iZotope Nectar 4 ist da: Neben dem Mixing Assistent in Neutron und dem Master Assistant in Ozone punktet iZotope auch mit dem Vocal Assistant für Nectar. Und genau den hat der Hersteller im neuen iZotope Nectar 4 aufgebohrt. Ob die KI-Erweiterungen das Plugin bereichern?
iZotope Nectar 4 – Die KI aka. Vocal Assistant wurde erweitert.
Natürlich sind auch in diesem Update die typischen iZotope-Assistant-Features am Start, die wir bereits von den Mixing- und Mastering-Assistenten kennen. Das heißt, ihr könnt eure Vocals analysieren lassen, während Nectar 4 für euch eine Vocal-Preset-Kette baut, die ihr nach Belieben verändern könnt.
Der Hersteller hat dem All-in-one-Vocal-Mixing-Tool aber noch weitere Features verpasst – darunter etwa Audiolens Integration, Voices, Auto Level Mode und Backer. Wie das Ganze klingt und ob ihr eure Songs ab sofort nicht mehr selbst mischen müsst, erfahrt ihr in diesem Review.
iZotope Nectar 4 gibt es als 64-Bit-Plugin in den Formaten AU, VST3 und AAX für macOS 12.7 oder neuer (Intel Macs und M-Serie als Native und Rosetta) sowie für Windows ab Version 10. Nectar 4 könnt ihr außerdem in den Varianten Elements (49,- Euro), Standard (199,- Euro) und Advanced (299,- Euro) kaufen.
Die volle Packung bekommt ihr natürlich nur in der Advanced-Fassung. Die beiden anderen sind ihrem Funktionsumfang entsprechend abgespeckt. Auf der Website des Herstellers gibt es eine Vergleichsliste zu den verschiedenen Modellen, die euch die Kaufentscheidung eventuell leichter macht.
Konzept
Nectar 4 Advanced ist das wohl umfassendste „Channelstrip“ auf dem Markt, das speziell zur Vocalbearbeitung ins Leben gerufen wurde. Von den Basics, wie EQ, Kompressor und De-Esser, sind auch Tuning-Tools à la Autotune und Harmonizer sowie Saturation, Reverb und mehr an Bord. Und sogar Celemony Melodyne Essential 5 gehört mit zum Lieferumfang – nice!
Trotz des großen Funktionsumfangs: Nectar bleibt übersichtlich.
Nectar 4 ist sozusagen das Schweizer Taschenmesser zur Bearbeitung von Rap, Sprache und Gesang. Wer im Mixing noch nicht so fit ist, dem hilft vielleicht die künstliche Intelligenz aka Vocal Assistant.
Die Pluginsammlung kommt mit 13 Modulen, die sich allesamt in das Mothership-Plugin laden und frei nach Bedarf im Signalfluss tauschen lassen, wodurch ein flexibler wie direkter Workflow möglich wird. Seit Version 4 kann man die Module zur Freude vieler Anwender auch als einzelne Plugins verwenden (nur Advanced).
Neuheiten von Nectar 4 Advanced auf einen Blick
Vocal Assistant Page – Erweiterte KI für automatisches Vocal Mixing und Makrosteuerung
Audiolens – Analyse-App zum Vergleich des Audios mit Referenztracks
Backer – Backing-Vocals auf Formantshifting-Basis
Voices – Aufgebohrtes Harmonizer-Tool
Auto Level Mode – Automatische Lautstärkebearbeitung
iZotope Nectar 4 Module
Music Production Suite 6
Wer neben Nectar 4 auch andere Produkte von iZotope bzw. Native Instruments ins Auge fasst, sollte sich die neue Music Production Suite 6 anschauen, die mit etlichen Plugins von iZotope, Native Instruments und Co. ausgestattet ist. Mit dabei sind Ozone 11 Advanced, Neutron 4, Nectar 4 Advanced, RX 10 Standard, NI Guitar Rig 7 Pro, Brainworx Creative Mixing Set und viele mehr.
Ozone 11, Nectar 4, Guitar Rig 7 Pro – und noch viel mehr von Brainworx, Exponential Audio und Native Instruments vereint im neuen Bundle NI Music Production Suite 6!
