Studio Projects C4 mkII Test

Das Studio Projects C4 mkII im bonedo-Test – Die in Kalifornien beheimatete Mikrofon- und Studiozubehör-Marke gehört zur PMI Audio Group, die unter ihrem Dach eine ganze Reihe von Studioausstattern beheimatet. Unser Testkandidat, das Studio Projects C4 mkII, kommt als Matched Pair und verfügt über die Möglichkeit, mit unterschiedlichen Kapseln zu arbeiten. Auf das Ergebnis dürfen wir gespannt sein, denn der Firmenname spricht eindeutig von Studioprojekten und nicht etwa vom Projektstudio, das ja nicht unbedingt nach großer, weiter Recordingwelt und High-End-Qualität klingt. Aber Namen sind bekanntlich Schall und Rauch. Rauch beiseite, mich interessiert der Schall, und was die Kleinmembran-Kondensatormikrofone SP C4 mkII damit anstellen.

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Es gibt prinzipiell zwei Möglichkeiten, wie eine Mikrofonmembran auf Schall reagieren kann: Entweder folgt das dünne Häutchen tatsächlich dem Schalldruck und hat damit automatisch Kugelcharakteristik, oder es ist ein richtendes System, welches nach dem jeweiligen Druckgradienten ausgerichtet wird. Das C4-System kann beides, kommt es doch sowohl mit Druckempfänger-Kugeln (OC1) als auch zwei verschiedenen richtenden Kapseln: Niere (CC1) und Hyperniere (HC1).

Details

Alles kompletti

Das Stereoset kommt in einer Schachtel, die mit Formschaumstoff ausgekleidet ist und neben den 20 Millimeter durchmessenden Bodys des Modularsystems auch die aufschraubbaren Kapseln beinhaltet, sechs Stück an der Zahl. Zudem sind noch zwei Mikroklemmen und eine einfache Stereoschiene zur Bewerkstelligung von Koinzidenz- und Äquivalenzverfahren mit an Bord. Eine Kunstledertasche und zwei kleinere Windschutze komplettieren das Paket.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Stereo-Mikrofonset hat eine umfangreiche Ausstattung.

Nah ran ans Geschehen!

Mit beiden getesteten Kapseltypen (Niere und Kugel) liegt die Empfindlichkeit eines SP-Stäbchenmikrofons bei mageren 11,2 mV/Pa, die Clipping-Grenze bei 138 dB SPL, mit dem zweistufigen Pad (-10 und -20 dB) kann sie auf imposante 158 dB SPL erhöht werden (bei 1% THD). Damit rückt sogar eine recht nahe Mikrofonierung von HiHat und anderen Pegelmonstern in greifbare Nähe, sehr gut! Durch diese Art der Ausrichtung – die Optimierung für pegelstarke Quellen wie Schlag- und Blechblasinstrumente – muss man auf der anderen Seite der Skala oft mit erhöhtem Eigenrauschen leben, denn eine sehr hohe Dynamik finden wir nur bei sehr, sehr teuren Mikrofonen. Mit 18 dB(A) ist dieses aber noch absolut erträglich. Der Signal-Rauschspannungsabstand liegt beim SP C4 mkII bei absolut normalen 76 Dezibel.

Filter und Pad
Filter und Pad

Zweistufiges Hochpassfilter

Um im Nahbereich bei Verwendung von Nieren- oder Hypernieren-Kapseln den Nahbesprechungseffekt (und bei aufgesetzter Kugel den tieffrequenten Störschall) im Zaum zu halten, ist der C4-Korpus mit einem zuschaltbaren 6dB/oct-Hochpassfilter ausgestattet. Es darf sogar gewählt werden, ob der -3dB-Punkt des Low-Cuts bei 75 oder 150 Hz angesetzt werden soll.

