Die neue “Native Instruments Music Production Suite 6”, kurz NI MPS6, gibt es ab sofort im Handel. Sie ist gespickt mit einer Vielzahl an VST3/AU/AAX Plugins aus dem gemeinsamen Portfolio von NI, iZotope und Brainworx aka BX aka Plugin Alliance. Sie enthält die frische Version des Mastering-Schwergewichts iZotope Ozone 11, die neueste Variante der Vocal-Mix-Suite Nectar 4 und – Überraschung – die, fast tot geglaubte Amp-Simulation NI Guitar Rig 7 Pro!
MPS6 ist das erste große Bundle seit der Mega-Fusion, eine üppige Vielfalt an Einzeltiteln zum günstigen Preis im Family-Paket vereint. Ferner nennt sich die Allianz nun auch nicht mehr Soundwide sondern schlicht wieder nur Native Instruments, NI – verkauft sich besser.
Zu den Neuvorstellungen, die wir zeitnah mit Einzeltests durchleuchten wollen, kommt jede Menge „Altes Zeugs“ dazu. Darunter die, für Anfänger besonders interessante, AI-Mixing-Suite Neutron 4 (VÖ:07/22) sowie der Restauration und Repair-Klassiker RX 10, hier in seiner Standard-Ausführung (VÖ:09/22). Beide haben wir längst getestet und für gut befunden, genau wie Ozone 10 (VÖ:09/22) und Nectar 3 (VÖ:09/18).
Nectar 4 und Guitar Rig 7 Pro haben wir mittlerweile auch einzeln getestet!
iZotope Nectar 4 ist ein leistungsstarkes Plugin zur Vocalbearbeitung. In der neuesten Version lässt euch künstlichen Intelligenz die Vocals aufbereiten. Der überarbeitete Vocal Assistant und weiter Tools machen die Suite zum mächtigen Tool!
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Details
NEU: Ozone 11 Advanced, Nectar 4 Advanced & Guitar Rig 7 Pro
Das neue Ozone 11 und das neue Nectar 4 kommen im Bundle jeweils in der Advanced Version, die natürlich die umfangreichsten ist. Ozone 11 gibt es einzeln auch in den günstigen Varianten Essentials und Standard sowie auch als Upgrade. Das Gleich gilt für die Vocal-Suite Nectar 4.
Zusammen sind die neuen Advanced Versionen regulär schon 100 Dollar teurer als das gesamte NI MPS6 Bundle. Das sollte man bei aller Pickiness nicht vergessen!
Neben einem ersten Überblick dürften die neuen Highlights dieser besonders interessant werden. Darunter beispielsweise „Stem Focus mit AI-Balancing“ sowie Ozone 11 Clarity, eine Art Soothe 2, Gullfoss, SplitEQ bzw. besser gesagt: eine sehr interessante Alternative zwischen diesen. Mit den Attack und Release-Settings wird’s hier jedenfalls schnell knackig!
Clarity bietet automatische Ressonance-Supression und Enhancment in Stereo, M/S und Transient/Sustain-Modi, ohne dabei so kompliziert zu sein wie die genannten Alternativen.
Motherships, kein Über-Mothership
Nectar und Ozone gibt es schon seit einiger Zeit nicht mehr standalone, aber sie haben das Mutterschiff-Prinzip beibehalten – man hat also alle spezifischen Module in einem übersichtlichen Plugin-Fenster nah beieinander. Hier und da gibt es übergreifende Extrafunktionen und jede Menge „automatisches Processing“ aka AI aka KI aka if/then/else.
Konkret generiert der jeweilige „Assi“ nach eingehender Analyse recht üppige Bearbeitungsketten in Nectar, Ozone oder Neutrum – bestehend aus vielen Einzelprozessen. Das ist für Einsteiger und weniger Affine ein guter Anfang für Finetunings. Besser als Presets isst das sowieso und für Profis zumindest eine gute Zweitmeinung.
Dennoch: iZotope war und bleibt ein CPU-Fresser, die Maximizer-Algorithmen haben nach der Analyse im Video meine M1-Ultra tatsächlich die Knie gezwungen – ob das Ozone Mothership nun unbedingt auf einen vollen Mix bei 96 kHz/1024 Samples hauen muss, das steht auf einen anderen Blatt.
