Korg spendiert seiner Synthesizer-Workstation „Kross“ mit dem neuen “Kross 2” ein echtes Update, welches, analog zu seinem Vorgänger, auch wieder in zwei Tastaturausführungen erhältlich ist. Einmal mit leichtgewichteter 61er Tastatur sowie mit 88er Natural Weighted Hammer Action-Klaviatur. Das Next-Generation Modell ist nicht nur optisch neu designt, sondern bietet auch ausstattungsseitig eine neue Dimension. Dazu gehören ein größerer Speicher, mehr Sounds, ein Pad-Sampler, Realtime-Controls und eine ganze Reihe anderer Verbesserungen. Diese sollen die beliebte Synthesizer-Workstation mit Allroundtalent auch weiterhin zu einem lohnenswerten Einsteiger-Synthie mit attraktivem Preis machen. Ob das gelingt, haben wir getestet. Unser Testmodell ist der handliche Kross 2-61.
Korg Kross 2-61. Die Allround-Workstation im Einsteigerbereich (Foto: DJ Numinos)
Grundsätzlich bleibt auch der neue Kross 2 den bewährten Qualitäten treu. Nämlich eine leistungsfähige Allround-Workstation zu sein, mit einer umfassenden Ausstattung an Standard-Presets, einer bewährten Klangsynthese und einem integrierten Sequenzer plus Arpeggiator, Drumplayer und Audiorekorder. Genau an diesen „Basics“ wurde bei der Weiterentwicklung des „Kross“ gedreht: Beginnend bei der Stimmenzahl, die nun 120 beträgt (vorher 80), der Anzahl an Programmen auf 1.075 (vorher 809) und dem auf 128 MB expandierten Sample-Speicher (vorher: 112 MB), der durch den Einsatz einer SD-Karte noch mal um das Doppelte erweitert werden kann.
Während diese Features alle „unter“ der hübschen, neugestalteten Haube des Kross 2 liegen, sind andere Neuerungen offensichtlich: Das sind vor allen Dingen die sechzehn Sample-Trigger-Pads auf der rechten, und die neuen „Realtime-Controls“ auf der linken Seite des Instruments. Korg hat hier offensichtlich auf Anwenderwünsche reagiert und dem Kross 2 mehr Echtzeitzugriff am Instrument spendiert. Lest dazu auch den Test über den Vorgänger “Kross” von Dirk Schaadt (getestet in der 88er Version).
Kross 2 wird in brachenüblicher, brauner Umverpackung geliefert. Darin befindet sich dann ein ziemlich schicker grauer Karton, auf dem eine dezente Banderole Auskunft über den Inhalt gibt. Der Kross 2 selbst reist darin, gehalten von Styroporformteilen, sicher und gut geschützt. Neben dem Instrument findet sich in der Packung ein Netzteil und eine Kurzanleitung. Das vollständige Manual muss man sich im Netz herunterladen. Die Umverpackung ist wesentlich größer, als der eigentliche Karton (Fotos: DJ Numinos)
Schon bei der Entnahme aus der Verpackung fällt deutlich auf, dass der Kross 2 eine erstaunliches Leichtgewicht ist: Gerade einmal 3,8 Kilo wiegt die hier getestete 61-Tasten-Version (Kross 2-88: 12,3 kg). Zwar wirkt Gewicht grundsätzlich ja immer wertig – in diesem Fall und da der Kross ohnehin komplett aus Kunststoff gefertigt ist, ist der Eindruck aber eher positiv.
So ein leichtes Keyboard hat man einfach gerne dabei. Ich denke da insbesondere an Jungkeyboarder, die zu den Proben ihrer Band noch mit dem Fahrrad fahren. Auch an anderen Stellen zeigt sich der Kross 2 transportfreundlich: Etwa bei den „Henkeln“ am Gehäuserand mit denen sich der leichte Synth problemlos bewegen lässt oder beim integrierten Batteriefach (6xAA), das den mobilen Einsatz ermöglicht.
