Tascam Portacapture X8 Test

Die mobile Fieldrecorder erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit. Wir haben das neue Topmodell von Tascam zum Test erhalten. Der Portacapture X8 Mobile Recorder ist ein Handheld-Recorder, mit dem man 32 Bit Floating Point Aufnahmen erstellen kann. Der Portacapture X8 ordnet sich in Tascams Produkt-Katalog über dem momentanen Spitzenmodell DR44 WLB ein. 

Mobiler Recorder mit 32 Bit Floating Point Auflösung.

Als schnell einsatzbereites Aufnahmesystem decken die praktischen Handheld-Recorder eine enorme Bandbreite an Anwendungsmöglichkeiten ab. Sie dienen als digitales Diktiergerät für den schnelle Audio-Schnappschuss, als Recorder für digitalen Content aller Art, als ausgewachsene Mehrspur-Recorder zum Musikmachen und als Audio-Interface für den mobilen Betrieb am Laptop, oder im stationären Betrieb im Homestudio.

Details

Portacapture X8: Ausgepackt und angeschaut

Zu Beginn eines jeden bondeo-Tests steht immer der spannende Moment des Auspackens, beim Tascam Portacapture X8 ist dieser erste Eindruck von leichter Ernüchterung geprägt: Die Zeiten, als Transporttaschen, Netzteile, Speicherkarten, Stativadapter und Anschlusskabel Bestandteil des Lieferumfangs waren, sind Vergangenheit. Der Lieferumfang des Tascam Portacapture X8 ist, nennen wir es „überschaubar“. Recorder, Aufsteckmikros, vier Batterien. Im Falle des X8 hätte ich mir zumindest eine Transporttasche gewünscht, schließlich trägt der Portacapture die mobile Nutzung im Namen. Einfach so in den Rucksack packen verbietet sich schon ob des großen Touchscreens. Sobald man die heimischen vier Wände verlässt, ist auch ein Windschutz für die das Stereomikrofon des Portacapture X8 ein zwingend benötigest Zubehör, dass zusätzlich erworben werden muss. Ohne so eine „Katze“ ist ein Fieldrecorder im Freien eigentlich unbrauchbar, weil sich jedes Lüftchen in fiesen Rumpelgeräuschen auf der Aufnahme verewigt. Immerhin befindet sich der 4er-Satz AA-Batterien im Karton. So kann man den X8 gleich einschalten. Aber nicht sofort aufnehmen: Man benötigt eine Micro-SD-Speicherkarte, einen internen Festspeicher besitzt der Portacapture X8 nicht.

Lieferumfang des Rekorders
Der Lieferumfang des Tascam Portacapture X8: Recorder, zwei Mikroaufsätze, vier Batterien.

Großer Touchscreen

Betrachtet man das Testgerät, fällt natürlich als erstes der 50 x 75 mm große Touchscreen auf, der fast die komplette Oberseite des Tascam Portacapture X8 einnimmt. Das Bedienkonzept des X8 ist stark auf diesen Touchscreen ausgelegt. Nahezu alle Funktionen und Einstellungen werden über das Display und entsprechende Menüs getätigt. Ansonsten bleibt Tascam dem grundlegenden Aufbaue seiner Fieldrecorder auch beim Portacapture treu: An der Stirnseite des rechteckigen Gehäuses thront ein Stereomikrofon, bestehend aus zwei abnehmbaren Kondensator-Mikrofonkapseln mit der Richtcharakteristik „Niere“. 

Anschlüsse am Digitalrecorder
An der Stirnseite sitzen die Anschlüsse für die beiden Aufsteck-Mikrofone.

