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Knobula Kickain Test

Mit dem neuen Kickain-Modul bringt Knobula hochwertige Kick-Sounds mit Sidechain ins Eurorack. Allerdings ist es nicht ganz billig.

Knobula Kickain: Kick-Sounds mit Sidechain im Eurorack. (Quelle: Knobula)

Eine runde, fette Kick ist das wichtigste Element in vielen Live-Sets. Wer solche mit seinem Eurorack bestreiten will, braucht zwingend ein entsprechendes Modul. Knobula hat mit dem Kickain einen ambitionierten Newcomer in diesem Segment vorgestellt – und neben einer Kick auch direkt noch einen Sidechain-Weg integriert. Wir haben das Modul im Einsatz getestet.

Details

Erster Eindruck

Wie bereits das erste Modul von Knobula, das Poly Cinematic, basiert auch Kickain auf der Daisy-Softwareplattform. Heißt: Es ist digital und hat hinten einen Prozessor mit USB-Eingang angedockt, über den Softwareupdates möglich sind. Entsprechend ähneln sich die Panels der beiden 12 TE breiten Module auch. Vorne am Kickain finden sich allerdings andere Poti-Kombinationen.

Knobula Kickain: Frontpanel
Auf 12 TE bietet das Kickain eine breite Palette an Kick-Parametern und einen Sidechain-Weg. (Quelle: Lukas Hermann)

Das Kick-Modul zeigt auf dem Frontpanel zwei farbig markierte Abschnitte: Alles rund um die Kickdrum ist blau hinterlegt, das Sidechain-Feature ist pink markiert – und die gerasterte Fläche zwischen den beiden Bereichen ist mit Parametern bevölkert, die beide Elemente beeinflussen. Drei große Encoder steuern die drei wichtigsten Soundelemente: den Kickdrum-Pegel, den Decay und die Sidechain-Intensität.

Bunte Parameter-Auswahl

Flankiert werden sie von kleinen, aber dennoch gut drehbaren Reglern in bunten Farben. Zwei dunkelblaue stellen den „Punch“ und die „Bend“-Stärke der Kick ein – für mehr Druck und mehr Frequenzmodulation beim Anschlag. Mit den weißen Encodern „Drive“ und „Click“ fügt man Rauschen und Verzerrung hinzu – und auch der Attack, die Grundfrequenz und ein Reverb sind anpassbar. Alles was man für eine ordentliche Kick benötigt.

Knobula Kickain: Panel oben
Der obere Teil des Moduls erlaubt die Pegeleinstellung der Kickdrum und bietet Zugriff auf die Sidechain. (Quelle: Lukas Hermann)

Hinzu kommt der erwähnte Sidechain-Signalweg, der über die Inputs unten links läuft. Hier kann ein Mono- oder ein Stereosignal ins Kickain geschickt werden, das – mit der Kick gemixt – rechts wieder herausgeht. Das Modul analysiert dessen Lautstärke und reduziert sie in klassischer Manier im Verhältnis zum Kick-Decay. Je höher der „Sidechain“-Regler eingestellt ist, desto mehr soll es pumpen. Wenn es zu laut wird, informiert eine kleine LED über Clipping.

Zwei Schalter erlauben zusätzlich noch das Absenken von Bassfrequenzen ab 40 oder 60 Hertz bzw. das Einstellen EQ-basierter Sidechain-Modi. Und es gibt einen Send-Return-Weg, um Effekte einzuschleifen. Komplettiert wird das Paket durch drei Modulationseingänge, mit denen man die Frequenz der Kick und deren Decay modifiziert bzw. mit zusätzlichen Triggern Akzente setzt.

Knobula Kickain: Panel unten
Inputs, Outputs und die Kick-Parameter finden sich im unteren Bereich des Kickain-Moduls. (Quelle: Lukas Hermann)
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Praxis

Knobula Kickain im Einsatz

Soviel zum Layout – kommen wir zum Sound. Den kann man leicht antesten, denn in der Mitte des Panels findet sich ein großer Button zum Triggern der Kick. So wird das Sounddesign abseits von Patches möglich. Der Button eignet sich auch hervorragend zum Samplen des Moduls.

Knobula Kickain: Schrägansicht
Der Trigger-Button in der Mitte ermöglicht das manuelle Abfeuern von Kicks. (Quelle: Lukas Hermann)

Um ihn herum gruppieren sich die genannten Optionsregler, die den Sound markant beeinflussen. Es empfiehlt sich folgende Grundeinstellung: Kein Drive, kein Click, kein Reverb – nur etwas Decay, Punch und Bend. Ohne die letzteren beiden Parameter ist der Sound ziemlich dumpf, aber mit ihnen wird er schön druckvoll und prägnant. Allein zwischen Punch und Bend stecken dann bereits viele tolle Sounds im 909-Stil!

Zwischen Kick und Snare

Holt man noch den Click und den Drive hinzu, wird es technoid-noisy und Kickain wechselt in extremen Einstellungen sogar in Snare-Gefilde über. Mit kurzem Decay kann das Modul sogar eine Hi-Hat abgeben – es ist extrem variabel. Der Reverb und das lange Decay erledigen den Rest: Kickain kann auch Impact-Sounds! Gerade, wenn es dröhnt, erweist sich der Bass-Cut als sinnvoll. Er zähmt den Klang ein wenig und macht Platz für Anderes im Eurorack-Mix.

Audio Samples
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Knobula Kickain: Punch & Bend Knobula Kickain: Punch & Click Knobula Kickain: Drive Knobula Kickain: Decay Mod Knobula Kickain: Attack Mod & Click

Die Sidechain: Ein „Nebenbei“-Feature

Apropos Platz machen: Es gibt ja auch noch den Sidechain-Weg! Der soll das eigentliche Highlight des Moduls sein, enttäuscht aber im Praxiseinsatz häufig. Dabei ist das Konzept eigentlich bestechend: Einfach ein Inputsignal reinschicken, Sidechain aufdrehen – und schon harmonieren die Kick und der Rest des Patches besser miteinander.

