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Yamaha reface CS Test

Mit dem reface CS bringt Yamaha einen virtuell-analogen Mini-Synthesizer auf den Markt. Als Teil der neuen kompakten Retro-Serie fällt auch dieses Instrument in die Kategorie transportabel und stylish. Wie seine Artgenossen reface CP, reface DX und reface YC erweckt der reface CS auf den ersten Blick den Eindruck, er sei ein Relikt aus vergangenen Zeiten, als Hosen noch Schlag und Telefone noch Kabel hatten. Doch Moment mal: Früher war vielleicht nicht alles besser, aber vieles größer.

Im Retro-Quartett für's
Der Yamaha reface CS ist vor allem für Einsteiger oder als Inspirationsquelle interessant.


Die Buchstaben-Kombinationen der reface-Modelle greifen in allen Fällen Klassiker auf. So geht auch das Kürzel CS auf ein Vorbild aus Yamahas Firmengeschichte zurück. Die CS-Serie war zwischen 1977 und 1982 eine sehr erfolgreiche Reihe monophoner und polyphoner Synthesizer mit subtraktiver, analoger Klangerzeugung, vor allem das Flaggschiff CS-80 gilt als ein Meilenstein der Synthesizer-Geschichte. Im reface CS schlägt allerdings ein digitales Herz. Ob es Keyboarder-Herzen höher schlagen lässt, wollen wir in diesem Test herausfinden.

Details

Gehäuse und Anschlüsse

Niedlich ist sie, die kleine weiße Büchse. Entfernt erinnert sie mich an den Roland Gaia SH-01, was sowohl an der Farbgebung als auch an den vielen Fadern und dem fehlenden Display liegt. Aber der reface CS ist noch handlicher, noch leichter und noch simpler aufgebaut. Keine Buttons, keine Drehpotis. Ein Pitchbend-Hebel, sieben LEDs und 21 Fader sind alles, was unser Testgerät an Bedienelementen zur Verfügung stellt. Das nenne ich geradezu minimalistisch. Das gilt auch für die Tasten, denn reface-typisch beschränkt sich der CS auf 37 Minikeys. Diese sind verhältnismäßig straff gefedert und lassen sich einigermaßen ausdrucksstark spielen. Der Trend zum Downsizing mag ja hier und da sinnvoll sein. Von der inflationären Verbreitung der Mini-Tasten bin ich allerdings weniger begeistert. Bei unserem Testkandidaten gehört es zum Konzept, aber nicht zuletzt deshalb sitzt die gesamte reface-Familie zwischen den Stühlen, wenn es um die Frage geht: Spielzeug oder Musikinstrument? Für Letzteres spricht, dass auch Geräte wie der Microkorg oder die Novation Mininova mit den kleinen Tasten sehr erfolgreich sind. Selbst die Neuauflagen analoger Legenden wie der Korg MS-20 mini oder der ARP Odyssey setzen mittlerweile auf die Mäuseklaviaturen, nicht zu vergessen der Arturia MicroBrute. Analoge und virtuell-analoge Synthesizer für den mobilen Lifestyle finden offenbar viele Abnehmer. Oder anders gesagt: An potentiellen Konkurrenten mangelt es dem reface CS sicher nicht.

Fotostrecke: 5 Bilder Trotz der geringen Größe wirkt der Yamaha reface CS gut verarbeitet.

