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Rivera RockCrusher & Rivera RockCrusher Recording Test

Die Zahl an Power Soaks und analogen Speakersimulationen nimmt stetig zu, und nach Mesa Boogie mit dem Cab Clonereiht sich nun ein weiterer Hersteller von edlem Verstärkermaterial in die Riege ein. Die Rede ist von Paul Rivera und seiner gleichnamigen Company. Mit dem RockCrusher und RockCrusher Recording schickt er dieses Jahr zwei Geräte ins Rennen, die laute Amps leiser machen und auch bei unmikrofonierter Amp-Abnahme für gute Sounds sorgen sollen.

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Die beiden Rock Crusher gaben sich im Test keine Blöße


Eine Herausforderung, wie wir wissen, denn das Maß aller Dinge ist nach wie vor die perfekte Abnahme per Mikrofon. Ob die Spezialisten aus Kalifornien es geschafft haben, dem Konkurrenz zu machen, werden wir gleich wissen.

Details

RockCrusher vs. RockCrusher Recording

 Bevor wir tiefer in die Materie einsteigen, will ich kurz den generellen Unterschied der beide Geräte erklären. Der RockCrusher ist ein Powersoak, dessen Leistungsreduktion in verschiedenen Stufen einstellbar ist. Der RockCrusher Recording ist absolut baugleich, hat aber zusätzlich einen grafischen EQ an Bord, mit dessen Hilfe man von Hand die Frequenzen bei der Simulation einer mikrofonierten Lautsprecherbox einstellen kann.

Gehäuse/Optik

Die beiden RockCrusher kommen im identischen Gehäuse aus Stahlblech, alle Bedienelemente haben sich auf der Vorderseite eingefunden, die Rückseite ist mit den Anschlüssen bestückt und auf der Oberseite sind einige Kühlschlitze eingearbeitet, denn bekanntlich wird es hier ziemlich warm. Die Verstärkerleistung wird in Wärme umgewandelt – unser Testkandidat verkraftet immerhin 120 Watt, was bei einem halbwegs aufgedrehten Amp ordentlich einheizt. Im Gegensatz zu den meisten Powersoaks und dem momentanen Trend zu kleinen Geräten steckt Rivera die RockCrusher in geräumige Gehäuse, die auf ihren vier großen Gummifüßen einen stattlichen Eindruck machen. Dazu kommen die großen Regler, die zum Anpacken einladen. Warum man allerdings nicht gleich ein 19-Zoll-Gehäuse daraus gemacht oder wenigstens Rackwinkel beigelegt hat, erschließt sich mir nicht. Bei den gegebenen Abmessungen wäre das eigentlich naheliegend. Im Studio werden grundsätzlich gerne Racks benutzt und auch im professionellen Livebetrieb ist das 19″ Rack nach wie vor nicht ausgestorben.

Fotostrecke: 4 Bilder RockCrusher und RockCrusher Recording stecken in identischen Stahlblech-Gehäusen

Bedienfeld RockCrusher

Der RockCrusher hat auf der linken Seite vier Schalter, einmal zur Aktivierung des Gerätes (Function), dann folgt der Schalter zur Impedanzanwahl, der entweder acht oder 16 Ohm anbietet. Zwei weitere erlauben es unter den Bezeichnungen Edge und Warm, Höhen bzw. Bässe noch etwas zu boosten. Es folgen drei Regler, wobei der erste und größte Drehschalter die Leistungsreduktion in den fünf festeingestellte Stufen -3dB, -8dB, -12dB, -16dB und -20dB bestimmt. Eine sechste Stufe nennt sich Studio und bietet die höchsten Reduktion, die mit dem danebenliegenden Level-Regler den Amp stufenlos zum Flüstern bringt. Regler Nummer drei schließlich sorgt für den Pegel des Line-Out-Signals. Dabei handelt es sich beim normalen RockCrusher um das direkte Ampsignal, das man in dieser Form zum Beispiel an eine zusätzliche Endstufe oder weitere Effektgeräte senden kann. Wer ein frequenzkorrigiertes Line-Out-Signal benötigt, der sollte sich mit dem RockCrusher Recording anfreunden.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Bedienpanel des RockCrusher

