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Soma Laboratory Cosmos Test

Cosmos von Soma Laboratory ist ein unkonventionelles Effekt-Pedal, was mithilfe von Delays üppige Klangtexturen entstehen lässt. Wir hatten Cosmos bei uns im Test.

Soma Laboratory Cosmos Test – Multieffekt-Pedal für Synthesizer
Soma Laboratory Cosmos Test – Multieffekt-Pedal für Synthesizer. (Quelle: Tom Gatza)

Die polnisch-russische Boutique-Schmiede Soma Laboratory ist spätestens seit dem Lyra-8 Synthesizer sowie dem Pulsar-23 Drumsynthesizer bekannt für unkonventionelle, experimentelle Ausflüge in die Welt von Synthesizern und Effekt-Geräten. Die neueste Schöpfung Cosmos ist ein Multieffekt-Pedal, das ein interessantes Zusammenspiel aus Delay, Looper, Reverb, Overdrive und Filter liefert. Mit diesen Eigenschaften richtet sich das Pedal an diejenigen, die sich der intuitiven und meditativen Erzeugung von Ambient-Klängen widmen. Ob und wie das gelingt, klärt dieser Test.

Details

Äußere Erscheinung

Auch wenn man mit Vorurteilen vorsichtig sein sollte, erkennt man schnell, dass Cosmos aus polnisch-russischem Hause kommt. Sowohl das puristische, etwas „kühl“ wirkende Design, als auch die robuste Bauweise erinnern stark an alte Sowjet-Geräte à la Polivolks oder Alisa. Mit seinen stolzen Maßen (342 × 153 × 68 mm | B × T × H) nimmt das Gerät in etwa so viel Platz auf dem Pedalboard ein, wie zwei ausgewachsene Strymon-Pedale (etwa Strymon Mobius oder Big Sky). Dafür wirkt das Soma-Pedal mit seinen 2,2 kg auch extrem solide. Es vermittelt Qualität, Treue und irgendwie sogar eine Art „Ruhe“. Und das kommt nicht von ungefähr.

Soma Lab Cosmos:  Schrägansicht
Puristisch und robust: das im Test verwendete Soma Laboratory Cosmos Effekt-Pedal. (Quelle: Tom Gatza)

Drifting Memory Station

Auf der offiziellen Website erklärt Soma Laboratory, dass es beim Cosmos weniger um ausgefuchstes, detailliertes Sound Design geht. Es geht vielmehr um das intuitive Erschaffen meditativer Klangwelten, ohne sich dabei allzu viel Gedanken um technische Belange machen zu müssen. Dementsprechend puristisch ist auch die Bedienoberfläche aufgebaut. Gemessen am Funktionsumfang kommt sie mit relativ wenigen Potis und komplett ohne Display aus. Cosmos versteht sich als eine Art meditativer Looper. Dessen Klangschleifen werden jedoch nicht durch herkömmliche Loops, sondern durch sich asynchron zueinander verschiebende Endlos-Delays erzeugt. So soll ein kontinuierlicher Klangfluss entstehen, der allerdings keine „abgeschnittene“ Loop-Ästhetik erkennen lässt. Diese Arbeitsweise der Delays und Effekte wirkt fast wie eine Art komplexes Eurorack-Patch, das am Cosmos mit wenigen, komprimierten Reglern intuitiv bedient wird. Wem diese Arbeitsweise doch etwas zu abstrakt ist, dem stellt Soma eine separate Firmware für das Cosmos-Pedal zur Verfügung, wodurch es sich mehr wie ein herkömmlicher Looper verwenden lässt.

Soma Lab Cosmos: Aufsicht
Das Soma Laboratory Cosmos Effektpedal zeigt sich im übersichtlich und strukturiert. (Quelle: Tom Gatza)

Verschiedene Arbeitsmodi

Das Herz der selbsternannten „Drifting Memory Station“ bieten vier Basis-Modi mit jeweils drei Variationen. Diese wählt man am mittigen Drehschalter aus: Two Delays, Four Delays, Giant Reverb und Granular Delay. Bei den Delay-Modi handelt es sich um verschieden lange Echo-Ketten mit unterschiedlichen Delay-Zeiten. Diese verschieben sich kontinuierlich asynchron zueinander, womit interessante Klangkaskaden entstehen. Dieses Prinzip ist inspiriert von Brian Enos und Robert Fripps „Frippertronics“-System und besonders prädestiniert für meditative Ambient-Welten. Je nach Betätigung des Feedback-Potis kann der Effekt als ausklingendes oder sich aufschaukelndes Delay, aber auch als angenäherter Loop daherkommen. Der sogenannte „Giant Reverb“ kommt ebenfalls in drei Stufen und wirkt durch sich aufschaukelnde Early Reflections wie eine Art Swell Reverb. Schließlich gibt es noch ein asynchrones, granular arbeitendes Delay mit unterschiedlichen Grain- und Delay-Größen.

