Toontrack Drumtracker Test

Ich wage es kaum die zahlreichen Situationen im Studio aufzuzählen, in denen ich mir eine Software gewünscht habe, die in der Lage ist, aus den mühsam aufgenommenen Drumtracks ohne viel Aufwand komfortable MIDI-Daten zu generieren. Und das nicht nur, um spielerische Patzer nach der Wandlung stressfrei und schnell korrigieren zu können. Vorrangig ist es die saubere Kanaltrennung, die das Mixen in vielerlei Hinsicht einfacher macht.

Und da ich mit diesem Wunsch anscheinend nicht allein dastehe, veröffentlichte Toontrack mit dem „Drumtracker“ eine Software, die sich genau diesem Problem annimmt. Wie genau das funktioniert, haben wir für euch herausgefunden!

DETAILS

Man kann zu Softwaredrummern stehen, wie man möchte, unwiderlegbar bleibt dennoch, dass sich MIDI Daten nun einmal viel komfortabler verarbeiten lassen als reines Audiomaterial. Ob sich nun nach dem Recording der Sound des Drumsets als unglücklich herausstellt, oder das Tempo des Songs noch einmal grundlegend verändert werden muss – MIDI Daten sind nicht wählerisch und lassen sich nach allen Regeln der Kunst verbiegen. Vor allem bei Demo- oder Proberaumaufnahmen kann es sich lohnen, sich diese Flexibilität zu bewahren.

Toontracks „Drumtracker“ wird als Stand-Alone-Software ausgeliefert und lässt sich somit nicht direkt in einen Sequencer integrieren. Zum Vergleich – andere Drumreplacer wie bspw. der Digidesign Drumreplacer oder Wavemaschine Labs Drumagog arbeiten als Echtzeit- oder Offline-Plugin direkt im Projekt. Zwar stellt Toontrack’s Herangehensweise auf der einen Seite einen Umweg für gut ausgestattete Benutzer dar, ermöglicht andererseits aber auch software- und hardwaretechnisch weniger gut ausgestatteten Anfängern die Nutzung.

Fotostrecke: 4 Bilder Der integrierte Filter hilft bei der Detektion bestimmter Anschläge.

Die Oberfläche des Drumtrackers ist als zweiteiliges Fenster ausgelegt. Während man im oberen Bereich den zoombaren Wellenformeditor des geladenen Samples vorfindet, beherbergt der untere Teil die sogenannten Inputs, durch welche man optional auch mehrere Instrumente (Kick, Snare, Hi Hat etc.) aus einer Audiospur extrahieren kann. Beispielsweise wenn die Drumspur nur als Stereo-Mixdown vorliegt. Wie auch schon aus anderen Drum-Replacern bekannt, lässt sich der Wellenformeditor auch zum selektiven Vorhören nutzen, was die Kontrolle der Triggersignale stark vereinfacht. Alles in allem ist das Interface des „Drumtrackers“ sehr einfach ausgelegt, was einen schnellen Einstieg ermöglicht. Als Bearbeitungswerkzeuge dienen neben dem Pfeilwerkzeug, das „Part Tool“, mit dem sich Bereiche eingrenzen lassen, und die Lupe zur Vergrößerung von Wellenformen.

Um der Software die Identifikation der einzelnen Instrumente etwas zu erleichtern, bedient man sich beim „Drumtracker“ eines Filters, der das Frequenzspektrum des jeweiligen Instrumentes eingrenzt. Dabei hat man die Möglichkeit sich zwischen einem der vorgefertigten drei Presets (Kick, Snare und Hi Hat) zu entscheiden oder gleich eigene Einstellungen zu treffen. Da Toontrack damit wirbt, dass der „Drumtracker“ auch komplexe Drumspuren inklusive Overheads umwandeln kann, ist dieses Feature unumgänglich. Obendrein gibt es noch eine Velocity Kontrolle, mit der sich ein konstanter Anschlag generieren lässt. Unterteilt wird dabei in einen oberen und einen unteren Bereich. Getrennt durch einen manuell einstellbaren Schwellwert, werden Signale die über diesem liegen, der eingestellten Velocity des oberen Bereiches ,Signale unterhalb der des unteren Bereiches zugeordnet.

PRAXIS

Übersichtlichkeit und eine einfache Bedienung stehen auch bei der Installation des „Drumtrackers“ im Mittelpunkt. Nachdem man der leicht verständlichen Installation gefolgt ist, muss die Software-Lizenz nur noch auf der Toontrack Webseite freigeschaltet werden und schon kann es losgehen. Dies geschieht mittels der Seriennummer und einer automatisch vergebenen Computer ID. Aus diesen beiden Nummern wird ein Autorisierungscode generiert, den der User vor der ersten Benutzung der Software in den Freischaltungsdialog einfügen muss. Das hört sich weitaus komplizierter an, als es eigentlich ist, und dauert in der Regel nur ein paar Minuten.

