Reloop KUT Test

Mit dem Reloop KUT betritt ein neuer Battlemixer für Scratcher und Turntablists die Bühne. Er legt ein eher klassisch anmutendes Design an den Tag, mit getrennter Farbgebung für das Fader-Areal und die Pot-Sektionen. Modern hingegen gibt sich das digitale Zweikanal-Mischpult bei den sonstigen Ausstattungsmerkmalen, darunter eine integrierte FX-Sektion und ein USB-Audiointerface mit acht Eingängen und sechs Ausgängen zur Einspielung von Computersignalen und den DVS-Betrieb. 449,- Euro setzt Reloop dafür an. Ein gutes Angebot?

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Details

Werfen wir zuerst einen Blick auf die Habenseite. Im Reloop-Karton finde ich folgende Inhalte: einen gut verpackten Reloop KUT, das externe Netzteil, ein USB-Kabel und das viersprachige Handbuch. Etwaige Lizenzen für DJ-Software sind nicht dabei, stattdessen entdecke ich einen Hinweis auf dem Karton, dass man auf der Reloop-Website sein Gerät registrieren kann und im Gegenzug dafür ein Premium Abo bei BMP Supreme bekommt, einem Audio/Video-Record-Pool. Damit ist der Käufer berechtigt, eine unbegrenzte Anzahl an BPM, Genre und Key getaggten MP3 Audio-Downloads und MP4 Video-Downloads durchzuführen.
Es gibt zwei Abo-Modelle bei BPM Supreme: Für 29,99 Euro erhält man neben den Downloads eine monatliche Backup-DVD per Post. Ohne diese kostet das Abo nach einem 9,99er Testmonat dann 19,99 Euro. Aktuell sind dort etwa 15.000 Videoclips und 65.000 Audiodateien diverser Genre von EDM und Hiphop über Charts bis Country, Rock und Pop vertreten.

Fotostrecke: 2 Bilder Reloop KUT kommt zum Test

Erster Eindruck

Hält man den Probanden in der Hand und betrachtet die Verarbeitungsqualität, lässt sich allerhand Gutes feststellen: Das Pult wirkt robust und widerstandsfähig, die Buchsen sitzen bombenfest im Gehäuse, die Faderkappen residieren auf Metallpotis, überhaupt legt der Mixer eine höchst ansprechende, klare Designsprache an den Tag. Mittels Aussparungen an der gold-schwarzen, gebürsteten Metall-Faceplate (super-schick, Vestax lässt grüßen) kann das Pult in einen Tisch geschraubt werden. Die Maße betragen 355 x 254 x 104 mm, das Gewicht liegt bei 3,25 kg. Jeder Kanalzug startet mit dem Quellwahlschalter für Phono-, Line- und USB-Signale vom Rechner.
Der (nicht in dB skalierte) Dreiband-EQ lässt sich zwischen den Modi Classic und Isolator umschalten. Außerdem in jedem Channel vorzufinden: ein ziemlich griffiges FX-Poti in Begleitung eines bei Drehung anspringenden grünen Lämpchens für die folgenden Dynamic-FX: Phaser/Flanger, White Noise, LPF/HPF-Filter und Gate/Crush. Über diesen logiert eine Master/Booth-Sektion mit dedizierten Pegelstellern und drei klassisch-ampelfarbcodierten LED-Metern für Kanal 1 und 2 sowie die Summe, jeweils 13 Schritte lang und mit einem Bereich von -36 bis +10 und Peak ausgewiesen. Darunter funkelt einem – farblich mit Weißgold gut gegen das obere Schwarz abgetrennt – die Fadersektion entgegen.

