Der noch relativ junge Mikrofonhersteller aus England geht in Sachen Optik ganz eigene Wege, wie sein aktuelles Portfolio zeigt. Aber wie bei so vielem auf dieser Welt bleiben Äußerlichkeiten in der Regel dem individuellen Geschmack überlassen, während die inneren Werte tatsächlich zählen. Und wenn es um Klang und akustische Performance geht, entscheidet das Gehör, das bekanntlich unbestechlicher ist als das Auge. Dass der britische Hersteller weiß, wie gute Mikrofone gebaut werden, hat er schon mehrfach bewiesen.
Mit dem optisch irgendwo zwischen futuristisch und vintage angesiedelten HALO werden jetzt die Gitarristen umworben, für die es im Studioalltag den Ampsound möglichst perfekt zum Recorder schicken soll.
DETAILS
Geliefert wird das gute Stück in einem schwarzen Stoffbeutel mit Firmenlogo, was bei mir die Frage aufkommen lässt, ob das die richtige Aufbewahrungsart für ein recht sensibles Mikrofon ist. Aber schauen wir weiter. Optisch macht das HALO dann aber doch einiges her, denn es erinnert mich sehr stark an die Mikrofone der vierziger Jahre, die ein ganz ähnliches Design hatten. Im Grunde handelt es sich um einen Metallring, in den die Kapsel mit vier Federn mittig aufgehängt ist. Das unverzichtbare Kabel wird durch eine weitere, gerade nach unten verlaufende Metallspirale geführt.
Die Vorderseite des dynamischen Mikrofons besteht aus gebürstetem Metall und ist im Gegensatz zur identischen Rückseite silberfarben. Zusätzlich befindet sich unterhalb des Rings der XLR-Anschluss, der vorderseitig mit dem Sontronics-Logo versehen ist. Die Stativ-Arretierung an der Rückseite präsentiert sich, wie das gesamte Mikrofon außer der Vorderseite, komplett in Schwarz.
Das alles macht einen wirklich wohldurchdachten Eindruck. Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass diese Konstruktion tatsächlich tourtauglich ist. Es sei denn, das Halo erfährt eine Sonderbehandlung und wird nicht, wie sonst üblich, einfach in die Mikrokiste befördert und beim nächsten Mal wieder rausgekramt. Der Stoffbeutel ist jedenfalls kein Schutz für dieses doch recht sensible Mikrofon. Ansonsten gibt es an der Verarbeitung nichts auszusetzen.
Soweit das Optische, jetzt geht es an die schon erwähnten inneren Werte. Dynamische Mikros sind bauartbedingt robuster als Kondensatormikrofone und werden daher gerne vor Gitarrenamps bzw. Boxen positioniert, weil sie sehr hohe Schalldrücke vertragen. Apropos Schall: Der Frequenzgang geht von 50Hz bis 15kHz, was für den vorgesehenen Einsatzzweck absolut in Ordnung ist. Die Empfindlichkeit beträgt laut Hersteller -54dB und die Ausgangsimpedanz liegt bei 600 Ohm. Zum Vergleich: Das “Konkurrenzprodukt“ aus dem Hause Shure bietet einen Frequenzgang von 40Hz-15 kHz, einen Ausgang von 310 Ohm und eine Empfindlichkeit von -54,5 dB. Sehr schön. Ich bin aber alles andere als ein großer Freund der Theorie. Mich interessiert in erster Linie, wie es klingt. Und dieser Frage wird jetzt sofort nachgegangen.
PRAXIS
Mein Testaufbau besteht aus einem Marshall TSL 100 in Verbindung einer 2 x 12“ Box aus dem Hause Randall, die mit Vintage 30 Speakern bestückt ist. Das Mikrofon ist frontal auf den Bereich zwischen Kalotte und Rand ausgerichtet, eine Position, mit der ich die besten Erfahrungen gemacht habe. Parallel läuft ein SM 57 mit, der Standard, wenn es um Gitarrenabnahme geht.
Das abgenommene Signal wandert dann in ein gematchtes Pärchen Telefunken 676b Preamps und wird nachfolgend direkt über ein Avid HD i/o in die DAW geführt – für all die, die es genau wissen wollen. Als Gitarren kommen eine Les Paul und eine Telecaster zum Einsatz. Da das Mikrofon recht flach gebaut ist und weil das XLR-Kabel nach unten geführt wird, lässt es sich ohne viel Platz in Anspruch zu nehmen nah an die Box positionieren. Außerdem verhindert man so besonders bei beengteren Verhältnissen ein Stolpern über das Mikrofonkabel. Aber jetzt zum ersten Testdurchgang.
Ich beginne mit der Les Paul und dem cleanen Kanal. Selbstverständlich findet bei keinem Beispiel irgendeine Klangbearbeitung mit einem EQ oder einem Kompressor statt! Was wir hören, ist das unverfälschte Signal. Zurück zur Paula. Da ich beide Mikros aufgebaut habe, hören wir das Beispiel immer zweimal. einmal das Halo und einmal das SM57.
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Halo Les Paul Clean NeckSM57 Les Paul Clean Neck
Im direkten Vergleich fällt auf, dass das Halo in den oberen Mitten etwas präsenter ist und dadurch natürlich durchsetzungsfähiger wirkt. Das SM57 bringt im Bassbereich einiges mehr mit, was innerhalb einer Produktion, ob live oder im Studio, zugunsten des Basses jedoch oft weggefiltert wird.
