Unabhängig von der Preisklasse verfügen heutzutage zahlreiche E-Bässe über aktive Onboard-Elektroniken. Dennoch werde ich häufig im Unterricht oder bei Workshops gefragt, wozu “diese ganzen Regler denn eigentlich überhaupt da sind” und wie man diese am besten einstellt. Aufgrund dieser Unsicherheit wird das volle Potenzial vieler Instrumente häufig nicht richtig ausgenutzt. In diesem Artikel erhältst du ein paar handfeste Tipps, wie du die aktive Bass-Elektronik an deinem E-Bass richtig einstellen solltest, um das klangliche Potenzial voll ausschöpfen zu können.
Natürlich weiß im Grunde jeder, dass man mit dem Bassregler tiefe und mit dem Höhenregler hohe Frequenzen bearbeiten kann. Fragen wie „Was machen die 60 Hz meines Bass- und die 3 kHz meines Höhenreglers eigentlich genau mit meinem Sound?“ oder „Brauche ich diesen oder jenen Regler beim Slappen oder eher bei Fingerstyle?“ werden aber im Unterricht und auf Workshops dennoch auffallend häufig gestellt. Noch herausfordernder wird es mit einer dreibandigen Elektronik mit zusätzlichem Mittenregler – womöglich sogar noch in parametrischer Ausführung. Dann bringen wir mal Licht ins Dunkel!
Vorteile einer aktiven Bass-Elektronik
Ein ganz nüchterner physikalischer Vorteil aktiver Bass-Elektroniken ist die sogenannte Impedanzwandlung! Eine Aktivelektronik wandelt das hochohmige Signal der Tonabnehmer (Pickups) in ein niederohmiges um. Das Tolle: Dieser Vorang verhindert Verluste im Signal – vor allem im Bereich der Höhen – auf längeren Kabelwegen. Das hört sich doch schon mal gut an, oder?
In der Praxis spielen für uns aber vermutlich eher der 2- oder 3-Band-Equalizer eine Rolle. Ganz einfach ausgedrückt kann man zunächst festhalten: Man kann mit einer aktiven Bass-Elektronik direkt am Instrument in den Sound eingreifen! Das ist nicht nur komfortabel, da man diese Eingriffe nicht an externen Geräten (Bassverstärker, Effektpedale etc.) vornehmen muss, sondern eröffnet uns auch die Möglichkeit, schnell auf spezielle Veränderungen (unterschiedliche Songs, Spieltechniken oder räumliche Begebenheiten) zu reagieren.
Typische Fehler beim Verwenden einer Aktiv-Elektronik
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, treffe ich häufig auf Bassistinnen und Bassisten, die zwar aktive Bässe besitzen, aber eigentlich nicht wirklich wissen, wie sie diese überhaupt für sich gewinnbringend einsetzen sollen. Manchmal geht dies auch mit einer gewissen “Scheu vor der Technik” einher. Ähnlich wie bei Computer, den manche nicht anzufassen möchten, da sie befürchten, hier etwas kaputt zu machen.
Hier kann ich nur den Rat geben, “einfach mal zu machen” und sich selbst zu vertrauen. Wenn man das Gefühl hat, jetzt es klingt gut und man in der Situation klanglich niemand anderem “auf die Füße tritt”, dann ist es meist auch gut! Auch wenn man vielleicht noch gar nicht genau weiß, welche Frequenzveränderung jetzt gerade was bewirkt. Merke: Der beste Ratgeber sind und bleiben immer die eigenen Ohren!
Aber auch das Gegenteil ist mir schon häufig begegnet, frei nach dem Motto: „Jetzt habe ich schon drei Drehregler, also nutze ich sie auch!“. Als Ergebnis sind dann Bässe, Mitten und Höhen voll aufgedreht. Das ist natürlich viel zu viel des Guten! Wie immer gilt: Die Dosis macht das Gift! Extremeinstellungen, wie einen Regler um 100% zu boosten oder abzusenken, führen in der Regel eher zu unbrauchbaren Ergebnissen und verfälschen den Charakter des Instruments zu stark.