Hat man das Keyboard abgestellt, steht es rutschsicher auf sechs Gummifüßen. Entscheidet man sich nicht für die Sonderedition „Red Marble“ bei der der Korpus rotem Marmor nachempfunden ist, sondern für die Standard-Version, so nennt sich diese „Super Matte Black“. Und der Name ist Programm, denn die mattierte Oberfläche sendet kaum Licht zurück, was den Kross 2 erstaunlich schick wirken lässt.
Dazu trägt auch das recht aufgeräumte Bedienfeld bei: Links beginnt es mit dem Modulationsrad und Pitch-Bender, es folgend – nach rechts – die neuen Realtime-Controlls samt Matrix, das große Category-Select-Rad mit darunter liegenden Modus-Tastern (Combi, Programm, Sequencer).
Schön: Die neue Realtime-Controlls-Matrix, die nicht nur den direkten Zugriff auf die relevanten Klangparameter wie etwa Filter und Resonanz ermöglicht, sondern auch auf wichtige Einstellungen wie etwa die Lautstärke des Audioeingang, den FX-Level, das Tempo oder auch die Oktavlage. Ja richtig: Diese stellt man nämlich an dieser Stelle und nicht über die beiden frei zuweisbaren Soft-Switch-Taster über dem Pitch- und Modwheel ein.
Die unterschiedlichen Ansichten des Kross 2-61 (Fotos: DJ Numinos)
2/6 Modulations- und Pitch-Rad, darüber die Soft-Switch-Tasten.
3/6 Sehr schön: Der Kross 2 arbeitet auch mit Batterien.
4/6 Blendet beim Hochfahren kurz auf: Das Korg-Logo.
5/6 Danach glimmt es abgedimmt vor sich hin.
6/6 Spacige Sache: die abgerundeten Seiten des Kross 2.
Zentral dann das hintergrundbeleuchtete Display mit, zum Vorgänger unverändert, 240 mal 64 Pixeln, darunter die Navigation in die Menüs und rechts daneben ein Encoder sowie ein Cursorfeld zur Parameteränderung innerhalb der Menüs. Nach rechts schließt der Synthesizer mit den sechzehn, rot hintergrundbeleuchteten Drum-Trigger-Pads und verschiedenen Funktionstasten (Step Sequenzer, Favoriten, Sampler und Audio-Play) sowie einer Anzeige und einem Wahlschalter für die aktuelle Favoriten-Bank ab.
Als besonderer Hingucker blendet das rückseitige Korg-Logo während des Hochfahrens kurz auf. Im Normalbetrieb glimmt es dezent vor sich hin. Ein kurzes Anspielen des Keyboards der 61-Tasten-Version zeigt, dass es sich hier um ein typisches ungewichtetes Modell (ohne Aftertouch) handelt. Das Spielverhalten ist für die Preisklasse als gut zu bezeichnen. Legt man mehr Wert auf präzise Artikulation, muss man zur 88-Tasten-Variante greifen, denn diese wartet dann mit Korgs „Natural Weighted Hammer Action“ Tastatur auf.
Anschlüsse
Der Blick auf die Rückseite offenbart eine reichhaltige Ausstattung: Es finden sich Buchsen (Klinke) für Dämpfer, Schalter und ein zuweisbares Pedal, Midi-In/Out, ein SD-Slot, eine USB-Buchse, Stereo-Out (Klinke), ein Kopfhörer-Ausgang (Miniklinke), sowie ein Line- (Miniklinke) und ein Mikro-In (Klinke).
Nach rechts endet die Anschlusssektion mit einem Power-Taster, der praktischerweise eine Kunststoff-Ummantelung gegen versehentliches Ausschalten hat und der Strombuchse. Als – designtechnisch zwar hübsch, in der Praxis aber eher lästig – erweist sich die weit über die Anschlussbucht herausragende Faceplate. Denn dadurch muss man beim Verkabeln weit „hinter“ das Instrument greifen oder es zu sich hin kippen.
1/2 Die reichhaltig ausgestattete Anschlusssektion.
