Yamaha PSR-E463 Test

Mit dem PSR-E463 hat Yamaha im Frühjahr 2018 das neue Spitzenmodell der PSR-E-Serie vorgestellt. Das Einsteiger-Keyboard liegt im Handel preislich gerade noch unter der Marke von 300 Euro und trumpft in dieser Preisklasse mit einem großen Funktionsumfang auf. Wir haben getestet, welche Neuerungen das Keyboard bietet und wie es klingt.

Mit dem PSR-E463 möchte Yamaha an die Erfolge der PSR-E-Serie anknüpfen.
Mit dem PSR-E463 möchte Yamaha an die Erfolge der PSR-E-Serie anknüpfen.


Lange Zeit war die Yamaha PSR-E-Serie im Einsteigerbereich das Maß der Dinge, und das jeweilige Topmodell (PSR-E433, PSR-E443, PSR-E453) konnte jeweils als das beste Gesamtpaket in seiner Klasse gelten. In der neuen Generation wird es jedoch spannend: Etwa zeitgleich mit dem Erscheinen des Yamaha PSR-E463 und des Geschwistermodells PSR-EW410 hat der Konkurrent Casio seine CT-X-Serie mit neuer Klangerzeugung und einem großen Funktionsumfang vorgestellt. Das Casio CT-X3000 liegt preislich nur geringfügig über dem PSR-E463 – wie wird dieses Rennen ausgehen? Zudem dringt nun auch Korg mit dem EK-50 in den Einsteigerbereich vor. Das soeben erschienene EK-50 ist zwar etwas teurer, konnte im Test aber rundum überzeugen und stellt eine attraktive Alternative für ambitionierte Einsteiger dar. Ein direkter Vergleich zwischen PSR-E463 und EK-50 wäre wegen des Preisunterschieds nicht fair. Aber man sollte bei diesem Test im Hinterkopf behalten, dass die Zahl der Alternativen im Vergleich zur letzten Generation gestiegen ist. Kann das Yamaha PSR-E463 trotzdem an die Erfolge der Vorgänger anknüpfen?

Details

Äußeres

Äußerlich hat sich im Vergleich zum Vorgängermodell PSR-E453 kaum etwas verändert. Das schwarze, rund sechseinhalb Kilogramm schwere Kunststoffgehäuse ist stabil und fühlt sich angenehm an. Es wirkt für die Einsteigerklasse vergleichsweise hochwertig und ist in der Gestaltung an die höherklassigen Keyboards der PSR-S-Serie angelehnt. Die Schutzgitter der Lautsprecher machen einen robusten Eindruck. Das Display befindet sich unter einer klaren Plexiglasabdeckung, die zwar sehr schick aussieht, aber anfällig für Lichtreflexe und Fingerabdrücke ist.
Im Lieferumfang befindet sich ein Notenpult zum Aufstecken, das wie in dieser Klasse üblich leider aus recht billig wirkendem Plastik besteht. Ebenfalls enthalten ist ein Netzteil. Alternativ lässt sich das Keyboard durch sechs AA-Batterien mit Strom versorgen, die in ein Fach an der Gehäuseunterseite eingesetzt werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Das PSR-E463 gleicht dem Vorgänger PSR-E453 äußerlich bis fast zum letzten Knopf.

