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Analogis Easy Phono Test

Easy Phono heißt der kleinste Phono-Preamp, den die Firma Analogis in ihrem Angebot hat. Hierbei handelt es sich um den günstigsten Vorverstärker für Phono-Signale, der aktuell im Einzelhandel erhältlich ist. Bei einem Kampfpreis von aktuell unter 30 Euro (Stand März 2016) sollte man meinen, dass klanglich nicht allzu viel zu erwarten sei, doch die Berliner Company hat einen Ruf zu verlieren, schließlich gilt sie in Fachkreisen als ein Konglomerat von Vinylverrückten, aber auch als seriöser Anbieter von Vinylzubehör und audiophilem Equipment.

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Analogis Easy Phono


Analogis vertreibt extrem viel Nützliches, angefangen von Jelco-Tonarmen und Tonarmwaagen über Vinylpflege-Produkte, Vinylauflagen aus Kork, Acryl oder Leder bis hin zu einer Vielzahl verschiedenster Headshells, wie es sie nirgendwo anders gibt. Unter anderem bietet die Berliner Company auch den Phono-Vorverstärker Résumé an, der schon so manchem audiophilen Schreiberling die Freudentränen ins Gesicht trieb und in Hi-Fi-Kreisen schon länger als Geheimtipp gilt. Schauen wir mal, ob Easy Phono seinem Markennamen gerecht werden kann und ob er wirklich so „easy“ klingt wie sein Produktname vorgibt.

Details

Lieferumfang

Analogis liefert den kleinen Vorverstärker in einer transparenten Kunststoffverpackung aus, die auch ungeöffnet einen konkreten Blick auf den Inhalt gewährt. Der Umfang des Pakets beschränkt sich auf den Testkandidaten und das externe Netzteil.

Fotostrecke: 2 Bilder Geliefert wird in einer transparenten Kunststoffverpackung.

Anschlüsse

Das 100 x 60 x 35 mm große Gehäuse von Easy Phono ist aus eloxiertem Aluminium gefertigt und beherbergt diverse Schnittstellen, die allesamt einen ganz vernünftigen Eindruck erwecken. Die Cinch-Buchsen sitzen zwar nicht unbedingt bombenfest im Chassis, aber wackeln auch nur bei festem Griff mit größerem Kraftaufwand. Dennoch würde ich sagen, dass Easy Phono nicht unbedingt für den On-the-road-Betrieb gemacht ist, sondern eher für die heimische Festinstallation, was die Vorrichtungen für eine Verschraubung an den Stirnseiten belegen.
An den Seitenteilen sind die Cinch-Buchsen für den Eingang (rechts) und für den Ausgang (links) untergebracht. Vorne findet man zwei fünfpolige DIN-Buchsen für den Anschluss eines betagten Plattenspielers oder Verstärkers. Der obligatorische Masseanschluss in Form einer Schraubklemme hat auf der Seite, wo auch die Cinch-Eingänge liegen, Platz gefunden und rückseitig findet das externe Netzteil Anschluss. Gerätefüße auf der Unterseite sucht man vergeblich, aber das Teil soll ja auch fest ins Regal verschraubt werden. So macht das durchaus Sinn.

Fotostrecke: 5 Bilder Von oben betrachtet sieht das Ganze so aus.

Ein paar technische Angaben

Analogis verrät nicht viel, aber auch nicht viel weniger als andere Hersteller. Klar ist, dass Easy Phono nur Signale von MM-Tonabnehmern verarbeiten kann, was angesichts des Preises absolut in Ordnung geht. Als maximale Eingangsspannung sind 30 Millivolt zulässig, ausgangsseitig werden es wohl nicht mehr als 450 Millivolt werden. Was es für den Klirrfaktor bedeutet, wenn die 30 Millivolt überschritten werden, wird nicht verraten. Den Übertragungsbereich gibt Analogis mit 18 – 20000 Hertz an, ohne zusätzliche Angaben über maximale Abweichungen oder die verwendete Messmethode anzufügen. Ebenso verhält es sich mit dem Signalrauschabstand, der „besser als 50 Dezibel“ sein soll.
Das Netzteil ist ausschließlich für Europa konzipiert und transformiert die 230 Volt Netzspannung in 12 Volt Gleichspannung bei maximal 300 Milliampere. Bei 360 Milliwatt maximaler Leistungsaufnahme von einem Kraftmeier zu sprechen, wäre ziemlich unpassend. Aber gut, wenn wir später genügend Ausgangspegel erhalten, soll es uns egal sein. Technische Angaben sind meist eh nur Beiwerk, allein der Klang interessiert uns und der kann trotzdem gut sein, allen Angaben zum Trotz.
Das Schaltungsdesign des Easy Phono ist übrigens von einem Herrn Sakun entworfen worden, der in Hannover ansässig und der analogen Schallplatte sehr zugetan ist. Der Aufdruck auf der Oberseite verrät den Ursprung der verwendeten Schaltkreise: Circuit Design by http://www.sakun.de.

