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Make Noise 0-CTRL Test

Ähnlich wie die Mitstreiter-Slash-Konkurrenz von Moog setzt Make Noise seit einigen Jahren auf Standalone-Desktopgeräte, allerdings mit einem deutlich anderen Ansatz. Nach dem ersten Streich, dem 0-Coastvon 2016, kam im Jahr 2020 der 0-CTRL auf den Markt. Der analoge achtschrittige Sequenzer mit kapazitiven Touch-Feldern ist als Ergänzung zum 0-Coast gedacht, arbeitet aber genauso gut mit allen Eurorack-Systemen zusammen. In unserem Test beleuchten wir kompakt alles, was den 0-CTRL einzigartig macht – und klären, für welche Einsätze der Sequenzer am besten geeignet ist.

Make Noise 0-CTRL Test

Details

Touch-Felder und Regler

Wird der 0-CTRL erstmals mitsamt Netzteil und Patchkabeln aus dem Karton geholt, ist der typische „Make Noise Effekt“ nicht zu leugnen: Es ist zunächst nicht ganz einfach, sich auf dem Panel zu orientieren, es sei denn, man hat sich vorab informiert. Auf den ersten Blick fallen die vielen goldenen Touch-Felder im unteren Teil ins Auge, aber wozu dienen sie?

Fotostrecke: 2 Bilder Der Make Noise 0-CTRL Sequenzer bietet Eingänge (links), Touch-Felder (unten) und Step-Regler (rechts).

Deren unterschiedliches Erscheinungsbild teilt den 0-CTRL zunächst einmal in zwei Hälften: Rechts ist die Seite mit acht identischen Touch-Feldern. Darüber sind Regler für die einzelnen Schritte. Die rechte Seite weist entsprechend oben Ausgänge für Steuerspannungen auf. Links sind hingegen, bis auf eine Ausnahme, sind nur Eingänge verbaut, welche recht eindeutig benannt sind: „Cl[oc]k“ für externen Sync des Sequenzer-Tempos, „Dir[ection]“ für die Laufrichtung sowie „Reset“ und „Stop“. Das macht das Ganze schon übersichtlicher. Wird einem dann noch klar, dass die drei unterschiedlich gestalteten Touch-Felder unten links für das manuelle Starten der Sequenz, Richtungsänderungen sowie momentanes Unterbrechen der Sequenz verantwortlich ist, wird endgültig klar, was abgeht.

Die Eingänge des Make Noise 0-CTRL für Clock, Richtung, Reset und mehr. (Foto: Lukas Hermann)

Anschließend kann man sich mit den drei Reihen an Drehreglern befassen. Läuft der Sequenzer oder wird im „Interrupt“-Modus – drittes Feld unten links – eines der acht rechten Felder gedrückt, gibt 0-CTRL pro Schritt drei Werte aus: Tonhöhe („Pitch“), Anschlagsstärke („Strength“) und Zeit des Steps („Time“). Alle drei werden über passend markierte Ausgänge oben verteilt und sind stufenlos über die Regler einstellbar. Einen Quantisierer für Tonhöhen in westlichen Skalen gibt es nicht. Man muss die eigene Lieblingssequenz per Gehör einstellen – und speicherbar ist sie wie alle anderen Einstellungen auch nicht, alles kommt und geht, je nach Reglerposition.

Erwähnenswert: Strength und Time – für Dynamik und Rhythmus

Besonders hervorzuheben sind noch die Besonderheiten der Parameter „Strength“ und „Time“. Sie werden nicht nur einmal in der Mitte oben ausgegeben, sondern oben rechts auch in zwei weitere Steuerspannungen umgewandelt, nämlich dynamische Gates und Hüllkurven. Dies sind variable CV-Werte, die kompatible Hüllkurven oder VCAs je nach Einstellung am 0-CTRL anders ansteuern. Mit ihnen werden Akzente und gebundene Noten möglich: Ist die „Strength“ hoch, wird eine Hüllkurve, die durch ein dynamisches Gate getriggert wird, den Ton lauter machen. Und wählt man statt des Gates die intern generierte dynamische Hüllkurve des 0-CTRL, ist das Decay bei mehr „Strength“ und die Note selbst bei mehr „Time“ länger.

Dynamische Hüllkurven, Gates und manuelle Modulationssignale kommen oben rechts hinaus. (Foto: Lukas Hermann)

Zu guter Letzt bietet 0-CTRL noch zwei Ausgänge zwischen den dynamischen Gates/Hüllkurven und den allgemeinen Ausgängen. Sie gehören zu den Touch-Feldern und geben ein Gate aus, wenn eine Platte berührt wird und den Druck („Pressure“), mit dem gedrückt wird. Hier wird die Inspiration des 0-CTRL durch „Westcoast“-Synths im Buchla-Stil am deutlichsten: Läuft die Sequenz nicht und ist der „Interrupt“-Modus an, können die acht Touch-Felder wie ein frei stimmbares Mini-Keyboard verwendet werden. Je mehr Fingeroberfläche das Feld berührt, desto mehr CV-Spannung wird generiert. Diese Spannung einfach in einen VCA eines Oszillators patchen und man kann drauflos spielen!

