Die Leute von Toontrack lassen nichts anbrennen! Nur wenige Wochen nach dem Release des Superior Drummer 3, und damit fast noch in dessen monumentalen Schatten, liefern die Schweden ein erstes Erweiterungspack mit frischen Sounds für die neue Version des virtuellen Drum-Studios. Im Angebot stehen sechs gewohnt aufwendig mikrofonierte Drumsets und ein zusätzliches Mono-Kit, die allesamt von Produzenten-Legende Bob Rock aufgenommen wurden. Wer sein Arsenal an gesampelten Rock-Drums durch eine zusätzliche Lastwagenladung ergänzen will, der könnte hier also fündig werden.
Details
Exklusiv für Superior Drummer 3
Bei der Rock Foundry SDX handelt es sich um die erste Erweiterung für den Superior Drummer, die exklusiv für Version 3 entwickelt wurde. Der Superior Drummer 2 wird also nicht mehr unterstützt. Da sich die älteren SDX-Libraries dank entsprechender Updates auch auf der neuen Plattform noch verwenden lassen, gibt es aber ein bereits recht umfangreiches Angebot an zusätzlichen Sounds, in das sich die Rock Foundry SDX als die elfte ihrer Art einreiht.
Der Superior Drummer 3 wird zur Nutzung der Rock Foundry SDX vorausgesetzt.
Vergleich mit den weiteren Superior-Libraries
Fast alle SDX-Libraries wurden von unterschiedlichen Teams in unterschiedlichen Studios aufgenommen und folgen zum Teil ganz unterschiedlichen Philosophien. Einen Überblick über die klanglichen Unterschieden bieten die folgenden Audio-Beispiele, für die ein Midi-File über die jeweiligen Default-Presets aller bisher erhältlichen SDX-Pakete und der Core-Libraries abgespielt wurde.
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Rock Foundry SDXSuperior Drummer 3 Core-LibraryProgressive Foundry SDXIndiependent SDXMetal Machinery SDXRock Warehouse SDXThe New York Studios Vol. 3 SDXRoots SDXMusic City SDXCustom & Vintage SDXMetal Foundry SDXThe New York Studios Vol. 2 SDXSuperior Drummer 2 Core-Library
Umfangreicher Sample-Pool und schlanke Groove-Library
In Hinblick auf das reine Datenvolumen präsentiert sich die Rock Foundry mit etwa 65 GB als die bisher umfangreichste SDX (Stand: November 2017), wobei ihr die Progressive Foundry SDX und das Roots SDX Bundle knapp auf den Fersen sind. Dass sie nicht an die Core-Library des Superior Drummer 3 heranreicht, die mit ihren unerhörten 230 GB eine Sample-Materialschlacht par excellence veranstaltet, ist sicher verzeihlich.
Da der Groove-Content in der Rock Foundry SDX recht schlank ausfällt, wurde in diesem Test mit einem zusätzlichen Midi-Pack namens Hard Rock Grooves gearbeitet.
Back to the Warehouse
Wenn es um die Produktion von SDX-Libraries geht, haben sich die Leute von Toontrack bisher nie an einen früheren Tatort zurückbegeben. Mit der Rock Foundry SDX ändert sich das, denn für das Recording der Samples wurde das Warehouse Studio in Vancouver gebucht, wo auch schon die Rock Warehouse SDX aufgenommen wurde. Besitzer der Räumlichkeiten ist kein Geringerer als Bryan Adams, und in dem 170 Quadratmeter großen Live-Room mit sieben Metern Deckenhöhe wurden Drums für Rock-Ikonen wie AC/DC, R.E.M., Slayer und Muse aufgenommen. Technisches Herzstück ist eines von drei weltweit existierenden Neve Air Custom Mischpulten, die in den 1970er Jahren für George Martin und Geoff Emerick gebaut wurden.
1/3 Der Live-Room des Warehouse Studios Foto: Toontrack.
2/3 Ein voll mikrofoniertes Drumset während der Sessions für die Rock Foundry SDX Foto: Toontrack.
3/3 Für das zusätzliche Mono-Kit wurde ein kleinerer Aufnahmeraum gewählt. Foto: Toontrack.
Die erneute Entscheidung für diesen Aufnahmeraum, der natürlich maßgeblichen Einfluss auf den letztendlichen Klang hat, geht auf den Produzenten Bob Rock zurück, der sich für die Rock Foundry SDX als Engineer verdingte. Er produzierte unter anderem das Black Album von Metallica und arbeitete außerdem mit Künstlern wie Aerosmith, Mötley Crüe, Bon Jovi, The Cult und vielen anderen. Und gerade die klangliche Handschrift dieser schillernden Persönlichkeit der Rockgeschichte macht diese SDX interessant.
Die Sounds der Rock Foundry SDX zeigen für eine Library, die sich ein dickes „ROCK“ auf die Fahnen schreibt, eine erstaunlich hohe Bandbreite. Zwischen einem trockenen und warmen Vintage-Sound und einem offenen modernen Klang finden sich einige sehr interessante Variationen, die zum Teil angenehm untypisch für das Genre klingen und zum Experimentieren einladen. Abgesehen davon wurden nicht alle Trommeln über ein einheitliches Setting aufgenommen. So wirken beispielsweise manche Snares hell und „gehyped“, manche andere geben sich von vornherein etwas zurückhaltender. Die Library wirkt dadurch recht vielseitig.