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Halo Tele CleanSM57 Tele Clean
Auch mit der Tele ist dieser Unterschied klar herauszuhören. Im Gegensatz zum SM57 wirkt das Halo luftiger und agiler. Schwer zu sagen, was mir da jetzt besser gefällt, da beide Mikrofone natürlich ihren eigenen Charakter haben, aber in Sachen clean hat das Halo für mich einen Hauch mehr Charme.
Interessant wird der Vergleich natürlich mit verzerrten Signalen, da hier wesentlich mehr Frequenzen dargestellt werden müssen.
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Halo Les Paul CrunchSM57 Les Paul Crunch
Sehr interessant! Das Halo klingt in diesem Zusammenhang doch deutlich frischer mit einer kleinen Nase in den oberen Mitten. Im Gegensatz dazu klingt das SM57 ausgehöhlter.
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Halo Les Paul Crunch ChordsSM57 Les Paul Crunch Chords
Hier ist dem Gesagten nichts hinzuzufügen.
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Halo Tele CrunchSM57 Tele Crunch
Ich greife jetzt zur Tele und spiele ein paar angezerrte Akkorde. Das Halo arbeitet im Vergleich zum SM57 die einzelnen Töne mehr heraus, so entsteht ein sehr direkter, klar definierter Gitarrenton.
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Halo Tele Funky CrunchSM57 Tele Funky Crunch
Aber beide können auch rotzig. Letztlich entscheiden natürlich der Geschmack und die Musik über die Wahl des Mikros. Fakt ist, dass das Halo etwas aufgeräumter und dadurch auch schlanker im Frequenzbild wirkt.
Jetzt wird’s richtig zerrig.
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Halo Les Paul Lead GainSM57 Les Paul Lead Gain
Hier sind die Unterschiede sehr gut herauszuhören. Das Halo klingt wesentlich frischer als sein Pendant aus dem Hause Shure. Das Signal rückt ein ganzes Stück weiter nach vorne und wirkt griffiger. Obwohl das Sontronics Mikro ein sehr gesundes Bassverhalten hat, stehen die im Vergleich zu den Mitten doch ein ganzes Stück weiter hinten, was im Bandkontext dem Bass und der Bassdrum zugutekommt.
Die folgenden Beispiele geben das Obengenannte wieder.
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Halo Les Paul LeadSM57 Les Paul LeadHalo Tele heavySM57 Tele heavy
Hier sind beide Signal zusammengeführt.
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Kombiniert Les Paul CrunchKombiniert Tele Funky Crunch
Oha, das ist ja mehr als interessant! Die beiden verstehen sich ja prächtig miteinander! Diese Kombination ist absolut empfehlenswert, da sich die beiden Protagonisten im Grunde nicht wirklich im Wege stehen und kombiniert ein wunderbares Paar abgeben.
FAZIT
Das Sontronics Halo ist ein guter Allrounder, wenn es um die Abnahme einer Gitarrenbox geht. Ob es aber dem Klassiker SM57 wirklich Konkurrenz macht, möchte ich bezweifeln. Beide zeigen deutlich ihren eigenen Charakter, und das sehr, sehr gut! Die Detailverliebtheit beim Design und auch die Verarbeitung sind ebenfalls auf der Pro-Seite zu verzeichnen, einzig die Verpackung im Stoffsäckchen ist für dieses Mikrofon definitiv kein Schutz. Dafür ist es zu fragil und wird im rauen Live-Betrieb nicht lange überleben. Für die Arbeit im Studio sollte das allerdings kein Thema sein. Insgesamt ist das Halo ein absolut empfehlenswertes Mikrofon zu einem fairen Preis.
Ich finde ein klarer Unterschied. Und mir gefällt der klare und präsente Klang eines Mikros immer gut. Sontronic und dieser Artikel finde ich überzeugend...
Auch wenn das Mikro für Gitarrenamps ausgewiesen ist, würde mich doch interessieren wie es sich bei Gesang verhält, da der klare, prägnante Sound den Eindruck erweckt auch für (Live-)Stimmabnahmen einsetzbar zu sein...
Hallo Horstay, danke für deine Aufmerksamkeit und deinen Kommentar. Da hatte sich bei den Facts tatsächlich der Fehlerteufel eingeschlichen und einen Zahlendreher verursacht - der richtige Freaquenzgang lautet natürlich (wie auch im Text unter Details genannt) 50Hz-15kHz. Der Fehler ist korrigiert. Viele Grüße, Guido
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hands on drums sagt:
#1 - 03.12.2011 um 00:35 Uhr
Ich finde ein klarer Unterschied. Und mir gefällt der klare und präsente Klang eines Mikros immer gut. Sontronic und dieser Artikel finde ich überzeugend...
Guitar Jane sagt:
#2 - 14.12.2011 um 22:13 Uhr
Auch wenn das Mikro für Gitarrenamps ausgewiesen ist, würde mich doch interessieren wie es sich bei Gesang verhält, da der klare, prägnante Sound den Eindruck erweckt auch für (Live-)Stimmabnahmen einsetzbar zu sein...
Horstay sagt:
#3 - 13.02.2012 um 01:44 Uhr
"Frequenzgang: 15Hz -50 KHz"unglaublich ;-)D.h. stimmt sicher nicht
Guido Metzen (bonedo) sagt:
#4 - 13.02.2012 um 12:16 Uhr
Hallo Horstay,
danke für deine Aufmerksamkeit und deinen Kommentar. Da hatte sich bei den Facts tatsächlich der Fehlerteufel eingeschlichen und einen Zahlendreher verursacht - der richtige Freaquenzgang lautet natürlich (wie auch im Text unter Details genannt) 50Hz-15kHz. Der Fehler ist korrigiert.
Viele Grüße,
Guido