Moog Drummer from another Mother (DFAM) Test

Der „drummer from another mother“, kurz DFAM, ist nach dem Mother-32 der zweite semi-modulare Synthesizer aus dem Hause Moog. Das analoge Tischgerät nutzt dabei ein grundsätzlich ähnliches Konzept, setzt aber auf Percussion-Sound und bietet einen achtstufigen Step-Sequenzer.

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Als Drum Machine würde ich ihn nicht unbedingt bezeichnen wollen, wenngleich sich ohne weiteres Drum-Sounds entlocken lassen. Rhythm Synth trifft es ganz gut – und da Moog auf der Verpackung steht, sind meine Erwartungen recht hoch!

Details

Semi-modularer Percussion-Synthesizer

Der Moog DFAM ist ein analoger, monophoner Synthesizer mit einem eingebauten 8-Step-Sequencer und einem Patch-Feld. Die Klangerzeugung setzt sich aus zwei VCOs, einem Rauschgenerator sowie Multimode-Ladder-Filter, VCA und drei simplen Decay-Hüllkurven zusammen. Der Sequenzer besitzt Pitch- und Velocity-Spuren und wird mit Stift-Potis eingestellt. Das scheint recht simpel, ist aber dennoch sehr kraftvoll, wie wir noch hören und sehen werden.

Ungewöhnliches Konzept, aber klares Layout: Der Moog DFAM.
Ungewöhnliches Konzept, aber klares Layout: Der Moog DFAM.

Einfache Verarbeitung, üppiger Lieferumfang

Das Gehäuse des Desktop-Synths besteht aus gefalztem Stahlblech, neigt sich zum Benutzer und wurde mit Holzseitenteilen dekoriert. Die großen Potis sind hochwertig und mit typischen Moog-Kappen bestückt, die Kipp-Schalter und Stift-Potis etwas sehr fisselig und recht klein.
Der DFAM ist „Made in the USA“ und außerdem Eurorack-tauglich, was sich auch in der recht stolzen Bepreisung von 699 Euro (UVP) niederschlägt. Der Moog wiegt rund 1,6 kg und misst 319 x 107 x 133 mm. Ausgepackt und Eurorack-tauglich sind es 60 TE bei 26 mm Tiefe.

Fotostrecke: 5 Bilder Holzseitenteile sind die schlichte Deko.

Zum Lieferumfang gehört ein umfangreiches Handbuch in Englisch und Deutsch sowie fünf Patch-Sheets in Form von Overlays, fünf Patch-Kabel, ein Art Stift zum Bedienen der internen Mäuseklaviatur sowie das externe 12V-Netzteil.

Zwei VCOs

Widmen wir uns der Klangerzeugung. Los geht es bei den beiden Oszillatoren, die über einen sehr großen Tonbereich getrennt voneinander via VCO 1/2 FREQUENCY stimmbar und mit Dreieck oder Pulse nutzbar sind. Hinzu kommt eine Pitch-Hüllkurve, wobei sich beide Oszillatoren die Länge teilen – bestimmbar mit VCO DECAY –, und über getrennte Anteilsregelung verfügen.
Der entsprechende VCO 1/2 EG AMOUNT besitzt den Nullpunkt in der Mitte und lässt sich sowohl in den positiven als auch negativen Bereich fahren, womit „umgedrehte Envelopes“ möglich werden. Zusätzlich gibt es FM AMOUNT für die Frequenzmodulation sowie Hard-Sync und der Pitch-Kontrolle über den Sequenzer (SEQ PITCH MOD).

Die beiden VCOs sind über einen weiten Bereich pitchbar, frequenzmodulierbar und teilen sich eine VCO-Decay Hüllkurve.
Die beiden VCOs sind über einen weiten Bereich pitchbar, frequenzmodulierbar und teilen sich eine VCO-Decay Hüllkurve.

Anschließend geht es in die Mixer-Sektion bestehend aus drei Stift-Potis, welchen den Gain von VCO 1, VCO 2 und dem Noise steuern. Alternativ zu Noise lässt sich auch der External-In verwenden.

Multimode-Ladder-Filter

Anschließend geht es in das Moog-Filter, welches zwischen HP und LP mit einem Kippschalter umgeschaltet und mit CUTOFF und RESONANCE modifiziert werden kann. Auch das Filter hat eine simple VCF-DECAY-Hüllkurve spendiert bekommen, welche sich in der Intensität mit VCF EG AMOUNT steuern lässt – wie bei dem VCO. 
Hinzu kommt NOISE/VCF MOD wodurch sich der Cutoff mittels Noise modulieren lässt. Und wo wir gerade hier sind: VCA-Decay, also die Amp-Hüllkurve, ist auch gleich nebenan – ebenso wie die Gesamtlautstärke darüber.

Das HP/LP-Filter ist bekannt und sorgt für typischen Moog-Sound.
Das HP/LP-Filter ist bekannt und sorgt für typischen Moog-Sound.

8-Step-Sequenzer

In der unteren Hälfte des DFAM finden wir den Sequenzer und einen manuellen Trigger. RUN/STOP startet ihn und mit TEMPO wird die Geschwindigkeit eingestellt. Die Geschwindigkeit lässt sich so schnell einstellen, dass es eine eigene Art Klangerzeugung wird. ADVANCE springt einen Step manuell nach vorn. MIDI-Sync gibt es nicht. Schade.
Und dann kommen die acht Steps mit je zwei Potis. VELOCITY in der unteren Reihe ist mit den DECAY-Hüllkurven verbunden kann aber auch jedes andere Ziel via Patch-Panel modulieren. Für PITCH gilt letzteres auch, ansonsten kann man auch ohne Patch-Kabel den Pitch der OSCs modulieren – dafür ist der Kippschalter SEQ PITCH MOD da, er kennt die Positionen VCO 1 & 2, OFF und VCO 2 (only).

