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Sequential Trigon-6 Test

Dave Smith ist letztes Jahr von uns gegangen, konnte ein letztes Werk aber noch vollenden – und damit eine beeindruckende Karriere abschließen, wo er sie einst begonnen hat. Der Sequential Trigon-6 Synthesizer ist damit nicht nur in technischer, sondern auch „spiritueller“ Hinsicht bemerkenswert – hier bei uns im Test.

Sequential Trigon-6 Test
Sequential Trigon-6 Test

Mit dem Minimoog begann der Synthesizer-Wahnsinn bekanntlich. Auch Dave Smith besaß 1972 einen und wollte sich eigentlich nur einen erschwinglichen Sequenzer dazu bauen. Am Ende revolutionierte er mit dem Sequential Circuits Prophet-5 selbst die Synth-Welt – und prägte so ganz nebenbei den Sound der 80er Jahre entscheidend mit. Kein anderer Synth lief so oft im Radio wie der Prophet-5!

Sequential Circuits Prophet-5

Gemeinsam mit John Bowen hatte er unter dem Dach von Sequential Circuits das erste Mikroprozessor-gesteuerte Musikinstrument der Welt geschaffen. Den ersten speicherbaren polyphonen Synthesizer. 

Im Prinzip irgendwie die fünfstimmige Variante vom Minimoog nur eben mit „Patch-Memory“ und das alles bereits 1978. Grundsätzlich ist der Prophet vom Grundsound eher „drahtiger“ und vor allem flink. Aber er ist auch „dünner“ im Einzel-Sound – vor allem im Vergleich zum Minimoog, dessen Hüllkurven bei weiten nicht so flink sind, bei Bässen meines Erachtens aber dennoch besser grooven.

Sequential_Prophet_5_Neu
Sequential Circuits Prophet-5 – Hier geht es zum Vintage-Synth-
Special!

Anderseits klumpen selbst die dicksten Chords beim Prophet nicht und der Unison umschifft das „Mono-Defizit“ ebenfalls mit Klasse. Der Rest ist Musik- und Technik-Geschichte. Wobei dazwischen weitere Erfindungen von Dave, wie MIDI, der erste Software Synth „Reality“ sowie seine neuere Synth-Schmide DSI und auch etwas Tom Oberheim stattfanden.

Dave Smith Instruments Prophet-6

Ab 2002 hat Dave Smith jedenfalls nochmal richtig Gas gegeben und neben dem Evolver, Poly-Evolver, Mopho, Tetra und Tempest auch absurd viele Prophet-Varianten präsentiert. Teils kreativer, teils sonderbar, darunter eben auch den erfolgreichen Prophet-6. Ein wirklich moderner Prophet mit schlauen Features und eine treue Anhängerschaft. 

Nicht zu verwechseln mit der Prophet-5 Reissue, die möglichst authentisch wie anno damals und fast ganz ohne modernen Schnickschnack daherkommt. Ob das Dave‘s eigenster Wunsch war oder auf Druck von Focusrite, dem aktuellen Besitzer, geschah, entzieht sich meiner Kenntnis. 

Geteilte Freud – doppelte Freud

Mit Oberheim gibt es jedenfalls (Lizenz-)Kooperationen, und so teilen sich einige Synths durchaus die Architektur, kommen aber sicher in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Eine schöne Diversität, aber auch etwas überfordernd. Vor allem dann, wenn so vieles davon Prophet heißt … Nebenbei, es heißt es auch nicht mehr DSI sondern wieder Sequential.

Mit dem Sequential Trigon-6 haben wir Dave Smiths letzte und wahrscheinlich „authentischste“ Interpretation des Minimoogs vor uns im Test. Und damit schließt sich auch der Zauberkreis: Prophet-6, OB-6 und Trigon 6 – eine moderne Trilogie mit dem Sound der besten Ami-Analog-Synths aus der goldenen Zeit – Hands-on mit One-Function-per-Knob sowie behutsam mit digitalen Brot- und Butter-Effekten und effektiven Spielhilfen erweitert!

Checkliste zum Kauf von Sequential Trigon-6

  • sechsstimmiger Analog-Synthesizer
  • 3 OSCs, 1 LFO, 2x Modulation, 2x Envelope
  • Moog Ladder-Low-Pass-Filter
  • 2 digitale Effekt-Blöcke
  • Distortion, Pan-Spread und Vintage

Details

Sequential Trigon-6 Test: 6-Voice Analog

Der zum Test erhaltene Sequential Trigon-6 ist ein sechsstimmiger Analog-Synthesizer mit halb-gewichteter Tastatur über vier Oktaven mit Velocity und Aftertouch. Er orientiert sich zudem am Minimoog wie kein anderer Dave Smith Synth zuvor.