1/6 Das Gretsch USA Custom wird im Kit-Preset mit einer Bassdrum von Ludwig kombiniert.
2/6 Das Yamaha Absolute Hybrid Maple kommt mit einer standardmäßig geladenen Sidesnare.
3/6 Das Ayotte Maple Kit hat einige kleinere Toms im Gepäck.
4/6 Bei dem Ludwig-Kit von 1967 handelt es sich um das älteste von drei vorhandenen Ludwigs.
5/6 Das 1971er Ludwig erinnert mit seinem Klang recht eindeutig an das Jahr seiner Herstellung.
6/6 Das dritte Ludwig im Bunde stammt aus dem Jahre 1977 und bietet eine höhere und offenere Stimmung als die restlichen Kits.
So wie sich das für echte Rockmusik gehört, wurden alle Instrumente mit „normalen“ Drumsticks eingespielt – auf Hotrods oder Besen wurde also verzichtet. Vor allem im Bereich der Hihats wurde dabei Wert auf Details gelegt. Die stolzen 21 Spielweisen können für Variation und Lebendigkeit im Groove sorgen, und es ist fast ein wenig schade, dass dieses Potenzial von den mitgelieferten Midi-Files kaum genutzt wird. Hier kann man aber natürlich noch selbst Hand anlegen – zum Beispiel über den Grid-Editor des Superior Drummer 3.
Satte 21 Spielweisen für die Hihats werden von der Rock Foundry SDX geboten.
Grundklang der Kits im Einzelnen
Beim ersten Drumset handelt es sich um ein Gretsch USA Custom, das mit vier tief gestimmten und wuchtigen Toms kommt. Interessanterweise wird es im Kit-Preset nicht mit der zugehörigen Bassdrum von Gretsch, sondern mit einer 26 Zoll großen und ein wenig nach John Bonham klingenden Kick von Ludwig kombiniert. Zusätzlich wurde das Set in einer Variante ohne Snare-Teppich aufgenommen.
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Gretsch USA CustomGretsch USA Custom (Snares Off)
Mit dem Yamaha Absolute Hybrid Maple hält Toontrack bildlich gesprochen die Pommesgabel hoch, denn der Sound geht eindeutig in Richtung Heavy Rock und Metal. Das Kit ist ebenfalls mit vier Toms ausgestattet, die im direkten Vergleich zum Gretsch etwas knackiger ausfallen. Die schmatzende Kick und die mit dem Kit-Preset geladene Snare von Tama erinnern recht deutlich an Metallica.
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Yamaha Absolute Hybrid Maple
Gerade in Hinblick auf Toms zeigt die Rock Foundry SDX eine allgemeine Vorliebe für tendenziell größer dimensionierte Trommeln. Das Ayotte Maple Kit stellt hier eine Ausnahme dar und hat auch ein paar kleinere Varianten im Gepäck. Für das 10-Zoll-Modell im ersten Tom-Slot gibt es sogar eine noch kleinere 8-Zoll-Alternative, wodurch das Set auf insgesamt fünf Toms kommt. Der Grundklang ist warm und voluminös, bleibt dabei aber modern.
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Ayotte Maple
Die drei weiteren Kits stammen alle von dem Hersteller Ludwig, kommen mit jeweils zwei Toms und unterscheiden sich im Menü des Superior Drummer zunächst nur durch die zusätzlich angegebenen Herstellungsjahre. Beim Klang sind die Unterschiede dagegen sehr deutlich. Das älteste der Kits stammt aus dem Jahr 1967 und klingt gemessen daran überraschend modern. Es handelt sich hier um den neutralsten Vertreter der Library. Die Variante von 1971 kommt dagegen mit dem trockenen und warmen Sound, den man typischerweise mit den 70er-Jahren in Verbindung bringt. Im direkten Vergleich wirkt das Ludwig von 1977 beinahe wie das Gegenteil dieses vorherigen Kits, denn es ist weit höher gestimmt und klingt so offen, dass man es durchaus mit wuchtigem Bigband-Jazz in Verbindung bringen könnte. Genauso wie das Gretsch-Kit wurde dieses jüngste der drei Ludwigs in einer Variante mit gelöstem Snare-Teppich aufgenommen.
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Ludwig 1967Ludwig 1971Ludwig 1977Ludwig 1977 Snare Off
Weiterhin gibt es in der Rock Foundry SDX wie gewohnt eine Auswahl an zusätzlichen Trommeln und Becken. Die Library kommt insgesamt auf neun Kicks, elf Snares, jeweils sechs Hihats und Rides und 16 Crash- und Effekt-Becken. Abgesehen davon gibt es einen Slot für eine Side-Snare, die allerdings nur mit gelöstem Snare-Teppich verfügbar ist.
