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Baton Rouge X54S/FJE-BT TEST

Die Baton Rouge X54S/FJE-BT präsentiert sich als sogenannte Folk Jumbo (FJ) mit einem originellen 2-Wege Tonabnehmersystem (E) und gehört zum Portfolio der Best Acoustics Reinhardt GmbH. Der Tübinger Vertrieb bietet seit nunmehr einem Vierteljahrhundert unter dem Markennamen Baton Rouge unterschiedlich dimensionierte und ausstaffierte Akustikgitarren an, darunter 12-Saiter-, Baritone-, Resonator-, Nylon-, Travel-Modelle sowie Bässe und Ukulelen.

Baton Rouge X54S/FJE-BT TEST

Baton Rouge X54S/FJE-BT – das Wichtigste in Kürze

  • „Folk-Jumbo“ mit verkürzter Mensur und kompakten Abmessungen
  • mit massiver Fichtendecke und Korpus aus Pau Ferro
  • originelles 2-Wege-Tonabnehmersystem mit Piezo und Magnet
  • gute Bespielbarkeit, guter Natur- und Pickup-Ton

Die Baton Rouge X54S/FJE im Faktencheck

Mit den geläufigen Bauformen Jumbo, Dreadnought, Concert und vielen anderen ist das Akustikgitarren-Sortiment vielseitig aufgestellt, wobei die Instrumente entsprechend der Firmenphilosophie nicht primär als Reproduktionen verstanden werden wollen. Sie werden nach den Vorgaben der Reinhardt GmbH auf hohem Fertigungsniveau in China produziert und überraschen mit einem attraktiven Preis-Leistungsverhältnis. So auch unsere aktuelle Testkandidatin mit der etwas kryptischen Bezeichnung X54S/FJE-BT, die wir uns im folgenden Test näher angeschaut haben.

Das kompakte Jumbo-Design der X54S/FJE bietet komfortables Handling

Die X54S/FJE kann sich sehen lassen. Der Resonanzkörper hat die Form einer Jumbo, wenn auch in Breite und Länge proportional „geschrumpft“, was aber der Ergonomie im Wortsinn in die Hände spielt. Trotzdem bleibt am Ende noch ein voluminöser Klangkörper übrig, der mit zwei ausladenden Zargen bestückt einen satten Ton an die frische Luft befördert. Dazu später mehr.

Baton Rouge X54S/FJE-BT  Rückseite Korpus und Hals

Die Frage, ob ein “Zupfinstrument” wie die Jumbo unbedingt mit einem Cutaway auffahren sollte, möchte ich mal unbeantwortet im Raum stehen lassen. Das volle Luftvolumen wäre mir allerdings in diesem Fall persönlich lieber gewesen.

Für den guten Ton zeichnet sich eine Decke aus massivem Fichtenholz verantwortlich. Die Oberfläche wurde schwarz eingefärbt und hochglänzend poliert. Da keine Einblicke möglich sind, muss eine Qualitätsprüfung entfallen.

Im Fokus steht eine schöne bunte Randeinlage aus Abalone, die mit der Schalllochverzierung aus dem gleichen Material wunderbar korrespondiert. Die Einlegearbeiten werten die X54S/FJE optisch auf und sind penibel ohne Fehl und Tadel ausgeführt. Der Strummer sollte die makellos hochglanzpolierte Decke aber unbedingt noch mit einem selbstklebenden Schlagschutz „würdigen“, um sie vor Lackschäden zu bewahren.

Baton Rouge X54S/FJE-BT Preamp
Ein cremefarbenes ABS-Binding verbindet rundherum die Boden- und Deckenhälften mit den beiden Zargen. 

Bewährter Tonholz-Mix mit Fichte, Ovangkol, Pau Ferro und Mahagoni

Der dunkelbraune aufgeleimte Saitenhalter ist aus einem Stück Ovangkol geschnitzt. Die sechs Saiten werden konventionell mit den Ball-Ends und schwarzen Pins am Unterbauch befestigt. Dank einer längenkompensierten Stegeinlage stimmt die Intonation auf ganzer Länge und der rückversetzte Auflagepunkt für die B-Saite leistet dabei einen konstruktiven Beitrag. Das Material aus echtem Knochen ist gleichmäßig konsistent und überträgt die Saitenschwingungen optimal auf die hauchdünne Decke. In der Regel hinterlassen Stahlsaiten auch nach Jahren keine Gebrauchsspuren wie Rillen oder Kerben auf den Auflagestellen.