Sequential Trigon-6 Topview
Klare Strukturen, unkomplizierte Bedienung: Der Trigon-6 von Sequential!

Seine Filter klingen nach Minimoog, vieles drumherum bleibt allerdings Dave Smith und in einer eigenen Ästhetik. Das grundsätzliche Layout ist in der Mitte weitestgehend identisch – und nur mit Features und Extras außen links und rechts auf der Bedienoberfläche mit üppigen Hardware-Reglern ergänzt. Schauen wir uns das Ganze einmal im Detail an!

The Classic Plus

Zunächst gibt es klassisch-römisch drei diskrete VCOs mit jeweils drei Wellenformen pro Stimme. Die Wellenformen sind gleichzeitig wählbar und damit mischbar.

Sequential Trigon-6 Oscilators
It’s a mini! Der Aufbau der Synthese-Parameter orientiert sich sehr stark am Moog Minimoog.

Dreieck, Sägezahn sowie PWM gehören zu jedem OSC, jeweils mit einstellbarer Pulsbreite. OSC 3 kennt exklusiv noch den Rückwärts-Sägezahn (Rampe) und für OSC2 gibt es hier selbstverständlich gleich von Haus aus OSC-Sync. Sehr gut. Diese beiden OSCs haben zudem Octave-Encoder mit LED-Ring sowie einen zusätzlichen Pitch, der sieben diskrete Semitones up/down liefert.

Jeder Trigon-6 verfügt zudem über Volume-Potis und kann in Summe mit dem dualen Feedback/Drive angedickt werden – weißes Rauschen ist zumischbar. OSC3 kann ferner als LFO arbeiten und vom Keyboard-Pitch ausgenommen werden. Ein „richtiger“ LFO mit acht weiteren Zuweisungszielen kommt obendrein hinzu.

Bob Smith aka Dave Moog

Anschließend geht jede Stimme einzeln in das typische Moog Low-Pass-Ladder, das man hier sogar zwischen 2- und 4-Pole umschalten kann. Das Filter ist resonanzfähig und mit ADSR-Envelope sowie positiven/negativen Envelope-Amount ausgestattet. Ferner kann man das Keyboard-Tracking zwischen aus, halb und voll einstellen. 

Sequential Trigon-6 Filter
Zwei ADSR-Envelopes bringen die OSCs in Form, Velocity-Verknüpfungen werden direkt daneben vorgenommen. Der Minimoog kannte nur ADS plus Decay-On.

Hinzukommt ein ADSR-Envelope für den Amp. Für Velocity-Zuweisung an Amp und Filter gibt es jeweils direkte Taster, bei der Minimoog-Reissue musste man dafür Kabel ziehen. Die Hüllkurven-Sektion ist insgesamt deutlich schneller als die von Moog, und stellt damit auch Perkussives überzeugend dar. Und überhaupt: Filter, Envelope und Amp so nah beieinander sind hinsichtlich einer intuitiven Bedienung ein Traum.

Der Minimoog kannte ja lediglich ADS, hatte also kein „richtiges“ Release. „Decay-On“ erzeugte aber etwas ähnliches, wodurch das Decay nach der Sustain-Phase noch einmal abklang, um so quasi Release zu ersetzten.

More Controllers

Den LFO regelt man mittels Modwheel oder Amount-(Offset)-Regler in der Intensität. Seinen Shape stellt man mit dem Encoder/LED-Ring ein. Da stehen dann Dreieck, Sägezahn, Rückwärts-Sägezahn, Rechteck und Random bereit. Die möglichen Mehrfachziele lauten: Freq 1, 2, 3, PWM 1, 2, 3 sowie natürlich Filter und Amp. Lässig! Für Frequency und Amount stehen Potis bereit, LFO Sync wird mit einem beleuchteten Taster daneben aktiviert.

Trigon-6 LFO
Polymod bezieht sich nicht auf die Polyphonie sondern ermöglicht Mehrfach-Modulationen neben dem LFO.