Die Rock Foundry SDX hat insgesamt elf Snaredrums im Gepäck, von denen vier in einer zusätzlichen Variante mit gelöstem Teppich aufgenommen wurden.
Viele exotische Mixer-Kanäle und gute Presets
Das interne Mischpult des Superior Drummer bietet bei der Verwendung der Rock Foundry SDX 23 Kanäle. Im Bereich der Close-Mics zeigt sich, dass einerseits auf eine Trennung von Kick-In und Kick-Out verzichtet wurde, andererseits aber ein Stützmikrofon für das Ride-Becken vorhanden ist. Wirklich interessant wird es dagegen bei den Raum- und Effekt-Kanälen, denn hier gibt es eine ganze Reihe an Besonderheiten.
Neben den üblichen Verdächtigen unter den Raumkanälen, also einigen Mono- und Stereo-Mikrofonierungen in unterschiedlichen Entfernungen, findet sich beispielsweise ein Kanal namens „Amb-Piano“, für den ein Mikrofonpaar im Bereich um einen Flügel herum aufgestellt wurde. Außerdem gibt es mehrere vorkomprimierte Kanäle, die bei den Aufnahmen durch einen LA-2A und den Talkback-Kompressor des Studio-Mischpults gejagt wurden. Und auch ein künstliches Reverb mit relativ ungewöhnlichen Einstellungen von Meister Bob Rock persönlich ist an Bord. Alleine mit diesen Mitteln kann man schon sehr viel anfangen, ohne dabei zusätzliche Effekte zu bemühen.
Besonders erfreulich ist, dass die Library mit 30 Presets kommt, die Zusammenstellungen von Drumsets mit zum Teil komplexen und durchaus lehrreichen Mixer-Einstellungen kombiniert. Sechs davon stammen von Bob Rock selbst, die weiteren wurden von Toontrack erstellt. An dieser Stelle wird die volle klangliche Bandbreite der Rock Foundry SDX klar.
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Preset: Studio (Bob Rock)Preset: Metal (Bob Rock)Preset: DehydratedPreset: LA 1991Preset: Elevator LovePreset: Bleeding Seventies
Zugabe: Das Mono-Kit
Das Mono-Kit ist als eine Zugabe zur Rock Foundry SDX zu verstehen, die wirklich sehr aus dem Rahmen fällt. Es handelt sich um ein kleines Vintage-Drumset von Premier, das mit zwei Toms kommt und in Hinblick auf Becken nur ein Paar Hihats und ein Ride bietet.
1/2 Das zusätzliche Mono-Kit findet sich in einer separaten kleinen SDX.
2/2 Der interne Mischer fällt beim Mono-Kit erwartungsgemäß recht schlank aus.
Da es viel einfacher als die restlichen Drums mikrofoniert wurde und entsprechend wenige Kanäle im Mixer bietet, erscheint es im Menü des Superior Drummer als eine separate SDX. Meiner Meinung nach eignet es sich vor allem zum Erstellen von zusätzlichen LoFi-Drumparts, aber wer es mit dem Retro-Sound wirklich ernst meint, der kann mit dem Kit vielleicht auch eine ganze Produktion unterlegen.
Die Rock Foundry SDX bietet eine große Auswahl an verschiedenen Sounds und ist dabei äußerst vielseitig. Mit ihrem Grundklang reicht sie von leicht vorbearbeiteten Vintage-Sounds bis zu modernen und druckvollen Rock-Drums. In Kombination mit der stattlichen Anzahl an Presets kann man dem Superior Drummer 3 also eine ganze Palette neuer Farben verpassen. Dass die Artikulationen so vielfältig ausfallen, dürfte zumindest für Realitätsfanatiker sehr erfreulich sein. Kleine Kritikpunkte sind dagegen die zum Teil etwas uneinheitlichen Lautstärken unterschiedlicher Trommeln der gleichen Gattung und vor allem die sehr reduzierte Groove-Library. Wer nach Sounds sucht, die die Handschrift von Bob Rock tragen, wird sich daran jedoch kaum stören und möglicherweise gleich ein entsprechendes MIDI-Pack nach Wahl dazukaufen.
Pro
rockiger Grundklang mit Charakter
große Auswahl an Sounds
viele gute Presets
vielfältige Artikulationen
Contra
spärliche Groove-Library
Lautstärken einzelner Trommeln nicht immer ganz einheitlich
FEATURES UND SPEZIFIKATIONEN
Erweiterung für Superior Drummer 3
65 GB große Sample-Library
6 Drumsets und ein zusätzliches Mono-Kit
23 Mixer-Kanäle
minimale Systemanforderungen:
PC: Windows 7 oder neuer (64 Bit)
Mac: OS X 10.6 oder neuer (64 Bit)
4GB RAM (8 GB oder mehr empfohlen)
65 GB freier Festplattenspeicher
Preis
EUR 139,- (Straßenpreis am 1.12.2017)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
rockiger Grundklang mit Charakter
große Auswahl an Sounds
viele gute Presets
vielfältige Artikulationen
Contra
spärliche Groove-Library
Lautstärken einzelner Trommeln nicht immer ganz einheitlich
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