Baton Rouge TLA/D Alder Test

Die Baton Rouge TLA/D Alder Ukulele aus der sogenannten rECOtimber Serie besteht vorwiegend aus heimischen und nordeuropäischen Hölzern aus kontrolliertem und nachhaltigem Anbau. Unter dem Label Baton Rouge bietet die Reinhardt GmbH aus Tübingen seit über 25 Jahren Akustikgitarren an, wobei unsere Kandidatin mit einer bunten Mischung aus Fichte, Erle, Ahorn und Eukalyptus komplett ohne das sonst obligatorische tropische Holz auskommt. Optisch passt der Mix. Die Frage bleibt, ob die Dreadnought den gestandenen Gitarrenakustiker auch klanglich überzeugen kann. 

Baton Rouge TLA D Alder Ukulele Test

Baton Rouge TLA/D Alder – das Wichtigste in Kürze

  • thermobehandelte Tonhölzer nach dem eigenen rECOtimber Verfahren
  • massive Fichtendecke
  • hauptsächlich heimische Hölzer aus nachhaltigem Anbau
  • Sattel und Stegeinlage aus echtem Knochen
  • hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • gehobener Klang
  • gute Bespielbarkeit

Die Hölzer der TLA/D Alder werden nach dem eigenen rECOtimber Verfahren behandelt

Mit dem „rECOtimber“-Verfahren, das der Hersteller in Zusammenarbeit mit der „Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde“  entwickelt hat, wird der Trocknungsprozess der Hölzer beschleunigt. Das Hitzeverfahren soll dem Holz nicht nur die Restfeuchte entziehen, sondern dem Ton die Wärme und Brillanz einer jahrelang eingespielten Gitarre verleihen. Außerdem neigt thermobehandeltes Holz auch weniger dazu, sich zu verformen bzw. zu verziehen, da nach dem Prozess eine Restfeuchte von nur ca. 3 % bleibt. Inwieweit sich das rECOtimber-Verfahren vom Trocknungsverfahren anderer Hersteller unterscheidet, konnte ich nicht eruieren. Trocknungsverfahren sind jedenfalls nicht neu. Ich darf aber jetzt schon vorwegnehmen, dass die TLA/D Alder mit einem vergleichsweise guten Naturklang überrascht. 

Baton Rouge TLA D Alder Ukulele Body
Fotostrecke: 4 Bilder Ein konservatives Antlitz prägt das Erscheinungsbild der TLA/D Alder,…

Die TLA/D Alder besteht hauptsächlich aus heimischen Hölzern

Wir schauen uns die TLA/D Alder einmal genau an. Der Holzmix aus Fichte (Decke), Erle (Body), Ahorn (Hals) und Eukalyptus (Griffbrett und Steg) steht der TLA/D Alder sehr gut. Ein konservatives Antlitz prägt das Erscheinungsbild der TLA/D Alder, die sich mit den Proportionen und Dimensionen einer typischen Dreadnought präsentiert. Lediglich die Zargen sind hier weniger ausladend ausgeschnitten – wenn ein Vergleich mit dem berühmten „Mutterschiff“ von Martin gestattet sei. Die leicht reduzierte Aufbauhöhe kommt indes der Ergonomie des Instrumentes zugute, wobei der Korpus trotzdem noch einen akzeptablen Naturton mit tiefer Resonanzfrequenz generiert.

Die massive Fichtendecke stammt aus nachhaltigem Anbau

Mit einem warmen gelblichen Farbton erstrahlt die massive Naturdecke aus Fichtenholz, das in Deutschland geschlagen wurde. Die Decke besteht aus zwei symmetrisch gemaserten Hälften, wobei die mittig verlaufende Nahtstelle hier fast unsichtbar bleibt. Das Fichtenholz ist offenporig und transparent matt behandelt, sodass überall die Maserungen durchschimmern. Die Poren werden bei einer offenporigen Lackierung erst gar nicht geschlossen und deshalb fühlt sich die Oberfläche hier auch leicht rau an. Einen Schlagschutz hat man der Decke nicht spendiert, ein selbstklebender authentischer Teardrop sollte aber im Handel noch erworben werden. Der dunkelbraun gebeizte Saitenhalter ist aus einem Stück Eukalyptus geschnitzt. Das vergleichsweise zierlich geformte Exemplar entstammt einem Entwurf des Herstellers. Die sechs Saiten werden jedenfalls konventionell mit den Ball-Ends und schwarzen Pins arretiert.  Die Stegeinlage aus echtem Knochen sitzt wackelfrei in der Fräsung und überträgt die Saitenschwingungen optimal auf die hauchdünne Decke. In der Regel hinterlassen Stahlsaiten auf den Auflagestellen eines Knochensattels auch nach Jahren keine Riefen oder Kerben. Für eine stimmige Intonation auf ganzer Länge sorgt eine längenkompensierten Stegeinlage. Zur Verbesserung der Oktavreinheit ist ein rückversetzter Auflagepunkt für die B-Saite implementiert. Eine ansprechende buntschillernde Abalone-Rosette um das Schallloch wertet das Instrument optisch auf. Am Deckenrand findet man eine schmale schwarz-weiß-schwarz gestreifte Randeinlage, die aber dezent im Hintergrund bleibt. Ansonsten blendet die Alder nicht mit zusätzlichen preistreibenden Einlegearbeiten.