Fotostrecke: 2 Bilder Der Sequenzer ist simpel, aber gut! Leider fehlt ihm MIDI-Sync.

Und das war es im Prinzip. Die verrückten Sachen realisiert man über das Patch-Panel, was alle Modulationsziele und -quellen abgreift. Perfekt für das Eurorack. Folgende Patchbay-Eingänge sind verfügbar: Trigger, VCA CV, Velocity, VCA Decay, External Audio, VCF Decay, Noise Level, VCO Decay, VCF Mod, VCO 1 CV, 1-2 FM Amount, VCO 2 CV, Tempo, Run/Stop, Advance/Clock. Ausgangsseitig gibt es hingegen: VCA, VCA EG, VCF EG, VCO EG, VCO 1, VCO 2, Trigger, Velocity, Pitch

Praxis

Schneller Start

Das Layout und die Funktionsweise des DFAM ist etwas ungewöhnlich, unterscheidet er sich doch ein wenig von den üblichen Synthesizer-Layouts. Die anfänglichen Hürden sind aber schnell genommen und man kommt sofort zu Ergebnissen. Und die sind eindeutig. Und perkussiv. Und düster-elektro. Aber hört und seht doch lieber selbst.

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Mehr Informationen

Fetter Sound

Der Moog klingt wirklich immer warm, „rich“ und niemals billig – das Filter kennt man ja zur Genüge und schätzt es dafür nicht erst seit gestern. Selbst die metallischen Sounds klingen niemals scharf oder gar kalt. Und wenn man das Tempo hochdreht (ich habe was von 10.000 BPM gelesen), es richtig brachial und noisy wird – unangenehm klingt der DFAM trotzdem nie. Trotzdem, ein bisschen “One-Trick-Pony” ist der DFAM schon und für sich allein genommen liefert die Kiste ein relativ begrenztes klangliches Repertoire.

Audio Samples
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FM Madness Modulated Noise Slow Rythm Druged Robot Mean Sequence Distorted Clock 1968 V8

Kleines Wunschkonzert

Ich habe außerdem Kommentare gelesen, dass sich Leute 16 Steps wünschen – der Wunsch kam bei mir nicht auf. Es ist auch nicht so, dass man hier unbedingt eine lange Sequenz programmiert und sie dann laufen lässt. Man interagiert quasi mit den acht Steps die ganze Zeit und spielt so eher kurze knackige „Riffs“. Und solche sollten meiner Meinung nach auch nicht besonders lang sein, um zu grooven. Die „nur“ acht Steps sind also eher ein Plus als ein Minus.
Richtige Kritikpunkte finde ich nicht. Ich hätte mir nur drei weitere Features gewünscht. Zum Ersten: MIDI. Es wäre schön gewesen, den DFAM auch über eine MIDI-Clock syncen und ihn auch tonal spielen zu können. Zweitens wäre auch ein eingebauter Clock-Divider toll gewesen, um das Tempo von jetzt auf gleich halbieren bzw. doppeln zu können. Das gleiche gilt für eine Reverse-Funktion, um den Sequenzer rückwärts laufen zu lassen. Aber das sind alles keine wirklichen Mängel – und für die meisten meiner Wünsche lässt sich durchaus auch was im Eurorack-Format finden.

Fazit

Der Moog DFAM ist eine kleine fiese Rotz-Kiste. Mit ihm lassen sich im Handumdrehen dicke, prägnante Percussion-Sequenzen bauen, die ordentlich grooven. Dabei ist der DFAM eher die Axt im Walde als die zarte Stimme vom kleinen Rotkäppchen. Der Klang ist brachial, dabei aber niemals kalt oder gar „billig“. Typisch Moog eben, wenn auch mit einer Portion Moderne versehen. Der Preis für den „Drummer from another Mother“ ist allerdings auch wieder typisch „Moog“ und damit leider kein Schnäppchen.

Pro
  • tolles Konzept
  • kräftiger, fetter Klang
  • Eurorack-tauglich
Contra
  • hoher Preis
  • kein Midi
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Features
  • zwei Oszillatoren mit Rechteck- und Dreieck-Wellenformen und White Noise Generator
  • schaltbare Low Pass/High Pass 4-Pole Transistor Ladder Filter 20-20.000 Hz
  • analoger 8-Step Sequenzer
  • integrierte Patchbay 24x 3.5 mm Miniklinke
  • Patchbay Eingänge: Trigger, VCA CV, Velocity, VCA Decay, External Audio, VCF Decay, Noise Level, VCO Decay, VCF Mod, VCO 1 CV, 1-2 FM Amount, VCO 2 CV, Tempo, Run/Stop, Advance/Clock
  • Patchbay Ausgänge: VCA, VCA EG, VCF EG, VCO EG, VCO 1, VCO 2, Trigger, Velocity, Pitch
  • Line-Ausgang über 6.3 mm Klinke
  • Kopfhörerausgang über 6.3 mm Klinke
  • Abmessungen (BxHxT): 319 x 107 x 133 mm
  • Format: Eurorack 60 TE x 26 mm (BxT
  • Gewicht: ca. 1.6 kg
  • inkl. externem Netzteil und Satz Moog Patchkabeln
Preis
  • EUR 649,- (Straßenpreis am 11.4.2018)
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