Bedienfeld RockCrusher Recording

Die Sektion des Power Soaks mit fünf Stufen und regelbarem Studio-Modus finden wir auch bei diesem Modell, allerdings wird die schaltbare Leistungsreduktion nicht in dB angegeben, sondern simpel mit den Buchstaben A bis E. Auch die Edge-, Warm- und Impedanz-Schalter sind an Bord. Den Level-Regler für den Line-Out-Pegel sucht man im ersten Moment vergeblich, aber der hat lediglich die Position gewechselt. Er sitzt als Schieberegler an erster Stelle des 11-Band Grafik-EQs, der die Frontplatte ziert. Der EQ wird mit einem Mini-Switch aktiviert, außerdem besteht die Möglichkeit, den Pegel des Line Outs mit dem darunterliegenden Kippschalter in zwei Stufen (-5dB, -10dB) zu reduzieren. Dazu kommt auf der linken Seite eine LED-Kette, mit der, je nach Wahl, der Ausgangspegel (Line Out) oder der Eingangspegel des 8 Ohm bzw. 16 Ohm Eingans angezeigt werden kann. Die 11 Bänder werden jeweils mit 15 dB angehoben oder abgesenkt. In der mittleren Position ist das Ganze neutral. Das heißt, dass es einen schönen Rasiersound aus dem Line-Out gibt, wenn ihr den EQ neutral eingestellt habt. Die Frequenzbänder sind auf den Gitarrenton abgestimmt und haben folgende Frequenzbereiche im Angebot: 75Hz, 125Hz, 175Hz, 250Hz, 375Hz, 500Hz, 750Hz, 1.2kHz, 1.6kHz, 2.5kHz, 4kHz.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Panel des RockCrusher Recording hat noch mehr zu bieten

Rückseite/Anschlüsse

An der Rückseite finden wir die folgenden Anschlüsse:

Input

Der Eingang für das Ampsignal wird mit dem Speaker Out des Amps verbunden.

Output

Zwei Ausgänge für Lautsprecherboxen stehen zur Verfügung. Beide Geräte verfügen über eine Load-Funktion, was bedeutet, dass es ist nicht zwingend notwendig ist, eine Lautsprecherbox anzuschließen. Wichtig ist allerdings, dass der RockCrusher nicht im Bypass-Mode läuft.

Line Out

Auch hier gibt es zwei Anschlüsse, einmal XLR (symmetrisch) und Klinke, an denen das Signal im Line-Pegel ausgegeben wird, beim RockCrusher Recording ist hier die Frequenzkorrektur durch den EQ zu hören. Dieser Anschluss sollte mit einem Mischpult oder einem Audio Interface verbunden werden.
Während der RockCrusher keine Stromzufuhr benötigt, muss der RockCrusher Recording mit dem mitgelieferten Netzteil befeuert werden. Den Anschluss findet man ebenfalls auf der Rückseite.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Rückseiten unterscheiden sich nur marginal – hier der Rock Crusher
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Praxis

In der ersten Hälfte des Praxisteils wird zuerst einmal die Güte des Power Soaks untersucht. Hierfür habe ich folgende Materialien mit ins Boot geholt: Meine SG wird über den Marshall Plexi auf eine 4×12 Box geschickt, die mit einem Neumann TLM103 abgenommen wird. Dann geht es wie üblich in den neutral eingestellten Neve Preamp und über den Apogee-Wandler auf die Festplatte. Zwischen Amp und Box ist der RockCrusher geschaltet und ich habe erst einmal den lauten Amp pur aufgenommen. In der Einstellung mit Volume auf 11 Uhr macht der Plexi bereits eine Menge Lärm, der eigentlich nur für größere Bühnen mit gut gelaunten Mitmusikern geeignet ist. Dann kommen alle fest einstellbaren Reduktionsstufen:
A: -3dB
B: -8dB
C: -12dB
D: -16dB
E: -20dB
Danach folgen drei Einstellungen im Studio-Mode, einmal maximal, dann auf 12 Uhr und zum Abschluss mit der geringsten Lautstärke auf 8 Uhr. Der Pegelverlust wird mit dem Gain am Preamp nachjustiert, um ein vergleichbares Ergebnis bei gleicher Abhörlautstärke zu erhalten. Nun heißt es Ohren auf und hören, wie sich der Klang bei den einzelnen Absenkungen verändert.