Unterhalb des Touchscreens befinden sich ein paar „analoge“ Tasten, zum Beispiel für das Starten und Stoppen von Aufnahmen und dem Setzen von Markern. Zudem haben die Tascam-Ingenieure dem Portacapture X8 ein großes Jog-Wheel verpasst. Links und rechts am Gehäuse befinden sich insgesamt vier XLR/Klinke-Kombibuchsen, einen Micro-SD-Kartenschacht, den typischen Tascam-On/Off-Schiebeschalter mit Hold-Funktion und einen USB-C-Anschluss. Außerdem sind ein Stereominiklinken-Eingang und einen Line-Ausgang eingebaut. Der Kopfhöreranschluss (3,5mm-Klinke) und ein Drehrädchen zur Einstellung der Abhörlautstärke des Kopfhörers vervollständigen die Ausstattung des Tascam Portacapture X8.

Jogwheel
Unterhalb des Touchscreen sitzen die analogen Bedienelemente. 

Stromversorgung des Tascam

Der Portacapture X8 benötigt zum kabellosen Betrieb vier AA-Batterien oder Akkus, die von Tascam angegeben Laufzeiten haben sich im Test mehr oder weniger bestätigt. Je nach Nutzung fallen diese Laufzeiten äußerst unterschiedlich aus: Zwischen 5,3 und 18 Stunden lauten die Angaben des Herstellers, abhängig davon, wie viele Kanäle aufgenommen werden und ob die Phantomspeisung aktiviert ist. Für den stationären Betrieb kann der X8 über die USB-C-Buchse mit Strom versorgt werden, entweder über ein entsprechendes Netzteil, eine Powerbank oder die USB-Schnittstelle eines Rechners.

Kartenslot und USB-Buchse
USB-C-Anschluss für den Datentransfer und/oder die Stromversorgung, gespeichert wird auf Micro-SD-Karten

In/Out-Architektur des Tascam Portacapture X8

Der Tascam X8 besitzt neben dem offensichtlichen Stereomikrofon noch weitere sechs Eingänge: Vier XLR/Klinken-Eingänge und einen Stereo-Line-In (hier „EXT IN“ genannt), an dem zum Beispiel eine Foto/Film-Kamera angeschlossen werden kann. Auch wenn Tascam von „bis zu acht Spuren“ spricht, die gleichzeitig aufgenommen werden, können nur maximal sechs individuelle Quellen aufgenommen werden. Spur sieben und acht generieren sich aus einem Stereo-Mixdown aller anliegender Signale, im Prinzip das Signal, welches man am Kopfhörerausgang oder am Mono-Speaker abhören kann. Man ist beim Tascam X8 übrigens auch nicht an die mitgelieferten Aufsatz-Mikros gebunden. An den Anschlussbuchsen auf der Stirnseite können alle Mikrofone mit passendem 3,5 mm TRS-Anschluss angesteckt werden. Ich denke hier zum Beispiel an große Auswahl der Lavalier-Mikrofone. Dazu passend lässt sich für alle Eingänge individuell eine Phantomspeisung von 24 oder 48 Volt aktivieren. Daumen hoch für diese Flexibilität!

Seitenansicht
Seitliche Anschlüsse an der linken Seite des Tascam Portacapture X8.

Mikros to go!

Am schnellsten und am einfachsten macht man Aufnahmen mit dem Stereo-Mikrofonen des Tascam Portacapture X8. Diese Mikrofone besitzen eine Art Bajonettverschluss, mit dem sie am Gehäuse festgeschraubt werden. Die Mikrofone sind in 45° Grad Winkel geneigt und je nachdem, ob die Mikros nach außen oder innen weisend montiert werden, ergibt sich einen XY- oder einen Klein-AB-Anordnung. 

Stereomikros
Die Mikrofonkapseln können in der (hier abgebildeten) AB-Anordnung oder einer XY-Anordnung angesteckt werden.

Allzu vertrauenerweckend ist die mechanische Ausführung dieser Plastik-Anschlüsse nicht, dennoch gestaltet sich der Positionswechsel der Mikros mit etwas Übung schnell und unkompliziert. Den Unterschied zwischen der XY- und der AB-Anordnung könnt ihr euch gleich anhand der Testaufnahmen anhören.