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Praxis

Handling

Was ich eher mäßig finde, ist die Tatsache, dass die Anschlüsse auf vier von sechs Geräteseiten verteilt sind. So ragen immer aus mindestens drei Seiten Kabel heraus, hätten es da nicht auch zwei Anschlussseiten getan? Zugegeben, mit den zwei DIN-Buchsen stehen natürlich auch mehr Schnittstellen zur Verfügung, dennoch finde ich, dass man das anders hätte arrangieren können.
Absolut praktisch hingegen finde ich, dass das Line-Signal, egal ob über Cinch oder DIN hereinkommend, an beiden Ausgängen, also Cinch und DIN, anliegt. Und überhaupt die fünfpoligen Anschlüsse ebenfalls anzubieten, finde ich großartig, schließlich gibt es auf dem Gebrauchtmarkt noch unglaublich viele alte Plattenspieler aus den 70ern und 80ern zu ergattern, von denen viele noch mit festen Kabeln mit DIN-Stecker ausgestattet sind. Ein altes Schätzchen von Dual oder Lenco für 100 bis 200 Euro zu bekommen, ist kein Problem, wenn man etwas geduldig ist.

Sound

Und die praktische Anwendung ist nicht die einzige Disziplin, in der Easy Phono überzeugen kann. Meine Befürchtungen hinsichtlich eines schwachen Ausgangspegels sind nach der ersten Platte wie weggefegt, denn der kleine Silberling macht ähnlich viel Pegel wie mein Röhrenvorverstärker von Dynavox (TPR-2). Hut ab! Als Referenz für den Hörtest dient einer der Preamps meines DJ-Mixers Denon DN-X1600. Als Vergleichsprodukt habe ich mich für den Dynavox TC-750 entschieden, ein Phono-Preamp, der mit 30 Euro Verkaufspreis einen direkten Konkurrenten zum Easy Phono darstellt.

Preiswert und gut: Analogis Easy Phono
Preiswert und gut: Analogis Easy Phono

Hörtest

Easy Phono macht beim ersten Hörbeispiel einen durchweg guten Eindruck. Die Höhen und Mitten klingen durchsichtig, der Bass hat eine feine Zeichnung. Der Raumeindruck ist gegeben, zur Stereoabbildung lässt sich bei Sade noch nicht so viel sagen. Der TC-750 klingt nicht ganz so präsent, aber relativ ausgewogen und unaufgeregt. Der DJ-Mixer klingt gut, aber auch nicht herausragend oder großartig besser als die beiden externen, was aber eher mit der Musik von Sade zu tun, die ganz typisch für die 80er abgemischt worden ist und bis auf die Stimme nicht so viel zu bieten hat.

Audio Samples
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A1 Sade – Smooth Operator über Easy Phono A1 Sade – Smooth Operator über Dynavox TC-750 A1 Sade – Smooth Operator über DJ-Mixer

Bei Motörheads „Whorehouseblues“ kann man schon ein wenig mehr hören, zumindest was die Drahtigkeit der Gitarren und den Raumeindruck angeht. Analogis Easy Phono liefert vor dem Hintergrund des Verkaufspreises eine satte Performance ab, der Denon klingt sehr neutral, gefolgt von dem 750er, der ebenfalls recht ordentlich klingt. Deutlich wird, dass beim Easy Phono das Slap-Delay auf Lemmys Stimme einen satten Raumeindruck vermittelt, was ich schon ganz schön beeindruckend finde. Klar wird hier spätestens aber auch, dass Easy Phono ein höhenlastiger Preamp ist, was bei der einen oder anderen Platte zu viel des Guten werden könnte.

Audio Samples
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A2 Motörheads – Whorehouseblues über Easy Phono A2 Motörheads – Whorehouseblues über Dynavox TC-750 A2 Motörheads – Whorehouseblues über DJ-Mixer

Easy Phono spielt auch bei Deodatos „Also sprach Zarathustra“ sehr betörend auf, die Bläser haben zwar nicht ganz so die Strahlkraft, dennoch fangen der kleine Preamp eine große Dynamik ein. Der Hochtonbereich ist omnipräsent, was die Grundlage für den akustischen Durchblick bildet. Den TC-750 hingegen finde ich da erheblich zurückhaltender, ein bisschen zu sehr mit angezogener Handbremse, dafür aber auch niemals zu scharf! Den einzig wirklich vollkommen gelungenen Kompromiss bietet für mich Denons Phono-Vorverstärker.