Bedienfeld

Auch das Bedienfeld des PSR-E463 wirkt auf den ersten Blick identisch mit dem des Vorgängers. Bei genauerem Hinsehen erkennt man jedoch, dass einige Knöpfe umgewidmet wurden und nun andere Funktionen übernehmen als beim PSR-E453. Das Grundkonzept ist aber das Gleiche geblieben.
Auf der linken Seite findet man zunächst den Ein- / Aus-Taster und einen Drehregler für die Lautstärke. Rechts daneben befinden sich Knöpfe für verschiedene Funktionen wie Demosongs, Metronom, Tempo und den integrierten Recorder. Hervorzuheben sind hier die Buttons QUICK SAMPLING für die neue Sampling-Funktion, sowie AUDIO für die Audio-Aufnahme und -Wiedergabe. Beides sind Funktionen, die das Vorgängermodell PSR-E453 nicht besaß und die wir uns im Folgenden natürlich noch genauer ansehen werden. Darunter findet man vier Buttons für die VOICE CONTROL. Hier kann man zum Beispiel die Split- und Layer-Funktionen aktivieren und auf die automatische Harmonisierung, den Arpeggiator und die DSP-Effekte zugreifen.
Im linken Bereich direkt oberhalb der Tastatur findet man Bedienelemente, auf die man während des Spielens schnell zugreifen können muss. Ganz links befinden sich die beiden vom Vorgänger bekannten Drehregler namens LIVE CONTROL, mit denen man zum Beispiel Klangparameter wie Filter, Hüllkurve und Effekteinstellungen beeinflussen kann. Daneben liegen zwei Knöpfe, mit denen sich die Drehregler den verschiedenen Funktionen und Zielen (Keyboard-Sounds oder Begleitung) zuweisen lassen.
Weiter rechts schließen sich die Taster für die Steuerung der Begleitautomatik an. Bei der Song- oder Audio-Wiedergabe übernehmen sie die Funktionen von Transporttastern. Verwendet man eines der ‚Groove-Creator-Patterns‘ (dazu später mehr), dann lassen sich hiermit die einzelnen Sektionen von A bis D und ein sogenannter „Musical Climax“, der an die Stelle der bisherigen Sektion E getreten ist, ansteuern. Drei LEDs zeigen an, in welchem Modus sich das Keyboard befindet: Groove Creator, Song/Audio oder Style. Das hat auch darauf Einfluss, welche Funktion die sechs Taster rechts davon übernehmen. Im Style-Modus kann man hier die einzelnen Elemente (Drums, Bass, Chords usw.) an- und abschalten. Das ist eine Funktion, die bei Keyboards dieser Klasse keine Selbstverständlichkeit ist und die kreativen Möglichkeiten beim Spielen mit Styles erweitert. Im Song/Audio-Modus lassen sich hier die Spuren des Songs für die Aufnahme bzw. Wiedergabe auswählen. Im Groove-Creator-Modus hat man Zugriff auf sechs Elemente, die sich einzeln aktiveren und deaktivieren lassen, zum Beispiel Bassdrum, Hi-Hat, Bass und verschiedene Begleitspuren.

Fotostrecke: 3 Bilder Einige Bedienelemente wurden gegenüber dem Vorgänger umgewidmet.

Das Display ist blau beleuchtet und gut ablesbar, aber nicht besonders groß. Es zeigt die gewählten Sounds, Styles und Songs an und gibt mit vielen kleinen Symbolen Auskunft über die aktivierten Funktionen des Keyboards. Bei dem großen Funktionsumfang des PSR-E463 wird es hier schon etwas eng – mittlerweile sind auch Einsteiger-Keyboards so umfangreich ausgestattet, dass sie stark von einem größeren Display profitieren würden. Rechts vom Display findet man einen großen Daten-Encoder zum Einstellen von Werten sowie zwei Taster zum Blättern durch Klang- und Rhythmuskategorien. Daneben ist eine 10er-Tastatur untergebracht, über den sich Inhalte direkt numerisch anwählen lassen. Außerdem befinden sich hier der Taster für das Funktionsmenü, in dem alle seltener benötigten Einstellungen zu finden sind, sowie der Yamaha-typische Button namens PORTABLE GRAND, der das Keyboard mit einem Knopfdruck auf einen Klavierklang einstellt.
Oberhalb der Tastatur findet man im rechten Bereich fünf Knöpfe für den Registrierungsspeicher, der eine Kapazität von 32 Registrierungen hat. Daneben befinden sich vier rot beleuchtete Buttons zur Auswahl der Modi VOICE, STYLE, SONG und GROOVE CREATOR.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Rückseite des Yamaha PSR-E463