Alle Modelle aus der X5er Baureihe kommen mit einem Body aus Pau Ferro, auch bekannt als Santos Palisander. So auch unsere aktuelle Testkandidatin, die X54S/FJE. Allerdings bestehen die Bodenhälften und Zargen nicht aus Massivholz, was aber den Natursound insgesamt kaum trüben dürfte, da sich Boden und Zargen bei der üblichen Haltung der Gitarre ohnehin viel weniger in den Gesamtklang einmischen. Pau Ferro ist ein südamerikanisches Tonholz mit einer glatten Oberfläche und Eigenschaften, die an Palisander erinnern. Farblich setzen sich die transparent-seidenmatt behandelten Zargen und Bodenhälften kontrastreich von der deckend-schwarz lackierten Decke ab. Die Bodenhälften sind im Übrigen symmetrisch gemasert.

Baton Rouge X54S/FJE-BT Rückseite
Die X54S/FJE kommt mit einem Body aus Pau Ferro, auch bekannt als Santos Palisander.

Ein cremefarbenes Binding aus ABS verbindet rundherum die Boden- und Deckenhälften mit den beiden Zargen und schützt die Stoßkanten vor Beschädigungen. Verarbeitungsmängel konnte ich nirgendwo nicht entdecken.

Die X54S/FJE punktet mit einem sauber verarbeiten Inneren

Wir werfen einen Blick durch das Schallloch und es darf vorweggenommen werden, dass auch im Innenbereich saubere Arbeit geleistet wurde. Erwartungsgemäß findet man hier jahrelang bewährte und erprobte Baumuster. Das Herzstück bildet ein massiver Halsblock aus Mahagoni, mit dem sich Zargen, Boden und Decke stabil verbinden. Am Halsblock erblickt man den magnetischen Tonabnehmer. Dazu unten mehr. Auch der spitze Halsfuß ist mit dem Halsblock fest verleimt und verzapft. Ein konventionelles X-Bracing lässt der hauchdünnen Decke ein Optimum an Schwingungsraum. Vier Querbalken halten die beiden Bodenhälften zusammen. Zur Vergrößerung der Aufleimstellen sind rundum am Boden- und Deckenrand keilförmig gesägte Holzkeile eingesetzt. Leimreste konnte ich nirgendwo entdecken.

Ein duales Tonabnehmersystem verleiht der X54S/FJE flexible Live-Qualitäten

Die in der Zarge fest verbaute Steuereinheit BR2.1P des hauseigenen dualen Tonabnehmersystems bezieht ihre elektroakustischen Informationen von einem aktiven Magnet-Tap-Pickup im Gitarrenkorpus am Halsblock und von einem piezokeramischen Tonabnehmer unter der Stegeinlage. Im Zusammenspiel der beiden sehr unterschiedlich klingenden Pickups macht das System ein facettenreiches Soundangebot.

Bei dem magnetischen Tap-Pickup der X54S/FJE handelt es sich laut Hersteller um ein Kontaktmikrofon, im Prinzip um einen Magneten in einer Spule. Der Tap-Pickup überträgt Frequenzen im mittleren und oberen Bereich, hauptsächlich die „Geräuschkulisse“ wie z. B. Schleif-, Anschlags- und Zupfgeräusche sowie die Korpusresonanzen und nimmt nur subtil Einfluss auf das Gesamtsignal.

Mit vier Potis und einem Taster (für den Tuner) ist das Paneel nicht überladen. Eine Markierung zeigt die Stellung der Potis an, die in der Mitte einrasten. Auch „haptisch“ ist man so einigermaßen informiert, falls die Bühne schlecht ausgeleuchtet ist. Einen klassischen Multiband-EQ findet man hier nicht. Stattdessen stellt die Steuereinheit der X54S/FJE jedem Tonabnehmer eine Tonblende an die Seite, sodass die jeweiligen Klangfarben separat eingestellt werden können. Das funktioniert praktisch auch sehr gut.