Zum Ende musste ich jedenfalls neu ansetzen und die Auflösung vorher runter schrauben – lange Rede kurzer Sinn: der Ozone Maximizer macht auch in Version 11 wieder ordentlich laut und das sehr flink, lässt es sich allerdings fürstlich mit Ressourcen bezahlen!
Auto-Level und Vocal-Assisstant von Nectar sind ideal für alle, die keine Wissenschaft aus dem Vocal-Mixing machen wollen und gerne „Computerhilfe“ in Anspruch nehmen. Auch das neue Backer-Modul von Nectar 4 nutzt trendy AI.
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Backer backt allerdings keine Backwaren, sondern Backings bzw. dickt diese an. Ich hatte irgendwie „virtuelle Backgroundsänger“ erwartet. Aber eigentlich ist es eher ein Pitch und Formant Shifter, kombiniert mit dem bekannten Key-Matching von Nectar.
Das erinnert an Altar Boy oder Waves OVox, wobei letzterer mehr kann. Für meinen Geschmack erzeugt der Nectar Backer zumindest etwas zu viele synthetische Voices. Fast so schlimm wie Rolands Voice-Transformer. Zum dezenten Untermischen und Anreichern ist es dennoch nützlich, zumal die Bedienung dank einfachem Key-Tracking flink von der Hand geht.
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Ansonsten: Im Westen nichts Neues
Bereits bekannt aus dem Vor-Vorgänger Suite 4 sind außerdem VocalSynth 2, Neoverb sowie Insight 2 und Tonal Balance Control 2. Die Exponential Reverbs Symphony 3D und Stratus 3D aus 2019 sind ebenfalls keine Neuheiten, aber dennoch richtig gut!
Ähnliches gilt für das Brainworx Creative Mixing Set. Das besteht aus bx_delay 2500, bx_boom!, bx_saturator V2, bx_subsynth, bx_cleansweep Pro und bx_refinement, die allerdings alle schon bei der einen oder anderen PA-Aktion „verramscht“ wurden.
Audiolens mit seinen Referenzmöglichkeiten für Streaming-Plattformen kannte ich bisher noch gar nicht. Das müssen wir uns auch noch anschauen – ich habe allerdings noch keine Lizenz und keine Meinung dazu.
Auch die zusätzlichen NI-Plugins wie Raum, Crushpack, Modpack, Supercharger GT, Replika XT, Solid Mix Series, Transient Master und Driver sind so weit alte Bekannte und eine nette Dreingabe. Aber neben den Schwergewichten von iZotope sehen sie allerdings etwas blass aus. Schade auch, dass sie zwar M1-tauglich sind, die Grafik einiger Plugins aber immer noch nicht Retina-tauglich ist. Apple-Snob-Rant-Over.
Zum Vocal-Schluss noch etwas richtig Gutes. Melodyne Essentials 5 ist weiterhin Bestandteil von iZotope Nectar und damit auch von Native Instruments Music Production Suite 6.
NI Guitar Rig 7 Pro
Ob das Guitar Rig 7 Pro nun die „optimale“ oder die lange vermisste Erweiterung für das Music Production Suite 6 Bundle verkörpert, kann man bezweifeln. Trotzdem sieht Guitar Rig 7 frischer aus und wurde unter der Haube für neuere Macs optimiert.
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Das Rack als Mothership war mir dabei immer willkommen, weil die einfache Kreuzmodulation verschiedener Prozessoren innerhalb des Rigs immer überzeugen konnte. Traktor-Effekte und jede Menge Synthesizer-Wirrwarr sprechen also nach wie vor eher die Kreativen als die Die-Hard-Puristen an. Der kreative Umgang mit Effekten wird jedenfalls groß geschrieben, die Bedienung ist intuitiv und auch der neue Soldano klingt spitze!
Brainworx Creative Mixing Set / Exponential Stratus & Symphony
Plugin Alliance ist erst vor kurzem zu NI gestoßen und für meinen Geschmack bei MPS6 eher halbherzig dabei – es gibt also keine Plugins, wo nicht explizit BX draufsteht. Hier gibt es wohl noch Diskussionen mit einzelnen Rechteinhabern. Oder aber einfach kein Interesse an einer Weiterentwicklung, wie bei den Exponential Reverbs.
