Vocal Quickie Workshop #16 – Bessere Liveperformance

Wenn die Stimme auf Tour streikt, muss nicht immer ein schlechtes Warm Up oder eine Überbelastung der Stimme während der Show schuld sein. Auch der Zeitraum von Konzertende bis zum Einschlafen zählt. Gemäß dem Motto: Nach der Show ist vor der Show.

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Schon öfter habe ich Profis gecoacht, deren Stimme auf Tour Probleme gemacht hat, obwohl sie sich aufgewärmt und ihr Live-Set stimmlich voll im Griff hatten. Ich war irritiert und wir begannen, Stück für Stück, ihren ganzen Tag auseinander zunehmen. Wir haben jeden kleinen Punkt durchgecheckt und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass das Übel nur in der Zeit nach der Show liegen kann: Runter von der Bühne, vielleicht sogar in nassen Klamotten raus zu den Fans und im lauten Club, noch völlig aufgedreht, gegen den Hintergrundgeräuschpegel anschreien.
Zusammen mit den Sängern und Sängerinnen habe ich mit der Zeit folgendes „Warm Down“ Konzept für die Stimme nach der Show entwickelt:

1) Raus aus den nassen Sachen 

Wenn es gut gelaufen ist, war es warm, vielleicht sogar sehr warm auf der Bühne und ihr habt alles gegeben. Gesungen, geschrien, entertaint und getanzt. Wie bei einer guten Sportsession seid ihr pitschnass, glücklich und voll auf Adrenalin. Trotzdem solltet ihr nach der Show als erstes neue, trockene Sachen anziehen und euch ein Handtuch um Hals und/oder Haare zu legen. So mindert ihr entscheidend die Erkältungsgefahr und habt einen Moment Zeit, euch zu sammeln.

2) Stimme beruhigen

Diese Zeit benutzt ihr auch, um eure Stimme mit sanften Stimmübungen wieder zu schließen und ihr so einen Ausgleich zur Kraftarbeit auf der Bühne zu geben. Ihr könnt zum Beispiel ein Stimmloses A hauchen , feine „ng“s machen oder mit ein paar tiefen Tönen die feinen Kopfstimmfrequenzen wieder zum schwingen bringen. Ihr werdet feststellen, dass sich nicht nur eure Stimme beruhigt, sondern auch euer Geist die Zeit hat, die vielen Emotionen und Eindrücke zu sortieren.

3) Die Band geht vor

Die alte Regel, dass die Band möglichst schnell beim Merchstand aufläuft, um mit den Fans zu reden und den CD-Verkauf durch das Signieren der Tonträger nach oben zu jagen, stimmt. Nur geht ihr nicht sofort mit, sondern lasst euch von euren Bandkollegen und Kolleginnen die ersten 15 – 20 Minuten vertreten. Keine Bange, die Fans werden warten, bis sie auch euer Autogramm haben. Außerdem unterstreicht es eure Professionalität, wenn die Band sagt, dass ihr euch eben umzieht, um für die nächsten Shows fit zu bleiben. Wenn ihr dann nachkommt, seid ihr trocken, etwas abgekühlt und eure Stimme ist so weit wieder im Lot, dass sie besser mit der Lautstärkesituation im Club umgehen kann.

4) Unbewusstes Gegenanschreien

Viel gefährlicher als bewusstes Rumschreien ist das unbewusste, permanente, ein bisschen zu-viel-Stoff-geben beim Sprechen. Was ihr bestimmt auch schon aus einer Kneipensituation kennt. Ihr nehmt gar nicht wahr, was eure Stimme die ganze Zeit leistet, wenn ihr euch „nur“ unterhaltet. Normalerweise habt ihr stimmliche Reserven, um so eine Situation gut zu meistern.
Nach dem Konzert müsst ihr euch aber vergegenwärtigen, dass eure Stimme ja schon ein bis zwei Stunden volle Leistung gebracht hat und ihr nicht von null aus in den Restabend geht. Hört immer mal wieder auf den Sound eurer Stimme und nehmt einen Gang raus, wenn ihr merkt, dass ihr zu viel Gas gebt. Atmet zwischendurch mal aus und lasst die Spannung aus eurem Körper fallen. Aus dem Feedback von meinen Profis weiß ich, dass gerade die Beachtung dieses Punktes am meisten bringt, um über mehrere Shows hinweg stimmlich fit zu bleiben.

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