Frequenzgänge

Die Polardiagramme für Kugel- und Nierenkapseln weisen beide keine großen Auffälligkeiten aus. Die Diagramme beginnen bei 50 Hz (was übrigens nicht bedeutet, dass darunter nichts übertragen wird – Messräume oder Kundtsche Rohre müssten bei enorm tiefen Frequenzen einfach enorm groß sein), im Text ist von 20 Hz unterster Grenzfrequenz die Rede. Extrapoliert man den Grafen der Nierenkapsel, welcher sich unter einem halben Kilohertz zu neigen beginnt, wird aber deutlich, dass auch ohne HPF die Übertragung um wahrscheinlich mindestens 15 dB geringer sein wird als bei der Messreferenz von 1 kHz. Das ist nicht ungewöhnlich für einen Gradientenempfänger. Der Druckempfänger hat es da konstruktionsbedingt einfacher, selbst bei 50 Hz sind noch knapp 0 dB ausgewiesen. Die Kugel scheint eine sehr geringe, flach verlaufende “Hi-Fi-Badewanne” zu haben, also eine sachte Rücknahme der Mitten. CC1, die Nierenkapsel, weist zudem die typischen (Resonanz-)Überhöhungen in den Präsenzen aus, und hier sogar im zweistelligen Frequenzbereich mit einer Mittenfrequenz von etwa 16 kHz.

Ausgang

Na klar, der Ausgang ist eine männliche XLR-Buchse. Über ihre vergoldeten Kontaktstifte wird das Signal an das Kabel und den Preamp weitergegeben, aber nur, wenn das Studio Projects im Gegenzug etwas von der Phantomspeisung verzehren kann, denn ohne die 48 Volt (Toleranz: ±4 Volt) zur Spannungsversorgung kann der Sperrschicht-FET nicht arbeiten. Mit ihm liegt die Ausgangsimpedanz des Mikrofons bei unter 200 Ohm.

Praxis

Die Studio Projects C4 sind wie der Großteil der Kleinmembran-Kondensatormikrofone auf dem Markt nicht wirklich auffällig. Optisch wie klanglich wird genau diese Unterordnung von dieser Art Werkzeug verlangt. Ein bisschen Design darf sein: Über das SP-Emblem kann man geteilter Meinung sein, die runden Öffnungen bei den Druckgradienten-Kapseln sind eine angenehme Abwechslung zum Schlitzöffnungseinerlei. Ein gutes Zeichen ist, dass die Gehäuse eine ordentliche, gleichmäßige Oberfläche haben und die Gewinde der Zylinder wie der Kapseln sauber geschnitten sind.

SP4-Mikrofonpaar im XY-Betrieb
SP4-Mikrofonpaar im XY-Betrieb

Der Klang des Kleinmembran-Systems sorgt aber eher für lange Gesichter: Das Signal der Akustikgitarre klingt wenig elegant, denn es ist nicht nur einfach fisselig, sondern manchmal geradezu schleifend. Da sieht man mal wieder, wie wenig doch manchmal ein grafischer Pegelfrequenzgang aussagen kann. Es gibt FET-Mikrofone, bei denen eine leicht “scheuernde” Komponente festgestellt werden kann, ich sagte leicht! Es sind zudem im Regelfall Großmembran-Kondensatormikrofone, bei denen man sich einen derartigen Charakter wünscht, außerdem findet man bei diesen einen stärkeren “Kitt” zum Signal, das bei den C4 zu aufgesetzt klingt. Im Ergebnis erhält man ein Signal, das recht undifferenziert ist und zudem in den Tiefen bei nicht allzu naher Besprechung zu mager klingt. Streckenweise kann man bei gehaltenen Tönen sogar eine gewisse Löchrigkeit ausmachen.
Gegen den Umgang der Mikrofone mit der Dynamik des aufzunehmenden Signals ist eigentlich nichts einzuwenden. Ein Montagsprodukt kann man bei Stereopärchen schnell herausfinden, denn sowohl die Bodys als auch die beiden Nierenkapseln sind klanglich kaum voneinander zu unterscheiden. Aufgrund der beschriebenen Eigenschaften ist nachvollziehbar, dass das Mikrofonpärchen im Stereobetrieb nicht ganz überzeugen kann und keine so scharfen Konturen bietet, wie XY es üblicherweise liefern kann. Normalerweise verwende ich in diesem Testmarathon immer nur die teuren Referenzmikros zum Vergleich und verweise auf die große Audio-Vergleichsseite, doch hier gönne ich mir den Spaß und nehme ein deutlich preiswerteres Mikrofon mit in den Player:

Audio Samples
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Studio Projects C4 Nierenkapseln Referenz Schoeps CMC-64

Nun gut, es kann nicht nur Gewinner geben. Und als komplett untauglich möchte ich die C4 auch nicht ausmustern. Sie funktionieren schließlich, sie rauschen und verzerren nicht mehr als andere in ihrer Klasse. Und natürlich höre ich genau hin. Aber wer weiß, vielleicht können mich die Kugeln ja überzeugen?

Audio Samples
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Studio Projects C4 Kugelkapseln Referenz Schoeps CMC-62 Referenz DPA 4009 Diffusefield-Grid

Entschuldigung, aber das können sie definitiv nicht. Die Mikrofone kommen mit den nun aufgesetzten Druckempfängern vom Regen in die Traufe: Sehr unpräzise und verwaschen (mit geradezu “labberigen” Bässen!) kommt das Signal daher, der so wundervolle Raum kann gar nicht richtig dargestellt werden, da anders als bei vielen anderen Kugeln die so schön komplexen Rückwürfe der Wände und die so wohlige, warme Atmosphäre des Aufnahmeraumes vollkommen untergeht. Sehr schade! Das macht leider wirklich keinen Spaß – als Distant-Bassdrum-Mike im Tunnel oder so könnten wir vielleicht darüber reden. Aber hier zeigt sich erneut, dass man für ein wirklich hochwertiges Stereopärchen Druckempfänger mit wenigen Ausnahmen wirklich viel Geld in die Finger nehmen muss, und diese Aussage unterstützt Studio Projects mit den OC1 des C4-Sets mehr, als dass sie sie entkräften könnten: Die Kugeln sind eigentlich nur als Dreingabe zu verstehen.

Fazit

Nein. Ich bin kein Tester, der seine Testobjekte gerne plattschreibt, doch trotzdem und erneut: Nein, die Studio Projects C4 mkII sind keine Kleinmembran-Kondensatormikrofone, die ich empfehlen kann. Der Markt hält in diesem Preissegment viele Alternativen bereit, die klanglich deutlich im Vorteil sind. Sucht man nach Mikros auf ähnlichem Niveau mit vergleichbaren Klangeigenschaften, darf man sich getrost in einer niedrigeren Klasse umsehen und Geld sparen. Zugutehalten lässt sich dem modularen Stereopärchen jedoch die Ausstattung: Mit maximal 20 dB Pad kann man auch höllenlaute Schallquellen mikrofonieren, besonders dank der beiden Filtereinstellungen macht die Mikrofonierung in Nahbereichen von Instrumenten durchaus Sinn. Doch dies allein rechtfertigt nicht eine Entscheidung für diese Werkzeuge. Ich habe auch schon ordentliche Mikrofone von Studio Projects gehört, doch die C4 haben für mich tatsächlich “Projektstatus”.

Pro
  • Ausstattung mit Filtern, Pads und Kapseln
  • sehr pegelfest
Contra
  • Klang, besonders in den Höhen
Konnten nicht sonderlich beeindrucken: SP4
Konnten nicht sonderlich beeindrucken: SP4
Spezifikationen
  • Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Betriebsspannung: 44-52 V Phantomspeisung
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
  • Übertragungsfaktor: 11,2 mV/Pa
  • THD+N: 18 dB(A-bewertet)
  • maximaler Schalldruckpegel: 138 dB SPL (1% THD+N)
  • Vordämpfung: 10 dB, 20 dB
  • Filterung: 75 Hz, 150 Hz (6 dB/oct)
  • Preis (Paar): 389,- € (UVP)
Unser Fazit:
2,5 / 5
Pro
  • Ausstattung mit Filtern, Pads und Kapseln
  • sehr pegelfest
Contra
  • Klang, besonders in den Höhen
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Studio Projects C4 mkII Test
Für 359,00€ bei
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