Tama Superstar 50th Anniversary Schlagzeug Test

Tama Drums feiert 2024 seinen 50. Geburtstag und hat das zum Anlass genommen, eine Reihe von größtenteils limitierten Jubiläums-Instrumenten aus der bewegten Firmengeschichte auf den Markt zurück zu bringen. Neben der Neuauflage der nicht limitierten Terminator Bell Brass Snare ist mir direkt das Superstar Reissue Set ins Auge gestochen. Genau dieses Set wollen wir heute einem ausgiebigen Test unterziehen.

Das Tama Superstar 50th Anniversary Schlagzeug, hier in der vierteiligen Aqua Marine-Ausführung zu sehen.
Das Tama Superstar 50th Anniversary Schlagzeug, hier in der vierteiligen Aqua Marine-Ausführung zu sehen.

Tama Superstar 50th Anniversary – das Wichtigste in Kürze

  • limitierte Neuauflage zum 50. Geburtstag
  • in weiten Teilen den originalen Superstars nachempfunden
  • sechslagige, neun Millimeter starke Birkenkessel
  • eine Kesselkonfiguration, erhältlich in vier Farben
  • hergestellt in China

Die Superstar-Serie mit Birkenholzkesseln gehörte zu den beliebtesten Kits der späten 1970er und frühen 1980er Jahre. Drummer wie Lenny White, Bill Bruford, Billy Cobham oder Lars Ullrich spielten diese Sets. Bei der Neuauflage hat Tama eine Vielzahl der originalen Features mit nur einigen modernen Bauteilen kombiniert. Auf den ersten Blick sieht das neue Kit aber wirklich aus wie ein altes. 

Wir bekamen für diesen Test ein Set aus dem Gutenstetter Tama-Showroom mit folgenden Kesselgrößen zur Verfügung gestellt: 22“ x 14“ Bassdrum, 10“ x 8“ und 12“ x 8“ Toms, 16“ x 16“ Standtom. Ebenfalls dabei ist eine limitierte Mastercraft Steel Snare in 14“ x 6,5“. Unser Testkit hat die Farbe Aqua Marine, es gibt außerdem drei weitere originalgetreue Finishes: Cherry Wine, Super Mahogany und Super Maple. Die Sets sind aber, wie bereits erwähnt, streng limitiert, es gibt auch keine weiteren Kesselgrößen oder Einzeltrommeln zu erwerben.

Wie beim originalen Tama Superstar: kräftige Birkenkessel

Schauen wir uns zuerst einmal die Kessel genauer an. Das Kit hat sechslagige, neun Millimeter dicke Birkenkessel. Das ist schon mal eine Besonderheit, da die meisten modernen Kits mit wesentlich dünneren Kessel ausgestattet sind. Die Kessel sind auf der Außenseite hochglanzlackiert und auf der Innenseite, in passender Farbe, in einem matten Finish lackiert. Wie bei vielen Tama-Trommeln üblich, haben die Kessel eine leicht verrundete Gratung mit recht weit außen liegender Auflagekante, die dann in einem 45-Grad-Winkel nach innen abfällt. Die Kessel sind sehr gut und ohne Mängel verarbeitet.

Tama Superstar Reissue Bassdrum
Fotostrecke: 6 Bilder Hier seht ihr die 22“ x 14“ Bassdrum.

Keine aufwendige Tom-Aufhängung und (fast) keine Unterlegscheiben

Ein echter Hingucker sind auch die Beschlagteile. Die Trommeln haben die alten Typenschilder, auch die Böckchen wurden den Originalen nachempfunden. Wie es sich für ein modernes Vintage Set gehört, sind – bis auf die Rosette des Doppeltomhalters – alle Teile ohne Unterlegscheiben direkt auf den Kessel geschraubt. Es gibt auch kein StarCast-System oder Ähnliches, die Halterung ist wie bei den Original-Superstars direkt am Kessel verschraubt. Die Spannreifen sind recht leichte, dreifach geflanschte Stahlreifen mit 1,6mm Stärke. Trotz der dicken Kessel sind die Trommeln relativ handlich, was das Gewicht betrifft, da die Hardware nicht so gewichtsintensiv wie bei anderen Tama-Trommeln ist. Die einzigen wirklich modern aussehenden Parts sind der Doppeltomhalter, den der eine oder andere schon aus der Starclassic-Serie kennt, sowie die drei Floortom-Beine mit massiven Gummifüßen. 