Zwei Aufsteckmikrofone

Touchscreen und 5 Betriebsmodi

Zentrales Bedienelement des Tascam Portacapture X8 ist der Touchscreen. Während des Tests – so viel sei schon mal verraten – kam es dabei immer wieder zu „Reibungen“ zwischen dem Anwender (ich) und dem Testkandidaten (X8). Das lag an der Menüführung des X8, aber auch an der manchmal seltsam trägen Reaktion des Touchscreens auf die Fingerberührung. Im Startbildschirm des Portacapture hat man die Auswahl aus fünf unterschiedlichen Betriebsmodi, diese nennen sich: ASMR, Stimme, Musik, Manuell, Feld und Podcast. Dazu gibt es ein Stimmgerät und ein Metronom als Zusatzfunktionen. Über den Startbildschirm des X8 lassen sich noch der die häufig gebrauchte Kartenlese-Funktion aktivieren (der X8 wird dann als USB-Festplatte vom Computer gemountet) und ein Dateimanager für die auf der Karte gespeicherten Aufnahmen aufrufen.

Screen zur Bedienung
Zentrales Bedienelement ist ein 50 x 75 mm großer Touchscreen.

Mehrspur nur manuell

Der manuelle Modus des Tascam Portacapture X8 ist der universelle Modus und nur in diesem Modus kann man auf alle Eingänge zugreifen. Mit „Musik“ erstellt man Stereoaufnahmen, diese Aufnahmen kann mit dem internen Reverb-Effekt verhalt werden. „Feld“ ist wieder ein Modus für Stereoaufnahmen für Atmo- oder Location-Aufnahmen, hier hat man direkten Zugriff auf Klangparameter wie dem Low-Cut-Filter. Im Podcast-Modus kann man vier Spuren aufnehmen und zwei Sound-Pads mit Jingles und Soundeffekten belegen. Der Modus „Stimme“ schreibt einen Mono-Track auf die Karte und eignet sich als Modus für Sprachmemos oder Interviewmitschnitte . Was der ASMR-Modus soll? Ehrlich: Ich habe keine Ahnung. „Getriggert“ wird von dieser optischen Darstellung des Signalpegels höchstens ein großes Fragezeichen über dem Kopf. Mit sensorischer Stimulation hat dieser Modus auf jeden Fall nicht viel zu tun. Die einzelnen Betriebsmodi unterscheiden sich neben den Anzahl der Kanäle vor allem im Zugriff auf die verschiedenen Parameter.

Der Startbildschirm des manuellen Modus.

Praktikable Voreinstellungen

In den meisten Betriebsmodi bietet einem der Tascam Portacapture X8 vorgefertigte Presets für bestimmte Anwendungen an. Im Musik-Modus gibt es (neben einige anderen) zum Beispiel ein Preset für „Gesang“ oder „Band“. Im „Feld-Modus gibt es Presets die „Stadt“, „Natur“ oder „Vogel“ heißen – der Einsatzzweck ist somit ziemlich immer deutlich benannt. 

Innerhalb dieser Presets wird er Low-Cut bei einer passenden Frequenz gesetzt (zwischen Off und 220 Hz in 40 Hz-Schritten), ein Noise-Gate oder ein Kompressor/Limiter und ein EQ aktiviert. Der erfahrene User wünscht sich tiefergehende Einstellmöglichkeiten, beim Kompressor gib es neben „an“ oder „aus“ nichts weiter einzustellen und sogar bei den EQ-Presets gibt es keine Information, was da gerade wo im Frequenzband angehoben oder abgesenkt wird.

Es würde den Rahmen dieses Tests deutlich sprengen, würde ich alle Funktionen des Tascam Portacapture X8 hier beschreiben. Daher möchte ich noch ein paar Features herausheben: Da wäre zum einen die Möglichkeit ein Klappensignal auf die Audio-Spur zu schreiben, was das Synchronisieren von Audio und Film in der Post Produktion sehrt leicht macht. Zum anderen gibt es einen Mid-Side-Dekoder für die externen XLR-Anschlüssen, und es gibt die Möglichkeit im manuellen Modus Overdub-Aufnahmen zu machen. Dazu muss die Punch-In-Funktion aktiviert werden und da den sechs Aufnahmespuren alle physikalischen Eingänge zugeordnet werden können, so sind Overdub-Aufnahmen möglich wo immer mit dem internen Aufsatz-Mikrofon aufgenommen wird.

