Arturia iProphet Test

Sequential Circuits´ Prophet VS von 1986 gilt als einer der Meilensteine in der Riege legendärer Synthesizer. Mit seinen digitalen Wellenformen, vier Oszillatoren und analogem Tiefpassfilter ist der Prophet VS in der Lage, sowohl drahtige, FM-ähnliche Klänge als auch sehr warme und dicke Sounds zu produzieren. Somit ist der VS das Paradebeispiel eines Hybrid-Synthesizers, der das Beste aus digitaler und analoger Welt in sich vereint.

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„VS“ steht für „Vektor Synthese“ und bezeichnet die Eigenart, das Mischungsverhältnis der vier Oszillatoren per Joystick und sogar mittels einer eigenen Hüllkurve zu verändern. Durch diese Eingriffsmöglichkeit ins Klanggeschehen und zusätzliche Features, wie beispielsweise loop-fähige Hüllkurven, steht der Name Prophet VS auch speziell für Sounds mit sehr lebendigen Klangverläufen und gilt z.B. als Urahn der Korg Wavestation. In der Summe seiner Eigenschaften ist der Prophet VS also ein sehr einzigartiger Synthesizer. In welchem Maße also gelingt es den Synthesizer-Spezialisten von Arturia, diesem schönen Stück Hardware als iOS-Emulationneues Leben einzuhauchen? 

Details und Praxis

Emulationen sind ein interessantes Thema! Die zugegebenermaßen schon etwas ältere iPad-Version des Korg Polysix beispielsweise hat klanglich mit meinem Originalgerät wenig gemeinsam. Tendenziell sollten es Emulationen von digitalen oder wie in diesem Fall Hybridgeräten etwas leichter haben. Mir steht zwar kein Prophet VS zum direkten Vergleich zur Verfügung, allerdings habe ich in der Vergangenheit mehrmals das Hardware-Vorbild bei Studioproduktionen eingesetzt und kann vorweg sagen, dass auch die iOS-Variante die 80er Jahre im Blut hat!
Wie die meisten Software-Nachbildungen echter Geräte entspricht auch der iProphet durch das Hinzufügen und Weglassen einiger Features funktionell nicht zu 100 Prozent der Vorlage, wobei es sich nicht lohnt,  „Nerd-mäßig“ ins Detail zu gehen, da es sich um die noch ofenwarme Version 1.0.1 handelt und der Funktionsumfang der App erwartungsgemäß noch aufgestockt wird.

Im Folgenden einige Eckdaten der Klangerzeugung des iProphet:

  • 8 Stimmen
  • 4 Oszillatoren
  • 96 Wellenformen
  • Unisono Mode
  • 3 Hüllkurven (Amp, Filter, Vektor) / loop-fähig
  • Filter (Low Pass, High Pass, Band Pass, Band Reject)
  • Modulations Matrix
  • 2 LFOs
  • Effekte (Chorus, Overdrive, Delay)

Die genauere Parametrisierung erschließt sich aus den selbsterklärenden Screenshots des äußerst übersichtlichen iProphet.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Vector Ansicht

Im Folgenden habe ich einige der 500 Klangprogramme , darunter auch die Factory-Presets des Originals, kurz angespielt, ohne weitere Effekte oder Klangveränderungen hinzuzufügen:

Audio Samples
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Diverse Instrumente 1 Diverse Instrumente 1 Factory Sounds 1 Factory Sounds 2 Effekt Sounds

Was gefällt?

Obwohl die Audiobeispiele nur eine Blick durch den Türspalt der klanglichen Möglichkeiten liefern, bemerkt man den charakterstarken Sound und die Fähigkeit, gleichermaßen atmosphärische als auch druckvoll-plakative Klänge zu produzieren. Außerdem ist das 80er Jahre-Flair eindeutig vorhanden.

Was gefällt nicht?

Einige Klangprogramme neigen zu Knackgeräuschen, die mir so vom Hardwaregerät zumindest nicht in Erinnerung geblieben sind. Außerdem führen zu hohe Einstellungen des Lautstärkereglers im Main-Fenster zu anscheinend App-internen Verzerrungen, sodass häufig nachgeregelt werden muss. Ich vermute, dass diese Unzulänglichkeiten der frühen App-Version (1.0.1) anzukreiden sind und bei nachfolgenden Updates behoben werden. 
Die Bedienbarkeit (perfektes Editing der Hüllkurven, simple Controllerzuweisung, etc.) und Übersichtlichkeit sind Arturia-typisch vorbildlich, und die Kompatibilität zu den wichtigen iOS-Standards wie Core MIDI, Audiobus, Interapp-Audio und Tabletop ist schon ab Version 1.0.1 gegeben. Top!

Fazit

Arturias iProphet ist eine Bereicherung für jeden iPad-Musiker. Trotz seiner vielfältigen Klangmöglichkeiten ist die Prophet VS-Emulation kein Synthesizer für alle Fälle, sondern der Synthesizer, um besondere Akzente zu setzen – und darin liegt sein Wert. Der stilbildende Sound des iProphet ist definitiv überzeugend.

PRO:

  • Charaktervoller, authentischer Sound
  • Günstiger Preis als App
  • Hervorragende Bedienbarkeit und Übersicht
  • Komplette Einbindung in wichtige iOS Standards
CONTRA:

  • Teilweise Knackgeräusche (Version 1.0.1)
  • Fehlerhafte Masterlautstärke einiger Presets führt zu Verzerrungen
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FEATURES:
  • 
iOS Synthesizer App für Apple iPad
8 Stimmen
  • 4 Oszillatoren
  • 96 Wellenformen
  • Unisono Mode
  • 3 Hüllkurven (Amp, Filter, Vektor) / loop-fähig
  • Filter (Low Pass, High Pass, Band Pass, Band Reject)
  • Modulations Matrix
  • 2 LFOs
  • Effekte (Chorus, Overdrive, Delay)
  • 500 Presets
  • Kompatibel zu Core MIDI, Interapp-Audio, Audiobus, Tabletop
Preis:

  • EUR 8,99 (App Store)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Charaktervoller, authentischer Sound
  • Günstiger Preis als App
  • Hervorragende Bedienbarkeit und Übersicht
  • Komplette Einbindung in wichtige iOS Standards
Contra
  • Teilweise Knackgeräusche (Version 1.0.1)
  • Fehlerhafte Masterlautstärke einiger Presets führt zu Verzerrungen
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Arturia iProphet Test
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