Bei den Fellen setzt Tama auf Remo USA 

Die Superstar 50th Anniversary Trommeln sind auf den Toms beidseitig mit Remo Ambassador Coated Fellen bestückt, die Bassdrum hat ein Remo Ambassador Resonanzfell und ein Powerstroke 3 Coated als Schlagfell.

Tom Mount 50th Anniversary Superstar
Fotostrecke: 4 Bilder Den flexibel verstellbaren Doppeltomhalter kennt man von den Starclassic Drumsets.

Die Tama Mastercraft Steel Reissue Snare

Bevor es in die Praxis geht, noch ein paar Worte zur optional erhältlichen Mastercraft Steel Snare. Bei der Trommel handelt es sich ebenfalls um ein limitiertes Reissue-Modell. Der Kessel ist 14“ x 6,5“ groß und besteht aus 1,2 Millimeter starkem Stahlblech, welches – im Gegensatz zu den nahtlos gezogenen Originalen – über eine sauber verarbeitete Schweißnaht verfügt. Besonders fallen die massiven Gussreifen ins Auge, ebenso der verlängerte Snareteppich, der für eine super crispe Ansprache sorgt. Ein weiterer Clou ist der interne Dämpfer, der sich mit einer Drehbewegung an- und abschalten lässt. Die Snare ist allerdings ein Magnet für Fingerabdrücke, wie man es sich bei der spiegelnden Oberfläche denken kann. 

Tama Mastercraft Steel 50th Anniversary Snare
Fotostrecke: 4 Bilder Die Mastercraft Reissue Snare hat „nur“ einen 1,2 Millimeter Stahlkessel, bringt mit der massiven Hardware aber so einiges auf die Waage.

So klingt das Tama Superstar 50th Anniversary Set

Ich habe das Kit mit der Werksbefellung in zwei Tunings aufgenommen, zuerst in einer höheren und dann in einer tieferen Stimmung. Die Bassdrum ist geschlossen und es liegt ein Dämpfungskissen darin. Die Toms spiele ich jeweils offen und alternativ auch mit den Rohema Mini Muff Dämpfern darauf. Wie bereits erwähnt, verzichtet das Kit auf viele Features, die konstruktionstechnisch bei modernen Sets an der Tagesordnung sind, zum Beispiel Gaskets unter den Beschlagteilen oder eine aufwendige Freischwing-Halterung an den Toms. Und das hört man auch: Der Sound des Kits ist sehr pur, direkt und klar. Die dicken Kessel des Reissue Superstars haben eine super Projektion, sprechen zügig an und klingen sauber und voll aus. Birke klingt weniger „süß“ als Maple, hat aber diesen fokussierten Sound, der einfach Spaß macht und sich auch super aufnehmen lässt.

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Mehr Informationen

Die 22“ x 14“ Bassdrum hat mit dem geschlossenen Resonanzfell einen präsenten Bass-Anteil und spielt sich schnell und direkt. Mit der Retro-Sound-Mixtur aus kurzer, geschlossener Bassdrum, dem Innendämpfer an der sehr präsent und crisp klingenden Stahlsnare und den eher offenen und sensibel ansprechenden Toms zu experimentieren, macht Spaß und inspiriert.

Mit den Ambassador-Fellen kombiniert das neue Superstar feinen Retro-Sound mit ordentlich Projektion.
Mit den Ambassador-Fellen kombiniert das neue Superstar feinen Retro-Sound mit ordentlich Projektion.

Nur beim 10“ Tom merkt man dann in der tieferen Stimmung, dass das Sustain im Vergleich zu den anderen beiden Toms einen Tacken kürzer ausfällt. Das würde ich auf die nicht vorhandene Freischwinghalterung zurückführen. Beim 12“ Tom fällt die direkte Montage dagegen nicht ins Gewicht. Bei den Superstar Shellsets der 70er-Jahre war das erste Tom zumeist ein 12er, denn üblich war seinerzeit eher die Standard Tom-Kombi aus 12“ x 8“, 13“ x 9“ und 16“ x 16“.

Kann das Superstar auch rockiger klingen?