Ein großes Highlight aus dem Update ist natürlich die erweiterte KI aka der Vocal Assistant. Dieser analysiert eure Vocals und baut eine dazu passende Effektkette, bestehend aus den verfügbaren Effektprozessoren. Das Vorgehen kennt man bereits in ähnlicher Form von Neutron und Ozone: Ihr ladet Nectar 4 Advanced einfach in den Effekt-Slot einer Vocal-Spur und wählt anschließend den Vocal Assistant, der sich die Aufnahme dann „anhört“.
Nectar 4 Vocal Assistant – eine KI, die euch zuhört.
Die KI berechnet dann, welche Effektmodule zu euren Vocals passen, lädt diese in die Effekt-Slots und stellt EQ, Kompressor und Weiteres für euch ein. Wirklich neu ist hier die Vocal Assistant Page, mit der ihr die von der KI eingestellten Effekte mit jeweils einem Regler pro Modul, bedienen könnt.
Das spart Zeit und ist vor allem für Einsteiger eine gute Möglichkeit, um den Sound schnell noch etwas zu justieren, ohne die Effekte im Einzelnen verstehen zu müssen. Sprich: Möchtet ihr mehr Komprimierung, dreht ihr einfach den Makroregler für die Dynamic auf. Die Ergebnisse fügen sich gut in den Beat ein. Die Vocal klingt bereits nach den Settings der KI frischer und zugleich druckvoller, ohne dabei „platt“ zu wirken.
Die KI arbeitet auch in Version 4 beeindruckend zuverlässig und kann zwischen Gesang, Rap und Sprache unterscheiden. Sollte sie eine Rapaufnahme doch mal versehentlich als Gesang erkennen (was im Test nicht vorkam), kann man das unter Targets auf der Vocal Assistant Page korrigieren.
Durch die Makroregler der Assistant Page gehen kleine Tweaks noch schneller von der Hand. Wer es sich also noch nicht selbst zutraut, Effekte einzustellen, oder wer einfach schnell ans Ziel kommen möchte, dem hilft die neu hinzugekommene Vocal Assistant Page.
Vocal Assistant Page mit einfacher Makroregler-Steuerung!
Hier kann man im Grunde nichts falsch machen. Fortgeschrittene springen besser direkt in die einzelnen Module und passen den Sound selbst präzise an ihre Vorstellungen an. Wer die KI gar nicht nutzen möchte, kann natürlich komplett auf den Assistant verzichten und schraubt den Sound von Grund auf selbst. Praktisch ist der Vocal Assistant beispielsweise dann, wenn man einen Rough Mix direkt nach der Recording Session mal schnell fetter klingen lassen möchte.
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Die Varianten Nectar 4 Elements, Standard und Advanced kommen mit der kostenlosen Desktop App namens Audiolens. Mit ihr könnt ihr sämtliches Audiomaterial, das ihr von eurem Rechner abspielt, zum Beispiel von einer Streamingplattform, als Referenz für eure Produktionen verwenden.
Dieses Referenzmaterial kann man anschließend mit iZotope Plugins connecten und als Target auswählen. Dadurch verwandelt sich sämtliches, auf dem Computer hörbares Audiomaterial in einen Referenzwert. Analysiert werden Loudness, EQ-Kurve, Dynamik und Stereobreite.
Audiolens ermöglicht es euch, beliebiges Audiomaterial, wie etwa eure Lieblingssongs, als Referenzwert für das Vocal Mixing zu nutzen!
Ein Analyse-Tool für Match-EQ-Fans
Audiolens zeichnet also nicht das Audio auf, sondern nur seinen Klangcharakter, den man auch Metadaten nennt. Diesen Referenzwert könnt ihr dann in Nectar, Ozone oder Neutron als Referenz auswählen, von wo aus er auch zukünftig immer wieder abrufbar ist. Die KI des jeweiligen Plugins stellt daraufhin die entsprechenden Effektprozessoren so ein, dass das zu bearbeitende Audio dem Referenztrack gleichkommt.
Noch besser: Für Nectar benötigt ihr nicht mal ein A-capella. Audiolens analysiert für Nectar nur den Vocalsound eines gesamten Songs, was im Test wirklich hervorragend funktioniert. Das Ganze ist besonders für Einsteiger geeignet, die nicht wissen, wie sie einen bestimmten Sound schrauben können. Und natürlich auch für all diejenigen, die keine Scheu vor Match-EQs haben.
