinberg Cubase recht unpraktisch gelöst. Das ist auch in Version 12 nicht anders. Für einfache Aufnahmen von Samples oder kurzen Passagen, die nicht viel Editierung benötigen, sind die Möglichkeiten ausreichend. Um größere Bandaufnahmen oder vergleichbar umfangreiche Projekte zu bearbeiten, wird die Arbeit mit Edison (FL Studios Editor) auf Dauer anstrengend und umständlich. Auch Basic-Features, wie das Setzen von Crossfades zweier Audioclips, sucht man hier vergeblich. In puncto Audioaufnahme und -bearbeitung ist also noch viel Luft nach oben, um dem Titel „DAW“ (Digital AUDIO Workstation) gerecht zu werden.

Fazit

FL Studio bleibt dem Pattern-Konzept treu, und das ist gut so! Die Bedienoberfläche wurde mit dem Update auf Version 12 nicht nur optisch verschönert, sondern auch durch Workflow-steigernde Details verbessert. Eine frei anpassbare Kopfleiste und selbst definierbare Key-Command-Buttons ermöglichen es, die DAW an die eigene Arbeitsweise anzupassen, was auch den Betrieb auf Tablets erleichtert. Durch den übersichtlicheren und klarer strukturierten Browser wird die Sound-, Plug-in und Projektsuche im Vergleich zu vorigen Versionen absolut beschleunigt. Umfangreiche Recordings und Editings sind mit FL Studio zwar möglich, jedoch leider weiterhin eher unpraktisch. Vielmehr liegen FL Studios Stärken nach wie vor bei der patternbasierten Komposition, welche nicht zuletzt durch die Verschmelzung von Step-Sequencer und Pianorolle noch einmal schneller zu guten Ergebnissen führt. Das Update wird jedem ans Herz gelegt, der den ohnehin flüssigen Fruity-Workflow nochmals beschleunigen möchte.

Pro
  • moderne, 8K-fähige Benutzeroberfläche
  • Pattern und Pianorolle in einer Spur nutzbar
  • übersichtlicher Browser
  • frei anpassbare Kopfzeile
  • erstellbare Shortcut-Buttons für Touchscreens
  • unterstützt Multitouch-Gesten
  • umfangreiche Ausstattung
Contra
  • Mac-Version noch im Alpha-Stadium
  • Audio-Recording und Editing weiterhin unpraktisch
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Features
  • patternbasiertes Kompositionskonzept
  • unendlich viele Patterns
  • digitaler Mixer mit 103 Tracks mit je 10 Effektkanälen
  • Patterns in der Playlist arrangieren (Clips)
  • Sidechaining und Plug-in Delay-Kompensation im Mixer
  • externe MIDI-Controller-Einbindung
  • gleichzeitige Audioaufnahme mehrerer Spuren/Quellen
  • VST-/VST2-/VST3- & DX-Unterstützung
  • Import/Export von WAV, MP3, OGG & MIDI
  • Pianorolle inklusive Kompositionshilfen für Akkorde und Skalen
  • interne Controller können als Modulationsquelle dienen
  • Clip-Automation
  • Audio & MIDI Clips schneiden, stretchen, umarrangieren
  • einsetzbar als VST-Instrument in Host-Applikationen
  • kann als VST- und Rewire-Host oder Client genutzt werden
  • DirectWave Player
  • Synths: Autogun – Sound-Optimizer, Bass Drum, BeepMap, Drumpad, Fruity Kick, Groove Machine Synth, MiniSynth, Speech Synthesizer, FL FlowStone, Sytrus, SimSynth Live – Synthesizer, WASP/WASP XT, DrumSynth Live, DX10 – FM Synthesizer, BooBass, Channel Sampler, FL Keys, Fruity Pad Controller, Granulizer, Wave Traveller, TS404 & 3OSC
  • Edison – Audio Editor
  • Event Editor
  • Slicex – Loops zerschneiden und neu anordnen
  • Vocodex Vocoder
  • SynthMaker – Modulare Synths und Effekte selber erstellen
  • Fruity Convolver – Convolution Reverb
  • Tools: Control Surface, Patcher, Dashboard, Layer Channel, MIDI Out, Rewired, FL Studio Mobile Plugin, Formula Controller, Peak Controller, X-Y-Controller,
  • Rendern in WAV, MP3, FLAC und OGG
  • ASIO-Treiber-Unterstützung
  • Systemvoraussetzungen: 2 GHz Intel Pentium 4 / AMD Athlon 64 (oder neuer), 32- oder 64-Bit-Version von Windows 10/8.0/8.1/7, Vista oder XP (inklusive Service Pack 3), Intel Mac mit Mac OS X 10.8 oder neuer, 1 GB RAM, 1 GB freier Festplattenspeicher
Preis
  • Update: kostenlos
  • Fruity: 89 EUR
  • Producer: 189 EUR
  • Signature: 289 EUR
  • All Plug-ins Bundle: 826 EUR
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • moderne, 8K-fähige Benutzeroberfläche
  • Pattern und Pianorolle in einer Spur nutzbar
  • übersichtlicher Browser
  • frei anpassbare Kopfzeile
  • erstellbare Shortcut-Buttons für Touchscreens
  • unterstützt Multitouch-Gesten
  • umfangreiche Ausstattung
Contra
  • Mac-Version noch im Alpha-Stadium
  • Audio-Recording und Editing weiterhin unpraktisch
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