Die Polymod-Sektion bietet weitere Modulation-Verknüpfungen: Die Parameter OSC-3-Amount und Filter-Envelope-Amount regeln dabei Intensität und Polarität – 12 Uhr ist dann gleich 0%. Ziele werden mit den Tastern angewählt, wobei auch hier wieder alle Ziele gleichzeitig funktionieren. FM-Sounds ich komme!

Aftertouch und Modulationszuweisungen erfolgen ebenfalls ohne Umwege. Direkt auf der Bedienoberfläche – keine Menüs, kein Page-2-Schwachsinn. Aftertouch kennt die Ziele Pitch 1, 2, 3, Filter, Amp, LFO sowie FX Mix A und B. Auch die Distortion auf diese Weise zu regeln, wäre zu funky gewesen!

Die Glide-Options des Sequential Trigon-6 zeigen sich im Test ebenfalls üppig und an die Polyphonie angepasst: Fixed Rate und Fixed Time, beides möglich als „Legato-Only“. In Verbindung mit dem Unison kann man so ordentlich abgehen – Chord-Memory, Detune, Note Priority und Stimmen-Begrenzer inklusive.

Spielhilfen en masse

Wahlweise kann dazu der Step-Sequenzer oder der Arpeggiator angeworfen werden – beides gleichzeitig geht nicht. Dave Smith packt gerne Sequenzer rein, und damit hat es irgendwie ja auch angefangen. 

Trigon-6 Arpeggiator
Clock, Art und Sequenzer – alles im Direktzugriff und damit auch kreativ spielbar, und nicht nur “aktivierbar”!

Sequenzer und Arp arbeiten zum Takt der großen Clock-Section. Diese werkelt mit und ohne BPM-Sync sowie mit 10 Dividern – für noch mehr MIDI-Schabernack „on-the-fly!” – komfortabel ausgewählt mit einem Encoder und LEDs visualisiert. Faktisch alle Settings sind easy von der Bedienoberfläche erreichbar – nur wirkliche Tech-Settings und Globals sind in Shift-Menüs gewandert. 

Neben üblichen Pickup- oder Jump-Verhalten der Potis kann man dort beispielsweise auch „Relative“ einstellen, wobei vom Speicherpunkt der Regler ausgehend „relativ“ bewegt werden kann. Der Live-Panel Mode aktiviert wiederum, was an Reglern auf dem Synth eingestellt ist. Und Preset+Write beschert einem flink ein Init-Patch mit einem OSC. Auch Settings zur Aftertouch-Empfindlichkeit finden sich hier, wobei diese auch kaum Einfluss auf die zu strafe Abstimmung haben.

Ferner können die 500 + 500 = 10*10*10 Presets mit up/down durchgeballert werden und nicht nur old-school über Bank/Tens und die Zahlen 0-9 angewählt werden. Ich mag solche wichtigen Details.

64-Step-Sequenzer im Sequential Trigon-6

Der Sequenzer des Sequential Trigon-6 ist ein Step-Sequenzer ohne Lauflicht. Man kann bis zu 64 Steps inklusive Pausen und Haltebögen sowie mit bis zu 6 Noten pro Schritt nacheinander flink über die Tastatur eingeben bzw. „durchsteppen“. Sofern es die Polyphonie zulässt, kann man zur Sequenz noch mitspielen – Multi- oder Split-Modi kennt der Trigone allerdings nicht.

Bonbon-Effekte sind in 24 Bit/48 kHz Qualität sowie in zwei recht identische und gleichzeitig nutzbare Blöcke aufgeteilt. Gemischt wird dabei mit einem Dry/Wet-Encoder, was praxistauglich ist. Die eingebauten Effekte liefern schließlich solide Brot- und Butter-Effekte wie Chorus, Flanger, Phaser, Delay und Reverb. Und wir erinnern uns: der Effektanteil lässt sich sogar per Aftertouch steuern!

Pan-Spread verteilt aufeinanderfolgende Töne veränderlich nach links und rechts im Panorama. Je größer der Spread, desto drastischer die L/R-Differenz. Hinzu kommen eine griffige analoge Distortion, der mittlerweile obligatorische Vintage-Regler, für die „Error-Randomness der Voices und Filter“. Wobei OB-6 und Prophet-6 dieses Feature erst via FW-Update nachgereicht bekommen haben und es so detailliert dort nun auch nicht ist, wenn ich mich recht entsinne.