Wissenswertes zum Thema “Frequenzen beim E-Bass”
So, jetzt aber zur Praxis! Die nachfolgende Liste typischer Frequenzen von Aktiv-Elektroniken kann allerdings nur ein grober Ratgeber sein. Der Grund: Beim Thema “Basssound” spielen immer zahlreiche unterschiedliche Faktoren eine Rolle, zum Beispiel diese hier:
- Die eigenen Hände: Wir alle besitzen am Instrument einen individuellen Sound mit unterschiedlich viel Attack.
- Spielweise: Pizzicatospiel, Plektrumspiel, Slapping – unterschiedliche Spieltechniken bringen auch immer eine eigene EQ-Kurve mit sich!
- Tonabnehmer: Singlecoils, Split-Coils, Humbucker sowie verschiedene Pickup-Konfiguration bringen grundsätzlich verschiedene klangliche Voraussetzungen mit sich. Wo bei dem einen Bass geboostet werden muss, sollte man die gleiche Frequenz vielleicht bei einem anders bestückten Instrument absenken.
- Die Einsatzfrequenzen von verschiedenen Aktiv-Elektroniken – erst Recht natürlich bei unterschiedlichen Herstellern – variieren zum Teil stark. Man kann daher leider nicht pauschal sagen: „Mitten absenken hilft“, da dies stark von der Frequenz eines Mitten-Reglers abhängt.
Gibt es typische Frequenzen von aktiven Bass-Elektroniken?
Ja, die gibt es – aller eben erwähnten Einschränkungen zum Trotz haben sich bestimmte Frequenzen als besonders hilfreich für den Umgang bei E-Bässen erwiesen.
- 40 – 120 Hz: Die meisten Bassregler von Aktiv-Elektroniken verfügen über eine Einsatzfrequenz irgendwo zwischen 40 – 100 Hz. Eine Anhebung betont das Fundament, also die tiefsten Obertöne. Das macht den Sound fett, aber Achtung: Der Vorgang sollte natürlich wohldosiert sein, da diese Frequenzen durchaus mit Bassdrum etc. kollidieren können.
- 120 – 250 Hz: Ein Boost in diesem Bereich macht den Sound rund und druckvoll, kann aber gleichzeitig tiefere Frequenzen weniger prominent wirken lassen – der Sound könnte sich dadurch dünner anfühlen. Die Kunst besteht hier darin, die richtige Balance zu finden!
- 250 – 600 Hz: Dieser Bereich unterstützt weder das Fundament, noch sorgt er für Klarheit. Im Gegenteil kann er bei Anhebung zu nervigem „Hupen“ führen – was allerdings andererseits durchaus für manchen Kontext gewollt sein könnte. Für einen cleanen und transparenten Sound sollte man hier allerdings etwas absenken. Auch moderne Metal-Sounds profitieren von einem Cut dieser Frequenzen. Aber bitte wiederum auch nicht zu viel, denn hier wird immer noch viel Bass-Energie transportiert. In diesem Bereich liegen übrigens häufig die Einsatzfrequenzen vom Mitten-Regler einer 3-Band- bzw. der Low-Mid-Regler einer 4-Band-Elektronik angesiedelt.
- 600 – 1,5 kHz: Hier sitzt bei vielen Bässen die eigentliche „Stimme“ bzw. der Charakter. Dieser wird mit einem Boost in diesem Bereich hervorgehoben, was für Klarheit und Durchsetzungsfähigkeit sorgt. Dieser Frequenzbereich klingt zwar im Wohnzimmer mitunter etwas unschön, im Mix hingegen liegt hier oftmals der “Schlüssel zum Glück”. Bei 4-Band-Elektroniken wird dieser Bereich häufig vom High-Mid Regler abgedeckt – manchmal auch noch bis 2 kHz!
- 1,5 kHz – 4 kHz: In diesem Bereich versteckt sich das Attack und somit die Definition der gespielten Töne. Hier kann man ebenfalls im Mix sehr viel in Sachen Durchsetzungsfähigkeit bewirken. Aggressive Rock- und Heavy-Sounds profitieren von diesen Frequenzen – gerade beim Spiel mit dem Plektrum. Aufpassen sollte man hingegen beim Thema “Nebengeräusche”, denn vor allem bei Verwendung eines Kompressors kann es hier schnell mal zu Problemen kommen. Die meisten Höhenregler liegen bei 3 oder 4 kHz, manche aber auch noch höher.
