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Mesa Boogie Mark Five:35 Head Test

Als der Mesa Boogie MK1 Anfang der 70er Jahre auf den Markt kam, waren Gitarristen rund um den Erdball vom singenden Sound des kleinen Brüllwürfels begeistert. Dank der Kombination eines mehrstufigen Preamps und Mastervolume war es möglich, hohe Verzerrungen auch bei moderaten Lautstärken zu erzeugen. Der Gründer von Mesa Engineering, Randall Smith, hatte sich bei der Entwicklung seiner Verstärker von seiner Erfahrung mit Modifikationen zahlreicher kleiner Fender Combos inspirieren lassen und speziell die Preamp-Sektion auf die Bedürfnisse moderner Rockgitarristen zugeschnitten.

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Nach einem eher nasal-mittig geprägten Soundideal aus den Anfängen von Boogie ruhte sich der amerikanische Hersteller jedoch nicht auf seinen Lorbeeren aus und zollte auch neuen Trends Respekt. Heute stellen wir euch den Mark Five:35 vor, ein Vollröhren-Topteil mit 35 Watt Ausgangsleistung, das Boogie-typisch mit einer Vielzahl von Reglern und Schaltern ausgestattet ist, um dem User ein Höchstmaß an Flexibilität zu bieten.

Details

Konzept und Bedienelemente

Schon auf den ersten Blick erkennt man, dass es sich hier um einen waschechten Boogie handelt – die traditionelle Bauform und der grafische 5-Band-EQ sind einfach zu typisch. Typisch ist auch die gebotene Vielfalt an Regel- und Schaltfunktionen, die auf den ersten Blick zuerst einmal verwirrend ist. Wenn man sich das Bedienpaneel des Mark Five:35 allerdings genauer anschaut, sieht man zwei übereinander liegende, identische Poti- und Schalter-Reihen, die den Amp in zwei Kanäle unterteilen. Jeder Kanal verfügt neben einem Gain- und einem Masterregler über eine Vierband-Klangregelung, bestehend aus Treble, Mid, Bass und Presence und einen Hallregler auf der Rückseite des Chassis. 

Fotostrecke: 5 Bilder Auf den ersten Blick als waschechter Boogie auszumachen

Ebenso steht jedem Kanal ein per Fuß schaltbarer Solo-Lautstärkeregler zur Verfügung. Der grafische 5-Band-EQ lässt sich für jeden Kanal separat aktivieren oder ebenfalls mit dem beiliegenden Fußschalter vom Bühnenrand aus steuern. Außerdem kann jeder Kanal wahlweise mit 10, 25, oder 35 Watt Endstufenleistung betrieben werden. Das macht dann Sinn, wenn man auch bei kleinen Lautstärken die Endstufensättigung nutzen möchte. Grundsätzlich klingt der Amp jedoch am “größten” im 35-Watt-Modus, aber dazu später mehr. Pro Kanal stehen jeweils drei unterschiedliche Modi zur Verfügung. Im oberen Kanal sind es Clean-, Fat- und Crunch, im unteren und gleichzeitig auch “heißeren” Kanal sind es der MK IIC-, der MK IV- und der Xtreme-Modus.

Fotostrecke: 6 Bilder Auf der Frontseite tummeln sich einige Schalter und Regler

Die Rückseite

Neben den beiden Potis für den integrierten Federhall befindet sich hier eine Reihe weiterer Anschlüsse. Auf der rechten Seite liegt die von Boogie entwickelte Speakersimulation inklusive Powersoak. Der Abgriff des Signals erfolgt über eine XLR-Buchse und ein entsprechendes (Mikro-) Kabel. Die Simulation beinhaltet die drei Modi Closed Back, Open und Vintage. Ist der Speaker ausgeschaltet, aktiviert sich der eingebaute Lastwiderstand. Ein Groundlift verhindert eventuell auftretende Brummschleifen. Der Boogie Mark Five:35 ist mit insgesamt drei Lautsprecheranschlüssen ausgestattet. Zur Auswahl stehen zwei Klinkenbuchsen mit vier Ohm und eine mit acht. Aber was ist mit denjenigen unter uns, die beispielsweise zwei 8-Ohm-Boxen anschließen möchten? Zu diesem Zweck bietet das Manual unterschiedliche Möglichkeiten, die man jedoch für jeden Fall individuell klären muss. Im Zweifel lohnt es sich nachzumessen, denn eine falsche Ohmzahl kann den Ausgangsübertrager kosten. Kommen wir zum seriellen Einschleifweg des Amps. Hier wird das komplette Vorstufensignal abgegriffen und durch das Effektgerät geschickt, bevor es dann wieder in den Amp zurückgesendet wird. Dementsprechend sollte man hier unbedingt einen qualitativ hochwertigen Effektprozessor verwenden.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Rückseite lässt sich ebenfalls nicht lumpen

Entsprechende Tests gibt es hier (Delaypedale) und hier (Modulationspedale).
Wichtig ist in jedem Fall, dass man keine analogen Vorschalt-Tretminen anschließt, weil sie den Ton und die Dynamik des Amps komplett zerstören können. Bleiben noch der Kopfhörerausgang und die Buchse für den beigelegten Fußschalter zu erwähnen.