Natürlich habe ich für den Test auch noch einen Satz anderer Felle aufgezogen. Für den dritten Take habe ich die Bassdrum mit einem gelochten Evans EQ3-Fell ausgestattet, die Toms haben jetzt doppellagige Evans Onyx Felle aufgezogen. Der Sound wird mit den zweilagigen Fellen eine Spur kompakter und fetter, der Grundcharakter der Kessel bleibt allerdings erhalten, was mir gut gefällt. Beim Fellwechsel an der Bassdrum fällt allerdings auf, dass – allem Purismus zum Trotz –  ein paar Filzunterlagen an den Klauen eine gute Nachrüst-Option wären. Sonst riskiert man leicht Kratzer in den farblich passend lackierten Spannreifen. 

Audio Samples
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Hohe Stimmung, Werksfelle Hohe Stimmung, Werksfelle, Toms mit MiniMuffs Tiefere Stimmung, Werksfelle Tiefere Stimmung, Werksfelle, Snare mit aktiviertem Dämpfer Tiefere Stimmung, Werksfelle, Toms mit MiniMuffs Evans Onyx-Felle auf den Toms, Bassdrum gelocht

FAZIT

Das Tama Superstar Reissue gehört ohne Frage zu den bestklingendsten Sets, die ich hier in den letzten Jahren zu Gast hatte. Die Tama-Ingenieure haben sich augenscheinlich viel Mühe gegeben, die originalen Bauteile mit der ursprünglichen Kesselbauweise nachzubilden. Mit den einlagig-beschichteten Ambassador-Fellen klingt das Set sehr pur und organisch, mit viel Projektion und einem klaren Retro-Charakter. Natürlich lässt sich das Kit mit den entsprechenden Fellen in ein „moderner“ klingendes Set umwandeln, wie ihr im letzten Teil der Soundfiles hören könnt. Beim 10er Tom ist das Sustain aufgrund der direkten Aufhängung in tiefen Stimmungen etwas beschränkter. Aber solche Toms sollten, zumindest meiner Meinung nach, auf Ton gestimmt werden. Auch der Preis von knapp unter 2000 Euro ist fair. Schade finde ich allerdings, dass Tama diese Kesselkonstruktion nicht in Serie nimmt, denn die dicken Birkenkessel machen einfach Spaß. Also beeilt euch, wenn ihr eins der limitierten Sets ergattern wollt.

Gelungene Wiederauflage, aber nur in kleiner Stückzahl zu haben: das Superstar zum 50. Jubiläum von Tama Drums.
Gelungene Wiederauflage, aber nur in kleiner Stückzahl zu haben: das Superstar zum 50. Jubiläum von Tama Drums.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sensible und direkte Ansprache, viel Projektion
  • klarer Retro-Sound mit einlagigen Fellen
  • original nachempfundene Bauteile
  • hoher Stimmumfang (Ausnahme siehe Contra)
  • faire Preisgestaltung
Contra
  • weniger Sustain beim 10“ Tom in tiefen Lagen
Artikelbild
Tama Superstar 50th Anniversary Schlagzeug Test
Für 1.990,00€ bei
  • Hersteller: Tama
  • Serie: Superstar 50th Anniversary
  • Herkunftsland: China
  • Kessel: Birke, sechs Lagen, neun Millimeter Wandstärke
  • Finish: Aqua Marine (lackiert)
  • Kesselgrößen:
  • 22“ x 14“ Bassdrum
  • 10“ x 8“ Tom
  • 12“ x 8“ Tom
  • 16“x 16“ Floortom
  • Felle: Remo Ambassador Coated,
  • Powerstroke 3 Coated als BD-Schlagfell
  • Zubehör:
  • Doppeltomhalter, drei Standtombeine, 1 Paar Anniversary-Drumsticks
  • Preise (Verkaufspreise 02/2024)
  • Tama Superstar 50th Anniversary Set EUR 1990,-
  • Tama Mastercraft Steel Snare EUR 795,-

Herstellerseite: https://tama.com

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Mit den Ambassador-Fellen kombiniert das neue Superstar feinen Retro-Sound mit ordentlich Projektion.

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Knecht ruprecht sagt:

#1 - 20.06.2024 um 16:20 Uhr

0

12,14,er hängetoms wären schöner gewesen.🤔ansonsten👍

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