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Praxis

Sequential Trigon-6 – ein ausgereiftes Instrument

Der Sequential Trigon-6 entpuppt sich im Test als ein sehr gut spielbares Instrument – und er ist ausgereift. Gute Details, vor allem bei den Spieloptionen, zeugen von langjähriger Erfahrung. Dazu kommt der unkomplizierte Sequenzer und sein toller Arp – beides musikalisch gut steuerbar über eine große Clock.

Generell ist das klar sortierte Layout Musik für meine Augen. Positiv hervorzuheben ist außerdem der „echte IEC-Stromanschluss“ dank eingebautem Netzteil.

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Mehr Informationen
Sequential Trigon 6 Demo mit Presets für Ambient, Techno und Electronica (Limbic Bits)

Die flinke Aftertouch- und Velocity-Zuweisungen sowie die reichlichen Modulation-Verknüpfungen machen das Spiel mit dem Synthesizer nicht langweilig! Dave Smith hat an vieles gedacht und ein würdiges Denkmal gesetzt. Ein Synth, der spielen und nicht nur schrauben fördert. Analog, breit und auch richtig rotzig, wenn er soll – voll 2023 beim Rest! Fast – der Aftertouch der Klaviatur ist leider sehr binär und kaum dazwischen dosierbar, ähnlich schlecht wie beim Minimoog 2022 Reissue.

Das Layout des OB-6 war mir übrigens immer etwas zu zusammengewürfelt – vielleicht haben mich auch nur die viele blauen Striche gestört. Wie dem auch sei: Auch die Ordnung der Effekt-Blöcke und ihrer Encoder ist beim Trigon-6 jedenfalls endlich richtig logisch. Filter und Envelopes sind ebenfalls perfekt nah beinander angeordnet.

So gesehen macht ohnehin jeder von den Dreien etwas anders. Der OB-6 beispielsweise hat ein kontinuierliches Filter und Wellenformen. Der Trigon-6 wiederum hat die meisten OSCs und die meisten Modulations-Ziele, aber er kennt auch nur Tiefpass. Stört mich null, aber andere sehen das sicherlich anders.

Funky Poly Mo 2022

Klanglich passt der Trigon-6 gut in mein Studio. Mit dem leckeren Drive und „gib ihm richtig“ kann er instant viel garstiger als ein Moog sein, polyphone Spielchen in Delay und Reverb sowie weiche träumerische Pads zaubern – mit dunklen Moog-Filter aber auch immer klar als Dave Smith Synth erkennbar, insbesondere hinsichtlich der flinken Envelopes. 

Die mitgelieferten Effekte sind absolut in Ordnung und laden direkt zum Spiel ein, sodass man in Handumdrehen auch sehr komplexe Läufe zaubern kann. Ein moderner Synth muss einfach Stereo-Effekte dabei haben! Ob es noch bessere Reverbs und feingeistigere Delays im Mischprozess geben kann? Sicherlich – aber für die dicken Pinselstriche ist das durch seine intuitive Verfügbarkeit einfach schon mal Gold wert!

Nur so am Rande: Auch ein Synthesizer ohne Klaviatur ist für mich kein richtiger Synthesizer. Masterkeyboard plus Module sind für mich nie Option gewesen – allein drauflos spielen wird umständlich, wenn die DAW nicht läuft, Local On/Off, Routing, ätz. Die folgenden Audiobeispiele sind deshalb überwiegend ohne DAW oder externe Sequenzer erstellt und einfach in Stereo aufgenommen. Hier und da habe ich dann noch etwas die Zeitdomäne frisiert und einen bessereren Reverb drauf gepackt.

Audiobeispiele

Audio Samples
0:00
Slow Sequence ( 1 OSC -> Pan-Spread –> FX -> more OSCs) Brassy + Quantum Reverb Bass Glide String Machine ( Simple Sequencer Line + Top Notes) Triangles Arp w/ Phaser Dist. Howl ( Heavy Distortion & Weird Modulations ) Clock Raiser ( LFO Divider ) Turbo Prop ( FX via Aftertouch) Chirp Chirp

Die Standard-Sounds sind so weit auch vorhanden, aber ich habe hier darauf verzichtet, um etwas mehr die Extreme auszuloten. Auch akademische Vergleiche mit dem Moog erspare ich mir. Deshalb nur als Randnotiz: Im harten Direktvergleich hüpft die Hüllkurve des Trigon-6 nicht ganz so sexy aus der Hüfte wie die meines Minimoog, A/B-Vergleiche erübrigen sich sowieso, da man sowieso kaum eine Angleichung bekommt. Der Envelope-Amount ist hier auch nicht so präzise regelbar wie beim vollanalogen Minimoog, der andererseits keine invertierten Hüllkurven und keinen Sync kennt. Damit ist es ein leichtes komplexe, perkussive Modulationen zu fahren, die aber auch gleichzeitig MIDI-tight sind.