Baton Rouge TLA D Alder Ukulele Neck
Fotostrecke: 4 Bilder Um die Saitenspannung und damit den Anteil der Obertöne zu erhöhen, ist die Kopfplatte leicht angewinkelt angesetzt, deren Oberseite elegant mit einem hauchdünnen Furnier verblendet ist.

Der Korpus besteht aus Erlenholz

Der sanft gewölbte Boden und die beiden Zargen bestehen aus dunkelbraunem Erlenholz. Erlenholz ist mir bislang bei Akustikgitarren nicht untergekommen, bei E-Gitarren gehört sie zu den Standardhölzern für den Korpus. Vom Klang darf man sich deshalb überraschen lassen. Die Oberfläche ist transparent matt versiegelt, sodass die Strukturen sichtbar bleiben. Die Stoßkanten am Decken- und Boden werden rundum mit einer Einfassung aus weißem Binding geschützt. Ein Zierspan wurde der Alder nicht geschenkt.

Im Innenraum geht es recht konservativ zu

Das Schallloch mit einem Durchmesser von 10 cm (Normalmaß) lässt den Blick in den Innenraum zu. Dort trifft man auf erprobte Baumuster. So wurde die Decke ganz konventionell mit dem obligatorischen X-Bracing unterbaut. Ein massiver Halsblock hält Decke, Halsfuß und Zargen zusammen und der fragile Schalllochbereich wird mit einem Holzstreifen an jeder Seite stabilisiert. Die beiden Bodenhälften werden von vier wuchtigen querverleimten Balken zusammengehalten. Sämtliche Reifchen, rundum am Boden- und Deckenrand, sind absolut sauber und gleichmäßig eingesetzt. Der Innenraum ist nicht lackiert und das geht völlig in Ordnung, Kleberückstände oder andere Unsauberkeiten konnte ich nicht entdecken, genau so wenig wie einen Bodenmittelstreifen.

Ein Blick auf das Label des Herstellers.

Hals und Griffbrett

Hals, Kopfplatte und Halsfuß bestehen aus leichtem Ahorn. Die Komponenten sind stabil miteinander verleimt, der spitze Halsfuß standardgerecht mit dem Halsblock im Innenraum. Die Verleimstellen sind hier deutlich erkennbar. Ein eingelegter Stahlstab verleiht dem dünnen Hals (Umfang: 12 cm) die nötige Stabilität. Die Halskrümmung im unteren Drittel kann per Inbus eingestellt werden, die entsprechende Stellschraube befindet sich im Schallloch unter dem Griffbrett. Der Hals ist werksseitig optimal eingestellt, sodass momentan kein Handlungsbedarf besteht. Das leicht gewölbte Griffbrett aus spanischem Eukalyptus ist passgenau aufgeleimt. Ob es dauerhaft angriffslustigen Hammer-Ons gewachsen ist, müsste sich dann noch zeigen. Mit Prognosen möchte ich mich jetzt noch zurückhalten, da sich Eukalyptus als Tonholz ebenfalls noch recht rar macht. 20 Bünde haben auf dem Griffbrett Platz genommen, sorgfältig abgerichtet und auf ganzer Länge ohne scharfen Kanten. Die Griffbrettmarkierer auf dem Griffbrett sind hier nicht mittig, sondern einseitig entlang der Griffbrettkante ausgerichtet. Dort findet man ergänzende kleine weiße Punkte, die sich auf braunem Grund optisch absetzen. Die Saiten laufen über einen sorgfältig gefeilten und ausgerichteten Knochensattel, der mit 4,6 cm vergleichsweise breit ausfällt, aber mit dem Halsumfang im Sattelbereich eine Einheit bildet. Der breitere Sattel bietet den Fingern der linken Hand mit dem gewachsenen Saitenabstand mehr Aktionsradius. Auch bei kräftigen Anschlägen mit dem Plektrum bleiben die Saiten sicher in den Kerben. Die kurze Mensur von 630 mm reicht aus, die Gitarre in Schwingung versetzt, der Hals-Korpus-Übergang befindet sich standardgerecht am 14. Bund.

Die Kopfplatte kommt mit Gold Hardware

Um die Saitenspannung und damit den Anteil der Obertöne zu erhöhen, ist die Kopfplatte leicht angewinkelt angesetzt, deren Oberseite elegant mit einem hauchdünnen Furnier verblendet ist. Mittig glänzt das BR Logo als echte Perlmutt-Einlage. An jeder Seite der Kopfplatte warten drei goldfarbene Gussmechaniken, die der Gitarre insgesamt einen eleganten Look verleihen. Deren geschlossene Gehäuse schützen Zahnräder und Gewindeachsen vor Verunreinigungen. Die Mechaniken punkten mit einem weichen Ablauf und halten erwartungsgemäß die Stimmung aufrecht.

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