2/2 Der Griff über die obere Kante hinweg ist nicht besonders praktisch.
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Praxis
Prinzipiell folgt die Bedienung des Kross 2 einem klaren System: Man bewegt sich immer in so genannten „Modi“, also die Bereiche, die auch direkt über die Funktionstasten aufrufbar sind. Dies sind:
COMBI = Combination-Modus
PROG = Program-Modus
SEQ = Sequenzer-Modus
GLOB/MEDIA = Global/Media-Modus
Diese Seiten verfügen dann alle über Tabs, zwischen denen sich mit „Page +/-“ hin und herschalten lässt und über die sämtliche für den jeweiligen Modus relevanten Unterseiten erreichbar sind. Falls einem hier mal die Orientierung verloren geht, hilft ein Druck auf den „Menu-Taster“, der die einzelnen Rubriken samt Tabs in einer Listenansicht organisiert.
Weitergehende Funktionen wie etwa Speichern, Laden und Kopieren werden über die Taste „Function“ aufgerufen. Innerhalb des Menüs bewegt man sich mit der Cursortaste, führt Werteänderungen über das große Value-Rad aus und bestätigt mit der „Enter“-Taste.
Details zur Bedienung des Kross 2-61 (Fotos: DJ Numinos)
2/2 Auf Wunsch zeigt das Menü alle erreichbaren Tabs.
Basale Einstellungen wie etwa Programme auswählen, Split-Punkte setzen, Arpeggien oder Drum-Tracks auswählen lassen sich auf diese Weise gut erledigen. Auch den Sequenzer, die Sample-Pads und oder das Konfigurieren von Favoriten bedient man auf diese Weise zielgerichtet und relativ übersichtlich. Mühsam wird es allerdings, wenn man wirklich „ins Eingemachte“ vordringt und etwa Patches von Grund auf programmieren oder komplette Mixe inklusive Effekt-Editierung erledigen will.
Hier gerät das Navigieren in den Tabs und dem für diese Aufgaben etwas unterdimensionierten Display, schnell zur echten Fleißarbeit, zumal es seine Zeit braucht, bis man auswendig gelernt hat, in welchem Tab sich die gerade gesuchte Funktion befindet. Ein einzelnes Programm hat nämlich nicht weniger als 64 (!) Tabs von denen jeweils immer vier gleichzeitig sichtbar sind.
Es ist zu hoffen, dass Korg den angekündigten externen Editor veröffentlicht, um diese Jobs vom Rechner aus erledigen zu können. Man könnte sagen: Der Kross 2 ist zu mächtig für sein Interface. Beginnen wir unsere Erforschung des Multitalents mit dem einfachsten Modus (und „einfach“ ist hier relativ) nämlich dem:
Program-Modus
Hier agiert der Kross 2 in seiner einfachsten Konfiguration, indem man über das Zusammenspiel aus „Category“-Encoder, Value-Rad und Cursortasten aus den insgesamt 1545 (!) Programmen auswählt. 768 davon sind Factory-Presets, die allerdings immer modifiziert werden können, 512 Speicherplätze stehen für Eigenkreationen bereit. Wer sich auf den Weg machen möchte, einen Sound von Grund auf zu kreieren, dem steht eine ausgesprochen potente Klangerzeugung bereit: Zunächst gilt es die Entscheidung zu treffen, ob man ein Single-, Double- oder Drum-Programm erstellen möchte. Danach weist man einem der beiden Oszillatoren eines der 501 möglichen internen Samples zu, adressiert das optionale 4-fach Layering via Velocity, Crossfade oder Split, und unterzieht den Klangrohling dann der weiteren Behandlung mit Lautstärke-, Pitch-Envelope, Filter (High-, Low-, Band-Pass- und Band-Reject-Filter, 12 dB oder seriell geschaltet mit 24dB Filtergüte) und Effekten.
