Anzeige

Ableton Push Test

„Push“ ist der heiß erwartete, neue Controller für Ableton Live 9! Den überstrapazierten Begriff MIDI-Controller hier anzuwenden, wäre in der Tat etwas irreführend, denn MIDI-Fachchinesisch bleibt hier glücklicherweise weitestgehend im Hintergrund, jedoch erzeugt auch ein Push keinen Pieps ohne Software. Wobei man aufgrund der Einzigartigkeit der bidirektionalen Kommunikation von Push und Live 9 in der Berliner Hauptzentrale von Ableton gern von einem neuen Instrument spricht – von einer Verschmelzung von Soft- und Hardware ist die Rede, und in der Tat funktioniert Push, was Interaktionen und Rückmeldungen betrifft, bisher einzigartig. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, das Zweigeschlecht einmal genauer zu untersuchen.

Ableton_Push_00_Aufmacher

Details

Ableton Push ist ein Controller für Ableton Live 9, der via USB mit einem Computer verbunden werden muss, um diesen darauf hin mit Ableton Live 9 Standard, Suite 9 oder Intro 9 nutzen zu können. Intro 9 wird mitgeliefert, ist aber nur die „Light-Version“ von Live 9, sodass man unter Umständen also noch zusätzliche, kostenpflichtige Software benötigt. Push beginnt jedenfalls bei einer UVP von 499,- EUR und hört bei einem Straßenpreis inklusive der dicken, großen Suite bei rund 1000,- EUR auf. Das klingt nach einer Menge Holz, dennoch fehlt ein echter Vergleich: Zwar ist Native Instruments Maschine etwas teurer und die Software direkt mit dabei, dennoch erfüllt sie nicht den Tatbestand einer ausgewachsenen DAW wie Live 9 sie nun einmal ist. Maschine ist somit eher als ein universelleres Sequencer-Tool zu verstehen, das wunderbar auch in jeder anderen DAW als PlugIn läuft. Push hingegen kann nur mit Live. Die Entweder-Oder-Frage kann ich also ganz klar mit „Beide“ beantworten…

Fotostrecke: 4 Bilder Push von oben. Nicht unterschätzt werden sollte die amtliche Größe von 370 x 26 x 293 mm (BxHxT).

Doch zurück zur eigentlichen Push-Hardware: Das Gehäuse ist aus schwarzem, mattem und sehr stabilem Kunststoff, der Unterboden hingegen ist aus Metall, was „amtliche“ 3 kg auf die Waage stemmt. Alle Knöpfe sind aus robustem Gummi gefertigt und hintergrundbeleuchtet sowie, im Falle der schwarzen Funktionsknöpfe, beschriftet oder mit Symbolen versehen. Je nach Funktion leuchten sie unter Umständen in unterschiedlichen Intensitäten, jedoch meist in Orange. Warum man Design-versessen die Beschriftung besonders klein gemacht hat, „leuchtet“ mir persönlich nicht ganz ein, gerade wo doch die neue Website so fresh… aber lassen wir das 🙂