Audio Samples
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Amp pur – RockCrusher auf Bypass Reduktionsstufe A: -3dB Reduktionsstufe B: -8dB Reduktionsstufe C: -12dB Reduktionsstufe D: -16dB Reduktionsstufe E: -20dB Studio Mode – Regler auf Maximum Studio Mode – Regler auf 12 Uhr Studio Mode – Regler auf 8 Uhr
Der Rock Crusher musste im Test zeigen, was er drauf hat - und das tat er
Der Rock Crusher musste im Test zeigen, was er drauf hat – und das tat er

Die Performance ist ausgesprochen gut, beim Aktivieren des Rock Crushers geht ein Hauch Höhen flöten, was meines Erachtens aber absolut verschmerzbar ist. Das Aktivieren des Edge-Schalters kann das Ganze etwas kompensieren, dafür sind auch diese Shaping-Schalter gedacht. Im weiteren Verlauf der Pegelreduktion wird das Frequenzbild dann nicht mehr gravierend verbogen, unser Testgerät bringt den Marshall bei konstantem Sound auf Zimmerlautstärke.
Die klanglichen Veränderungen mit Edge- und Warm-Schalter hört ihr als nächstes.
So klingt das Ganze ohne Aktivieren der EQ-Shapings:

Audio Samples
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Sound ohne EQ-Shaping

Nun mit dem Edge-Schalter, der die Höhen leicht anhebt.

Audio Samples
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Sound mit aktiviertem Edge-Schalter

Jetzt mit dem Warm-Schalter, der für etwas mehr Bottom End sorgt.

Audio Samples
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Sound mit aktiviertem Warm-Schalter

Und zum Abschluss kommen noch beide Shaping-Möglichkeiten zum Einsatz.

Audio Samples
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Sound mit aktiviertem Edge- und Warm-Schalter
Durch den Grafik-EQ kann man beim Recording-Modell natürlich mehr Einfluss auf den Sound nehmen
Durch den Grafik-EQ kann man beim Recording-Modell natürlich mehr Einfluss auf den Sound nehmen

Nun geht es weiter mit dem Rock Crusher Recording, bei dem wir die Güte der Frequenzkorrektur untersuchen werden. Die Pegelreduktion ist übrigens bei beiden gleich. Das Einstellen des Equalizers ist eher etwas für Tüftler, die gerne selbst Hand anlegen. Wer schnell mal eben mit Speakersimulation aufnehmen möchte, der wird hier nicht ganz so schnell ans Ziel kommen. Bis man zu einem akzeptablen Ergebnis muss schon etwas geschraubt werden. Jeder einzelne Regler des Equalizers reagiert sehr feinfühlig und auch kleine Veränderungen sind deutlich hörbar. Sie bieten eine Menge an Möglichkeiten, aber auch die Gefahr, sich zu verzetteln. Zum Glück bildet der Hersteller einige Einstellungsvorschläge zur Simulation von Lautsprechertypen und bestimmten Mikrofonen in der Anleitung ab, aber das sind Anhaltspunkte, die nicht unbedingt mit jedem Amp funktionieren. Ich habe den Versuch gestartet, die Kombination aus Celestion Greenback Speaker und SM-57 zur Abnahme mit dem EQ am RockCrusher Recording nachzubilden. Hier ist das Ergebnis, ihr hört zuerst das Original und dann die Nachbildung mit dem EQ.