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Praxis

Handhabung und Möglichkeiten

Für diesen Test haben wir den 0-CTRL vor allem mit dem Make Noise 0-Coast gepaart. Warum das Sinn ergibt, wird schnell klar. Denn für eine funktionierende Verbindung der beiden Geräte braucht es gerade einmal zwei Patchkabel. Einmal eines vom Ausgang der Pitch-Reihe in den 1V/OCT-Eingang des 0-Coast und eines von der dynamischen Hüllkurve in den „Dynamics“-Eingang des Synths und alles ist startklar. Die Sequenz-Tonhöhen werden an den Oszillator gegeben und die von „Strength“ fein eingestellten Hüllkurven des 0-CTRLs öffnen das Low-Pass-Gate (Mischung aus Filter und Verstärker) des 0-Coast. Das klingt mit einer achtschrittigen Sequenz dann so:

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Make Noise 0-CTRL u0026 0-Coast: 8-schrittige Sequenz

Sobald eine Grundsequenz steht, kommen die zwei Regler neben den „Strength“- und „Time“-Reihen zum Einsatz. Beide können mit CV moduliert werden und beeinflussen alle acht eingestellten Werte der Reihe auf einmal. Wird also ein LFO in den Eingang neben „Strength“ geschickt, wird die gesamte Sequenz mit seinem Ausschlagen lauter und akzentuierter bzw. leiser und weniger akzentuiert. Das ist in folgenden Aufnahmen anhand des 0-Coast Wavefolders zu hören:

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Make Noise 0-CTRL u0026 0-Coast: „Strength“ moduliert Wavefolder Make Noise 0-CTRL u0026 0-Coast: „Strength“ wird moduliert

Die „Time“-Reihe reagiert etwas anders. Sind in ihr alle Regler nach links justiert, ist jeder Schritt gleich lang, es sei denn, es wird am „Speed“-Regler gedreht und die interne Clock schneller eingestellt. Werden aber einige Regler aufgedreht, werden diese Schritte langsamer. Der „allgemeine“ Time-Regler links neben den 8er-Reihen bestimmt dann, wie viel länger als die normalen Schritte sie werden. Außer wenn das 0-CTRL extern synchronisiert ist, werden die Sequenzen so rhythmisch komplexer und in Extremfällen sogar arrhythmisch – wie hier anhand derselben Sequenz wie zuvor hörbar wird:

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Make Noise 0-CTRL u0026 0-Coast: 8-schrittige Sequenz mit „Time“

Mit den Touch-Feldern lässt sich zusätzlich noch der „Pressure“-Wert für eine weitere Patch-Ebene hinausschicken und so performativ etwa ein Filter öffnen oder einen Effekt hineinregeln. Das macht enorm viel Spaß und eine Sequenz so gut wie nie langweilig, obwohl sie ja nur aus maximal acht Schritten besteht.

Um dem historischen Buchla-Vorgänger noch etwas gerechter zu werden, kann man die Sequenz auch mit weniger Schritten als acht laufen lassen. Dafür ist nur ein Kabel von einem der individuellen Gate-Ausgänge über den Schritten in den „Reset“-Eingang zu patchen. Die Sequenz läuft dann vom zuletzt berührten Touch-Feld zum „Reset“-Step und beginnt wieder von vorn. Dasselbe ist auch mit dem „Dir“-Eingang für zeitlich kalkulierte Richtungswechsel möglich – beides hier zu hören:

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Make Noise 0-CTRL u0026 0-Coast: 6-schrittige Sequenz mit „Time“ Make Noise 0-CTRL u0026 0-Coast: Richtungswechsel der Sequenz

Und weil analog aufgebaut, kann der 0-CTRL Sequenzer auch selbst zum Oszillator werden! Ich habe dafür im letzten Beispiel die Pulswelle des 0-Coast in den Clock-Eingang des 0-CTRLs gepatcht, was den Sequenzer extrem schnell laufen lässt. Die drei Regler-Reihen bestimmen dann feingliedrig das Timbre des Tones, der natürlich immer parallel zur Frequenz des Clock sendenden Oszillators schwingt:

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Make Noise O-CTRL als Oszillator
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Fazit

Der Make Noise 0-CTRL passt wie die Faust aufs Auge zum 0-Coast, was an den Klangbeispielen deutlich werden dürfte. Alle, die bereits den kleinen Desktop-Synth von Make Noise ihr Eigen nennen, werden große Freude mit dem analogen Sequenzer haben. 0-CTRL ist intuitiv, flexibel, kann kreativ moduliert und sogar mit sich selbst gepatcht werden. Die Interaktion mittels der Touch-Felder funktioniert tadellos und sorgt für viele kreative Momente. Auch in Eurorack-Systeme lässt sich der analoge 0-CTRL Sequenzer vielfältig einbeziehen. Während er bei größeren Studio-Setups vielleicht eher als Modulationssequenzer nützlich ist, kann er in Kombination mit portablen Cases problemlos die Schaltzentrale werden. Natürlich ist das Ergebnis immer ein experimentelles, da Melodien nur selten perfekt tonal werden. Aber das macht den Charme dieses Gerätes aus. Wer auf der Suche nach einem unkonventionellen, aber dennoch zugänglichen Sequenzer für sein Eurorack-System ist, hat hier eine großartige Option zur Wahl.

Der Make Noise 0-CTRL Sequenzer bietet Eingänge (links), Touch-Felder (unten) und Step-Regler (rechts).
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