Anschlüsse

Auf der Rückseite sind alle Anschlüsse des PSR-E463 untergebracht. Hier findet man einen Kopfhörerausgang, der zugleich der einzige Stereo-Ausgang des Keyboards ist. Um das PSR-E463 an eine Verstärkeranlage oder ein Mischpult anzuschließen, benötigt man also einen Adapter. Einen echten Stereo-Ausgang wie das Geschwistermodell PSR-EW410 besitzt das PSR-E463 leider nicht.
Das Keyboard verfügt über einen Stereo-Audioeingang in Form einer Miniklinkenbuchse, an den zum Beispiel ein Audioplayer angeschlossen werden kann. Beim Abspielen von Musik über diesen Anschluss kann man die Funktion CENTER CANCEL nutzen, um die Gesangs- bzw. Melodiestimme zu entfernen. Je nach Ausgangsmaterial funktioniert das manchmal gut, oft aber eher weniger gut.
Des Weiteren bietet das PSR-E463 einen Anschluss für ein Sustainpedal, das nicht mitgeliefert wird, sowie zwei USB-Buchsen. USB TO HOST dient zur Verbindung mit einem Computer und überträgt nicht nur MIDI-Daten, sondern auch Audio. Durch das im Keyboard integrierte USB-Audiointerface wird es beispielsweise möglich, das Signal vom Keyboard direkt als Audiosignal in einer Musiksoftware aufzunehmen, oder Audio vom Computer über die Lautsprecher des Keyboards wiederzugeben. Auf Windows-Rechnern ist dafür ein Treiber erforderlich (Yamaha-Steinberg USB Driver), der von der Yamaha Website heruntergeladen werden kann. Auf dem Mac funktioniert es ohne gesonderten Treiber. Mit einem speziellen Adapter wie z. B. dem Apple Lightning-to-USB-Adapter kann man auch ein Mobilgerät bzw. Tablet an die Buchse USB-to-Host anschließen. Yamaha bietet einige kompatible, kostenlose Apps an, mit denen sich der Funktionsumfang des Keyboards erweitern lässt. An die Buchse USB TO DEVICE lässt sich ein Speicherstick anschließen. Darauf kann man Benutzerdaten wie aufgenommene Songs oder Registrierungen speichern. Außerdem lassen sich Audio-Dateien im WAV-Format direkt vom USB-Stick abspielen und auch darauf aufzeichnen. Diese Funktion besaß das Vorgängermodell noch nicht.

Praxis

Tastatur und Lautsprecher

Das Yamaha PSR-E463 verfügt über eine anschlagdynamische Klaviatur mit 61 Tasten in Normalgröße. Für ein Keyboard dieser Klasse empfinde ich das Spielgefühl als sehr angenehm. Die Anschlagdynamik lässt sich präzise dosieren und die Tastatur wirkt für ein Einsteiger-Keyboard erfreulich wenig schwammig. 
Unter den Metallschutzgittern befinden sich zwei je 12 cm große Lautsprecher, die von einem Verstärkersystem mit 2 x 6 Watt angetrieben werden. Die Größe der Lautsprecher ist identisch mit dem Geschwistermodell PSR-EW410, allerdings bietet das PSR-E463 lediglich die halbe Verstärkerleistung. Dennoch kann das Keyboard recht laut werden und klingt bei moderater Lautstärke druckvoll und sauber; für das Üben zu Hause reicht das allemal. Dreht man die Lautstärke voll auf, dann kommen die Lautsprecher aber bisweilen an ihre Grenzen und beginnen etwas zu verzerren.

Klangfarben (Voices)

Mit insgesamt 758 Klangfarben ist das Yamaha PSR-E463 für ein Keyboard dieser Klasse mehr als üppig bestückt. Darin inbegriffen sind 24 Drum- und SFX-Sets, 40 spezielle Arpeggio-Voices und die 457 Voices umfassende XGlite-Klangpalette, die vorwiegend bei der Wiedergabe von MIDI-Songs zum Einsatz kommt. Wie üblich deckt das Angebot fast jedes erdenkliche Instrument ab. Erfreulich ist das mittlerweile große Angebot an modernen Synthesizer-Sounds, durch das sich auch aktuelle Hits überzeugend darbieten lassen. Einige wenige Sounds verfügen über mehrere Velocity-Layer, sodass man beispielsweise verschiedene Spielweisen durch die Anschlagstärke abrufen kann.
Die Qualität der Klänge ist für ein Keyboard dieser Klasse gut und das PSR-E463 im Vergleich mit der direkten Konkurrenz klanglich gut aufgestellt. Allerdings bietet es auch kaum nennenswerte klangliche Verbesserungen gegenüber den unmittelbaren Vorgängermodellen. Die Konkurrenz schläft nicht und vielleicht sollte Yamaha in der nächsten Generation darüber nachdenken, den Keyboards der PSR-E-Serie eine klangliche Frischzellenkur zu gönnen.

