Yamaha lässt die YC-Serie wieder aufleben und das während der Namm 2020 vorgestellte YC61 ist als Stagekeyboard für Live-Keyboarder konzipiert und verbindet eine virtuelle Zugriegel-Orgel mit den Möglichkeiten eines Stagepianos. Für ca. 1.600 € gibt es 61 Waterfall-Tasten, eine intuitive Bedienoberfläche, drei verschiedene Klangerzeugungen, eine umfangreiche Effektsektion, Master EQ und USB-Audio/MIDI. Yamaha tritt mit dem YC61 klar gegen beliebte Stagekeyboards, wie das Nord Electro 6D 61 an. Wirklich gut klingende Orgel-, Piano- und Synth-Sounds in einem kompakten Gehäuse zu einem vertretbaren Preis. Das sucht eigentlich jeder professionelle Band-Keyboarder!
Bereits 1969 brachte Yamaha mit der YC-10 die erste Combo-Orgel heraus, gefolgt von Modellen wie der YC-20 oder der YC-30. Die YC-Serie mit Transistortechnik sollte eine für Band-Keyboarder leicht transportable Alternative zu den schweren Hammond-Orgeln sein. Vor fünf Jahren erschien dann mit der Yamaha Reface YC eine sehr kompakte Combo-Orgel mit 37 Mini-Tasten, die zum Verkaufsschlager wurde und das Konzept der Combo-Orgel von Yamaha wieder ins Rampenlicht zurückholte.
Yamaha launchte 2019 die beiden Stagepianos CP73 und CP88 („CP“ steht für Combo Piano). Sie sind mit dem YC61 stark verwandt, was man vor allem am sehr ähnlichen Bedienfeld erkennt. Während die CP-Serie den Schwerpunkt auf sehr gute Piano-Klänge und eine gewichtete Tastatur legt, steht beim YC61 vor allem die Zugriegel-Orgel im Vordergrund. Im Live-Betrieb muss man schnell auf alle wichtigen Parameter zugreifen können. Ähnlich wie bei Nord hat Yamaha das auch beim Bedienkonzept des YC61 umgesetzt und viele Regler und Schalter eingebaut. Ob das Paket aus Orgel, Piano und Synth aufgeht, zeigt dieser Test.
Details
Erster Eindruck
Das Instrument lässt sich sehr bequem aus dem Karton heben. Mit 7,1 kg ist das YC61 Stagekeyboard sehr leicht und außerdem kompakt. Die Bedienoberfläche ist nahezu vollständig belegt mit Schaltern, Reglern, LED-Anzeigen und natürlich Zugriegeln. Eines lässt sich vermuten: ein YC49 wird es eher nicht geben, da dann zu wenig Platz für die Bedienelemente vorhanden wäre. Trotz des geringen Gewichts macht das mattschwarze Gehäuse einen sehr stabilen Eindruck. Ober- und Unterseite sind aus Metall gefertigt, die Seitenteile aus Kunststoff. Man hat es mit einem robusten Stagekeyboard zu tun. Der rote Wippschalter im Bedienfeld könnte von einem alten Yamaha CS80 Synthesizer stammen und auch die kleinen silbernen Kippschalter zum Aktivieren der einzelnen Sektionen geben dem YC61 einen leichten Anflug von Vintage-Look.
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Bedienfeld
Die Benutzoberfläche des YC61 besteht hauptsächlich aus den Sektionen „Organ“ und „Keys A/B“ Dazu kommen das Haupt-Display in der Mitte mit Eingabe-Elementen, die Effekt-Sektion „Effect, Speaker/Amp und Reverb“und weitere Bereiche für Rotary Speaker und Master EQ.
Ich werde hier zunächst grob die Aufteilung der Bedienoberfläche behandeln und später detailliert auf die beiden Haupt-Soundbereiche Organ und Keys eingehen. Bis auf das Lautstärke-Poti und die Drehregler des Master-EQ auf der rechten Seite gibt es ausschließlich Endlosregler mit LED-Kränzen. Damit kann man beim Umschalten auf einen anderen Sound den augenblicklichen Wert eines Parameters sofort erkennen und weiß dann z. B., ob da noch Luft nach oben ist. Das ist ein sehr praktisches Feature. Jetzt aber der Reihe nach: Auf der linken Seite finden wir zwei Bedienelemente für Modulation und Pitchbend, die in Form filigraner Hebel gestaltet, auch bei den CP-Modellen Verwendung finden. Mit ihnen kommt man zurecht, sie machen auch einen soliden Eindruck, echte Wheels wären allerdings für den Live-Einsatz die bessere Entscheidung gewesen. Unterhalb des MASTER VOLUME Reglers bedient man die ROTARY SPEAKER Simulation, die man anhalten kann (STOP) oder zwischen Slow und Fast umschaltet. Interessanterweise wird dieser Leslie-Effekt an einer ganz anderen Stelle auf dem Bedienpanel programmiert: Im Effekt-Bereich auf der rechten Seite.