Davon können pro Programm fünf in Form von Insert-Effekten und zwei auf dem Master zum Einsatz gebracht werden. Es stehen 64 Single- und zehn Dual-Effekt zur Verfügung, die so ziemlich alles abdecken, was die Tontechnik der letzten fünfzig Jahre hervorgebracht hat: Von Verzerrer-Simulationen und Bitcrusher, über Klassiker wie Equalizer (parametrisch, semi, fix), Hall und Delay, Modulationseffekte wie Chorus und Flanger bis hin zur Dynamik mit Kompressor und Limiter. Studioqualität sollte man hier nicht erwarten, aber für den Live-Einsatz geht das Gebotene absolut in Ordnung. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass man mit den regulären Modulationsmöglichkeiten Grenzen erreicht, steht zusätzlich noch die weitgehend frei konfigurierbare „AMS“-Matrix bereit. Mit ihr können so ziemlich alle Steuerquellen (Parameter, Controller, Midi-CC) auf beliebige Zielparameter geroutet werden. Während meines mehrtägigen Tests erlaubte sich der Kross 2 einen Absturz, was ich aber der taufrischen Betriebssystemversion 1.0 zuschreiben möchte.
Der Program-Modus des Kross 2-61 (Fotos: DJ Numinos)
2/7 Basale Klangparameter sind auf der Tone-Seite zu finden.
3/7 Das Filter ist flexibel verschaltbar.
4/7 Hüllkurven im kleinen Display zu bearbeiten kann schon mal zeitaufwändig sein.
5/7 Die beiden LFOs sind mächtig und umfassend modulierbar.
6/7 Auch nur ein Rechner: Der Kross 2 hängt sich auf …
7/7 … das allerdings ist aufgrund der noch jungen Version 1.0 entschuldbar.
Das Filter ist flexibel einsetzbar und gerade die serielle Verschaltung eröffnet viele Möglichkeiten zur Klangformung. Grundsätzlich kann es aber seinen digitalen Charakter nicht verbergen und klingt eher nüchtern und kühl – manchmal sogar etwas scharf.
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Filtersweep
Das ist im Kontext der klanglichen Ausrichtung des Kross 2 zu verschmerzen, denn sie orientiert sich – im Großen und Ganzen – eher an typischen Band- und Arrangement-Sounds. Klänge also, die sich eher in einen musikalischen Kontext einfügen sollen und weniger als einzeln stehende, Solo-Sequenzen funktionieren müssen.
Dass Korg den Kross 2 eher im breiten musikalischen Kontext positioniert hat und weniger im experimentellen Bereich, zeigt auch der Blick in die Liste an Mono- und Stereo-Samples. Denn hier finden sich relativ wenig Elementarwellenformen, die als Ausgangsbasis für Synthese-Experimente dienen könnten. Dafür aber reichlich „echte“ Instrumente entsprechend der Kategorien. Also: Pianos, E-Pianos, Orgeln, Glocken, Streicher, Bläser, Bässe, Gitarren, Synth-Flächen und Leads.
Combination-Modus
Der Combination-Modus eröffnet – wie der Name bereits vermuten lässt – die Möglichkeit, mehrere Programme gleichzeitig zu spielen. Sechzehn Timbres stehen hier zur Verfügung um Programme darin flexibel zu verteilen. Dabei sind alle Varianten (auch gemischt) des Ansteuerns der einzelnen Programme möglich: Keyboard-, Velocity-, Crossfade-Splits und natürlich klassisches Layering.
Dabei hört jedes dieser Timbres auf einen eigenen Midi-Kanal, falls doch ein externer Sequenzer zum Einsatz kommen soll. Wichtig dabei zu wissen: Im Combination-Modus steht der Arpeggiator in zweifacher Ausführung zur Verfügung. In Verbindung mit dem Drum-Track ist hierdurch eine Komplexität erzielbar, die bereits für kleine Backing-Tracks reicht.
Die Factory-Sounds zeigen das eindrucksvoll – hier eine Auswahl. Ich spiele dabei nur die Bassnote und dazu die rechte Hand, den Rest erledigt der Arpeggiator. Wie stark das auf den Ausdruck wirkt, zeigt das erste Beispiel.