Audio Samples
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A3 Deodato – Also sprach Zarathustra über Easy Phono A3 Deodato – Also sprach Zarathustra über Dynavox TC-750 A3 Deodato – Also sprach Zarathustra über DJ-Mixer

Über den Easy Phono klingt der Track von DeLaSoul und Chaka Khan durchweg transparent und auch die Räumlichkeit wird deutlich. Dynavox TC-750 schlägt sich einigermaßen achtbar aus der Affäre, der Preamp ist mir aber grundsätzlich zu matt und zu wenig lebendig. Das kann man vom Easy Phono wirklich nicht behaupten. Die Snare und die HiHats peitschen derart druckvoll, entwickeln aber dafür quasi ein Eigenleben. Der Preamp verpasst den HiHats und der Snare einen Peak im Hochtonbereich, sodass insbesondere die HiHats bei diesem Stück einfach zu scharf klingen.

Audio Samples
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A4 DeLaSoul feat. Chaka Khan – All Good? über Easy Phono A4 DeLaSoul feat. Chaka Khan – All Good? über Dynavox TC-750 A4 DeLaSoul feat. Chaka Khan – All Good? über DJ-Mixer

Der gleiche Effekt wird auch bei Grauzone deutlich. Man könnte fast meinen, es handele sich um eine andere HiHat! Dennoch klingt der Techno-Track „Film2“ durchsichtig und räumlich und auch der Bass entwickelt einen passablen Druck.

Audio Samples
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A5 Grauzone – Film 2 über Easy Phono A5 Grauzone – Film 2 über Dynavox TC-750 A5 Grauzone – Film 2 über DJ-Mixer

Bei DJ Kozes XTC finde ich Easy Phono absolut authentisch. Die anderen beiden Vorverstärker klingen ebenfalls auf ihre Art und Weise gut. Das wäre in meinen Augen bei diesem Track eine rein subjektive Angelegenheit, eine reine Entscheidung aufgrund der persönlichen Vorlieben.

Audio Samples
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A6 DJ Koze – XTC über Easy Phono A6 DJ Koze – XTC über Dynavox TC-750 A6 DJ Koze – XTC über DJ-Mixer

Test-Setup

Playback & Verstärkung
Plattenspieler: Vestax PDX 2300 Pro MKII
Tonabnehmer: Ortofon OM Serato S-120
Mixer & Preamp:
Denon DN-X1600
Externer Phono-Preamp: Dynavox TPR-2
Aufzeichnung AD-Wandlung:
RME HDSPe AIO
Aufzeichnung: SONY SoundForge 11, PCM-Audio, WAV mit 176,4 kHz und 32 Bit
Abhörkette:
DA-Wandlung: Denon 300-USB
Kopfhörerverstärker: Dynavox CSM12
Kopfhörer: AKG K702

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Fazit

Mit dem Easy Phono bietet Analogis einen sehr preiswerten und recht gut ausgestatteten Phono-Vorverstärker für MM-Tonabnehmer an. Für weniger als 25 Euro erhält man einen durchaus gut klingenden Preamp im Aluminiumgehäuse, der neben Cinch-Anschlüssen auch noch die guten alten Fünfpol-DIN-Buchsen bereithält, um betagte Plattenspieler aus den 70er oder 80er Jahren wieder ins Geschehen einzubinden. Easy Phono bringt einen satten Ausgangspegel an jedweden Line-Eingang und klingt dabei durchweg lebendig, aufgeräumt und räumlich. Sein omnipräsenter Hochtonbereich sorgt dabei für eine klare Durchsicht, aber bei einigen Tracks mit hochfrequenten Peaks auch für teils auffällige Schärfen. Dennoch halte ich diesen klanglichen Kompromiss im Angesicht des sehr niedrigen Preises für mehr als nur vertretbar. Easy Phono klingt eben sehr lebendig, viel „mehr“ als man für den Preis vermuten würde und weitaus besser als jeder andere Preamp unter 35 Euro, den ich bisher gehört habe.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Auf MM-Tonabnehmer spezialisiert
  • Cinch- und DIN-Buchsen
  • Vorrichtungen für Festinstallation
  • Ordentlicher Ausgangspegel
  • Transparenter Klang
  • Gute Stereoabbildung
  • Passable Räumlichkeit
  • Sehr günstiger Preis
Contra
  • Anschlüsse über 4 Gehäuseseiten verteilt
  • Neigt im Hochtonbereich zur Schärfe
Artikelbild
Analogis Easy Phono Test
Analogis Easy Phono
Analogis Easy Phono
Techspecs
  • Phono-Vorverstärker für MM-Tonabnehmer
  • Eingänge: Stereo-Cinch & DIN 5-Pol-Buchse
  • Ausgänge: Stereo-Cinch & DIN 5-Pol-Buchse
  • Input: max.: 30 mV
  • Output max.: 450 mV
  • Frequenzbereich: 18 Hz – 20000 Hz
  • Fremdspannungsabstand: besser als 50 dB
  • Abmessungen: 100 x 60 x 35 mm
  • Externes Netzteil: 12 V & 300 mA
  • Standby Stromaufnahme:
  • UVP: 25 Euro
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