Zoom M4 MicTrak Test

Der Zoom M4 in diesem Test ist ein mobiler Digitalrecorder, der bis zu vier Spuren gleichzeitig aufnimmt. Neben einem internen Stereo-Mikrofon ist er mit zwei zusätzlichen Eingängen für externe Mikros und Line-Quellen ausgestattet. Der Hersteller bewirbt insbesondere die hochauflösende Wandlung bei 32 Bit Float und 192 kHz. Alles nur Marketing-Hype? Dies und alles weitere Wissenswerte klären wir in unserem Review!

32-Bit-Recorder Review

Quick Facts zum Zoom M4 MicTrak

  • Aufnahme auf bis zu vier Spuren gleichzeitig
  • internes Stereo-Mic und zwei Combo-Eingänge mit Phantomspeisung (24V/48V)
  • AD-Wandlung mit 32 Bit floating point
  • interner Timecode-Generator

Zoom M4: hohe Auflösung und hoher Preis

Der Zoom M4 MicTrak wurde laut Hersteller für Musiker und Filmemacher entwickelt. Für letztere Zielgruppe wird neben der hohen Auflösung von 32 Bit Float/192 kHz auch der interne Timecode-Generator beworben. Auch wenn ich selbst im Zuge des Zoom M4 Tests ein paar Videos aufgenommen habe, rechne ich mich doch eindeutig zur Gruppe der Musiker. Und folglich werde ich den Recorder auch primär aus dieser Perspektive beurteilen.

Aufnehmen ohne Gain und Pegeln
Der Zoom M4 Arbeitet bei bis zu 32 Bit/Float und 192 kHz. Damit ist er ein echtes kleines Auflösungswunder. Ob das etwas bringt, steht auf einem anderen Blatt.

Preislich ist der Zoom M4 mit 435 Euro zum Testzeitpunkt fast doppelt so teuer wie der Zoom H4n Pro. Dieser nimmt ebenfalls vier Kanäle auf, wandelt jedoch „nur“ bei 24 Bit/96 kHz. Dass der M4 deshalb auch „doppelt so gut“ klingt, möchte ich bezweifeln. Die Qualität der Mikrofone und internen Preamps spielt meiner Erfahrung nach eine weit größere Rolle als die Auflösung. Aber wollen wir mal nicht vorschnell urteilen.

Kein Gain-Regler!

Ganz wesentlich für die Verwendung des Zoom M4 ist die Fließkomma-Berechnung (Floating-Point) bei der Wandung. Diese sorgt dafür, dass Eingangssignale unabhängig von ihreanschließenm Pegel bei maximaler Auflösung aufgezeichnet werden. In der Praxis bedeutet das, dass es keinen Qualitätsverlust bei zu geringem Aufnahmepegel und keine Übersteuerungen bei zu hohem Aufnahmepegel mehr gibt. Dies gilt jedoch nur für die Wandlung – also die Übersetzung von analogen Signalen in die digitale Welt. Wenn ein Mikrofon rauscht oder die Kapsel zerrt, dann kann der tollste Wandler daran nichts ändern.

32 Bit fp
Dank Fließkomma-Berechnung kommt der Zoom M4 ohne Gain-Regler aus. Die zwei mittleren Taster unter dem Display steuern ausschließlich die Vergrößerung der Wellenformdarstellung.

Aber zurück zum Punkt! Da der Eingangspegel dem Zoom M4 weitgehend egal ist, kann er logischerweise auch auf einen entsprechenden Gain-Regler verzichten. Den bisher sehr wesentlichen Arbeitsschritt des Einpegelns kann man sich also komplett sparen. Das ist in der Tat eine feine Sache!

XY-Mikrofon und zusätzliche Eingänge

Abgesehen von der Fließkomma-Berechnung und dem angesprochenen Timecode-Generator präsentiert sich der Zoom M4 weitgehend wie ein typischer Vertreter seiner Art. Er kommt mit einem internen Stereo-Mikrofon, dessen Kapseln wie bei vielen vergleichbaren Recordern im Sinne einer XY-Stereofonie angeordnet sind. Laut Tontechnik-Lehrbuch sorgt dies für eine saubere Raumabbildung ohne Phasenprobleme.