Die weißen, großen Pad-Taster machen ihrer „Gummi-Natur“ alle Ehre und verhalten sich entsprechend un-rutschig. Sie stehen sogar ein kleines bisschen weiter aus dem Gerät und lassen sich etwas härter spielen, als dies vergleichsweise bei den Maschine Mk2 Pads der Fall wäre, was mit ein bisschen Übung und dem Anpassen der Velocity-Kurven aber kein Problem sein sollte. Im Großen und Ganzen erhält man hier eine mit Anschlags-Dynamik und Aftertouch versehene 8×8 Matrix-Drum-Pad-Version mit Multicolor, wie sie ein Launchpad sowie APC und Co. bisher nicht bieten konnten. Das lädt zum ausdrucksstarken Spiel von Drums und Noten ein. Weiterhin kommt ein spezieller Step-Sequenzer-Modus bei den Drums-Racks zum Einsatz sowie eine umfangreiche Notenbelegung mit unterschiedlichsten Scales der Pads bei „konventionellen“ Instrumenten.
Selbstverständlich kann man über die Pad-Matrix auch die Clips aus der Session -Ansicht starten, stoppen und zur Aufnahme anregen, sowie im Mixer-Mode Solo, Mutes und Volume aktivieren, um wunderbar nicht-linear Ideen herum werfen zu können bzw. um live gekonnt improvisieren zu können.
Flankiert wird das Ganze von einem im Trend liegenden Touchstrip, der je nach Modus als Pitchbend oder zur Navigation innerhalb der Drumracks fungiert. Ein paar Taster für die diskreten Raster von Note-Repeat und Sequenzen finden sich gleich rechts daneben im Direktzugriff. Weiter rechts außen finden sich weitere, diverse Systembefehle, auf diese hier alle einzugehen, jedoch wenig Sinn und Spaß machen würde. Deshalb schauen wir uns diese im Praxisteil lieber einmal genauer an und verbleiben mit einer Nennung der sich überwiegend selbst erklärenden Taster am linken Rand, von oben nach unten: Tap Tempo, Metronome (On/Off), Undo (Redo), Delete, Double (Dupliziert Noten im Clip, und verlängert die Clip Länge entsprechend), Quantize (Quantisierungsmenü, Quantisieren während der Aufnahme), Fixed Length (Erzeugt Clip mit fester Länge), Automation (Arm), Duplicate (Dupliziert Scenen oder Clips auf neue Szene), New (Clip) und Record (Stop Record) sowie Play (Stop). 

Fotostrecke: 3 Bilder Die linke, obere Ecke von Push, u.a. mit den Tempo- und Swing Encodern.

Im oberen Bereich finden sich zwei Reihen schmalere, „weiße“ Softkey-Taster, was bedeutet, dass deren Funktion nicht fest ist, sondern sich entsprechend ändert, worüber das große, orangene Display darüber informiert. Die weißen bzw. bunt-leuchtenden Tastern darunter und die darüber liegenden Encoder gehen mit dem Display also meist Hand in Hand. Hiermit lässt sich Ableton mit den gewohnten „acht Reglern“ und acht Tastern komfortabel und vor allem schnell bedienen, wobei sogar die verschiedenen Bänke von Parametersätzen direkt am Gerät abgelesen und aufgerufen werden können. Dies geschieht natürlich am besten mit Ableton-Geräten und -Instrumenten bzw. Drum-Racks oder Instrument-Racks, den sogenannten „Gruppen“. VSTs am Gerät zu laden, wird so nur über eine entsprechende Vorbereitung mit Letzteren möglich.

Fotostrecke: 10 Bilder Der Browser.

Mit den oberen, rechten Tastern am Bildschirmrand kann man weiterhin die obligatorischen DAW-Hauptfunktionen zur Fernsteuerung von Pan, Sends und Volume direkt auswählen, zwischen Track, Device und Clip-Ansicht und Steuerung auswählen  sowie die bereits angesprochen Presets via „Browse“ öffnen. Natürlich gibt es auch noch einen Master-Volume-Regler, der sich ebenfalls in dieser Ecke befindet und wie alle anderen Regler auch berührungsempfindlich ist. Die beiden Regler etwas weiter außerhalb unserer jetzigen Betrachtung dienen der Steuerung von Tempo und Swing, wobei ersterer Encoder im Gegensatz zu allen anderen gerastert ist. 
Doch genug der grauen Theorie, lasset Taten sprechen! Auf geht es zur Praxis.

Anzeige

Praxis

Push ist ja ein „Instrument“, akademische Betrachtungen und Durchdringungen der Theorie helfen einem also reichlich wenig, um herauszubekommen, ob dieses Gerät nun den eigenen Workflow beflügelt oder nicht. Dementsprechend habe ich mir ein paar grundlegende Teilschritte einer Trackproduktion herausgepickt, um zu zeigen, was davon am Gerät erledigt werden kann. Fangen wir mit dem Beat-Grundgerüst an.