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Arpeggiator – Pattern VergleichBass & E.P.Ice On The PondAbstract HipHopSoundtrack PianoNight In RioStardustMovie Theme
Sequenzer
Schon in der ersten Version des Kross mit an Bord: Der Sequenzer. Er umfasst sechzehn Midi-Spuren, kann 128 Songs verwalten und insgesamt 210.000 Midi-Events speichern. Jede der Spuren kann wahlweise ein internes Timbre ansprechen oder auch externe Midi-Hardware steuern. Auch Automationsdaten wie Pan-, EQ-, Lautstärke- und Tone Adjust-Änderungen können im Speicher landen. Aufgenommen wird im Loop oder linear mit optionaler Quantisierung in den typischen metrischen Teilern. Zusammenstellungen aus sechzehn Timbres können – inklusive aller Effekte, Routing- und Mischeinstellungen – als Template gespeichert und geladen werden. Das kann den Workflow, beispielsweise bei wiederkehrenden Arrangement-Jobs erheblich beschleunigen.
Vom Bedienlayout der eigentlichen Klangerzeugung etwas abgesetzt, finden sich der Step-Sequenzer, der Drum-Track und der Arpeggiator. Korg will hier offenbar ein Maximum an Flexibilität erreichen, denn alle drei Einheiten können, je nach Modus, als Midi-Steuerbefehlsgeber für (fast) alles dienen, egal ob sie nun ein internes Timbre ansprechen oder ihre Steuersignale an ein externes Midi-Instrument senden.
Das macht es allerdings auch etwas schwierig zu verstehen, in welchem Kontext sie was gerade machen. Grundsätzlich gilt: Während der Arpeggiator das eigentliche Program ansteuert, sprechen die „Drum Track“-Funktion und der Step-Sequenzer je ein separates „Drum“-Programm an.
Für die „Drum Track“-Funktion kann man außer einem Schlagzeug-Programm auch ein Pattern wählen und festlegen, wie es ausgelöst werden soll. Für den Step-Sequenzer kann man festlegen, welche „Instrumente“ des Schlagzeug-Programs angesteuert werden sollen. Mit den Pads 1–16 lässt sich dann der Rhythmus programmieren.
Der Step Sequenzer des Kross 2-61 (Fotos: DJ Numinos)
Die grafische Ansicht des Step-Sequenzer.
Besonders der Arpeggiator ist ein nicht zu unterschätzendes Performance-Werkzeug. Wobei der Begriff Arpeggiator hier deutlich untertrieben ist. Tatsächlich finden sich unter den 1.280 Arpeggien viele Muster, die Akkorde und Einzelnoten auf vielfältigste Weise brechen und stilistisch rhythmisieren, so dass sie fast schon wie eine Begleitautomatik arbeiten. Auch einfachen Bassnoten kann man so eine Song-tragende Funktionalität mit auf den Weg geben. Wer es bis auf die Spitze treiben will, kann sich auf den Weg machen, eigene Arpeggien zu programmieren und in einem der 255 User-Presets ablegen.
Aber auch hier wünsche ich mir dringend eine gute Editor-Software. Ähnliches gilt übrigens auch für den Drum-Track, denn hier warten nicht weniger als 772, oft mehrtaktige Patterns in einer beeindruckenden stilistischen Fülle auf ihren Einsatz. Ich habe mich in den Audio-Beispielen ein bisschen auf neuzeitliche Sounds konzentriert. Es finden sich aber auch eine Vielzahl klassischer Tanzmusik und Ethno-Sound und Pattern. Das in Verbindung mit den 157 Drum-Kits sorgt bereits für ein variantenreiches rhythmisches Fundament. Und selbstverständlich ist auch das Programmieren eigener, mehrtaktiger Patterns möglich.
Wer eigene Trademark-Drum-Sounds braucht, kann schlussendlich noch zum Sampler greifen.