Nur lässt die Umsetzung einige entscheidende Wünsche offen. Zum einen lässt sich das Inputsignal nicht am Modul selbst in seiner Lautstärke regeln. Dafür braucht es vorher einen Mixer oder einen VCA – was das Konzept Sidechaining als Pegelkontrolle bereits ein wenig sinnlos erscheinen lässt.

Probiert man dann den Sidechain-Regler aus, fällt auf, dass er ordentlich aufgedreht sein muss, um etwas zu bewirken. Und er geht in vielen Situationen nicht weit genug: Extreme Pumping-Effekte sind mit dem Kickain nur bedingt drin, denn bei zu viel Decay verschluckt das Modul den Rest auf einmal ganz.

Audio Samples
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Knobula Kickain: Sidechain: Brenso-Sequenz Knobula Kickain: Sidechain: Im Mix Knobula Kickain: Reverb

Auch die Idee, das Ducking entsprechend des Spektralinhalts des Inputs anzupassen, lässt im Einsatz kaum etwas von sich hören. Es ist durchaus eine Veränderung bemerkbar, wenn der Schalter oben umgelegt wird. Aber allzu viel Charakter hat das nicht. Zudem wird das Sidechaining deutlich schwächer. Ich bin daher beim Testen meist im „normalen“ Modus geblieben.

Knobula Kickain: Sidechain-Sektion
Die Sidechain-Funktion des Knobula Kickain-Moduls in Nahansicht. (Quelle: Lukas Hermann)

Performance ja, CV nein

Was mich zum letzten Kritikpunkt am Kickain bringt: Wie schon das Poly Cinematic bietet auch das Kickain-Modul kaum CV-Eingänge. Das ist sicherlich eine bewusste Entscheidung, weil so auf dem Panel mehr Platz zum Drehen der Encoder bleibt – was auf der Bühne hilft. Und ja, man kann das Decay modulieren und dadurch variable Sounds erzeugen. Gäbe es aber einen CV-Eingang für den Click-Parameter, dann wären kreative dynamische Wechsel zwischen Kick- und Percussion-Sounds drin. Und könnte man zudem auch die Sidechain modulieren, wäre man in der Lage, sie ferngesteuert zu aktivieren, etwa mit einem Joystick oder einem Sequenzer. Das hätte schön werden können …

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Fazit

Wirklich überzeugt hat mich am Konzept Kickain nur die Kick, weniger die Sidechain. Die Sounds des Moduls sind mächtig und vielseitig einsetzbar. Schade ist, dass kaum ein Parameter moduliert werden kann – ein Manko, das bereits beim Poly Cinematic Synth-Modul auffiel. Bei einer Kickdrum ist das vielleicht weniger wichtig, aber Sounddesigner hätten mit mehr CV-Optionen sicherlich mehr Freunde am Modul.

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Mehr Informationen

Fast gänzlich kalt gelassen hat mich im Test die Sidechain-Funktion. Sie tut zwar in der Regel was sie soll, kann aber aufgrund des fehlenden Input-Gains und einer recht limitierten Intensität kaum kreativ genutzt werden. Weil sie das halbe Modul ausmacht, kann ich es leider auch nur zur Hälfte empfehlen.

Das Kickain ist zudem viel zu teuer: 375 Euro wären selbst bei einer variableren Sidechain-Implementierung eine Menge Geld. Sogar für 100 Euro weniger würden viele User immer noch zu Recht schlucken. Deshalb werden viele wahrscheinlich zu Alternativen greifen – und man kann es ihnen nicht verübeln.

Knobula Kickain: Kick-Modul fürs Eurorack
Knobula Kickain: Kickdrum-Modul fürs Eurorack (Quelle: Knobula)

Features

  • Kickdrum-Sounds im 909-Stil
  • Regler für Attack, Decay, Level, Drive, Click, Punch und Bend
  • Bassabsenkung (40 oder 60 Hz)
  • Kompressor mit Sidechain (drei Modi)
  • Stereo-Hall (24-bit)
  • Send-Return-Weg
  • Strombedarf: 80 mA (+12 V) / 80 mA (-12 V) / 0 mA (+5 V)
  • Breite: 12 TE – Tiefe: 33 mm

Preis

Knobula Kickain: ca. 375 € (Straßenpreis am 23.08.2022)

Webseite des Herstellers

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Profilbild von Modul man

Modul man sagt:

#1 - 27.08.2022 um 16:16 Uhr

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Also für das Geld bekomme ich ja bereits einen ganzen analogen Drum Computer z.B von Behringer. Da blieben sogar noch ein paar Euro für McDonald's üben übrig. Dazu kommt noch dass das Ding gar nicht analog ist! Das finde ich sehr schwach, das Ding macht nur bumm und das war's, ganz ehrlich finde ich das ziemlich schwach für den Preis! Wenn nicht mehr überlege was für ein kleiner Prozessor kostet und klar die Entwicklung kostet natürlich auch Geld und das nur für ein bisschen Bums im Bassbereich. Mir persönlich reicht das überhaupt nicht! Für das Doppelte des Preises also ca 700 € bekomme ich z.B einen Verona analog Tram Maschine mit tausenden von Reglern und gleich mehreren Instrumenten und Einzelausgänge und alles über miet die steuerbar und blabla was weiß ich alles noch also die Konkurrenz schläft nicht ich finde der modularsysteme auch toll aber ganz ehrlich für den Bums ist mir das ein bisschen zu viel Geld und dazu auch noch digital!

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