Ohne Melodie kein Hit! Die unterschiedlichen Scales machen es selbst dem größten Tasten-Stümper schwer, falsche Töne zu spielen. Das Besondere sind die Dreiklänge, die mit einem einfachen „Finger-Dreieck“ gespielt werden können. Man braucht also fast nur noch einen Griff und wählt die Tonart dann anhand der „Tunings“, wie bei einem echten Instrument. Das ist nicht nur für Leute mit einem Klaviatur-Handicap wie mich von Vorteil, sondern sollte auch alten Hasen und Klavier-Virtuosen neue Spielmöglichkeiten eröffnen. 
Durch das große Display und die korrespondierenden Taster und Encoder kann man viele Plug-Ins und Racks unkompliziert und schnell bedienen, nur bei Plug-Ins mit vielen Parametern muss man doch öfters am Gerät „rumschalten“. Trotzdem, in Verbindung mit Ableton Live 9, denn Szenen und einer Pattern-orientierten Arbeitsweise kristallisiert sich hier eine in sich geschlossenen und moderne – also gleich effektive – Arbeitsweise heraus, die ausgesprochen konkurrenzlos ist. Was eine MPC für die 90er war, könnte ein Push also durchaus für die Generation MacBook werden. Schade ist zwar, dass Drittanbieter-PlugIns nicht direkt vom Gerät aus geladen werden können und man sie erst einmal in ein Rack packen muss, jedoch geht das recht fix und nach dieser kleinen Vorbereitung kann man PlugIns sogar dauerhaft – sprich Projekt-übergreifend – mit 8 selbst wählbaren Parametern je Bank fernsteuern. Und “Bänke” scheinen unlimitiert vorhanden! Das sollte fürs Erste mehr als reichen. Bedienen lassen sich viele VSTs aber auch ohne Vorbereitung.

In der Reihenfolge wie man Parameter über "Configure" hinzufügt, in dieser tauchen die Parameter auch an Push auf, mit 8 Parametern pro Bank. Und "Bänke" scheinen unbegrenzt verfügbar!
In der Reihenfolge wie man Parameter über “Configure” hinzufügt, in dieser tauchen die Parameter auch an Push auf, mit 8 Parametern pro Bank. Und “Bänke” scheinen unbegrenzt verfügbar!

Natürlich kann man mit etwas Vorbereitung auch im Club mit Push performen, allerdings sehe ich den Controller im Studio zur Ideenfindung eher besser aufgehoben. Allein die Tatsache, dass richtige Fader fehlen, dürfte ihn für Mash-Up-DJs nicht ganz so interessant machen, wie z.B. eine APC 40 bzw. 20. In Studiosessions habe ich persönlich deren Fader allerdings noch nie vermisst. Hierfür ergänzt sich ein Push zugegebenermaßen ganz gut mit einer Mackie Control oder mit einer SSL Nucles. Mit denen kann man dann auch etwas mehr Audio-Editierungen vornehmen, denn Audiomanipulationen sind von Push aus nicht vorgesehen. Nichtsdestotrotz mach Push jede Menge richtig und Alternativen gibt es sowieso keine, wenn man den Wert auf eine gute Interaktion aus Soft- und Hardware legt.

Anzeige

Fazit

Push für Ableton Live 9 ist meiner Meinung nach das momentan beste Gesamtkonzept aus Soft- und Hardware, um in einem Guss Tracks und Ideen festzuhalten sowie intuitiv am Gerät zu komponieren. Push ist dabei mehr als ein kreatives Werkzeug zur Noten-Erzeugung für Drums und Instrumente zu verstehen, als dass es Fernbedienung zur Ausübung typischer Tontechniker bzw. Editieraufgaben ist und man den Blick komplett vom Bildschirm lösen kann. Maus und Tastatur bleiben also auch weiterhin Essentials, dennoch kann man mit der Kombination aus großem Display am Gerät und korrespondierenden Encodern viele Ableton-Geräte und -Instrumente bereits komfortabel im Blindflug am Gerät bedienen, ohne auch nur ansatzweise auf den Bildschirm schauen zu müssen, was gerade bei kreativen Teilprozessen eine ungemeine Hilfe ist. Na, und stylisch und animierend ist so eine bunt blinkende Kiste allemal. Die APC hab ich nie besessen und das Launchpad ist endlich verkauft, Now I „push it real good“ …

Pro:

  • Soft- und Hardware aus einer Hand
  • Umfangreicher Step-Sequenzer-Modus für Drum-Racks
  • Spezieller Note-Modus mit äußerst vielen Scales für alle anderen Instrumente
  • Großes Display, übersichtliches Bedienkonzept
  • Sehr gute Verarbeitung, tolle Bespielbarkeit

Contra:

  • Keine Features für das (Audio)-Editing
Ableton_Push_00_Aufmacher

Features:

  • Ableton Live 9 Controller
  • 64 farbige Pads
  • Anschlagdynamisch mit Aftertouch und RGB-Hintergrundbeleuchtung
  • 11 berührungsempfindliche Drehregler
  • 4-Line-LCD-Display (alphanumerisch)
  • 17cm Touch-Strip-Sensor für pitch bend/scrolling
  • 24 LEDs zur Navigation
  • zwei zuweisbare Fußschalter-Eingänge
  • USB-Anschluss (Bus-Powered)
  • inkl. Netzteil für hellere Beleuchtung
  • sowie Ableton Live 9 Intro
  • Abmaße: 370 x 26 x 293 mm (BxHxT)
  • Gewicht: 2,9 kg

Preis:

  • EUR 499,- (UVP)
Kommentieren
Profilbild von Tom

Tom sagt:

#1 - 10.06.2013 um 19:08 Uhr

0

Hi ich möchte mir das Video auf mein Galaxy Tab speichern um es im Bandraum ansehen zu können (dort gibt es kein internet, keinen Funk etc.)Wie geht das bitte? Oder hab Ihr es gegen Youtube-Downloader, Jdownloader und solche Tools gesichert? (Wenn: Warum?)DANKE!

Profilbild von GuitarMoe80

GuitarMoe80 sagt:

#2 - 10.06.2013 um 22:57 Uhr

0

Ich finde es schade, dass der Kollege keine Ahnung von Musik hat. "H beziehungsweise B". "Skalen, die mir nichts sagen." "a-Moll gefällt mir natürlich besser" (dabei war er gerade in C-Dur, die Skala ist ja identisch - dazu wäre es gut ein paar Worte von einem Musiker zu hören.)Also das Video ist ansonsten sehr gut gemacht, die zweite, rein technizistische Hälfte ist auch ok, sogar der schreckliche Akzent beim Englisch (ÄTTT statt add, etc.) ist dann hinnehmbar. aber bei so einer großen Investition hätte man sehr gern von einem Musiker gehört, inwiefern es WIRKLICH einem instrument ebenbürtig sein kann oder eben auch nicht. Zurzeit ziehen alle aus unserer Band sich genau Euer Video hier rein, aber es bleibt doch viel Ratlosigkeit. Weiß jemand einen Link zu einem guten musikalisch orientierten Video?

Profilbild von Felix Klostermann

Felix Klostermann sagt:

#3 - 11.06.2013 um 04:20 Uhr

0

Hi GuitarMoe80, danke für deinen Hinweis. Da ist mir in der Impro doch glatt musiktheoretischer Über-Unsinn unterlaufen. Du hast natürlicht Recht! Im Bezug auf mein Push-Video bringt der Wechsel von C-Dur zur Paralleltonart A-Moll allerdings doch etwas, und zwar weil "Fixed=N(o)" ist. Somit spielt das unterste, linke Pad nicht C1 sondern A1. Das Push-Pad wird also um neun Halbtöne - wie bei einem echten Instrument - "höher gestimmt" bzw. transponiert. "Skalen, die mir nichts sagen." sollte zum Ausdruck bringen, dass es echt ne Menge verschiedene Scales gibt, wohingegen "H vs. B" nur als kleines, informelles "ÄTTT-On" dienen sollte. :-) Hier ein Link für mehr Theorie: http://youtu.be/aEkHpMla8EI und hier noch einer für mehr Performance: http://youtu.be/hrFvXcIgH0A Beste Grüße, Felix.

Profilbild von Felix Klostermann

Felix Klostermann sagt:

#4 - 11.06.2013 um 17:39 Uhr

0

Hi Tom, du kannst dir das Video auch auf youtube anschauen: http://youtu.be/M7roel-RdUU

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.