Sampler
Das i-Tüpfelchen des mehr als reichhaltige bestückten Musik-Abenteuerspielplatzes Kross 2 bildet der Sampler. Ihn befehligt man über die sechzehn Triggerpads. Die maximale Aufnahmezeit pro Pad liegt bei 14 Sekunden und es sind maximal vier Pads gleichzeitig spielbar. Aufgenommene Klangschnipsel landen wahlweise im internen Speicher oder auf SD-Karte. Der Weg in den Sampler hinein geht wahlweise über den Import von Wav-Dateien von der SD-Karte, über den Audioeingang oder internes Resampling.
Samples laufen dann wahlweise als Loop oder One-Shoot und das entweder als Gate oder bis zum erneuten Drücken. Erstaunlich ist der relativ gute Sample-Editor. Hier merkt man Korgs Erfahrung mit den „Electribes“, denn mit der zoombaren Wellenformansicht lassen sich Sample-Start- und Endpunkte erstaunlich gut bestimmen.
1/2 Der rechte Bereich ist mehreren Funktionen zugeordnet: Step-Sequenzer, Favoriten, Sampler und Audio-Player.
2/2 Sogar mit grafischer Wellenformansicht: Der Sampler.
Audioplayer/Recorder
Um seine Werke ohne Umweg über den Rechner aufzunehmen, bietet der Kross 2 auch einen integrierten Audiorecorder, der mit 16-Bit und 48 kHz, direkt auf die SD-Karte streamt. Dabei ist einstellbar, ob er nur interne Signale aufnimmt, externe oder alles zusammen. Die maximale Aufnahmedauer beträgt 3 Stunden pro Song – mehr als genug, selbst für ausufernde Improvisationen.
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass einem während des Spielens mit dem Kross 2 die Ideen ausgehen sollten, oder dass man schlicht und ergreifend eine Pause zu überbrücken hat oder einen Wunschtitel abspielen möchte, kann man dann zum Audioplayer greifen. Der gibt Stücke auf Wunsch durch Drücken der Trigger-Pads wieder – ein Feature, das man – falls wiederkehrende Jingles einzufliegen sind, sehr zu schätzen lernt.
Der Audioplayer/Recorder des Kross 2-61 (Fotos: DJ Numinos)
1/2 Der Audioeingang ist in die gesamte Klangarchitektur eingebunden.
2/2 Audiomaterial lässt sich auf Tastendruck abfeuern.
Favoriten
Mit insgesamt 1.545 Programmen und 896 Kombinationen, die man über das Zusammenspiel aus Category-Rad, Value-Encoder und Cursortasten aufrufen kann, kann das Aufrufen oft genutzter Sound schon zur echten Fleißarbeit werden. Gut also, dass der Kross 2 über eine Favoriten-Funktion verfügt. Hier können in acht Bänken (A-H) jeweils 16 Sounds im Schnellzugriff über die Trigger-Pads gespeichert werden. Mit diesen insgesamt 128 Speicherplätzen sollte sich auch eine aufwendige Live-Performance mit vielen Soundwechseln, gut im Griff halten lassen.
Die Favoriten-Funktion hilft bei aufwendigen Live-Sets. (Foto: DJ Numinos)
Klang
Ich möchte den Grundklang des Kross 2 als eher neutral einstufen – weder versucht er sich durch Brillanz oder Bassmacht in den Vordergrund zu drängen, noch wirkt er unscheinbar. Auffällig war eine leichte Neigung zu etwas überpräsenten Hochmitten. Das sorgt in Live-Situationen zwar für eine gute Durchsetzungsstärke, ist in Studioarrangements aber weniger gewünscht. Hier ist noch Raum, um mit Equalizer und Dynamik nachzuarbeiten und den klanglichen „Bauch“ etwas zu muskeln und die Höhen ein bisschen zu zähmen. In höheren Lagen treten bei manchen Sounds deutliche Aliasing-Artefakte zutage, wie etwa am Anfang dieses Lead-Sounds:
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Lead (mit Aliasing)
Was die Einzelklänge angeht, überzeugt allen voran natürlich das immense Repertoire aus 1.545 Sounds. In jeder Kategorie sollte sich ein grundsätzlich ins Arrangement passender Sound finden lassen. Korg hat die Suche hier zumindest so weit vereinfacht, dass sich innerhalb einer Kategorie auf den ersten Programmplätzen zumeist die Grundformen der jeweiligen Kategorie finden. Sprich auf Programmplatz Eins liegt das Standard-Grand-Piano, während man für beispielsweise das ambient vor sich hin mäandrierende „Lo FS Piano Wheel“ bis zur Nummer vierundvierzig blättern muss.