Audio Samples
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Grand Piano Cool! Galaxy Verschiedene Orgeln Dynamic Nylon 60s Clean Overdrive Guitar Strings Sweet! Tenor Brass Section Pncy Chords Hands Up Brite Decay

Mit den Drehreglern können Klänge in einigen Parametern in Echtzeit beim Spielen verändert werden. Man hat Zugriff auf Filter Cutoff und Resonanz, die Effektanteile für Reverb und Chorus sowie Attack und Release der Hüllkurve. Außerdem sind zwei Parameter des DSP-Effekts regelbar; dazu gleich mehr. Dadurch kann man Klänge während des Spielens lebendig gestalten.

Split und Layer

Bis zu drei Klangfarben lassen sich beim PSR-E463 zeitgleich auf der Tastatur spielen. Aktiviert man den Dual-Modus, so werden zwei Klänge übereinander geschichtet. Zur Auswahl der zweiten Voice hält man den Dual-Taster etwas länger gedrückt. Lautstärke, Oktave, Panning, Effektanteile sowie Filter Cutoff, Resonanz und Hüllkurve der Dual-Voice lassen sich im Funktionsmenü getrennt einstellen.
Um die Tastatur in zwei Bereiche aufzuteilen, drückt man den Shift-Taster. Dann lässt sich für den linken Tastaturbereich eine Split-Voice auswählen; das Verfahren funktioniert genau wie bei der Dual-Voice. Auch hier können die Parameter Volumen, Oktave, Panning und Effektanteile im Funktionsmenü geregelt werden, wo sich auch der Splitpunkt einstellen lässt. Der Split-Modus kann gleichzeitig mit der Dual-Voice genutzt werden, wodurch maximal drei Sounds simultan spielbar sind: Einer in der linken und zwei in der rechten Hand.

Effekte

Das PSR-E463 verfügt über einen globalen Halleffekt mit 12 verschiedenen Typen und einen Chorus mit fünf Typen. Im Funktionsmenü lassen sich die Effektanteile für Main Voice, Dual Voice und Split Voice getrennt regeln; weitere Einstellmöglichkeiten gibt es für diese Effekte aber nicht. Zusätzlich bietet das Keyboard einen DSP-Effekt, der wahlweise der Main- und Dual-Voice oder der Begleitung zugewiesen werden kann. Um ihn zu aktivieren, drückt man den Taster „DSP“. Zum Auswählen des Effekttyps hält man diesen Taster gedrückt und trifft dann die Wahl mit dem Daten-Encoder. Zehn DSP-Typen stehen bereit: Rotary Speaker, zwei Verzerrer, Chorus, Flanger, Phaser, Tremolo, Autopan sowie ein Tiefpass- und ein Hochpassfilter. Alle lassen sich mit den Drehreglern in zwei Parametern anpassen. So kann man beispielsweise beim Rotary-Speaker-Effekt die Geschwindigkeit und die Verzerrung regeln oder bei den Modulationseffekten die Geschwindigkeit und Effekttiefe (Depth) steuern.  Die Effekte klingen für ein Einsteigerkeyboard ausreichend, wenn auch nicht überragend. Auch hier gilt, dass die PSR-E-Serie bald reif für ein größeres Update sein dürfte. So bietet das etwa zeitgleich mit dem PSR-E463 erschienene und praktisch gleich teure Casio CT-X3000 eine umfangreichere Effektsektion mit mehr Möglichkeiten.

Styles (Rhythmen)