Blick auf Mikrofone durch Korb
Auf der Oberseite des Zoom M4 sitzt ein XY-Mikrofon, das durch einen Mikrofonkorb aus Kunststoff geschützt wird.

Neben den XLR/Klinke-Kombibuchsen mit aktivierbarer Phantomspeisung (24V/48V, nur XLR) bietet der M4 einen weiteren Stereo-Eingang. Dieser eignet sich für Line-Quellen wie ein Mischpult oder auch für externe Elektret-Kondensatormikrofone, die wahlweise mit Plug-in-Power versorgt werden können.

rechte Flanke des Recorders
Der Zoom M4 MicTrak von rechts.

Aufgenommen wird auf microSD-Cards, wobei sowohl SDHC bis 32 GB als auch SDXC bis 1TB unterstützt werden. Neben dem Kopfhörerausgang auf der linken Seite hat der Zoom M4 einen kleinen Speaker zum schnellen Kontrollhören an Bord. Auch wenn solche Lautsprecher nie gut klingen, sind sie doch sehr praktisch, wenn man gerade keinen Kopfhörer zur Hand hat.

linek Seite
Auf der linken Seite des Zoom M4 MicTrak findet man eine Reihe Buchsen.

Mit weiteren Features gibt sich der Zoom M4 zurückhaltend. Wer Wert auf ein Metronom, ein Stimmgerät oder gar interne Effekte bis hin zur Amp-Simulation legt, der ist z.B. mit dem H4n besser versorgt.

Verarbeitung und Stromversorgung des Zoom M4 MicTrak

Das Kunststoff-Gehäuse des Zoom M4 wirkt etwas klobig und gleichzeitig überraschend leicht – zumindest solange keine Batterien eingesetzt sind. Die Verarbeitungsqualität könnte bei einem Recorder dieser Preisklasse eindeutig höherwertig ausfallen, geht aber in Ordnung. Das Glossy-Finish verringert laut Hersteller den Körperschall, der durch die Bedienung während der Aufnahme entsteht. 

Batteriefach
Das Batteriefach befindet sich am Fußende des Zoom M4.

Die Stromversorgung des Zoom M4 läuft wahlweise über vier AA-Batterien oder über USB. So lässt sich also auch ein USB-Netzteil oder eine Powerbank nutzen. Beim Anschluss an einen Rechner wird der Recorder automatisch mit Strom versorgt und arbeitet entweder als Card-Reader zur Dateiübertragung oder als einfaches 4-in/2-out Audiointerface bei 32 Bit Float/48 kHz (USB 2.0 über USB-C).

Zoom M4: intuitive Bedienung

Dank Reduktion auf das Wesentliche gestaltet sich die Bedienung des Zoom M4 extrem einfach. Die enthaltene Quickstart-Anleitung musste ich nur einmal nutzen – und zwar, um wirklich ganz sicherzugehen, dass vor der Aufnahme kein Einpegeln nötig ist.

Im Einsatz: Zoom M4
Der Zoom M4 MicTrak während des Tests.

Das LCD mit 240 x 240 Bildpunkten wirkt gegen ein Smartphone natürlich etwas rudimentär, reicht für die Zwecke des Recorders aber vollkommen aus. Für mein Empfinden ist es sinnvoll, dass der Hersteller hier auf einen Touchscreen wie beim weit komplexeren (und gleichzeitig kostengünstigeren) Zoom H8 verzichtet.

Klang: typisch Zoom!