Auto Level Mode
Auch der in Nectar 3 eingeführte Auto Level Mode (ALM) wurde mit KI erweitert. Dieser soll euch Lautstärkeautomationen von ungewollt lauten Passagen ersparen. Bricht das Gesangsorgan eines Sängers also an manchen Stellen mal mehr aus als gewollt, könnt ihr diese Passagen mit der KI des überarbeiteten Auto Level Mode anpassen lassen, bevor ihr die Vocals in einen Kompressor schickt.
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VocalVocal + ALMVocal + ALM + Kompressor
Die KI analysiert eure Vocals und regelt anschließend dynamisch die Lautstärke, so als ob ihr per Hand den Volume Fader eines Mischpultes an zu lauten Stellen leiser dreht und anschließend wieder lauter macht. Und das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.
ALM – automatische Lautstärken Bearbeitung
Die Lautstärkeverläufe der Aufnahmen klingen ausgewogener. Setzt man anschließend noch einen Kompressor ein, hat dieser weniger Arbeit und das Ergebnis klingt natürlich, sprich weniger plattgedrückt oder pumpend. Sehr praktisch: Der Vocal Assistant stellt nicht nur Kompressor, sondern auch das ALM-Modul automatisch ein.
Backer, Backer, Kuchen
Neu im Bunde ist das Backer-Modul, das man zur künstlichen Generierung von Backing-Vocals ins Leben hat. Backer basiert auf Pitch- und Formant-Shifting und verwandelt eure Stimme etwa in moderne, gepitchte Vocals. Das Tool sieht schön aus, klanglich haut es mich aber nicht um.
iZotope Nectar 4 Backer: Backingvocals auf Knopfdruck!
Im Grunde ist es nur ein gewöhnliches Formant- und Pitch-Shifting-Tool, das es so ähnlich auch schon im Pitch Modul der Vorgängerversionen gab. Zudem ist es sicher nicht für alle Genres brauchbar. Wer aber mal „instant“ eine Formant-Vocal generieren möchte, kommt hiermit schnell ans Ziel und hat zudem noch ein modern gestaltetes GUI.
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Vocal + Backer (Alex)Vocal + Backer (Kate)
Voices
Das Harmony-Tool hat man nun in Voices umgetauft und ihm auch gleich noch eine neue Bedienoberfläche spendiert. Mit Voices könnt ihr aus einer Vocal Harmonien erzeugen: entweder automatisch zu einem selbst definierbaren Key oder via MIDI. Das GUI sieht aber nicht nur hübscher als früher aus: Ihr könnt es fortan auch genauer einstellen und so authentischere Ergebnisse erzielen.
Harmony heißt jetzt Voices.
Neben der Mixer-Ansicht gibt es nun auch eine Harmonieansicht, in der ihr nach Belieben 3th, 5th, 7th Unisono-Dopplungen sowie oktavierte Stimmen hinzufügen könnt. Via Presets könnt ihr auch verschiedene Harmonien aus einer Vocal zaubern, die ihr frei anpassen könnt – darunter Parallels, Happy, Sad etc.
Die neuen Presets haben eine inspirierende Wirkung, wodurch man mit wenigen Klicks zu harmonischen Backings gelangt. Wer es genauer haben möchte, programmiert die Harmonien ganz einfach via MIDI.
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10.Vocal (oktaviert)11.Vocal im Mix + Voices (triads)12.Vocal im Mix + Voices (unison
Die alte Oberfläche war deutlich übersichtlicher – das neue GUI wirkt krampfhaft auf Anfänger zugeschnitten. Nichtsdestotrotz ist Voices nach wie vor ein wirklich brauchbares Tool, um Harmonien zu erzeugen. Wenn man Voices nur punktuell einsetzt, um zum Beispiel vereinzelte Wörter oder Passagen harmonischer klingen zu lassen, kommen wirklich brauchbare Ergebnisse herum.
Apropot Tuning: Melodyne 5 Essential gehört auch zum Nectar 4 Paket. Damit ist alles, was man für ein gutes Vocal-Tuning benötigt, im Preis mit drin!