Mit 235 Begleitrhythmen bietet das PSR-E463 exakt genauso viele wie das Casio CT-X3000. Der Unterschied liegt jedoch im Detail: Während die Rhythmen des Konkurrenten von Casio mit vier Variationen pro Style aufwarten, muss man sich beim PSR-E463 mit zwei Variationen begnügen. Zusätzlich bietet jeder Style (nur) ein Intro, ein Ending und zwei Fill-Ins. Zu jedem Style gibt es außerdem wie gewohnt ein „One Touch Setting“ (OTS), wodurch automatisch passende Keyboard-Voices ausgewählt werden.
Obwohl das PSR-E463 weniger Variationen bietet als das Konkurrenzmodell von Casio, gefällt mir der Sound der Begleitautomatik bei Yamaha nach wie vor etwas besser. Etliche Rhythmen des PSR-E463 entstammen höherklassigen Instrumenten des Herstellers wie der PSR-S-Serie und dem Tyros. Zwar klingen die Styles hier nicht ganz so ausgefeilt, weil die Programmierer sich mit dem eingeschränkten Klangangebot des Einsteiger-Keyboards begnügen mussten, aber sie sind sehr stilsicher programmiert und wirken etwas souveräner, druckvoller und lebendiger als bei der direkten Konkurrenz. Neben den üblichen Rhythmen aus den Bereichen Pop, Rock, Latin, Jazz usw. sind auch etliche modernere Dance-Styles an Bord, die aber natürlich kaum mit schnelllebigen Clubtrends mithalten können. Einige Styles orientieren sich sehr eng an bekannten Hits, die sich dann recht authentisch spielen lassen.

Audio Samples
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Shake 8 Beat Orch Rock Ballad Retro Club Technopolis Disco Choco House Musik Ibiza 2010 Big Band Fast

Während der Wiedergabe kann man einzelne Elemente wie Drums, Bass oder verschiedene Akkordspuren stummschalten, wodurch sich eine Style-Performance noch flexibler gestalten lässt. Das Lautstärkeverhältnis der verschiedenen Begleitspuren ist allerdings nicht regelbar, nur die Gesamtlautstärke des Arrangers kann im Funktionsmenü eingestellt werden. Es ist auch nicht möglich, Styles zu bearbeiten und neu abzuspeichern, geschweige denn ganz neu zu erstellen. Auch hier kann das PSR-E463 nicht mit dem Casio CT-X3000 Schritt halten, bei dem man Begleitrhythmen komplett selbst erstellen kann. Immerhin gibt es aber zehn freie Speicherplätze für User-Styles, die über einen USB-Stick mit weiteren Rhythmen gefüllt werden können.

Groove Creator

Der „Groove Creator“ tritt beim PSR-E463 an die Stelle der „DJ-Patterns“ der Vorgängermodelle. Das Konzept ist das Gleiche: Vorgefertigte Grooves in diversen modernen Dance- und Hip-Hop-Stilen, bei denen man auf Knopfdruck zwischen fünf verschiedenen Patterns umschalten und die Performance variabel gestalten kann. Dazu kann man selbstverständlich auf der Tastatur spielen. Per Tastendruck auf der Tastatur lassen sich die Patterns zudem transponieren. Neu ist, dass das fünfte Pattern nun „Musical Climax“ heißt und wie eine Art Ending inklusive Steigerung gestaltet ist, das sich besonders auch zur Überleitung in einen anderen Groove anbietet. Während der Performance mit dem „Groove Creator“ kann man mit den Track-Control-Buttons einzelne Elemente wie verschiedene Drum-, Bass- und Akkordspuren an- und ausschalten, wodurch sich die Patterns noch vielseitiger gestalten und verwenden lassen.
Gerade im Zusammenhang mit dem „Groove Creator“ ist es eine tolle Sache, dass man den DSP-Effekt auch der Begleitung (den Grooves) zuweisen kann. Im Handumdrehen lassen sich so zum Beispiel Verzerrer, Flanger oder Phaser auf ein Groove-Creator-Pattern auflegen. Auch die Drehregler und damit die Echtzeitkontrolle über Filter und Effekte lassen sich auf die Grooves anwenden. Außerdem gibt es eine Retrigger-Funktion, mit der man Dance-typische „Buildups“ erzeugen kann, die aber mit den Drehreglern leider nur mit Glück exakt zu kontrollieren ist.
So hat man eine Menge Möglichkeiten, mit den Grooves kreativ zu werden, und kann sich beinahe wie ein DJ fühlen. Die insgesamt 35 Grooves sind frisch und stilsicher programmiert und machen eine Menge Spaß. Dennoch bleibt das Material natürlich vorgefertigt und musikalisch zu festgelegt, als dass man es als Basis für eigene Tracks nutzen könnte. Unter dem Strich ist der Groove Creator ein spaßiges Feature, das für jede Menge gute Laune sorgt – mehr aber letztlich auch nicht.