- 4 kHz – 6 kHz: Dieser Bereich öffnet den Sound. Er trägt nicht mehr entscheidend zu Definition und Durchsetzungsfähigkeit bei, sondern sorgt eher für eine Art “Glanz im Ton”. Aber auch hier gilt: Vorsicht mit Nebengeräuschen!
- 6 kHz – 10 kHz: In dieser Region passiert klanglich beim E-Bass nicht mehr viel. Man spricht hier gerne von “Luft” und/oder “Glanz”. Einzig für einen ultra brillanten Slapsound könnte sich in diesem Bereich noch das letzte Quäntchen versteckt sein!
Soundbeispiele mit und ohne aktive Bass-Elektronik
Für die folgenden Soundbeispiele habe ich mich auf sehr populäre Kandidaten beschränkt, damit jeder die Sounds einordnen und vergleichen kann. Manche Betonung der Höhen und des Attacks scheint eventuell etwas übertrieben. Es fehlen aber natürlich noch Gitarren, Keyboards, Gesang, etc., was im Mix vieles relativieren würde. Etwas Fantasie ist also gefragt!
Pop / Funk:
Hier ist ein Fingerstyle-Groove mit einem viersaitigen J-Bass im passiven Modus
Durch Hinzunahme der Aktiv-Elektronik und einem leichten Boost der Bässe (40 Hz) und der Höhen (4 kHz) wird der Sound sofort runder und definierter.
Der gleiche Groove mit einem Bass mit zwei Humbuckern. Die kräftigen Mitten setzten sich gut durch, wirken aber auch etwas zu aufdringlich.
Ein Mid Cut (ca. 550 Hz) und leichter Boost der Höhen (3 kHz) sorgt für einen transparenten Ton, der mehr Platz für andere lässt. Die Definition bleibt aber erhalten.
Zurück zum J-Bass im passiven Modus. Dieser Slapgroove klingt ok, aber leider auch wenig spektakulär.
Die aktive 2-Band-Elektronik und ein leichter Boost beider Bänder (40 Hz und 4 kHz) bringt hingegen den benötigten Biss in den Sound.
Rock / Hardrock / Metal
Schauen wir uns einen anderen Archetypen an: Einen mit Pick gespielten P-Bass – ein absoluter Evergreen im Rock und Hardrock:
Die 2-Band-Elektronik und ein leichter Boost der Bässe (40 Hz) und Höhen (3 kHz) machen den Sound runder und bringen mehr Aggressivität ins Spiel.
Bässe mit zwei Humbuckern sind in härteren Gangarten sehr beliebt. Hier die passive Version:
Der Mitten- (600 Hz) und Höhenboost (3 kHz) der 3-Band-Elektronik sorgt augenblicklich für mehr Aggressivität und Durchschlagskraft.
Moderner R&B / Gospel
In modernen R&B- und Gospel-Produktionen sind mehrsaitige Bässe mit aktiven Elektroniken Standard. Hier ist eine Gospel-Ballade mit einem fünfsaitigen J-Bass im passiven Modus:
Die 2-Band-Elektronik erlaubt uns einen Bass- (40 Hz) und minimalen Höhen-Boost (4 kHz). Das macht den Sound erneut runder, sorgt für den modernen „Snap“ und lässt die Mitten weniger prominent erscheinen.
Das waren ein paar Tipps zum Verwenden von aktiven Bass-Elektroniken. Ich wünsche euch viel Spaß mit euren eigenen Experimenten!
Thomas Meinlschmidt
Übrigens: Uns ist euer guter Ton wichtig! Im Bonedo-Bassbereich gibt es deswegen zahlreiche weitere Artikel, die sich ebenfalls mit dem Thema “Bass-Sound” beschäftigen, das Thema aber jeweils von einer etwas anderen Seite beleuchten:
- Einen eher allgemein gehaltenen Artikel zum Thema “Aktive und passive Bass-Elektroniken” findest du hier!
- Hier geht es um “Soundeinstellungen für E-Bass” im Studio
- In diesem Artikel lernst du alles über “Bass-Equalizer” an Bassverstärkern
- Den Basssound bekannter Bass-Idole beleuchten wir in unserer “Play-Alike Workshopreihe”
- Wie der Basssound auf bekannten Hit-Songs erreicht wurde, erfährst du in unserer “Bassriff der Woche”-Serie