Die Kooperation von Bass-Superstar Marcus Miller mit der indonesischen Company Sire schreibt seit Jahren eine Erfolgsgeschichte, die Ihresgleichen sucht. Seitens Sire ganz bescheiden als “Revolution” bezeichnet, machen die Bässe seit ihrer Markteinführung vor einigen Jahren mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis auf sich aufmerksam und lehrten so vielen Mitbewerbern das Fürchten. Nun hat man sich bei Sire dazu entschlossen, das Gute noch besser zu machen und allen Instrumenten ein Update zu gönnen.
Ein Bass dieser zweiten Generation – daher der Beisatz “2nd Generation” bzw. “2nd Gen”, aus der V7-Serie liegt mir heute zum Test vor. “V7” steht dabei sozusagen für den Standard und war auch die erste Serie, welche Sire auf den Markt brachte. V3 und V9 bilden die Erweiterung nach unten und oben im Preisgefüge. Wo genau die Updates liegen und was sie bewirken, soll dieser Test zeigen.
Nachfolgend findet ihr eine Übersicht der bislang von bonedo getesteten Sire-Modelle:
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Auf den ersten Blick lässt sich erst einmal kein Unterschied zum Vorgänger ausmachen. Dieses Modell ist und bleibt ein Jazz-Bass-Derivat mit dem typischen schlanken Design. Das Finish meines Testbasses nennt sich “Bright Metallic Red (BMR)” und funkelt je nach Lichteinfall leicht golden.
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Der Body besteht ganz klassisch aus nordamerikanischer Erle, der Hals aus einem einteiligen Stück Ahorn. War dessen Rückseite bisher glänzend lackiert, hat man sich nun für ein dünnes und mattes Finish entschieden. Dies fasst sich zum einen angenehmer an, zum anderen verhindert es bei längerem Spiel einen durch Schweiß verursachten Klebe- und Bremseffekt. Beim Griffbrett findet sich der zweite und sehr deutliche Unterschied zum Vorgänger: anstelle von Palisander (Rosewood) kommt nun Ebenholz (Ebony) zum Einsatz. Das ist sicher in erster Linie dem schon oft zitierten CITES-Abkommen zu verdanken. In diesem Fall ist das Glück für uns, denn Ebenholz gilt allgemein als hochwertiger, da es deutlich härter bzw. dichter ist. Klanglich wird ihm eine ausgeprägte Definition und Klarheit nachgesagt.
Das Griffbrett zieren nach wie vor helle Blockinlays in Perlmutt-Optik. Ein Binding aus cremefarbenem Kunststoff rundet das Bild ab. Dieser Look aus Perlmut und Creme spiegelt sich auch im Schlagbrett wider. Auf der Sire-typischen Kopfplatte findet man die vier hauseigenen Stimmmechaniken. Zur Führung der Saiten dient ein Knochen-Sattel ‑ auch ein Feature, welches nicht gerade selbstverständlich in dieser Preisklasse ist!
Dasselbe gilt auch für die neue Bundierung: Bei der 2nd Generation werden nun standardmäßig die Enden der Bünde abgerundet. Das findet sich eigentlich nur bei deutlich teureren Bässen. Wie man auf der Sire-Webseite nachlesen kann, benötigte es einige Zeit der intensiven Forschung, bis man dieses Feature in eine Massenproduktion integrieren konnte.
Die Brücke wird ebenfalls von Sire selbst gefertigt. Sie soll das Beste aus zwei Welten in sich vereinen: Zum einen ähnelt sie dem typischen Blechwinkel der 60er- und 70er-Jahre, zum anderen besitzt sie massive Saitenreiter, wie diese von vielen hochwertigen Replacement-Brücken bekannt sind. Neben dem Einfädeln der Saiten durch die Rückseite (Top Load) bietet die Bridge auch die Möglichkeit, die Saiten durch den Korpus zu ziehen (String Through Body). Dieses Feature sorgt für einen höheren Anpressdruck auf die Saitenreiter und somit im besten Fall für besseres Schwingungsverhalten.
Das nächste Update versteckt sich unter der Abdeckung der Tonabnehmer, welche den Namen “Marcus Super-J Revolution” tragen. Als Wicklungsdraht kommt nun reines Enamel zum Einsatz, welches man vor allem von Jazz-Bässen aus den 70er-Jahren kennt. Die Magnete der Pickups werden so behandelt, dass sie einem ca. 20 Jahre alten Pickup ähneln, zumindest verspricht dies die Beschreibung. Das klingt zugegebenermaßen erst einmal nach Voodoo und Marketing, ich vermute dahinter aber eine ganz einfach physikalische Tatsache: Älteren Instrumenten wird ja häufig ein wärmerer Ton nachgesagt. Das hat in der Regel nur damit zu tun, dass die Magnete der Pickups nachlassen. Die Folge davon ist in erster Linie ein Verlust an Höhen, der von Vintage-Fans gerne wohlwollend als “warm” beschrieben wird.
Der von der alten V7-Serie bereits bekannte Preamp bietet eine Menge Flexibilität. Für den klassischen Jazz-Bass-Ton gibt es den Passiv-Modus. Zur Verfügung stehen dann ein Volume- und ein Balance-Regler sowie eine Tonblende, welche übrigens auch im Aktiv-Modus funktioniert.
Per Kippschalter aktiviert man die 3-Band-Elektronik. Sie umfasst einen Bass-, einen Höhen- und einen parametrischen Mitten-Regler. Mit einem Doppelstock-Poti lässt sich bei diesem die gewünschte Mittenfrequenz stufenlos wählen (80 bis 2000 Hz) und je nach Bedarf anheben oder absenken. Die Elektronik arbeitet dank 18 Volt ohne Verzerrungen, selbst bei voll aufgedrehtem Bass-Regler. Ein kleines aber feines Detail ist die Abdeckung des Batteriefachs auf der Rückseite des Korpus, denn sie besteht nun aus Holz statt aus Plastik und wurde in den Korpus versenkt. Sehr schön!
Sämtliche Updates der 2nd Generation im Vergleich zum Vorgänger springen einem nicht sofort ins Auge, sind aber dennoch ein großer Schritt nach vorne, ohne das bestehende Erfolgskonzept zu sehr zu verändern. Das Ebenholz-Griffbrett und die abgerundeten Bünde stellen für den Spieler in der Praxis die wohl wichtigsten Unterschiede dar. Kleinere optische Aufwertungen, wie den Batteriefach-Deckel aus Holz, nimmt man natürlich als “nice to have”-Gimmick gerne mit. Die Verarbeitung ist insgesamt wie erwartet makellos.
Raul Queijo-Theissing sagt:
#1 - 25.07.2019 um 04:43 Uhr
.....den V7 2nd Generation gibt es schon recht lange, daher bin ich verwundert, dass ihr das Model testet. Es steht ja bereits der V10 am Start
Martin sagt:
#2 - 07.10.2022 um 07:59 Uhr
Und genau das stattliche Gewicht, plus die für mich unschöne Kopfplatte waren für mich der Grund meinen V7 wieder zu verkaufen und mir stattdessen einen Fender Player zuzulegen. Ansonsten ein guter Bass, aber jetzt passt es besser für mich.