Audio Samples
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Groove Creator: Trap Groove Creator: Old Skool Groove Creator: Berlin Minimal

Sampling

Die wichtigste Neuerung, die das PSR-E463 seinem Vorgänger voraus hat, ist die Sampling-Funktion. Über den externen Audioeingang kann man zum Beispiel Signale von einem angeschlossenen Audioplayer oder Synthesizer sampeln. Eine so entstandene Sample Voice kann beim PSR-E463 bis zu fünf Samples enthalten (beim Geschwistermodell PSR-EW410 sind es sieben): eines im „Normal Mode“, das sich auf der Tastatur chromatisch spielen lässt, und vier weitere in den Modi „Loop“ oder „One Shot“, in denen das Sample nicht transponiert wird. Dafür sind jeweils bestimmte Tastaturbereiche vorgesehen, die auf dem Bedienfeld entsprechend beschriftet sind.
Die Möglichkeit zur Erstellung eigener Samples ist bei einem Keyboard dieser Klasse sehr selten und sorgt für viel kreativen Spielraum. Derzeit sind das PSR-E463 und das PSR-EW410 die einzigen mir bekannten Einsteiger-Keyboards mit dieser Funktion, seit der Konkurrent Casio die rudimentäre Sampling-Funktion der CTK-Serie vor einiger Zeit wieder abgeschafft hat. Das bloße Vorhandensein des Samplings ist also eine tolle Sache für Kreative, zumal es in Stereo und mit einer brauchbaren Auflösung von 44,1 kHz und 16 Bit erfolgt.
Bei genauerem Hinsehen wird jedoch deutlich, dass die Funktion in ihren Fähigkeiten und ihrer Bedienung doch recht eingeschränkt ist. So beträgt die maximale Sampling-Zeit magere 9,6 Sekunden. Zwar lassen sich Samples auf einem USB-Stick speichern, aber der Speicher- und Ladevorgang ist wenig intuitiv und es ist im Keyboard immer nur eine Sample-Voice mit bis zu fünf Samples direkt abrufbar. Direkt vom USB-Stick kann man Samples nicht spielen; man muss sie immer erst in den Speicher des Keyboards laden und dabei die dort bereits befindliche Sample Voice überschreiben. Der Import von Dateien im WAV-Format ist nicht möglich; die Samples werden in einem Yamaha-eigenen Format gespeichert. Auch lassen sich Samples nach der Aufnahme nicht bearbeiten, abgesehen von einer Funktion zum automatischen Wegschneiden von Stille („Blank Cut“). Gerade die Arbeit mit Loops ist dadurch schwierig, denn es gibt keine Option, die Länge von Loops exakt festzulegen. Zu guter Letzt fehlt dem Keyboard ein Mikrofoneingang. Wenn man einfach ein Mikro anschließen und mal eben die eigene Stimme oder ein Instrument sampeln könnte, würde das Sampling noch viel mehr Sinn ergeben. Mit den beschriebenen Einschränkungen bleibt es leider ein Gimmick – wenn auch eines mit einem hohen Spaßfaktor.

Songs und Aufnahmefunktionen

Im Speicher des PSR-E463 liegen 30 vorprogrammierte Songs, die verschiedene Sounds und Styles demonstrieren oder Klavierbegleitungen in verschiedenen Stilen darstellen. Weitere 70 Songs stehen auf der Yamaha Website zum Download bereit, zusammen mit einem Songbook. Diese können per USB in den etwa 1,7 MB großen Flash-Speicher des Keyboards geladen werden. MIDI-Files lassen sich direkt von einem USB-Stick wiedergeben. Bei der Wiedergabe steht eine Wiederholungsfunktion zur Verfügung, mit der man beispielsweise einen Refrain wiederholen oder eine Sektion in einer Dauerschleife üben kann. Mit den Track-Select-Buttons können einzelne Spuren stummgeschaltet werden, zum Beispiel um die Melodiestimme eines Songs selbst zu spielen.
Das PSR-E463 bietet sowohl eine MIDI- als auch eine Audio-Aufnahmefunktion. Der MIDI-Recorder, der zum Aufzeichnen der bis zu zehn User-Songs verwendet wird, verfügt über sechs Spuren, wovon eine für den Style bzw. das Groove-Creator-Pattern reserviert ist. Die übrigen fünf lassen sich im Overdub-Verfahren aufnehmen. Es ist auch möglich, einzelne Spuren eines User-Songs zu löschen; weitere Bearbeitungsmöglichkeiten bestehen aber nicht. Dennoch bietet das Keyboard mit zehn Songs à sechs Spuren viel Raum für Kreativität. Falls der interne Speicher nicht ausreichen sollte, können User-Songs auf einem USB-Stick archiviert werden.
Der Audio-Recorder zeichnet das eigene Spiel direkt als Audiodatei (WAV, 44,1 kHz, 16 Bit) auf einem USB-Stick auf. Auch das Signal vom Audioeingang wird mit aufgezeichnet. Das ist eine tolle Sache, mit der man im Handumdrehen komplette Demos erstellen kann. Die Handhabung der Funktion ist sehr einfach. Alle Hörbeispiele dieses Tests wurden mit dem Audio-Recorder direkt auf einem USB-Stick aufgezeichnet. 