Soma Lab Cosmos: Unterschiedliche Modi
Mithilfe des Drehschalters werden die verschiedenen Modi angewählt. (Quelle: Tom Gatza)

Weitere Modulationen und Effekte

Die Regler BLUR und DRIFT modulieren je nach ausgewähltem Basis-Modus voreingestellte Parameter wie etwa die Grain-Positionen des Granular-Delays oder Delay-Pannings. Quelle und Ziel sind hierbei intern festgelegt und lassen sich nicht frei verändern. Die Regler sind viel mehr als intuitive Modulations-Presets zu verstehen, mit denen man die Performance aus dem Moment heraus anreichert. Diese fluide Arbeitsweise erkennt man deutlicher, wenn man einen Blick auf die Filter-Sektion wirft. Zunächst ist es verwunderlich, dass statt eines Cutoff-Reglers lediglich zwei Fußschalter für LPF und HPF vertreten sind. Werden diese allerdings betätigt, springt das jeweilige Filter nicht sofort an, sondern ist mit einer sanften Automation versehen. Nach diesem meditativen, sinnlichen Ansatz ist scheinbar das gesamte Gerät konzipiert worden. Der Reverse-Button ist hierbei noch eine willkommene Ergänzung.

Soma Lab Cosmos: Drift und Blur
Fotostrecke: 3 Bilder Drift und Blur sind für die Modulation zuständig …

Die Gain-Struktur

Ebenfalls begrüßenswert ist der SUP/COM-Poti, mithilfe dessen man Pegel-Unterschiede sehr musikalisch ausgleicht und verwaltet. Beim Suppressor werden alte Signale zugunsten von neu ankommenden leiser, während im Compressor-Modus die bestehenden Signale im Level angeglichen werden. Durch separate Regler für In- und Output Level kann man gut mit der Gain-Struktur des Cosmos spielen. Wird das Input-Level beispielsweise überfahren, entsteht eine ordentliche Verzerrung, was je nach Anwendung ein tolles Zusatz-Feature etwa für Drone-Sounds darstellt. Zusätzlich gibt es noch einen separaten DRIVE-Poti, der ähnlich wie ein Gitarren-Overdrive arbeitet.

Anschlüsse

Rückseitig ist das Cosmos-Pedal ebenso puristisch ausgestattet wie auf der Bedienoberfläche. Auf der Rückseite befinden sich jeweils 2 × 6,3 mm-Klinkenanschlüsse für Audio IN/OUT, eine Kopfhörer-Buchse und der Anschluss für das mitgelieferte 12V-Netzteil. Via USB-Anschluss lässt sich wie schon erwähnt unterschiedlich arbeitende Firmware auf das Cosmos übertragen. Anschlüsse für MIDI und/oder CV bleiben – wahrscheinlich aus idealistischen Gründen – leider aus.

Soma Lab Cosmos: Anschlüsse
Die Rückseite mit Anschlüssen für Audio IN/OUT, Headphones, USB und Netzteil. (Quelle: Tom Gatza)
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Praxis

Workflow

Durch das ungewöhnliche Konzept unterscheidet sich der Workflow des Cosmos Effektpedals deutlich von anderen Multieffekten. Zwar geben die einzelnen Modi eine grobe Richtung vor, jedoch kann man mit dem Gerät kaum zielgerichtet arbeiten. Und genau darin liegt der Reiz des Cosmos. Es geht hier nicht darum, ein punktiertes 8tel-Delay per Tap Tempo auf das Synth-Arpeggio zu syncen. Das Pedal entführt die eingehenden Klänge hingegen auf eine ungewisse Reise, die aber nahezu immer in einer Ambient-Wolke mündet. Die später folgenden Audiobeispiele zeigen dies deutlich. Sie wurden mit einem Wurlitzer E-Piano und einigen Presets aus dem Novation Summit Synthesizer aufgenommen. Alle Effekte, die im Bereich Verzerrung/Delay/Reverb liegen, kommen ausschließlich vom Soma Cosmos.

Delay-Modi

Beginnen wir mit den Delay-Modi. Die Delay-Zeiten sind hier von vorneherein festgelegt. Gerade beim „Two Delays“-Modus kann es nach dem gespielten Ton schon einmal etwas länger dauern, bis das Echo anschlägt und sich die Klangtextur entwickelt. Wenn sie dann einmal steht und sich aufschaukelt, muss man wiederum aufpassen, dass die Verzerrung sich durch die vielen Layer nicht doch zu sehr auftürmt. Außerdem fällt es schwer, dann noch zusätzlich Klangvariationen hineinzubringen. BLUR und DRIFT modulieren eher subtil, als dass sie noch einen entscheidenden Twist liefern. Wenn man dem Konzept des Cosmos-Pedals folgt und sich auf eine Reise begibt, gerät diese auch schon mal ins Stocken und es sind eventuell externe Effekte vonnöten. Ein extra Poti zum Einstellen der globalen Delay-Time etwa hätte hier schon viel bewirkt. Es ist jedoch verzaubernd, den verschiedenen Delays dabei zuzuhören, wie sie sich langsam addieren.