Das tadellos verarbeitete Gehäuse bringt transportfreundliche 1,9 kg auf die Waage. Mit der Metall-Schiene unterhalb der Tastatur wirkt es dennoch recht stabil und verspricht Langlebigkeit. Auf der Rückseite befinden sich alle gängigen Anschlüsse: Line-Out als 6,3 mm Stereo-Paar, Line-In als Miniklinke, Kopfhörerausgang, USB, Eingang für das Control-Pedal, Anschluss für das Break-Out-Kabel, das auf MIDI In und Out adaptiert sowie die Buchse für den externen 12V-Adapter. Hinter der Klappe auf der Unterseite lassen sich sechs AA-Batterien einsetzen. Damit kann man unterwegs etwa vier Stunden Spaß haben. Sollte man das Gerät mobil am Laptop betreiben, sind diese Batterien ebenfalls erforderlich, da die USB-Buchse leider keinen Strom an das Keyboard liefert. Wer sein Eigentum vor Diebstahl schützen will, wird sich über die Secu-Lock-Bohrung freuen.
Für den mobilen Einsatz sind auch die Lautsprecher gedacht, die sich links und rechts vom Bedienpanel hinter schwarzen Lochgittern verbergen. All zu viel erwarten darf man von ihnen nicht, denn bei lediglich 2x 2 W Leistung kommen die 3 cm Kalotten schnell an ihre Grenzen. Der Kopfhöreranschluss schaltet die internen Lautsprecher aus, die Line-Ausgänge nicht. Mit einer Tastenkombination beim Einschalten kann man die Speaker jedoch auch unabhängig davon deaktivieren.

Fotostrecke: 5 Bilder Alle Anschlüsse liegen an der Rückseite des reface CS.

Bedienpanel und Architektur

Wie bereits oben erwähnt setzt Yamaha beim reface CS auf ein radikal reduziertes Bedienkonzept. „What You See Is What You Get“, nicht mehr und nicht weniger. Versteckte Funktionen, Taster oder gar ein Display sucht man vergeblich. Nicht einmal Speicherplätze hat man ihm gegönnt. Das ist für mein Empfinden eine Spur zu vintage-mäßig, denn die technische Errungenschaft der User-Presets ist durchaus sinnvoll im Bühnen- und Studiobetrieb. Sogar Urahnen wie der CS-80 von 1977 boten die Möglichkeit, Sounds abzuspeichern. Dass der reface CS darauf verzichtet, schränkt seinen Nutzwert für mein Empfinden deutlich ein. Laut Yamaha gibt es zwar eine App für iOS-Devices, mit denen man Sounds speichern und mittels QR-Code sogar in der Online-Community Soundmondo teilen kann. Aber erstens bleiben damit Android-User außen vor, zweitens möchte man vielleicht nicht immer sein Telefon oder iPad auf die Bühne mitnehmen, um auf gespeicherte Sounds in einem Hardware-Synthesizer zurückgreifen zu können. Ausprobieren konnten wir die App leider nicht, da sie zum Zeitpunkt des Tests noch nicht verfügbar war.
Wer also Sounds aus dem CS rausholen möchte, der kann nicht einfach auf ein Knöpfchen drücken. Es gibt ja auch gar keine, sondern lediglich 21 Fader, mit denen man ausnahmslos alle zur Verfügung stehenden Parameter kontrollieren kann. Damit ist der weiße Zwerg ein gutes Gerät für Einsteiger, die sich mit der subtraktiven Synthese vertraut machen wollen. Direkter geht es kaum, und der Funktionsumfang ist insgesamt überschaubar. Der CS hat mit (scheinbar) nur einem Oszillator und einer sehr schlichten Modulationsmatrix nämlich nicht viel mehr als die Grundausstattung zu bieten. Hier wurde gespart, sagen die einen. Mehr braucht man nicht, sagen die anderen.
Neben dem Pitchbend-Hebel ganz links findet man die Fader für Volume und den Oktav-Bereich. Dann folgt gleich der Looper, der mittels eines Faders mit fünf Rasterungen gesteuert wird. Für Record und Play gibt es LEDs, Clean löscht die aufgenommene Loop, Pause und Stop unterbrechen Aufnahme und Wiedergabe. Das Tempo des Loopers regelt der Fader rechts davon.
Mit einem weiteren gerasterten Schieber kann man den LFO einem Modulationsziel zuweisen. Zur Verfügung stehen Oszillator, Pitch, Filter und Amplifier. Regelbar sind selbstverständlich Depth und Speed.
Erfindungsreich war Yamaha bei dem Schieberegler für Portamento. Er schaltet zwischen polyphon und monophon um und kann in fünf Schritten die Geschwindigkeit des Glide kontrollieren. Der gerasterte Schalter bedeutet leider, dass man die Portamento-Zeit nicht stufenlos regeln kann. Zudem bricht beim Wechsel zwischen Poly und Mono der Sound ab. Hätte man das nicht anders lösen können?