Fotostrecke: 2 Bilder Erinnerungen an das güldene Mixer-Zeitalter werden wach

Aux, Mikro und Kopfhörer

Wo auf der rechten Außenflanke Leere herrscht, treffen wir an der linken Seite hingegen auf den kombinierten AUX/MIC-Kanal, der sich mittels Zweiband-EQ im Klang regulieren lässt. Hier beträgt die maximale Anhebung und Absenkung 12 dB. Die Grenzfrequenzen sind bei 100 Hz und 10 kHz angesetzt. Eine LED zeigt grün „Signal“ und rot „Übersteuerung“ an.
An der Front, wo auch das KUT-Logo und der Reloop-Schriftzug prangen, sind zwei Kopfhörerausgänge platziert, ausgeführt als Standard- und Miniklinkenbuchse. DJ muss also keinen Adapter mitführen. Gegenüber bietet eine XLR/Klinke-Combobuchse die Möglichkeit, ein dynamisches Mikrofon anzuschließen. Der AUX-Anschluss (Miniklinkenbuchse) ist für externe Zuspieler gedacht. Mit dem passenden Kabel in der Tasche lässt sich hier auf unkomplizierte Art und Weise Warm-up Mucke vom Smartphone einspielen oder ein paar Beats oder ein Playback – kein Problem. Auch wenn man Samples und Jingles von einer App auf einem mobilen Endgerät abfeuern möchte, ein willkommener Zusatzkanal. Mikrofon und Aux schließen sich allerdings aus. Doch es gibt ja auch noch die …

Dual-Headphone und Mike/Aux-Inputs
Flashback meets Flashforward beim Reloop KUT

Rückseite

… die separate Phono/Line-Anschlüsse aufweist, jeweils mit einer ausreichend großen Rändelschraube für die Massekabel ausgestattet und einer Faderstart-Buchse, deren Funktion sich via Schalter (de)aktivieren lässt. Abschalten kann man auch die MIDI-Kommandos, gesendet von den Bedienelemente auf der Benutzeroberfläche, abzulesen im MIDI-Chart des Handbuchs. Der Wahlschalter neben den Cinch-Buchsen legt fest, welcher der beiden Eingänge am Kanal sein Signal in den Rechner schickt.
Ausgeführt wird das Summensignal via XLR (Master) und zweimal Cinch (Master/Booth). Schade allerdings, dass kein Record-Out zum Direktmitschnitt dabei ist. Zur High-Retention USB-2.0 Buchse: Ist das Kabel einmal platziert, mag sie es nicht so leicht wieder hergeben – versehentliches „Unplugging“ ist quasi unmöglich. Eine Netzteilbuchse mit Zugentlastung und Power-Schalter sowie die Kensington-kompatible Ausfräsung zur Anbringung eines Diebstahlschutzkabels beenden den visuellen Rundgang über das Backpanel.

Reloop KUT: Ein Blick auf die Rückseite
Reloop KUT: Ein Blick auf die Rückseite

Praxis

Das Pult macht es sich zwischen den lokalen Plattenspielern bequem und wird mit dem MacBook verkabelt, wo sich das integrierte Audiointerface als 24 Bitter mit 96 kHz Samplingfrequenz ausweist. Einstellbar ist das nicht, es ist auch kein Setup-Mode dokumentiert, wo man dies ändern könnte. Insgesamt verfügt das Pult über 8 USB-Inputs und 6 USB-Outputs. Kein Problem also, Vinyl-Scheiben auf dem Plattenspieler zu digitalisieren (die Auswahl der USB-Aufnahmequelle erfolgt über den Switch auf der Rückseite) oder den Master-Mix sowie Mikrofon/AUX zu recorden.
Wie es sich für einen Battlemixer gehört, trifft man beim KUT auf herrlich leichtgängige Channelfader und einen butterzarten Crossfader, deren Flankensteilheit stufenlos über zwei kleine Knöpfe links oberhalb der Linefader eingestellt werden kann. Was den Crossfader angeht, setzt Reloop auf ein Modell von innoFader mit Non-Contact-Technologie und Hamster-Switch. Er lässt sich im Verschleißfall oder bei einem Defekt problemlos wechseln. Der Cut-in des innoFaders liegt bei kaum einem Millimeter, die Linefader sind beim KUT auf den ersten zwei Millimetern da, es macht einfach richtig Laune, damit zu agieren. Nicht nur Turntablists werden das mögen.