Audio Samples
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Originalsound – Shure SM 57 vor Celestion Greenback Speaker Soundnachbildung mit EQ des RockCrusher Recording
In den Schiebereglern des Grafik-EQs sitzen kleine LEDs - nettes Gimmick
In den Schiebereglern des Grafik-EQs sitzen kleine LEDs – nettes Gimmick

Man kommt mit etwas Fingerspitzengefühl schon in die Richtung. Aber da finde ich den Umgang und das Handling von einigen Mitbewerbern besser. Im Bühneneinsatz könnte die Arbeit mit dem Gerät auch etwas kompliziert werden, bis man die Einstellung vom Vorabend wieder erreicht hat. Mir wäre das zu viel Gefummel. Aber auf jeden Fall ist es möglich, mit dem RockCrusher Recording brauchbare Speakersimulations-Sounds zu erzeugen.

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Fazit

Der Rivera Rock Crusher liefert in der Funktion als Power Soak eine erstklassige Performance. Die Pegelreduktion erfolgt mit minimaler Veränderung des Frequenzbildes, die man verschmerzen oder über die Edge- und Warm-Schalter ausgleichen kann. Dadurch ist es möglich, einen lautstarken 100 Watt Amp zum Flüstern zu bringen und doch noch Spaß am Sound des Röhrenverstärkers zu haben. Die selbst einstellbare Speakersimulation des RockCrusher Recording per 11-Band Equalizer hat mich nicht recht überzeugt. Hier muss man etwas Zeit und Geduld mitbringen, will man zu optimalen Ergebnissen kommen. Die Frequenzbereiche sind gut auf den Gitarrensound abgestimmt und der EQ besitzt einen hohen Wirkungsgrad, aber das genau ist das Problem: Man kann sich in den Frequenzeinstellungen verlieren! Nichts für faule Gitarristen also, die schnell einen Speakersimulations-Sound aufnehmen möchten.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Klangstabilität bei Reduktion
  • Load-Funktion
  • stufenlose Reduktion im Studio-Mode
  • EQ-Shaping mit Warm- und Edge-Schalter
  • 8 & 16 Ohm Betrieb
  • viele Variationsmöglichkeiten mit dem EQ zur Speakersimulation (RockCrusher Recording)
Contra
  • kein 19-Zoll-Format bzw. keine Rackwinkel
  • Preis (RockCrusher Recording)
  • Einstellen der Speakersimulation mit dem EQ (RockCrusher Recording), nichts für ungeduldige Gitarristen
Artikelbild
Rivera RockCrusher & Rivera RockCrusher Recording Test
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Die beiden Rock Crusher gaben sich im Test keine Blöße
Die beiden Rock Crusher gaben sich im Test keine Blöße

Technische Spezifikationen

  • Rock Crusher
  • Hersteller: Rivera
  • Modell: Rock Crusher
  • Typ: Power Soak mit Loadbox
  • Regler: Attenuation, Studio Level, Line Out Level
  • Schalter: Function, Input Z, EQ Edge, EQ Warm
  • Anschlüsse: Balanced Line Out, Unbalanced Line Out, 2x Speaker Out, Input
  • Belastbarkeit: 120W (RMS)
  • Maße Gehäuse: 380 x 245 x 107 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 4,6 kg
  • Preis: 499,00 Euro

Technische Spezifikationen

  • Rock Crusher Recording
  • Hersteller: Rivera
  • Modell: Rock Crusher Recording
  • Typ: Speaker Simulator & Power Soak mit Loadbox
  • Regler: Attenuation, Studio Level, Line Out Level, 11-Band EQ
  • Schalter: Function, Input Z, EQ Edge, EQ Warm
  • Anschlüsse: Balanced Line Out, Unbalanced Line Out, 2x Speaker Out, Input
  • Belastbarkeit: 120W (RMS)
  • Maße Gehäuse: 380 x 245 x 107 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 4,8 kg
  • Preis: 799,00 Euro
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