Die Tonblende tap/eq ist für den Sound des magnetischen Tonabnehmers zuständig, während der Sound des Piezos mit der Tonblende pick/eq angepasst wird. Der Überblender balanciert komfortabel die Anteile der beiden Signale. Man kann das eine oder andere Signal auch vollständig aus dem Signalweg entfernen, wenn der Überblender hart links oder rechts anschlägt. Am Ende wird das Summensignal mit Volume an die räumlichen Verhältnisse angepasst.

Der chromatische Tuner der X54S/FJE wird munter, wenn die Tuner-Taste ausgelöst wird und das bunte Display zeigt prompt die genaue Tonhöhe des gespielten Tons an. Das System wird mit drei  CR 2025 Knopfbatterien im Batteriefach an der Kopfseite der Steuereinheit angetrieben. Ein „Batterie-Low-Light“ meldet sich rechtzeitig rotleuchtend, wenn der Batterie der Saft ausgeht.

Baton Rouge X54S/FJE-BT  Seitenansicht
Die X54S/FJE überrascht mit einem dualen Tonabnehmersystem, bestehend aus einem aktiven Magnet-Tap-Pickup und einem piezokeramischen Tonabnehmer, der unsichtbar unter der Stegeinlage ruht.

Bei Hals und Griffbrett setzt die X54S/FJE auf soliden Standard

Die Komponenten Hals, Kopfplatte und Halsfuß bestehen aus Mahagoni und sind stabil miteinander verleimt. Die Übergänge sind gut kaschiert, wobei nur Strukturunterschiede verraten, wo sich die Stöße befinden, die ansonsten kaum sichtbar sind.

Die Halskrümmung lässt sich im unteren Drittel mit einem eingelegten Stahlstab einstellen. Dieser verleiht auch dem Hals die benötigte Stabilität. Die Stellschraube befindet sich im Schallloch unter dem Griffbrett.

Das aufgeleimte Griffbrett besteht aus feinem dunklen Ovangkol. Eine umlaufende Einfassung aus hellbraunem ABS sorgt für den nötigen „Grip“ und erhöht den Spielkomfort. 20 Bünde haben auf dem leicht gewölbten Griffbrett Platz, wobei die schmalen Bundkronen korrekt abgerichtet und poliert sind und eine saubere Intonation ermöglichen. Kleine Bundmarkierer bieten beim Lagenwechsel die erforderliche optische Unterstützung. Punkteinlagen auf der weißen Einbindung bilden eine sinnvolle Ergänzung. Der Oktavbund wird jeweils mit zwei Punkteinlagen optisch abgesetzt.

Am Ende des Griffbretts laufen die Saiten über einen sorgfältig gefeilten und ausgerichteten Knochensattel, der mit einer Breite von 4,6 cm besonders breit ausfällt. Dem entspricht ein vergleichsweise dünner Hals mit einem Umfang von 11,6 cm am Sattel. Mit der kürzeren Mensur (hier: 63 cm) kann auch der üppige Korpus hinreichend in Schwingung versetzt werden. Das Griffbrett wird standardgerecht am 14. Bund auf der Decke verleimt.

Attraktive Kopfplatte mit Abalone-Einlagen und offenen Mechaniken

Die geschlossene Kopfplatte besteht, wie schon erwähnt, aus Mahagoni. Diese ist leicht angewinkelt am Hals angesetzt, um die Saitenspannung und den Anteil der Obertöne zu erhöhen. An der Unterseite fallen in 3:3 Anordnung sechs offene verchromte Mechaniken mit goldenen Zahnrädern auf. Diese sollten gelegentlich vom Schmutz befreit und eingefettet werden. Die großen verchromten Stimmflügel arbeiten jedenfalls präzise und geschmeidig. 

Baton Rouge X54S/FJE-BT  Kopfplatte
Auf der Kopfplatte sitzen in 3:3 Anordnung sechs offene verchromte Mechaniken mit goldenen Zahnrädern.

Die Oberfläche ist elegant mit einem schwarz gefärbten Oberflächenfurnier verblendet und bietet mit dem Firmenlogo am Kopfende eine weitere bunt schillernde Abalone-Einlage.

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