Modus-Umschaltung
Die Einstellmenüs des manuellen Modus, aufrufbar über das Icon oben Links (drei blauen Striche).

32 Bit Floating Point!

Der Tascam Portacapture X8 ist ein weitere Kandidat in der stetig wachsenden Liste an Recordern, die echte 32 Bit-Float-Aufnahmen erstellen können – wohlgemerkt: Aufnahmen! Rechnen können DAWs ja schon lange mit 32 Bit (oder mehr…). Sind 32 Bit floating point nur ein weiteres Verkaufsargument, jetzt wo man mit 196 kHz niemand mehr hinterm Ofen hervorlockt? Ja und Nein. Man muss wissen: Gegenüber einer 24 Bit-Aufnahme bringt das Wandeln mit 32 Bit Float keine klangliche Verbesserung mit sich. Tatsächlich wird weiterhin mit 24 Bit gewandelt, diese Bits werden aber – sehr vereinfacht ausgedrückt – dahin geschubst, wo sie gebraucht werden. Daraus ergibt sich die theoretische und unfassbare Systemdynamik von über 1500 Dezibel, die mit 32 Bit abgebildet werden können.

Fließkommaaufnahme
Der Tascam Portacapture X8 kann mit 32 Bit float aufnehmen.

Für und Wider von 32 Bit float

Der praktischen Nutzen von 32 Bit liegt in der Tatsache, dass Signale nicht mehr zu leise oder zu laut sein können. Man muss im Prinzip nicht mehr einpegeln. Ein zu lautes, ja sogar ein verzerrtes Signal oder ein zu leises Signal lässt sich in der Post-Production nachträglich „einpegeln“. Das hört sich absolut konträr zu allem an, was wir gemeinhin zum Thema Gain-Staging und Einpegeln gelernt haben… Aber es funktioniert, im Praxis-Teil werde ich das gleich demonstrieren. 

Die Frage, ob man das braucht, ist eine andere. Wer als Sound-Designer unter unvorhersehbaren Aufnahmebedienungen arbeitet, freut sich über die Tatsache, dass eigentlich übersteuerte Aufnahmen in der DAW „gerettet“ werden können. Wer generell Signalen mit überschaubarer Dynamik – zum Beispiel Musikinstrumente – aufnimmt, der kommt auch weiterhin mit 24 Bit zurecht. Nachteile gibt es bei 32 Bit floating Point nämlich auch. Da wäre an erster Stelle der immens gesteigerte Speicheraufwand zu nennen: 32 Bit Float Files sind ziemlich genau um ein Drittel größer als 24 Bit-Files. Und angleichen muss man die Lautstärken ja auch irgendwann, dann kann man das in den meisten Fällen gleich über das Einpegeln erledigen…

Weitere Folgen dieser Serie:

Praxis: Tascam Portacapture X8 im Test

Licht und Schatten

So schön die Bedienung mit dem Touchscreen des Tascam Portacapture X8 auch ist, beim Testen im Freien zeigt sich schnell, wo es in der Praxis hapert: Draußen ist das schwach beleuchtete LCD-Display bei schon geringem Sonnenschein kaum noch abzulesen. Die geringe Auflösung, die teils kontrastarme Darstellung (graue Schrift auf schwarzem Grund) und das spiegelnde Glas erschweren das Einstellen des X8 zusätzlich. Für mich ist das der größte Kritikpunkt am Portacapture X8, dessen Bedienkonzept aber komplett auf den Touchscreen ausgerichtet ist. 

Bei Sonnenschein ist der spiegelnde Touchscreen schwer ablesbar.