Registrierungsspeicher

Eigene Kompletteinstellungen des Keyboards, inklusive der gewählten Klangfarben, dem Style, Tempo, Effekt-Settings etc., lassen sich im 32 Plätze umfassenden Registrierungsspeicher ablegen und wieder aufrufen. 32 Plätze sind nicht besonders viel, entsprechen aber dem, was in dieser Klasse üblich ist. Sollte der Platz nicht ausreichen, kann man den Inhalt des Speichers auf einen USB-Stick übertragen und dort sichern archivieren, um den internen Speicher für neue Registrierungen frei zu machen. Allerdings ist es nicht möglich, Registrierungen einzeln direkt auf einem USB-Stick abzulegen und direkt von dort wieder aufzurufen – es wird immer der komplette Registrierungsspeicher auf dem Stick abgelegt oder von dort wiederhergestellt.

Fazit

Das Yamaha PSR-E463 ist ein gut ausgestattetes Einsteiger-Keyboard in der beliebten 300-Euro-Klasse. Es punktet mit einem großen Angebot an Klangfarben und Styles, die für diese Klasse gut klingen. Mit den Drehreglern lassen sich Klang- und Effektparameter in Echtzeit verändern, was auch auf die Begleitung angewendet werden kann. Die 35 Dance-orientierten Patterns des „Groove Creators“ machen viel Spaß und ermöglichen DJ-artige Performances. Mit der integrierten Sampling-Funktion kann man Signale vom Audioeingang sampeln und auf der Tastatur spielen, leider nur mit einer maximalen Samplingzeit von knapp 10 Sekunden. Praktisch sind auch die direkte Aufnahme von Audiodateien auf einem USB-Stick sowie das integrierte USB-Audiointerface, wodurch sich das Audiosignal vom Keyboard direkt per USB-Kabel in einer Musiksoftware aufzeichnen lässt. Praktische Details wie der sechsspurige MIDI-Recorder und der Registrierungsspeicher machen das PSR-E463 zu einem empfehlenswerten Komplettpaket. Verzichten muss man allerdings auf die Möglichkeit, Styles selbst zu erstellen, wie sie der etwa zeitgleich erschienene und nur unwesentlich teurere Konkurrent Casio CT-X3000 bietet. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Guter Gesamtsound
  • Große Auswahl an Sounds und Rhythmen
  • Gute, anschlagdynamische Tastatur
  • Drehregler zur Veränderung von Parametern in Echtzeit
  • Sampling-Funktion
  • DSP-Effekte
  • USB-MIDI und USB-Audio
  • Direkte Audio-Aufnahme auf USB-Stick
  • Groove Creator
  • Effekte können auf Styles und Groove-Creator-Grooves angewendet werden
  • Registrierungsspeicher
Contra
  • Lautsprecher verzerren bei sehr hoher Lautstärke etwas
  • Qualität des beiliegenden Notenhalters
  • Keine Möglichkeit zum Bearbeiten von Styles
Artikelbild
Yamaha PSR-E463 Test
Für 329,00€ bei
Das Yamaha PSR-E463 ist ein gut ausgestattetes Einsteiger-Keyboard mit Sampling-Funktion.
Das Yamaha PSR-E463 ist ein gut ausgestattetes Einsteiger-Keyboard mit Sampling-Funktion.
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Rob F sagt:

#1 - 21.03.2021 um 17:00 Uhr

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Kann das Teil also Styles im Yamaha PSR 8000 Format lesen?

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