Fotostrecke: 2 Bilder Einstellbare Kurven für die Fader und …

Sound

Was aus den Boxen tönt, kann sich hören lassen. Das Grundrauschen ist bei Vollausschlag ohne Zuspielung als marginal einzustufen, digitales Zirpen ist ebenfalls nicht auszumachen und der KUT-Mixer präsentiert sich transparent im Klang.
Im Mix kann man sich hinsichtlich des Dreibänders zwischen einem Classic- und Kill-EQ entscheiden. Die Grenzfrequenzen liegen bei 70 Hz, 1 kHz und 13 kHz. Der Cut-Boost beträgt -25 dB/+12 dB. Beim Kill-Modus wir das jeweilige Band komplett ausgelöscht. Der Mikrofonkanal ist rauscharm und auch die Talkover-Funktion spricht gut an, allerdings muss man ihn vergleichsweise hoch aussteuern, um auf Pegel zu kommen. Nichts für zarte Ansagen, eher was für laute Rap-Vocals.
Dies gesagt ist mir zudem aufgefallen, dass man beim Einpegeln der Plattenspieler bei etwa 14-15 Uhr ankommt, was nicht allzu viel Luft für leise Platten lässt. Zum Vergleich: Am benachbarten Pioneer-Pult war zum Überschreiten der 0-dB-LED bereits ein Gain von 11 Uhr ausreichend. Die hinreichend laute Kopfhörersektion bietet stufenloses Cuemixing für Master und Preview-Deck. Aufgrund der beiden frontalen Outputs kann sich der Kollege ebenso einstöpseln und mithören – mit geringfügigem Pegelverlust auf den Hörern – nicht ungewöhnlich.
Die Effektsektion bietet solide Kost, wie gemacht fürs Freestylen und stellt auch den unerfahrenen Plattentenreiter nicht vor klangliche Herausforderungen. Die Kehrseite der Medaille: Manch einer mag das als zu zahm empfinden, zumal auch noch ein Parameter-Regler fehlt, mit dem man eine Filterresonanz, Flanger-Q oder einen Noise-LFO kontrollieren könnte. Beim Mikrofon wurde auf ein Hallprogramm oder ähnliches verzichtet – schade.

Fotostrecke: 2 Bilder Classic- und Kill-EQ – man hat die Wahl
Audio Samples
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Flanger/Phaser White Noise LPF/HPF Gate/Dist

Was das Zusammenspiel mit einer DVS-Software angeht, unterstützt das Pult aktuell ausschließlich „offene Systeme“ statt rekordbox, Traktor oder Serato. Doch es gibt selbstverständlich noch andere DVS-Kandidaten, mit denen man alternativ arbeiten kann, darunter Virtual DJ oder MIXXX, kompatible Timecodes vorausgesetzt.
Hier stellte sich noch eine Besonderheit heraus, denn es gibt an der Rückseite des Pults einen Schalter, der festlegt, ob der Timecode über den Line-Input eingeschleift wird oder via Phono, sodass man dadurch beispielsweise auch zwischen Vinyl- und CD-Steuerung wechseln kann. Interessant ist hier auch noch, dass sich ein weiterer Audiostrom dem Output-Kanal 5/6 zuweisen lässt – der Sampler zum Beispiel –  doch man kann das Signal nicht am Mixer pegeln, wie es beispielsweise beim USB-AUX eines DJM-450 der Fall ist. Das lässt sich gegebenenfalls auch über einen DJ-Controller kompensieren, einen Pad-Controller mit Drehreglern zum Beispiel, der Samples dirigiert. Hier wäre ein USB-Hub am Pult nicht schlecht.