Naturklänge erledigt der Kross 2 ordentlich und im Arrangement durchaus brauchbar. Natürlich ist an vielen Stellen, hier besonders bei den Bläsern und Streichern hörbar, dass auch Korg mit dem Samplespeicherplatz haushalten musste. So wird allerdings auch bei anderen Herstellern und nicht nur in dieser Preisklasse gearbeitet. Hier ein paar Audiobeispiele aus den unterschiedlichen Kategorien:
Richtig gut wird Kross 2 allerdings im Bereich der elektronischen Klänge. Dort können vor allen Dingen die wirklich ausgezeichneten Pads und alle glockenartigen und metallischen Sounds überzeugen – dem spielt dann tatsächlich auch die etwas hochmitten-lastige Signatur des Kross 2 zu:
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ChronologieDWGS BellsAlexa PadEnsemble BellsEuro AnthemSine PadTinkling Pad
Einsatzspektrum
Es sollte klar geworden sein, dass der Kross 2 in – in Anbetracht der Preisklasse – ein erstaunlich leistungsfähiges Instrument ist. Oder sagen wir mal so: Korg hat erkennbar viel dafür getan, für den aufgerufenen Preis ein Maximum an Möglichkeiten zu liefern. Aber für wen eignet er sich am Ende am besten? Für grundsätzlich empfehlenswert halte ich Kross 2 im Band-Kontext, wo man ein günstiges Keyboard braucht, mit dem sich schnell und zielgerichtet, typische Standard-Sounds in guter Qualität zum Einsatz bringen lassen. Beim schnellen Wechsel zwischen Songs dürften sich auch die Favoriten als echter Mehrwert erweisen. In eine ähnliche Richtung geht der Einsatz als Add-On-Keyboard für ein bestehendes Instrument, beispielsweise ein E-Piano, um als Keyboarder den Soundvorrat zu erweitern.
Dank der Sample-Pads ist man als Keyboarder dann auch für eventuelle klangliche „Sonderwünsche“ in Form von eingeflogenen Samples oder Loops gerüstet. Und dank der neuen Realtime-Controlls lassen sich auch Filterverläufe gut auf der Bühne umsetzen. Geht man dann vom Live-Betrieb zurück ins Studio wird das Bild etwas komplexer. Zwar hat der Kross 2 so ziemlich alles an Bord, was man für die Klangsynthese, das Programmieren von Drumpattern und das Verfeinern mit Effekten braucht, nur ist der Arbeitsprozess am Gerät sicherlich nicht der schnellste und eleganteste.
Hier ist man mit einer voll ausgewachsenen DAW einfach schneller. Das betrifft auch die Sounds: Zwar gehen die Klänge des Kross 2 im Live-Kontext absolut in Ordnung. Legt man Wert auf wirklich hochwertige, detaillierte und ausdrucksstark spielbares Soundmaterial, gewinnen letztlich der Sampler und der virtuelle Synthesizer am Rechner. Das heißt allerdings nicht, dass der Kross 2 im Studio deplatziert wäre. Denn zum einen ist er ein gutes USB-Midi-Keyboard, zum anderen sind besonders seine Arpeggien eine echte Inspirationsquelle, die man durchaus als Grundgerüst für Arrangements nutzen kann.