Neuere Moog-Synths swingen auch nicht so sexy. OB-6 und Prophet-6 verhalten sich hinsichtlich der Hüllkurven ähnlich, wenn ich mich da recht entsinne. Solch eine Haarspalterei dürfte allerdings auch maximal im Studio relevant werden. Und das heben wir uns für einen richtigen Vergleich noch auf!

On stage – Sequential Trigon-6

Ich sehe den Sequential Trigon-6 vor allem auf der Bühne: knackig-fett klingend und gut spielbar, dabei aber schlank genug – eben die perfekte Ergänzung zum Stagepiano oder zur „charakterlosen“ Chamäleon-Workstation. Einen Minimoog mitzuschleppen macht wirklich keinen Spaß. Speichern und viele Preset-Speicherplätze sind auf der Bühne ebenfalls nützlich. Die Werkssounds sind dabei nicht schlecht, aber irgendwie über die 500 Presets sehr redundant und vor allem echt komisch sortiert.

Im Prinzip braucht man beim Minimoog gar keine Speicher, weil er so schnell zu bedienen ist. Aber hier gibt es eben deutlich mehr Möglichkeiten, geschmackvoll und ausgereift im Detail. Ganz im Gegensatz zu manchen Behringer-Produkten, bei denen oft etwas wesensfremde Features hinzugefügt werden. Ob man dafür das 10-fache ausgeben muss/kann, steht auf einem ganz anderen Blatt. Wer es sich aber leisten kann, wird es sich immer wieder selbst danken. Das Ding will geritten werden und dafür muss man auch trainieren. Ein gutes Instrument hebt dabei die Laune!

Modern oder Reissue

Zumal: Die richtig dicken, aktuellen Vintage-Schiffe von Sequential sind leider an vielen Stellen nicht viel schlauer geworden, obwohl sie den Platz und die monetären Mittel dazu hätten. Wer den ersten richtigen Synthesizer sucht, ist hier meiner Meinung nach wirklich gut aufgehoben.

Der Trigon-6 kann auch alt klingen, aber noch besser Vintage mit moderner Produktion verbinden. Ein echter Allrounder, wie auch der OB-6 und der Prophet-6 – wobei ich diese noch “allroundiger” finde und den Trigon als klaren Lead und kein Beweirk sehe. Klassische Synth-Sounds klingen überzeugend „gritty“, nicht so glatt wie die neuen Moogs, aber auch nicht so übertrieben wollig wie der echte Minimoog. Dennoch: Ein Low-Cut wäre schon auch hier angebracht.

Der OB-6 ist erhabener und feingeistiger, mit vielen Schwebungen und satten Bass, ferner ist er flexibler mit seinen variablen Filtern und Wellenformen. Auch wenn das Filter zu ist, ist er offener, klarer. Der Trigon hat hingegen eine eher düstere Stimmung. Der Prophet-6 wiederum klingt immer wie ein Prophet-6 – logisch, aber so ist er steifer im modernen Kontext. Im klassischen Band-Kontext passt der Prophet-6 wiederum “immer” und meist ohne EQ schon wie der sprichwörtliche “Arsch auf Eimer”. Und das hat maßgeblich seinen Erfolg über die Jahre ausgemacht.

Dennoch: So fetten Single-OSCs Sound wie aus dem Prophet-5 Reissue holt man mit keinen der Drei, kann das aber wiederum mit den fetten Effekten kompensieren.

Sequential Trigon-6 Test: Wer zerrt denn da?

Wie bei allen Moogs mit Polyphonie wird Gain-Staging allerdings schon ein Thema und man muss aufpassen, sonst zerrt es schnell an Stellen, wo man es nicht unbedingt braucht. OSC-Volumes auf 12 Uhr und nicht voll auf, bekämpft das Problem aber weitestgehend.