Die immersiven Reverbs Stratus 3D und Symphony sehen zwar nicht ganz so übel aus wie der Rest, aber auch hier ist eindeutig Luft nach oben, was die Bedienung angeht. Klanglich sind alle „Exponentials“ nach wie vor top-notch. Trotzdem frage ich mich, ob man immer so viele Parameter braucht. Mir zeigt der Quantec schon seit einiger Zeit, dass drei Regler völlig ausreichen.
Alle neuen Preise mit Crossgrades
Letztendlich ist die Gewichtung der einzelnen Features und Pakete absolut individuell und vor allem auch eine Frage der verfügbaren Upgrade- bzw. Crossgrade-Möglichkeiten. Die Standardpreise und das iZotope/NI -25 % Lockangebot bis zum 11. Oktober ’23 lauten dabei wie folgt. Dahinter finden sich jeweils Affiliate-Links zum Thomann-Shop, falls das Portemonnaie schon zucken sollte.
- Music Production Suite 6 $599 USD regular – Einführungsangebot: 469,- EUR
- Ozone 11 Advanced: $399 USD regular – Einführungsangebot: 299,- EUR
- Ozone 11 Standard: $199 USD regular – Einführungsangebot: 149,- EUR
- Ozone 11 Elements: $49 USD regular) – Einführungsangebot: 39,- EUR
- Nectar 4 Advanced: $299 USD regular – Einführungsangebot: 229,- EUR
- Nectar 4 Standard: $199 USD regular – Einführungsangebot: 155,- EUR
- Nectar 4 Elements: $49 USD regular – Einführungsangebot: 39,- EUR
- Guitar Rig 7 Pro – 199 EUR, Update 99 EUR, LE-Upgrade 149,- EUR
Hinzukommen viele Crossgrades, u. a. das Music Prod. Suite 6 Crossgrade für 389 EUR, das Ozone 11 Advanced Crossgrade für 279 EUR sowie das Nectar 4 Advanced Crossgrade für 195 EUR.
Momentaner Status
Die Soundwide-Fusion ist in vollem Gange und jetzt heißt es auch wieder einfach Native Instruments, kurz NI. Die meisten Einzeltitel dieses dicken Bundles fallen jedoch in die alten Zuständigkeitsbereiche. So gibt es auch keinen übergreifenden Download/Installation/Autorisierungs-Manager oder gar miteinander verzahnte Produkte aus den verschiedenen Bereichen der Entwickler von BX, NI und good ol’ iZo.
FAZIT: Native Instruments Music Production Suite 6
Das Native Instruments Music Production Suite 6 Bundle ist also im Grunde genommen das bekannte iZotope MPS-Paket mit den neuesten Versionen ihrer Premium-Produkte. Also Ozone 11 Advanced und Nectar 4 Advanced, sowie dem ein Jahr alten RX 10 Standard und Neutron 4 – nun verheiratet mit dem fast schon totgesagten NI Guitar Rig 7 Pro. Das passt, ist aber nicht unbedingt die „logischste Kombination“, wie ich finde.
Der Rest ist für Einsteiger und Neukunden am Rande interessant, Veteranen dürften es als redundante Dreingabe empfinden. Es bleiben also detaillierte Einzeltests abzuwarten, um eine wirklich objektive Bewertung der Neuerungen und deren Mehrwert vornehmen zu können und nicht nur mit dieser Preview einen schnellen Überblick zu erhalten.
Denn seien wir mal ehrlich, NI hat den Anschluss verpennt und die Konkurrenz hat sich in der Zwischenzeit blendend weiterentwickelt. Das neue Guitar Rig sieht gut aus, was nach so langer Pause nicht verwunderlich ist. Die große Frage für mich bleibt aber: Was wird aus Komplete und den alten Kontrol Keyboards – und wie lange lässt eine vernünftige, übergreifende Verzahnung noch auf sich warten?
- Attraktives Bundle aus Ozone 11 Advanced, Nectar 4 Advanced & Guitar Rig 7 Pro
- Zusätzliche Dreigaben von iZotope, Exponential Audio & brainworx
- Clarity – automatic Suppression für Stereo, M/S sowie Trans/Sus.
- kein übergreifender Download/Installation/Authorisation
- kaum Instrumente dabei
- viel altes Zeug