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Praxis

Sound

Ende der 80er Jahre gab es einen großen Hype um die kalifornischen Gitarrencombos. Angeblich spielte damals so gut wie jeder Studiogitarrist in LA die sagenhaften Amps, die schon Carlos Santana zu schätzen wusste. Während sie damals den schon erwähnten nasal-mittigen Sound repräsentierten, klingen die aktuellen Modelle wesentlich offener und größer. Unser Testkandidat bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten und eine satte Endstufenleistung von 35 Watt, mit der man auch problemlos gegen etwas lautere Drummer und Basstiere anstinken kann.
Kommen wir zu den cleanen Sounds. Hier kann der Mark Five:35 absolut überzeugen. Dank seiner 35 Watt steht ein gewaltiger Headroom zur Verfügung, der auch bei hohen Lautstärken einen stabilen Cleansound ermöglicht. Der erste Kanal bietet drei unterschiedlich gefärbte Klänge, die sich neben ihrem Frequenzgang und ihrer Ansprache auch in ihrer Zerrintensität unterscheiden. Beginnen wir mit der cleansten Einstellung, die durchaus fenderartige Qualitäten besitzt. Der Gainregler steht hier auf 10 Uhr, Treble und Bass auf 12 Uhr und der Mittenregler auf 11 Uhr.

Audio Samples
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Clean Sound Variante 1

Dreht man den Gainregler weiter auf, erhält man einen schmutzigen, aber immer noch kultivierten Sound, der mich an einen aufgerissenen Princeton erinnert. Im folgenden Soundbeispiel habe ich den Gainregler auf 13 Uhr gestellt und die Klangregelung unverändert gelassen. Der EQ ist auch hier deaktiviert und der Amp läuft, wie bei allen Soundbeispielen, im 35-Watt-Modus.

Audio Samples
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Clean Sound Variante 2

Der Fat Modus ähnelt dem erste Modus, er hat jedoch einen rundum wärmeren Sound und einen etwas fetteren Tieftonbereich. Dadurch eignet er sich nicht nur gut für jazzige Gelegenheiten. Bei Bedarf entschärft er auch zu harsch klingende Stegpickups von Tele- oder Stratocaster.

Audio Samples
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Fat Modus 1

Im vorherigen Soundbeispiel hatte ich den Gainregler noch in der 10-Uhr-Position, was einen cleanen und lebendigen Ton zur Folge hat. Aber auch hier lässt sich das Ganze fein nuanciert anzerren. Für mich liegt der Sweet Spot je nach verwendeter Gitarre zwischen 13 und 15 Uhr, ideal für Blueser und Country-Rocker.

Audio Samples
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Fat Modus 2

Die dritte Einstellmöglichkeit des oberen Kanalzuges ist der sogenannte “Crunch Mode”. Hier zerrt der Amp schon weitaus saftiger als in den beiden vorherigen Modi, klingt jedoch auch eine Spur komprimierter. Der Übergang von clean zu verzerrt fällt allerdings nicht so fließend und weich aus wie beim Meister dieser Disziplin, dem Vox AC 30. Der Testamp klingt eher fendermäßig und dementsprechend etwas ruppiger, was natürlich auch seinen Reiz hat. Zuerst gibt es wieder ein Audiobeispiel mit dem Gainregler auf der 10-Uhr-Marke.

Audio Samples
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Crunch Mode 1
Dieser Amp bietet eine schier unendliche Soundvielfalt
Dieser Amp bietet eine schier unendliche Soundvielfalt

Hier nun ein zweites Soundbeispiel im Crunch-Modus mit einer etwas höheren Verzerrung. Der Gainregler steht jetzt auf 14 Uhr, wobei der Ton eine leicht rauchige und singende Note bekommt. Hier lassen sich bestens kantige Riffs im Stil von AC/DC und Aerosmith abfeuern.

Audio Samples
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Crunch Mode 2

Kommen wir zum unteren Kanalzug, der ebenfalls drei unterschiedliche Modi bietet. Hier geht es nicht nur um immer mehr Gain, sondern auch um die Zerrstruktur, die Ansprache und das Spielgefühl. Man braucht übrigens keine Angst zu haben, dass der Amp wegen seiner 35 Watt im Bassbereich nicht fett genug klingt. Ganz im Gegenteil habe ich den Bassregler bei keinem Soundbeispiel über die 12-Uhr-Position gedreht, danach wird es einfach zu viel des Guten. Hier nun ein Soundfile mit dem Mark II Modus. Der Gainregler steht auf 11 Uhr, Bass und Mid ebenfalls, und der Trebleregler in der 12-Uhr-Position.

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MK2 Mode 1

Mit Gain-Einstellungen zwischen 14 und 15 Uhr kann man etliche Classic-Rock-Facetten abdecken. Der Ton ist noch nicht zu überbraten und eignet sich gut für Rhythmus/Solo-Kombinationen. Dank der beiden abrufbaren Sololautstärken könnten Hardrocker hier schon ihren heiligen Gral gefunden haben.