Klanglich kann der Zoom M4 durchaus überzeugen. Auch ohne umfangreichere Nachbearbeitung liefert er saubere Ergebnisse. Für hochwertige Songdemos oder Mitschnitte von Proben und Konzerten ist der Recorder also bestens geeignet. Eine „ultrahohe“ Klangqualität, die mit der hohen Samplerate von 192 kHz zusammenpassen würde, kann ich ihm aber nicht bescheinigen. Hochwertige Studiomikrofone klingen auch bei 48 kHz definierter als das interne XY-Mikrofon und rauschen dabei deutlich weniger. Wer mit externen Mikros bei 192 kHz aufnehmen möchte, der findet hier aber natürlich eine Möglichkeit.

Audio Samples
0:00
Vocals & Gitarre (Zoom M4) Vocals & Gitarre (Telefunken M60 FET) Drums (Zoom M4 & Close-Mics an Kick & Snare) Drums (nur Zoom M4) Drums (nur Close-Mics an Kick & Snare) Atmo: Enten Atmo: Schwein im Schlamm Atmo: Mufflon beim Fressen

Ausgesprochen gut finde ich die enorme dynamische Bandbreite, die der M4 mit seinen 32 Bit Float zu bieten hat. Im Prinzip ist es möglich, im gleichen Take ein geflüstertes Gespräch am anderen Ende des Raums und den Start eines Düsenjets aufzunehmen – und zwar ohne Qualitätsverlust oder Übersteuerungen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Aufnahme durch unvorhergesehen hohe Eingangspegel unbrauchbar wird, ist dadurch wesentlich geringer. Das ist wirklich toll!

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19.03.2021
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Die aufgenommenen Files können entweder bei vollen 32 Bit in eine DAW-Software importiert werden, lassen sich aber auch direkt im Recorder normalisieren und auf 24 Bit oder 16 Bit herunterrechnen. Einen internen Mixer gibt es allerdings nicht. Mehrkanalige Aufnahmen müssen am Rechner gemischt werden, und MP3s lassen sich ebenfalls nicht erzeugen. Hintergründe zu den Aufnahmen und weitere Infos gibt es im Video.

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Mehr Informationen

Test des Zoom M4 MicTrak: Fazit

Dank der Aufnahme bei 32 Bit und Fließkoma-Berechnung beeindruckt der Zoom M4 MicTrak mit einer enormen dynamischen Bandbreite. Dadurch kann man sich nicht nur das Einpegeln vor einer Aufnahme komplett sparen. Auch Übersteuerungen werden weit unwahrscheinlicher als bei den üblichen 24 oder gar 16 Bit. Wer beim Aufnehmen keine Risiken eingehen will, der wird dieses Feature dankbar annehmen.

All das hat allerdings auch seinen Preis. Zum Testzeitpunkt ist der Zoom M4 fast doppelt so teuer wie der ältere Zoom H4n und immer noch deutlich teurer als der H6 oder der H8. Die Qualität der Verarbeitung könnte bei diesem Preis aber durchaus etwas edler ausfallen, ist aber grundsätzlich in Ordnung. Der Klang entspricht den Erwartungen an einen solchen Recorder. In Hinblick auf die Funktionen beschränkt sich der M4 auf das Wesentliche, was nebenbei für eine sehr übersichtliche Bedienbarkeit sorgt.

Test Fazit
  • Abtastrate bis 32 Bit Float/192 kHz
  • Aufnahme auf microSD-Karten (SDHC/SDXC bis 1 TB)
  • internes XY-Mikrofon (Stereo)
  • 2 XLR/Klinke-Kombieingänge
  • Timecode-Generator
  • integrierte Funktion zum Normalisieren/Export
  • farbiges LCD (240×240 px)
  • Nebenfunktion als Audiointerface (bis zu 4-in/2-out)
  • Stromversorgung über AA-Batterien oder USB-Bus
  • hergestellt in :China
  • Website des Herstellers:  https://zoomcorp.com
  • Preis: € 435,– (Straßenpreis am 13.9.2023)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • extrem große Dynamik dank 32 Bit Float
  • kein Einpegeln nötig
  • digitales Übersteuern ausgeschlossen
  • intuitive Bedienung
Contra
  • vergleichsweise hoher Preis
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Zoom M4 MicTrak Test
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