Die Orgelsektion fällt durch die neun echten Zugriegel sofort ins Auge. Man aktiviert sie mit einem kleinen Kippschalter direkt oberhalb der Klaviatur. In der Mitte des Bedienfelds befindet sich das recht kleine graphische Display (128 x 64 Pixel) des YC61, das von einem Datenrad und einer EXIT-Taste umgeben ist. Das Datenrad fungiert gleichzeitig als Enter-Taste. Mit den Tasten MENU und SETTINGS gelangt man in Untermenüs, mit denen alle wichtigen Parameter des YC61 verändert werden können. Spezielle Tasten wie TRANSPOSE, TUNE, SPLIT POINT und TOUCH führen direkt zu den entsprechenden Einstellungen. PANEL LOCK erlaubt das Sperren des Bedienfeldes, damit die Parameter nicht versehentlich verstellt werden können. Mit den acht LIVE SET Tasten wählt man eine Klangeinstellung aus oder speichert sie mit der STORE Taste. Es gibt 20 Live Sets (Bänke) mit je 8 Sounds, sodass insgesamt 160 Speicherplätze zur Verfügung stehen, von denen die Hälfte bereits werksseitig belegt sind. Mit PAGE +/- schaltet man von einer Live Set Seite zur nächsten.
Rechts neben diesen Elementen für die grundlegenden Einstellungen liegt das Bedienfeld für die „Keys“-Sektion (Key A und B), mit dem man alle Nicht-Orgel-Sounds einstellt. Auch diese beiden Klänge werden durch kleine Kippschalter am unteren Rand der Sektion aktiviert. Jeder dieser Sounds kann mit zwei Insert-Effekten belegt werden, die in der Keys-Sektion programmiert werden. Die nun folgende Effekt-Sektion ist in drei Blöcke unterteilt: EFFECTS, SPEAKER/AMP und REVERB. Die ersten beiden Blöcke können jeweils nur auf eine der drei Sound-Quellen Organ, Key A oder Key B angewendet werden. Der Reverb-Effekt kann allen drei Sound-Quellen getrennt hinzugemischt werden. Der EFFECTS-Block hat 32 verschiedene Effekttypen, darunter auch ein Tempo-Tap-Delay und ein Looper-Delay. Der SPEAKER/AMP-Block kann vier verschiedene Guitar-Amps und zwei verschiedene Rotary-Effekte nachbilden. Im Anschluss an die Effektsektion kann auf den Gesamtklang ein 3-Band-Master-EQ aktiviert werden, der eine einstellbare Mittenfrequenz offeriert.
Tastatur
Yamaha hat des YC61 mit einer halbgewichteten Waterfall-Tastatur ausgerüstet, die natürlich Vorteile für das Orgelspiel bietet. Der wesentliche Unterschied einer Waterfall-Tastatur zu einer traditionellen Klaviertastatur, oder auch einer Synthesizer-Tastatur besteht darin, dass den Tasten die leicht über den Tastenkörper ragende Kante fehlt. Vielmehr geht die waagerechte Fläche über eine leichte Rundung direkt in die Senkrechte der Tastenfront über. Dadurch kann man sehr gut über die Tastatur wischen, ohne an scharfen Kanten hängenzubleiben. Die verbaute Tastatur hinterlässt einen sehr guten Eindruck. Da klappert nichts und sie eignet sich auch sehr gut dazu, um klaviermäßig mit großer Dynamik zu spielen. Natürlich ist es für einen Pianisten eine Umgewöhnung, wenn er auf einer solchen, relativ leicht gewichteten Klaviatur spielt, aber Yamaha hat es hier geschafft, einen wirklich guten Kompromiss zu erzielen. Egal ob Orgel, Piano oder Synth – ich habe mich beim Spielen auf der Tastatur des YC61 sehr wohl gefühlt.
Anschlüsse
Auf der Rückseite des YC61 finden sich zunächst der stabile Einschalter und der Anschluss für das Netzkabel. Daneben hat es noch einen USB-TO-DEVICE-Anschluss für ein Flash-Laufwerk sowie eine USB-TO-HOST-Buchse, um einen Computer oder ein iOS-Device mit des YC61 zu verbinden. Neben dem Kopfhörer-Anschluss (große Stereo-Klinke) und den OUTPUT-Buchsen (L/MONO und R in Mono-Klinke) hat man dem Instrument auch zwei INPUT-Buchsen mitsamt Gainregler spendiert, um beispielsweise ein zweites Keyboard anzuschließen, dessen Klänge dann mit über das YC61 ausgegeben werden. Dadurch spart man sich ein Mischpult. Es können zwei Fußschalter und zwei Fußpedale angeschlossen werden, sodass Sustain, Expression, aber auch z. B. Pedal Wah und das Umschalten der Sounds mit den Füßen möglich ist. MIDI-In und -Out vervollständigen die Anschlussmöglichkeiten.
Mhyskilyus sagt:
#1 - 30.09.2021 um 08:41 Uhr
Hallo,habe das YC61 gekauft und bin sehr zufrieden mit der Bedienung und den Sounds. Nur der Leslie Effekt der Orgel scheint nicht wirklich zu zünden. Er wirkt nicht glaubhaft und sollte meiner Meinung nach von Yamaha überarbeitet werden. Insbesondere die Mikrofonierung des Leslie sollte regelbar sein um das Stereopanorama entsprechend zu ändern bzw. anzupassen.Sonst, wie gesagt ein klasse Teil.