Fotostrecke: 2 Bilder Audiopanel-Setup Mac

Was noch

Nach dem Blick auf die Habenseite muss natürlich auch zur Sprache kommen, was man dem KUT mitunter noch hätte mit auf den Weg geben können. Hier fallen mir als erstes eine Handvoll MIDI-Controller-Pads ein, mit denen man Cue-Punkte direkt vom Controller aus anfahren könnte. Aber gut, hier stand wohl die „goldene Ära der Battlemixer“ Pate. Dann wäre da noch besagter USB-Aux-Pegelsteller zu nennen und ein Record-Out. Dass keine Software beiliegt, mag für manchen Anwender nicht so schwer wiegen, ein anderer hingegen könnte als K.O.-Kriterium betrachten, dass die DVS-Platzhirsche nicht laufen, aber natürlich steht es jedem frei, sein Dongle-Interface selbst anzuschließen. 
Ansonsten ist man mit dem KUT in Anbetracht des Preises ganz gut bedient, kostet allein der innoFader schon mehr als 100 Euro und mancher DVS-Mixer (hier findet ihr einen Überblick) verlangt je nach Ausstattung und Software-Dreingabe teils deutlich mehr Investitionsbereitschaft. Schaut man sich das die aktuellen Straßenpreise dieser Produktkategorie an, dürften wohl Allen&Heath Xone.23C mit seinem zusätzlichen Send/Return, der auch dem Reloop gut gestanden hätte, und Pioneer DJM-250 inklusive rekordbox dvs unterhalb von 400 Euro sowie der Native Instruments Z2 mit Traktor und Mixars Duo für Serato (beide zum Testzeitpunkt um 550 Euro) zu den Hauptkonkurrenten des KUT zählen. Wirft man das KUT-Design nebst InnoFader noch als schlagkräftiges Argument in den Kaufentscheid, bleiben einem indes nicht viele Alternativen zu diesem Kurs.

Fazit

Reloops KUT ist ein durchgestylter Zweikanal-Mixer mit digitalem Kern, hoher Verarbeitungsqualität und soliden Audioeigenschaften, der sich insbesondere, aber nicht ausschließlich an die Gemeinde der Turntablisten und Scratch-DJs wendet. Die rundweg gelungene Haptik und Optik, der ab Werk verbaute innoFader, die Curve-Controls und das integrierte 8-In/6-Out USB-Audiointerface fahren Punkte ein. Außerdem verfügt das Pult über einen kombinierten AUX/Mic-Input und eine Effektsektion mit diversen Kombi-FX und Noise. Hier ist in meinen Augen durchaus noch Optimierungspotenzial, ebenso hätte ich gern einen „regelbaren USB-Aux“ gesehen. Serato, Traktor oder Rekordbox DVS-Kompatibilität ist nicht gegeben, Cross oder VirtualDJ kommen sicher als Alternativen in Frage und wären keine schlechte Dreingabe gewesen, aber natürlich spielt der KUT auch problemlos mit dem kostenlosen MIXXX oder mit Controller und Co. im externen Mixer-Modus oder steuert eine DJ-Software über MIDI-Kommandos (deaktivierbar) der Benutzeroberfläche. Zu erwähnen ist noch die dreimonatige Mitgliedschaft bei BPM Supreme im Wert von etwa 60 Euro. Wer Flashback-Look und Flashforward-Features möchte, dürfte hier richtigliegen.

Pro
  • Optik und Layout
  • Verarbeitungsqualität
  • Haptik der Bedienelemente
  • 8-In/6-Out USB-Audiointerface mit 24 Bit/96 kHz
  • praktischer DVS/USB-Recording Switch
  • ab Werk verbauter innoFader
  • integrierte Dynamics-Effektsektion
Contra
  • Pegel des USB-Out 5/6 nicht am Mischer regelbar
  • vergleichsweise viel Gain nötig
  • kein Parameter-Regler für die FX
Flashback meets Flashforward beim Reloop KUT
Flashback meets Flashforward beim Reloop KUT
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