Nachdem man nun voller Eifer die gewünschten Spuren im .wave- oder .aiff-Format aus dem Projekt gerendert hat (wir erinnern uns: Drumtracker ist eine Stand-Alone-Software) lassen sich diese nach dem Anlegen eines neuen Projektes direkt in den Drumtracker laden. Neben einer zusätzlichen Namensvergabe für die einzelnen Spuren kann man zusätzlich auch eine MIDI-Mapping-Schablone wählen, welche die Kompatibilität zu etablierten Produkten bzw. Standards wie Addictive Drums, BFD, EZDrummer, Superior Drummer oder aber auch General MIDI gewährleistet. Dadurch werden die bearbeiteten Signale im Drumsampler auch der passenden MIDI-Note und somit dem passenden Sample zugeordnet.

Nun wird mittels des „Path Tools“ der gewünschte Bereich markiert. Durch die Anpassung des Schwellenwertes kann die Grenze zwischen gewünschten und ungewünschten Drumhits festlegt werden. Der „Drumtracker“ berücksichtigt demnach nur Signale, die oberhalb dieses Wertes liegen und ignoriert den Rest ganz einfach. Diese Prozedur kann entweder für das komplette Sample auf einmal durchgeführt werden, oder aber auch separat für einzelne Abschnitte. Letzteres ist vorrangig dann von Nöten, wenn sich kein globaler Schwellenwert finden lässt – bspw. durch einen zu dynamischen Anschlag des Drummers.

Durch einen Click auf den „Render-Button“ werden die Triggerpunkte im jeweiligen Bereich erkannt und durch eine grüne Linie am Anfang des Samples dargestellt. Die Größe dieser Linie bezieht sich dabei auf die erkannte Lautstärke des Anschlags. Um Änderungen direkt hörbar zu machen, liefert Drumtracker eine kleine Auswahl an internen Sample-Sounds und einen konfigurierbaren MIDI-Ausgang. Zum Export der erzeugten MIDI-Daten steht es dem User frei, ob er die Spuren als einzelne oder kombinierte MIDI-Datei ausgeben will.

Obwohl der „Drumtracker“ laut Toontrack auch für Mehrspuraufnahmen geeignet sein soll, stellt sich die Lösung dieser Aufgabe in der Praxis relativ kompliziert dar. Auch wenn die zur Verfügung stehenden Filter ein nett gemeintes Werkzeug zur besseren Identifikation der einzelnen Schläge sind, ist es nahezu unmöglich die Overheads so zu separieren, dass ein brauchbares Ergebnis entsteht. Meiner Ansicht nach lassen sich weitaus realistischere Ergebnisse erzielen, wenn man gleich jede Spur einzeln bearbeitet. Denn am Ende rentiert sich die zusätzliche Zeit zum Rendern definitiv bei der Identifikation der einzelnen Anschläge.

FAZIT

Ganz allein steht Toontrack mit ihrem Drumtracker im Feld der Drum-Replacer nicht da. Mit namenhaften Konkurrenten wie Sound Replacer, Drumagog oder TL Drum Rehab bieten ernstzunehmende Alternativen einen ähnlichen oder sogar erweiterten Funktionsumfang. Dies allerdings auch zu einem mitunter weitaus höheren Preis. Zwar liefert der Drumtracker ein, durch einfaches Handling und weitestgehend manuelle Signalkonvertierung, gelungenes Konzept, verliert aber durch die Stand-Alone Ausführung wertvolle Punkte in Sachen Komfort. Hier sollte definitiv nachgebessert werden, da das ständige Exportieren einzelner Spuren auf Dauer sehr nervig werden kann. Der im Vergleich zur Konkurrenz äußerst niedrige Anschaffungspreis relativiert diese kleinen Mankos jedoch, sodass der Drumtracker ein für Anfänger und Profis gleichermaßen attraktives Werkzeug darstellen kann.

PRO:
  • einfache Bedienung
  • hohe Präzision durch manuelle Bearbeitung
  • vorgefertigte MIDI-Maps für alle gängigen Standards
  • Preis
CONTRA:
  • nur als Stand-Alone verfügbar
  • nur bedingt für komplette Drumspuren geeignet
Drumtracker_Packshot
FEATURES:
  • hostunabhängiger Standalone Mehrspur Audio zu Midi Konverter
  • wandelt Audiospuren von Schlagzeugaufnahmen in Midifiles
  • einzelne Sounds wie Snare oder Bassdrum können durch andere Klänge ersetzt werden
  • integrierte Sample-Library
  • Stand Alone für WIN XP/VISTA/MAC OSX
Systemanforderungen:
  • Windows: Windows XP SP3 oder neuer
  • 2 GHz Pentium 4 or Athlon Prozessor mit 1 GB RAM
  • Mac: Mac OS 10.4.11 oder neuer
  • 2 GHz G5 mit 1 GB RAM
Preis:
  • 89 Euro (Strassenpreis)
  • 93 Euro (UVP)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • einfache Bedienung
  • hohe Präzision durch manuelle Bearbeitung
  • vorgefertigte MIDI-Maps für alle gängigen Standards
  • Preis
Contra
  • nur als Stand-Alone verfügbar
  • nur bedingt für komplette Drumspuren geeignet
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Toontrack Drumtracker Test
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The Gyronaut sagt:

#1 - 31.10.2011 um 17:00 Uhr

0

Das kann der KTDrumTrigger von SmartElectronix auch. Darüber hinaus ist er ein VST-Plugin, schreibt die MIDI-Daten direkt in die DAW und kostnix.

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