1/2 Sehr sinnvolle Kombi: Der Kross 2 als zweites Keyboard-Layer. (Foto: DJ Numinos)
2/2 Bewirken eine deutliche Steigerung des Praxiswerts: Die Realtime-Controls. (Foto: DJ Numinos)
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Fazit
Unter der ansprechenden Oberfläche des Kross 2 schlummern beeindruckende Möglichkeiten. Besonders was die Performance unter Zuhilfenahme des – fast schon wie eine vollwertige Begleitautomatik agierenden – Argeggiators angeht, wie auch des Drumcomputers. Vom Sampler und dem integrierten Sequenzer ganz zu schweigen. Zwischen den ganzen Funktionen kann es allerdings schnell passieren, dass man die Orientierung verliert. Kommen beispielsweise die Drums gerade aus dem Sequenzer, ist es ein Drum-Track oder läuft der Step-Sequenzer?
Korg hätte hier gut daran getan, die Systematik ein bisschen zu verschlanken, zur Not sogar auf Kosten des einen oder anderen Features. Wer allerdings die steile Lernkurve und das zeitintensive Blättern in den Menüs und Parametern nicht scheut, wird damit belohnt, sehr viel Klang- und Performance-Macht unter den Fingern zu haben. Vielleicht liefert Korg ja noch einen richtig guten Editor hinterher, um die Möglichkeiten über den Rechner besser im Griff zu halten.
Nutzt man den Kross 2 einfach nur als Keyboard muss einen das natürlich nicht kümmern und man kann unbeschwert im mehr als reichhaltigen Arsenal guter Presets stöbern, die durchweg gut programmiert sind und ihre Aufgabe im Arrangement bestens erfüllen. Kurz: Der Korg Kross 2 bietet besonders live, aber auch im Studio sehr viele Möglichkeiten für einen günstigen Preis und empfiehlt sich sowohl als Einsteiger-Workstation, als Klangerweiterung für die Keyboard-Burg wie auch als kreatives Add-on im Studio.
PRO
Leistungsfähige Klangerzeugung
Erschöpfende Effektausstattung und vielseitige Routingmöglichkeiten
Umfassende und gute Auswahl an Standard-Presets mit gutem Sound
Flexible Performance-Möglichkeiten
Batteriebetrieb und transportfreundliches Gewicht
CONTRA
Viele Menüs und Unterstrukturen
Funktionsbereiche stellenweise etwas fragmentiert
Klangliche Färbung stellenweise etwas hochmitten-lastig
Der Korg Kross 2 bietet besonders live, aber auch im Studio sehr viele Möglichkeiten für einen günstigen Preis und empfiehlt sich sowohl als Einsteiger-Workstation, als Klangerweiterung für die Keyboard-Burg wie auch als kreatives Add-on im Studio.
Vielen Dank für den sehr detaillierten, ausführlichen Test. Kannst Du die E-Pianos mit dem Yamaha Reface CP vergleichen. Für meinen Geschmack ist der Wurlitzer Sound vom Yamaha CP kombiniert mit Distortion, analogem Delay und Reverb wirklich sehr schön. Bekommt man sowas mir dem Kross gut hin?
Ob man einen Korg Triton Tr ersetzen könnte ohne Klangeinbussen hinnehmen zu müssen?? Der Vergleich wäre interessant. Für mich klingt der Korg Kross2 auf der Bühne irgendwie unausgereift im Gegensatz zum Korg Triton Tr.
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Thomas sagt:
#1 - 03.11.2017 um 19:38 Uhr
Vielen Dank für den sehr detaillierten, ausführlichen Test. Kannst Du die E-Pianos mit dem Yamaha Reface CP vergleichen. Für meinen Geschmack ist der Wurlitzer Sound vom Yamaha CP kombiniert mit Distortion, analogem Delay und Reverb wirklich sehr schön. Bekommt man sowas mir dem Kross gut hin?
Martin sagt:
#2 - 11.11.2019 um 08:43 Uhr
Ob man einen Korg Triton Tr ersetzen könnte ohne Klangeinbussen hinnehmen zu müssen??
Der Vergleich wäre interessant.
Für mich klingt der Korg Kross2 auf der Bühne irgendwie unausgereift im Gegensatz zum Korg Triton Tr.