Audio Samples
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Soma Cosmos: Modus Four Delays, Drift, Blur, Drive Soma Cosmos: Modus Two Delays, Drift, Blur, Drive

Giant Reverb

In der Bedienungsanleitung werden die Stufen des Reverb-Modus mit „große Halle“, „supergroße Halle“ und „unfassbar große Halle“ beschrieben. Wie man in dem Audiobeispiel hört, wirkt der „Giant Reverb“ im Grunde eher wie ein Delay, als ein Reverb. Das Reverb-Gefühl stellt sich erst nach einiger Zeit durch das Aufschaukeln der Delay-Kette ein. Bis zum Ende habe ich hier aber nicht das Gefühl, mich in einer „unfassbar großen Halle“ zu befinden. Dennoch ist der Modus klanglich sehr inspirierend.

Audio Samples
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Soma Cosmos: Giant Reverb Stufe zwei und drei, Mix Regler, Blur, Drift

Besonders schön und am Zahn der Eurorack-Zeit ist das Granular-Delay. Dieses ist gerade in Kombination mit Drift/Blur und dem Overdrive zu erstaunlichen Texturen fähig.

Audio Samples
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Soma Cosmos: Granular Delay Stufe 2, Drift, Blur, Drive

Filter-Fahrt

Die Filter-Sektion macht die fluide, intuitive Arbeitsweise des Cosmos-Pedals besonders deutlich. Für LPF und HPF lassen sich jeweils verschiedene Intensitäten auswählen. Jedoch kann man nicht regulieren, wie lange die Filter-Fahrten dauern. Das ist für den meditativen Flow womöglich zweitrangig, wäre aber durchaus hilfreich.

Audio Samples
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Soma Cosmos: LPF On, Input Drive, Four Delays

Egal, ob man mit einem Pad, einem perkussiven Arpeggiator oder einem aggressiven Lead-Sound startet: Am Ende landet man immer in einer traumhaften Ambient-Textur. Das sagt sicherlich viel darüber aus, wofür das Soma Lab Cosmos wohl am besten geeignet sein möge.

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Fazit

Das Soma Laboratory Cosmos Pedal zeigte sich im Test als ein inspirierendes Multieffekt-Pedal, welches durch sein innovatives, musikalisches Konzept nicht nur Ambient-Begeisterte ansprechen dürfte. Verglichen mit den Preisen seiner Artgenossen ist das Cosmos sicherlich kein Schnäppchen. Dafür wartet es jedoch mit einer hochwertigen Verarbeitung, einer exzellenten Klangqualität und gut durchdachten Algorithmen auf. Möchte man mit dem Cosmos gezielt einen bestimmten Sound erzeugen, gerät man mitunter an seine Grenzen. Dafür gelingen ihm durch die intelligente Auswahl und Verknüpfung von Effekten Klang-Kaskaden, zu denen in dieser Form wohl kaum ein anderes Pedal alleine imstande wäre.

Soma Lab Cosmos: Aufsicht
Nicht nur für Ambient-Fans interessant: Das Soma Laboratory Cosmos Effektpedal. (Quelle: Tom Gatza)

Features

  • 4 unterschiedliche Algorithmen mit je drei Variationen: 2 Delay-Lines mit relativer Verschiebung, 4 Delay-Lines mit relativer Verschiebung, Giant Reverb und Granular Delay
  • Regler BLUR und DRIFT für verschiedene Modulationen
  • Regelbarer Suppressor / Compressor Effekt
  • Regler für Drive, Feedback, Eingangs- und Ausgangspegel
  • Hochpass- und Tiefpassfilter per Fußtaster aktivierbar (3 Frequenzen pro Filter anwählbar)
  • Fußtaster für Erase, Reverse und Record
  • Interne Signalverarbeitung mit 24Bit / 48kHz
  • Stereo-Eingang: 2x 6,3 mm TRS
  • Stereo-Ausgang: 2x 6,3 mm TRS
  • Stereo-Kopfhörerausgang: 6,3 mm TRS
  • Abmessungen (B x T x H): 342 x 153 x 68 mm
  • Gewicht: 2,2 kg
  • Inkl. Netzteil (12 V DC)

Preis

Soma Laboratory Cosmos: Ca. 695 € (Straßenpreis am 04.10.2022)

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