Bedienungsbesonderheiten

Man muss den Herstellern zugestehen, dass es äußerst schwierig ist, den immensen Funktionsumfang eines Handheld-Recorders wie dem Portacapture X8 intuitiv bedienbar zu machen. Der Portacapture bietet deshalb einen Aufnahme-Assistenten, der einem über Bildschirm-Infos bei den ersten Schritte zur Seite steht. Beim X8 hatte ich während des Tests aber so manches Mal das Gefühl, hier haben Designer designt, Konstrukteure konstruiert und Programmierer programmiert – bei geringem Austausch zwischen diesen drei Gruppen.

Ein Beispiel: Das Jog-Wheel und der Gain-Wert. Laut Anleitung soll man mit dem Touch-Screen die Werte grob und mit dem Jog-Wheel fein einstellen, beide arbeiten aber mit derselben Auflösung, nämlich in 0,5 dB-Schritten. In der Praxis habe ich mit dem Finger auf dem Touchscreen genauso „genau“ und zusätzlich schneller den Gain-Wert eingestellt wie mit dem Jog-Wheel, was eher langsam reagiert. Man kann mit dem Jog-Wheel auch nicht durch Menüs scrollen oder Listen-Parameter ändern, oder auch nur die Metronom-Geschwindigkeit einstellen. Weiteres Beispiel: Die Menüführung. Es gibt das Aufklappmenü, mit dem Untermenüs für wichtige Einstellungen aufgerufen werden können. Diese Untermenüs besitzen einen „zurück“-Button, der einen aber nicht einen Schritt zurück zum Aufklappmenü befördert, sondern gleich zum Hauptbildschirm des Betriebsmodus verfrachtet. Möchte man nun mehrere Einstellungen tätigen, muss man erst wieder das Aufklappmenü über das Icon oben links öffnen, das entsprechende Untermenü wählen, etc… Ich könnte noch einige solcher kleinen Stolpersteine auflisten, die einem während der Arbeit mit dem Tascam Portacapture X8 begegnen. In der Praxis lernt man mit der Zeit um diese Hürden „herum-zubedienen“, aber leicht macht es einem der X8 nicht. 

Hilft einem bei den ersten Aufnahmen: Der „Aufnahme-Assistent“.

Klang des Tascam Portacapture X8

Letztlich ist aber die wesentliche Frage für so einen mobilen Field-Recorder: Wie klingt’s? Und das kriegt man nur mit Testaufnahmen raus. Ich starte mit einer einfachen Gitarrenaufnahme im Musik-Modus, weil man hier den schön dargestellten Halleffekt nutzen kann. Ich wähle die Voreinstellung „Akustikgitarre“ (es gibt noch mehr wie „Flügel“, „Gesang“, „Band“ und weitere), jetzt ist der Low-Cut bei 40 Hz aktiv und der Kompressor aktiviert. 

Audio Samples
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Klassik-Gitarre, XY Klassik-Gitarre, Reverb „Plate“

Stereobild(er)

Da die Mikros schnell umgesteckt sind, habe ich eine Akustikgitarre aufgenommen, einmal in der XY-Anordnung und einmal in der AB-Anordnung. Wie erwartet klingt die Aufnahme in der AB-Anordnung etwas breiter als in der XY-Anordnung, bei gleichem Abstand zur Schallquelle versteht sich. Die XY-Anordnung dagegen bietet etwas geringere Räumlichkeit, klingt dafür etwas direkter. Man kann bei diesen Beispielen zudem heraushören, dass der Tascam X8 recht höhenreiche Aufnahmen macht, eine Klang-Tendenz, die sich auch bei den weiteren Audio-Beispielen erkennen lässt.

Audio Samples
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Akustikgitarre, XY Akustikgitarre, AB

Zur Verdeutlichung der unterschiedlichen Stereoabbildung habe ich noch die Arbeit mit dem Vergnügen verbunden und meinen Bruder zum Tischtennis-Mach herausgefordert. Der Portacapture X8 stand dabei auf Höhe des Netzes etwa einem Meter von der Tischtennisplatte entfernt.

