Emulationen – inklusive aller allgemein bekannten Vor- und Nachteile – sind stets ein heiß diskutiertes Thema. Besonders virtuelle Nachbildungen analoger Synthesizer halten nicht immer das, was sie versprechen und im extremen Einzelfall gibt es überhaupt keine klanglichen Gemeinsamkeiten, wie es beispielsweise bei meinem Polysix und der entsprechenden Soft-Synth-Version von Korg der Fall ist.
Der Repro-5 der Berliner Software-Schmiede u-he ist eine Emulation des ikonenhaften Prophet-5 von Sequential Circuits, zu welcher bereits eine Vielzahl beeindruckender Vergleichsvideos im Internet online sind. Selbst wenn mir die Hardwarevariante zur Verfügung stünde, würde ich mich aus diesem Grund mit weiteren A/B-Vergleichen eher zurückhalten und stattdessen den Fokus dieses Testberichts darauf richten, wie hoch der praktische und kreative Nutzen des Repro-5 für zeitgenössische Musikproduktionen ist. Was hat unser Test ergeben?
Details
Allgemeines
Der Repro-5 ist eigentlich „nur“ ein Bestandteil des Bundles u-he Repro, welches über die Homepage des Herstellers zu einem fairen Preis von ca. 150 Euro als Download zu erwerben ist. Dieses Paket beinhaltet außerdem die einstimmige Emulation des Pro One, Repro-1, zu welchem bereits ein ausführlicher Testbericht meines Kollegen Alexander Eberz vorliegt. Ein Charaktermerkmal vieler Software-Nachbildungen ist die Erweiterung des Funktionsumfangs gegenüber dem Hardware-Vorbild. So ist der anschlagsdynamische Repro-5 unter anderem bis zu 8-stimmig spielbar und die LFOs sind zum Tempo des Hostprogramms synchronisierbar. Über welche Funktionen verfügt der Synthesizer im Detail?
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Klangerzeugung
Gemäß dem Vorbild handelt es sich um einen klassischen subtraktiven Synthesizer mit zwei synchronisierbaren Oszillatoren plus Rauschgenerator, einem LFO sowie dem 4-poligen und zur Selbstoszillation fähigen Tiefpassfilter. Sowohl das Filter als auch der Verstärker sind mit einer ADSR-Hüllkurve ausgestattet. Die insgesamt acht Stimmen, der Prophet-5 war lediglich 5-stimmig, des Soft-Synths lassen sich zur monophonen Spielweise in den Unisono-Modus mit einstellbarem Glide schalten. Eine Besonderheit beider Oszillatoren ist, dass man die verfügbaren Schwingungsformen Saw, Square mit variabler Pulsbreite und Triangle (nur Oszillator 2) gleichzeitig anwählen und mischen kann, wobei Oszillator 2 noch weitere Spezialitäten auf Lager hat. Er lässt sich von der Tonhöhenveränderung durch die Tastatur entkoppeln und zusätzlich in eine tiefere Lage außerhalb des Hörbereichs versetzen, wodurch er als zweiter LFO einsetzbar ist. Als Modulationsziel können Frequenz und Pulsbreite des ersten Oszillators sowie die Filterfrequenz zugewiesen werden, wodurch der Repro-5 u. a. dazu fähig ist, FM-Sounds zu erzeugen. Mit der luxuriösen und genial einfach zu bedienenden Modulations-Matrix übertrumpft das Plug-in die Möglichkeiten der Hardware, wie die folgenden Abbildungen zeigen.
Tweaks
Diese Ansicht ermöglicht das Modifizieren verschiedener Komponenten der Klangerzeugung, die auch bei der Hardwarevariante aufgrund abweichender Baureihen bzw. Bauteile zu unterschiedlichen Klangergebnissen führen. Weiterhin öffnen sich in dieser Page einige Möglichkeiten, den Funktionsumfang „aufzubohren“ oder alternative Verhaltensweisen (z. B. Note Priority: High, Last, Low) einzustellen, die beim Prophet-5 nicht verfügbar waren. Besonders gefällt mir die Möglichkeit des separaten Pannings aller acht Voices, wodurch sich bei einigen Sounds eine fantastische Stereobreite erzeugen lässt. Eine Eigenschaft, die ich beimProphet12 sehr schätze und die sich beim Repro-5 mindestens genauso gut und zielgerichtet einsetzen lässt.