Fotostrecke: 5 Bilder Ganz links befindet sich der Pitch-Bend-Hebel, daneben Regler für Lautstärke, Oktave und Looper.

Weiter geht es mit der Oszillator-Sektion. Der CS bietet einen Oszillator mit fünf verschiedenen Schwingungsformen. Mit an Bord sind Sägezahn, Puls, Sync, Ringmodulation und Frequenzmodulation. Ganz so eindeutig sind diese Bezeichnungen allerdings nicht, denn Yamaha hat den einzelnen Schwingungsformen weitere Varianten zur Seite gestellt. Dafür gibt es zwei Regler mit den Labels Texture und Mod. Sie erweitern das Spektrum der einzelnen Waveforms individuell und generieren quasi einen zweiten Oszillator. Wählt man den Sägezahn, dann fügt Texture einen Suboszillator hinzu. Mod erzeugt Detune-artige Layer aus mehreren Saw-Waves. Damit lassen sich schöne Kirmes-Techno-Sounds basteln. Die Pulsbreite der Pulsschwingung lässt sich mit Mod beeinflussen, Texture hingegen ändert die Tonhöhe der zweiten Rechteckschwingung.
Mit Sync wird ein zweiter Oszillator simuliert, dessen Tonhöhe von Texture gesteuert wird. Mod kontrolliert den Anteil der Pitch-Modulation des zweiten Oszillators. Die daraus entstehenden Sync-Sounds lassen einen fast vergessen, dass der zweite Oszillator faktisch nicht vorhanden ist. Bei der Ringmodulation übernimmt Texture die Tonhöhe von Oszillator 1 und Mod die Tonhöne von Oszillator 2. Das Ergebnis sind mitunter krasse Effekt- und Industrial-Sounds.
Zu guter Letzt steht eine abgespeckte Form der FM-Synthese zur Verfügung. Mit Texture regelt man den Anteil der Carrier-Frequenz, mit Mod die Tonhöhe des Modulators. Zieht man Mod bis zum Anschlag, entsteht weißes Rauschen. Damit ersetzt man zwar keinen vollwertigen FM-Synth, kann aber einige charakteristische Sounds erzeugen.
Bei der Filter-Sektion hat Yamaha sich ebenfalls auf das Nötigste beschränkt. Verfügbar ist lediglich ein Low Pass Filter mit 18 dB/Okt. Flankensteilheit, dessen Cutoff-Frequenz und Resonanz geregelt werden kann. Weitere Filtertypen gibt es leider nicht, dafür klingt das vorhandene Filter sehr anständig und kommt ohne hörbare digitale Sprünge aus.
Der reface CS bietet sowohl eine Amp-Hüllkurve als auch eine Filterhüllkurve, wobei man leider nicht beides unabhängig voneinander einstellen kann. Vielmehr muss man sich für eine der beiden Hüllkurven entscheiden, denn die vier Regler für Attack, Decay, Sustain und Release sind doppelt belegt und wirken je nach Pegelstellung des EG-Faders auf den Amp oder das Filter.
Am rechten Rand des Panels befindet sich die Effekt-Einheit. Mit einem gerasterten Fader schickt man das Signal wahlweise durch ein Delay, einen Phaser, einen Chorus/Flanger oder einen Verzerrer, wobei man sich auch hier für einen Effekt entscheiden muss und die verschiedenen Typen nicht parallel oder in Reihe geschaltet werden können. Immerhin kann man Depth und Rate regeln. Störend ist allerdings auch hier wieder, dass der Sound beim Wechsel der Effekte abbricht. Die Fader haben einen angenehmen Widerstand, allerdings lässt das schmale Panel keine besonders langen Reglerwege zu. Für ein paar Filterfahrten reicht es dennoch.

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