Immerhin klingt die Kapitulation auch irgendwie cool und lässt sich ästhetisch sicherlich verwursten. Mit der wirklich guten, eingebauten Distortion kann es dann auch richtig Aggro-brutal oder kaputt klingen, wenn man will – ohne das man Druck verliert. Ganz im Gegenteil! So verrückt wie an den fetten Minimoog-Reglern kann man hier aber auch nicht herumreißen, also rein physisch-emotional …

Feature-Fetischisten finden im Folgenden eine kleine Übersicht der wichtigsten Hard-Facts, der Rest ist bei diesen drei Sequential Synths sonst soweit identisch. Ferner kann man den Trigon-6 auch als Revision 3 der Serie betrachten.

Sequential Trigon-6 – Das sind die Alternativen

Der hart umkämpfte Markt der Synthesizer bietet noch einige Mitbewerber zum Sequential Trigon-6 – sogar aus demselben Haus. Zwei davon, den Sequential OB-6 und den Sequential Prophet-6, stellen wir in dieser Tabelle kurz vor:

FeaturesSequential Trigon-6Sequential OB-6Sequential Prophet-6
VCOs3 OSCs, 3 Wellenformen, Mehrfachauswahl möglich2 OSCs + Sub,
kont. var. Wellenformen
2 OSCs + Sub,
kont. var. Wellenformen
Filter-StyleMoog-LadderOberheim-SEMCurtis-Chip (CEM)
Filter-TypenLowpass
12/24 dB/Oct
Low-, High-, Band-Pass und NotchHigh & Low-Pass
Arp/Seq/Clock/FXidentischidentischidentisch
Vintage-Modeeigener Regler, sehr detailliertvia FW-Updatevia FW-Update
Polymod-Dest.oscillator 1 frequency,
oscillator 2 frequency,
oscillator 3 frequency,
oscillator 1 pulse width,
oscillator 2 pulse width,
filter cutoff,
feedback amount
oscillator 1 frequency,
oscillator 1 shape, oscillator 1 pulse width,
filter cutoff,
filter mode,
normal to bandpass filter
oscillator 1 frequency,
oscillator 1 shape,
oscillator 1 pulse width, low-pass filter cutoff,
high-pass filter cutoff
LFO-Dest.oscillator 1 frequency,
oscillator 2 frequency,
oscillator 3 frequency,
oscillator 1 pulse width,
oscillator 2 pulse width, oscillator 3 pulse width,
filter cutoff,
amp (VCA)
oscillator 1 frequency, oscillator 2 frequency,
oscillator 1 and 2 pulse width,
filter cutoff,
filter mode, 
amp
oscillator 1 frequency,
oscillator 2 frequency,
oscillator 1 and 2 pulse width,
low-pass filter cutoff,
high-pass filter cutoff
Preis3.798 €3.399 €3.499 €
Bewertung im Test4,5/55/55/5
Produkt bei ThomannSequential Trigon-6 kaufen (Affiliate)Sequential OB-6 kaufen (Affiliate)Sequential Prophet-6 kaufen (Affiliate)
Sequential Trigon-6 Alternativen

Zwischengedanke zum Sequential Trigon-6 Test

Es gibt Synths und es gibt Synths. Die einen betrachten sie als Quell neuer Klänge, besonders crazy oder besonders teuer. Und dann gibt es die bodenständigen Musiker, die einfach nur einen fetten Synth für die Bühne brauchen, um flexibel Bandbreite an Sounds im Kontext der Band abzufeuern. Minimoog geht immer – aber er ist halt monophon und kann auch keine Presets speichern. Wie wäre es mit einen mehrstimmigen Minimoog im Bühnengewand? 

Genau das hat sich Dave Smith in den 70er Jahren mit seinem Prophet-5 gedacht und genau das hat er sich auch beim Trigon-6 wohl wieder gedacht – nun noch viel näher mit Layout und den Filtern am Sound des Originals. Auch wenn der Prophet-5 durchaus an den Minimoog erinnert, ist sein Klang für Kenner etwas ganz anderes. Der Sequential Trigon-6 geht mit dem Ladder-Filter rougher auf Vintage-Spurensuche, bleibt im Kern aber immer noch ein Dave Smith Saubermann äh DSI äh Novation äh ADAM äh SEQUENTIAL Synth, jetzt aber!