Effekte
Der subtraktiven Klangerzeugung folgt zunächst das Distortion-Modul mit vier Algorithmen von Soft Clip bis zur härteren Gangart inklusive Bit-Crusher. Absolut erwähnenswert ist der Umstand, dass die Verzerrung je Synth-Voice separiert erfolgt, was auch bei polyphonem Spiel eine feine Dosierung ermöglicht. Anschließend passiert das Signal eine Effektkette, welche aus fünf fantasievoll benannten Effekten besteht.
- Velvet: Hierbei handelt es sich um einen Bandsättigungseffekt, der auf dem Plug-in Satin von u-he basiert.
- Lyrebird: Der Delay-Effekt ist für Echo- und Modulationseffekte zuständig.
- RESQ: Dieser Effekt kann wahlweise als EQ oder dreifacher Bandpass zur weiteren Klangformung eingesetzt werden.
- Drench: Für die notwendige Räumlichkeit sorgt diese virtuelle Hallplatte mit einstellbarem Pre-Delay.
- Sonic Conditioner: Als Inspiration hierfür dürfte SPLs Transient Designer gedient haben. Die Attack-Phase lässt sich mit diesem Effekt auffrischen oder auch abmildern.
Für Synthese-Puristen werden die Effekte vielleicht von sekundärem Interesse sein, allerdings eignet sich die Auswahl sehr gut zum stilsicheren Aufwerten der Sounds des Repro-5 und sind für meinen Geschmack sehr zweckdienlich. Positiv anzumerken ist außerdem die unkomplizierte Änderung der Reihenfolge der Effektmodule im Signalfluss.
Sonstiges
Auch die Auswahl der weiteren Features ist absolut durchdacht und dürfte wohl kaum Wünsche offenlassen. Neben einem sehr übersichtlichen Preset-Browser gibt es jede Menge Anpassungs- und Konfigurationsmöglichkeiten des Repro-5 zur Anpassung an den Arbeitsplatz und eventuell vorhandene MIDI-Controller.
Frank Wagner sagt:
#1 - 11.02.2019 um 16:04 Uhr
Mir fehlten ja schon die Worte, als ich DIVA antestete. Damit wäre ich eigentlich schon zufrieden gestellt gewesen, wenn ich nicht hin und wieder gewisse GAS-Symptome hätte. So musste nun auch noch Repro-5 her. Und da hat es mich nochmal richtig aus den Socken gehauen. Ich kann's immer noch kaum fassen, wie grandios der klingt – nochmal mehr nach analog, als DIVA. Da ich nur einen i3 betreibe, war das natürlich ein Wagnis. Aber es ist komisch: Ich kann ihn problemlos im HQ-Modus spielen. gestern wollte ich dann mal ein Projekt bouncen, ging nicht. Mein Cubase (6.5) hat für eine 20-Sekunden-Sequenz länger als eine halbe Stunde gerechnet und ist bei 100% eingefroren. Dann hab ich Cubase abgeschossen und es nochmal versucht, indem ich diese Repro-5-Spur einfriere. Leider gleiches Trauerspiel. Hat jemand einen Tipp? Heute Abend probiere ich mal, das Reverb oder auch noch die Bandsättigung weg zu lassen. Vielleicht hilft das ja. Wenn alle Stricke reissen, muss vielleicht doch ein neuer Rechner her. Wäre zwar ärgerlich, aber für mir für diesen Zweck auch irgendwie schon wert. Ich bin absolut begeistert von dem Ding. Nun hab ich auch gelesen, dass u-he bei Native Instruments ist. Dazu kann ich letzteren nur gratulieren. Bisher hat mich deren Pallette an Synthies klangtechnisch nicht überzeugt.
Frank Wagner sagt:
#1.1 - 12.02.2019 um 08:19 Uhr
Hah... Problem gelöst. Es lag wohl einfach nur daran, dass mein Rechner (oder das alte Cubase) Probleme mit der VST-3-Version hatte. Als ich Repro-5 dann nochmal als VST-2-Variante geladen habe, war die Sache erledigt. Lässt sich nun problemlos Einfrieren und auch direkt Abmischen. Ich habe auch noch in den Einstellungen von 4 Kernen (Standard) auf 2 umgestellt, aber das schien keine Rolle zu spielen.
Antwort auf #1 von Frank Wagner
Melden Empfehlen Empfehlung entfernentmbbln sagt:
#1.2 - 12.02.2019 um 12:17 Uhr
Native Instruments hat sich das allererste Mal mit U-he zusammen getan und ein preislich sehr attraktives, zeitlich begrenztes Paket geschnürt (siehe Startseite von NI). Das war für mich dann der Startschuss um endlich ebenfalls in den Genuss dieser zweifellos überragenden PlugIns zu kommen. Danke Urs!
Antwort auf #1 von Frank Wagner
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