Audio Samples
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Tischtennis, XY Tischtennis, AB

Ein bisschen 32-Bit-Magie

Der Vorteil von „echten“ 32-Bit-Floating Aufnahmen ist die Tatsache, dass der Gain-Regler im Prinzip an Bedeutung verliert. Das übliche Vorgehen, das Nutzsignal soweit zu verstärken, dass es möglichst weit vom Noisefloor entfernt ist, ohne aber die digitale 0 dBFS-Grenze zu überschreiten ist bei 32 Bit Floating point nicht mehr nötig: Man kann in der Nachbearbeitung ein zu leises Signal problemlos anheben und selbst ein übersteuertes Signal soweit herunterregeln, dass die Übersteuerung verschwindet. Klingt nach Magie – und für Leute wie mich, die noch das Schneiden von analogen Bändern erlernt haben, fühlt es sich auch so an. Ein kleines Beispiel zur Verdeutlichung: Ich habe eine Klassische Gitarre aufgenommen, mit voll aufgerissenem Gain (+50 dB), was zu eine übersteuerten Signal führte (das Übersteuerte Signal habe ich zur Sicherheit auf -40 dBFS heruntergeregelt). Nutz man nun ein Programm, das diese 32 Bit Float-Signale verarbeiten kann, in meinem Fall ist das die DAW-Software „Reaper“, lässt sich das übersteuerte Signal durch einfaches Normalisieren auf 0 dB „retten“. Braucht man das? Hängt vom Einsatzzweck ab: Immer, wenn man sich hinsichtlich der Dynamik der aufzunehmenden Quelle unsicher ist, sind 32 Bit Aufnahmen sinnvoll.

Audio Samples
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Gitarre, übersteuert Gitarre, normalisiert

Drums

Zum Abschluss noch ein paar Takte Echt-Drums, die mir bonedo-Kollege Alexander Berger eingetrommelt hat. Wieder einmal eine Version in der XY- und einmal mit der AB-Anordnung. Der Tascam Portacapture X8 war dabei etwa drei Metern vorm dem Drumset entfernt.

Audio Samples
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Drums, XY Drums, AB

Soundbewertung insgesamt

Mein Klangfazit fällt recht positiv aus: Der Tascam Portacapture X8 klingt wirklich gut, bietet mit seinen wechselbaren Mikrofonen zwei Stereo-Varianten, die man je nach Einsatzzweck nutzen kann. Für das Aufnehmen von Konzerte oder für Atmos würde ich eher die AB-Mikrofonierung wählen, weil die etwas räumlicher klingt . Für Signale, die eventuell noch weiterverarbeitet werden sollen, oder für Interviews und Podcasts ist die XY-Anordnung die bessere Wahl, weil das Signal direkter aufgenommen wird.

Bluetooth nur mit Zubehör

Es wäre für den Einsatz des Solo-Künstlers extrem hilfreich, wenn man die Displayansicht des Portacapture X8 um 180° Grad drehen könnte. Möchte man sich als Singer/Songwriter selbst aufnehmen, muss man entweder lernen auf dem Kopf stehende Schrift zu lesen, oder ständig aufstehen und um den Recorder herumlaufen, womit man im Zweifelsfall die eben ermittelte Mikrofonposition wieder verliert. Ja, der X8 besitzt einen Anschluss für ein Bluetooth-Modul, dann kann der Recorder zum Beispiel über das Smartphone aus der Ferne bedient werden. Aber dieses Modul ist ein optionales Zubehör, man muss das extra dazukaufen. Dabei kostet der Tascam Portacapture X8 ja schon einen mittleren dreistelligen Eurobetrag, ist also ein eher hochpreisiger Recorder. Randbemerkung: Die LED-Leuchtmittel für meine Studio-Lampen kosten 15€ pro Stück und haben einen Bluetooth-Empfänger an Bord…

Weitere Folgen dieser Serie:

Fazit

Fieldrecorder sind und bleiben die „Alleskönner“ unter den Aufnahmegeräten und auf den Tascam Portacapture X8 trifft das ganz besonders zu! Seine Ausstattung ist sehr umfangreich und zielt dabei auf den Anwender mit gehobenen Ansprüchen an den Sound. Die Krux dieser mit Funktionen vollgepackten Handheld-Recorder ist die manchmal etwas komplizierte Bedienung und der Tascams Portacapture X8 macht hier keine Ausnahmen, wie unser Test gezeigt hat. Während die Klangqualität durch die verbauten Komponenten gegeben ist, könnte Tascam aber bei der Software durch Updates nachträgliche Änderungen umsetzen. Der Sound ist beim Portacapture X8 auf jeden Fall hervorragend! Ich habe Musiker im Bekanntenkreis, denen der ganze Aufwand mit Audio-Interface und DAW-Softwaren suspekt ist. Die wollen einfach aufnehmen. Ein handlicher Handheld-Recorder wie der Tascam Portacapture X8 ist genau das richtige für alle die einfach nur Aufnehmen wollen. Beim Portacapture X8 gilt das – dank 32 Bit Float – mehr denn je!

  • mobiler Audiorecorder/Audiointerface für Mac und Windows
  • Maximal sechs Eingangskanäle
  • 32 Bit Floating Point-Recorder
  • Speicher: Micro-SD-, SDHC und SDXC-Karten
  • Aufnahmeformate:
    • WAV 44,1/48/96/192 kHz, 16/24 Bit oder 32 Bit Fließkomma
    • MP3: 44,1/48 kHz, 128/192/256/320 kBit/s
  • Stereo-Kondensator-Mikrofon, Richtcharakteristik Niere, XY oder AB-Anordung
  • Eingänge: 2x 3,5 mm TRS-Miniklinkenbusche (Aufsatz-Mikrofon), 4x Mic/Line XLR und 6,35 mm Klinkenbuchse (symmetrisch), Line-In 3,5 mm Miniklinken (unsymmetrisch)
  • Ausgänge: Mono-Lautsprecher (Leistung: 0,4 Watt), 3,5 mm Kopfhörerausgang, Line-Out 3,5 mm Miniklinke (unsymmetrisch)
  • Betriebsmodi: ASMR, Stimme, Manuell, Musik, Feld, Podcast
  • Zusatzfunktionen: Stimmgerät, Metronom
  • interne Effekte: Hall, EQ, Kompression und Limiter
  • Datenanschluss: USB-C
  • Stromversorgung: 4x AA-Batterien oder Akkus, Bus-Powered über USB-C-Buchse, oder externes Netzteil (Tascam PS-P520U)
  • unterstütze Betriebssysteme: Windows 10 (64 Bit), MacOS ab Version 10.5, iOS/ iPadOS ab Version 13, Android 10 und 11
  • Abmessungen: ca. 205 x 83 x 42 mm mit Aufsatz-Mikrofon, 155 x 83 x 42 mm ohne Aufsatzmikrofon
  • Gewicht: 457 g mit Batterien, 366 g ohne Batterien
  • Preis: € 498,– (Straßenpreis am 28.04.2022)
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Profilbild von Hape Hammer

Hape Hammer sagt:

#1 - 25.01.2024 um 00:36 Uhr

0

wie gesagt das gerät hat viele Vorteile leider muss ich bemerken dass wenn ich meine Tascam x8 an meinem Mac book pro neueren Generation anschließe wird er nicht als solchen auf dem display als midi angezeigt.( Usb c angeschlossen). ich kann meine Musik Daten nicht auf meinen Mac überspielen. so muss ich die Speicherkarte rausnehmen und in den Mac stecken. sehr umständlich. und ausserdem ist der integrierte Lautsprecher nicht zu benutzen weil schlechte Qualität. Kopfhörer ist in Ordnung.

Profilbild von Kurt

Kurt sagt:

#2 - 11.07.2024 um 14:34 Uhr

0

Hi, schöner Bericht. Mir fehlt ein Test über die Qualität des Kopfhörerausgang und Line/in-out Gibt es eine Info über die technischen Werte?.

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