Sequential Trigon-6 Sound Demo (no talking)

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Fazit

Der Sequential Trigon-6 bewährt sich im Test als ein tolles, ausgereiftes Instrument – und passt hervorragend in das Trilogie-Portfolio zwischen OB-6 und Prophet-6. Die meisten werden sich sicherlich zwischen einem der drei entscheiden wollen bzw. müssen. Und so grundverschieden sind sie nun aber auch nicht, vor allem was Handling, Effekte und die üppigen Spielhilfen anbelangt. So kann ein jeder hauptsächlich das Filter wählen, was einen am meisten anspricht. Ich denke so ganz grob, dass die Oberheim-Filter für typisch-polyphones wie Pads, Brass und ähnliches am edelsten, breit und fett-rund klingen, der Prophet-6 hingegen recht mittig brutzelt und sich dadurch instant im Mix gut durchsetzt. 

Weitere Erkenntnis

Der Trigon-6 liefert konträr die dunklere Farbe und braucht Raum. Für Techno und Hip-Hop sicherlich die beste Wahl, um markante Leads, knorrige Bässe und böse Pads abzufeuern. Die Distortion klingt ebenfalls fantastisch! Dazu gibt es ein schwarzes Antlitz – nur das helle Ahorn-Holz wirkt wie ein Ausreißer. Layout und Sortierung der Sektionen empfinde ich sehr sauber und damit am logischsten umgesetzt bzw. am intuitivsten zu bedienen. Warum manche Potis nun wieder so straff sind, verstehe ich nicht ganz, man gewöhnt daran aber schneller als an Wackel-Potis.

3.800 Euro sind allerdings echt ´ne Menge Holz für den dann doch rustikal-funktionellen Ami-Blechkasten. Besonders hocherotische Momente stellten sich bei mir hinsichtlich der Haptik jedenfalls nicht ein – auch wenn alles grundsolide bedienbar ist. Software, Menüführung, kleine Details sind top notch – und meiner Meinung nach wesentlich besser umgesetzt als bei den Reissues. Die sehen zwar allesamt besser und teurer aus, kosten im Zweifelsfall tatsächlich aber auch ordentlich mehr, nur können leider oft viel weniger. Darf man trotzdem auch hier etwas mehr erwarten? Ja, sicherlich – vor allem der Aftertouch is echt traurig. Ist das Ding trotzdem richtig geil? Ja! Deshalb: 4,5 Sterne.

Trigon-6
Sequential Trigon-6

Features

  • Drei VCOs, weißes Rauschen und umschaltbares zwei-/vierpoliges Tiefpass-Ladder-Filter – alles diskret, pro Stimme sowie für sechs Stimmen insgesamt
  • Gleichzeitig wählbare Wellenformen: Dreieck, Sägezahn, umgekehrter Sägezahn und Impuls mit variabler Breite
  • Filter kann mit Resonanz in Selbstoszillation versetzt werden, bi-polarer Filter-Hüllkurvenwert, Keyboard-Tracking: aus, halb, voll
  • LFO-Modus und Tastatur-Tracking ein/aus für Oszillator 3
  • 
Impulsbreite pro Oszillator, Hard Sync: Oszillator 1 mit Oszillator 2
  • 
Oszillator-Feedback und Drive-Regler für Signalsättigung
  • 
LFO mit 5 Wellenformen: Sinus, Sägezahn, umgekehrter Sägezahn, Rechteck und Random (Sample und Hold)
  • Zwei 4-stufige (ADSR) Hüllkurven-Generatoren, Velocity-Modulation beider Hüllkurven
  • LFO-Synchronisation, Poly Mod, Aftertouch, Clock, Arpeggiator
  • Polyphoner Step-Sequenzer mit bis zu 64 Steps und Pausen
  • Vintage-Synth-Charakteristiken via Drehregler, analoge Stereo-Verzerrung, Pan-Spread
  • Zwei 24-Bit / 48 kHz-Digitaleffekte mit Hall, Delay, Flangr, Phaser und Ringmodulator
  • Beleuchtete Pitch- und Modulationsräder, Transponierungsregler für einen 8-Oktaven-Bereich
  • Unisono-Modus mit konfigurierbarer Stimmenzahl, von einer bis zu allen sechs Stimmen, Akkordspeicher und Tonartmodi
  • 500 Benutzer- und 500 Werksprogramme in 10 Bänken mit je 100 Programmen
  • Integriertes Netzteil 100 – 240 Volt bei 50 bis 60 Hz
  • Seitenpanele aus Ahornholz
  • Abmessungen (B x T x H): 807 x 323 117 mm
  • Gewicht: 9.5 kg

Preis

Sequential Trigon-6: ca. 3.798 € (Straßenpreis am 26. Juli 2023)

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