Nectar 4 Ressourcenverbrauch
iZotope-Produkte klingen wirklich allesamt hervorragend, gehören aber leider auch zu den rechenintensivsten auf dem Markt. Auf meinem MacBook mit einem 2,4 GHz 8-Core Intel i9 und mit 64 GB DDR4 RAM brauche ich nur eine Nectar-Instanz aufmachen, ein paar Effektmodule aktivieren und schon springt der Lüfter meines MacBooks auf ein deutlich hörbares Level an. Die CPU-Auslastung in Logic geht indessen mal eben auf 25% in einem Thread hoch.
Was im Workflow noch mehr stört, ist die Tatsache, dass eine hohe Latenz entsteht, wenn man das Plugin mal kurz auf Bypass und wieder aktiv schaltet. Das Gleiche passiert, wenn man nur mal kurz das Tuning-Modul aus- und wieder einschaltet, um die Vocals automatisch zu tunen: Die Vocals laufen nicht mehr synchron zum Beat. Anschließend muss man immer erst Stopp und dann wieder Play drücken. Von anderen Herstellern kenne ich so extreme CPU-Auslastung nicht – bekommt iZotope das irgendwann in den Griff?!
iZotope Nectar 4 ist ein leistungsstarkes All-in-one-Plugin zur Veredelung von Rap, Gesang und Sprache. Mit insgesamt 13 Modulen, die sich mittlerweile auch einzeln nutzen lassen, gehört Nectar 4 zu den umfangreichsten Vocalmixing-Lösungen auf dem Markt. Die Bedienung der KI namens Vocal Assistant hat iZotope mithilfe einer übersichtlichen Macro-Page vereinfacht, was Nectar vor allem für Anfänger attraktiv macht. Ohne Vorwissen von Effektkunde kann man Vocals nun zusammen mit KI und einer Hand voll Makroreglern in Sekunden zu amtlichen Ergebnissen aufblasen.
Allerdings solltet ihr in puncto Rechenleistung gut aufgestellt sein, damit ihr mehrere Instanzen gleichzeitig fahren könnt. Wer gerne mit Matching-EQs arbeitet, wird sich darüber freuen, dass Audiolens nun mit Nectar 4 kompatibel ist. Ferner wurden einige Module generalüberholt, was sie umfangreicher und doch zugleich einsteigergerecht macht. Insgesamt eignet sich iZotope Nectar 4 gleichermaßen für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis und sollte in keiner ernstgemeinten Vocal-Plugin-Sammlung fehlen.
iZotope Nectar 4 – Die KI aka. Vocal Assistant wurde erweitert.
Features
Channelstrip-Plugin für Vocal-Mixing
13 Module zur Bearbeitung von Gesang, Rap und Sprache wie Dynamic EQ, Kompressor, Pitch, Voices, Backer, Auto-Leveler, Breath Control, Saturation etc.
alle Module auch als einzelne Plugins verfügbar (nur Avanced)
ALM (Auto Level Module) sorgt für gleichmäßigen Pegel und natürlichen Klang
ALM Tame Noise
Vocal Assistant künstliche Intelligenz mit Abgleich eines Referenzwertes passende Einstellungen für Vocals
in Kombination mit iZotope Audiolens können Stimmen in Musiktiteln erkannt und als Ziel-Referenz genutzt werden
Voices – Harmonizer zur Erstellung von komplexen Harmonien automatisch und per MIDI
Backer erzeugt Backing-Vocals in acht verschiedenen Styles auf Basis von Formant- und Pitchshifting
Breath Control reduziert Atemgeräusche
Dynamic EQ mit Follow EQ-Modus beseitigt störende Resonanzen
inklusive Celemony Melodyne essential
Systemvoraussetzungen: Windows 10 oder neuer, macOS 12.6.8 oder neuer, VST3-, AU- oder AAX-native-fähige DAW.
PREISE
Nectar 4 Elements: 55,- Euro (Straßenpreis am 28.11.2023)
Nectar 4 Standard: 223,- Euro (Straßenpreis am 28.11.2023)
Nectar 4 Advanced: 336 ,- Euro (Straßenpreis am 28.11.2023)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
leistungsstarkes All-in-one-Vocal-Strip
KI zur Analysie und Soundsteuerung
13 erstklassige Effekt-Module
übersichtliches Interface
geeignet für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis
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