Audio Samples
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MK2 Mode 2

Der Mark IV Modus klingt für meinen Geschmack am breitesten von den drei Sektionen des “heißen” Kanals. Hier erhält man viel Verzerrung mit vielen Obertönen ohne jegliche Tendenz zu einer undifferenzierten Wiedergabe. Der Ton bleibt trotz der satten Verzerrung durchsichtig und klar. Man muss nur mit dem Bassregler aufpassen, denn gerade mit viel Verzerrung wird es bei zu hohen Einstellungen zu fett. Im kommenden Soundbeispiel steht der Gainregler auf 12 Uhr.

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MKIV Mode 1

Obwohl es noch heftiger geht, habe ich im nächsten Audiofile den Gainregler nur auf 15 Uhr gedreht, weil es für meinen Geschmack sonst einfach zu überbraten wirkt. Hier ist der Ton allerdings schon stark komprimiert und es beginnt eine “Gleichmacherei” und leichte Schönfärberei, die man entweder mag oder auch nicht. Dank der hohen Kompression lassen sich Flitzefingeraktionen sehr gut realisieren.

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MKIV Mode 2

Obwohl “XTream” irgendwie nach mehr klingt, hatte ich nicht den Eindruck, dass der Amp in diesem Modus noch mehr Verzerrung oder Brachialität bringt. Was sich ändert, ist das Spielgefühl und ein etwas strafferes Mittenbrett wird generiert, wodurch man bei sehr hohen Verzerrungen eine bessere Definition im Anschlag hat.

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MK Xtra Mode 1

Zum Schluss gibt es noch ein Beispiel mit dem eingebauten EQ. Sehr populär ist die sogenannte “V”-Einstellung, bei der die Mitten bei 750 Hz herausgenommen und die Bässe und die Höhen geboostet werden. Im Grunde genommen macht es jedoch keinen Sinn, mit dem EQ den Frequenzbereich um 80 Hz zu stark anzuheben, weil die meisten Toningenieure live und im Studio genau diesen Bereich für den Bassisten und die Bassdrum mit einem Low Cut freischaufeln. Wenn man nun auch noch den Mittenbereich zu stark absenkt, bleiben am Ende nur noch Höhen übrig. Deshalb würde ich diese Einstellung nur mit äußerster Vorsicht einsetzen. Aus diesem Grund habe ich im letzten Soundbeispiel die Mitten nur leicht abgesenkt und den unteren und den oberen Fader auch nur einen Tacken angehoben.

Audio Samples
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MK Xtra Mode plus EQ
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Fazit

Der Mesa Boogie Mark Five 35 Watt ist ein hervorragender Allrounder mit einem breiten Klangspektrum, der nicht nur als Rundumsorglos-Paket für Top 40 Player eine gute Figur macht. Hier kommen sowohl Cleanfetischisten wie Country-Spieler, Classic-Rocker und Metallfacharbeiter auf ihre Kosten. Meiner Meinung nach liegt trotz aller Vielseitigkeit das Hauptaugenmerk auf den eher stark verzerrten Sounds, die man gezielt auf den persönlichen Geschmack und die verwendete Gitarre abstimmen kann. Einzig der hohe Preis trübt hier die Freude, was den Amp in der Wertung einen halben Stern kostet.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Vielseitigkeit
  • genügend Leistungsreserven
  • handlich und leicht
  • zwei abrufbare Sololautstärken
  • eingebaute Speakersimulation
  • Verarbeitung
Contra
  • hoher Preis
Artikelbild
Mesa Boogie Mark Five:35 Head Test
Für 2.699,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Mesa Boogie
  • Modell: Mark Five:35
  • Typ: Vollröhren-Gitarrentopteil
  • Made in: Petaluma California USA
  • Leistung: 35 / 25 / 10 W schaltbar
  • Röhren: 4 x EL84, 6 x 12AX7
  • Kanäle: 2
  • Kanal 1: Clean-, Fat- oder Crunch-Modus mit Multi-Watt Power Switch und schaltbarem EQ
  • Kanal 2: Mark IIC+, Mark IV und Xtreme Modus mit Multi-Watt Power Switch und schaltbarem EQ
  • Regler pro Kanal: Gain, Treble, Mid, Bass, Presence, Master, Solo Volume, Reverb (rückseitig)
  • Schalter pro Kanal: Dreiweg-Mode-Switch, EQ ON/OFF/Footswitch, 10 Watt/25 Watt/ 35 Watt
  • Weitere Frontschalter: On/Off, Standby, Channel Switch
  • Anschlüsse: Guit In (Front), FX Send/Return, Headphone, Speaker 2 x 4/ 1 x 8 Ohm, CabClone DI-Out (XLR), Footswitch
  • Speakersimulator: integriert, Schalter für On/Off, Closed Back/Open/Vintage und Ground Lift
  • Fußschalter: inklusive, 4-fach, schaltet Kanäle, 5-Band-EQ, und Solo Volume je Kanal
  • Sonstiges: Hülle inklusive
  • Maße: ca. H 23,5 cm x B 48 cm x T 28 cm
  • Gewicht: 12,5 kg
  • Preis: 2475,00 Euro UVP
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