Spätestens dann, wenn eine Firma eine Snaredrum aus Glockenbronze herausbringt, merkt man, dass sie es ernst meint. Die legendären Schwergewichte gelten als Aushängeschild und Prestigelieferant. Der Erfinder Tama hat dieses Jahr ein Jubiläumsmodell seiner berühmten Original-Bellbrass vorgestellt, Zildjian feierte sein 400-Jähriges ebenfalls mit einer solchen Trommel. Kosten: jeweils gute 4000 Euro! Für Normalsterbliche sind das schwer erschwingliche Preise, es geht jedoch auch günstiger. Nach der Vorstellung der neuen Metall-Snares mit verschweißten Blechkesseln legt Drumcraft nun nach und präsentiert eine 14“ x 6,5“ Bell Brass Snare.
Drumcraft Bell Brass Snare 14“ x 6,5“ – Das Wichtigste in Kürze
- Glockenbronze mit 3 Millimeter Kesselstärke
- Hardware mit mattem Satin Finish
- Nickelworks Abhebung
- Remo USA-Felle
- Hergestellt in China
Unser heutiges Testmodell ist übrigens nicht der erste Ausflug in die höchsten Snaredrum-Sphären. Im Jahr 2010 gab es bereits einige Serienmodelle verschiedener Größen – darunter auch der Vorgänger unseres Testkandidaten – sowie ein auf 60 Stück limitiertes High End-Modell mit einer außergewöhnlichen Abhebung, alle mit satinierter Hardware. Letztere gibt es auch bei diesem 2024er Exemplar, dessen Kessel übrigens nur halb so dick ausfällt wie beim ursprünglichen Modell. Was die Trommel kann und ob ihr für unter 900 Euro eine brauchbare Bell Brass Snare bekommt, lest ihr auf den folgenden Zeilen.
Der Kessel aus Bronzeguss ist drei Millimeter stark
Eine herausragende Eigenschaft von Snares mit Gusskesseln offenbart sich schon vor dem Auspacken. Über Begriffe wie „leichtes Gepäck“ oder „Travelset“ kann (oder muss) der Bell Brass-Besitzer nur schmunzeln, die nahtlose Bronzetrommel bringt ein beträchtliches Gewicht auf die Waage. Normale Blechkessel sind etwa einen Millimeter stark, dieser hier ganze drei. Verstärkungsringe gibt es nicht, die innere Kesselwand ist gerade. Um ein schnelles Anlaufen durch Schmutz und Fingerabdrücke zu verhindern, ist die „gebrushte“ Oberfläche mit einem Klarlack versiegelt. Deutlich erkennbar ist das recht weite und tiefe Snarebed, welches auch etwas breitere Teppiche als den montierten 20-Spiraler aufnehmen könnte. Die nähere Inspektion der Gratungen offenbart einige unsaubere Stellen mit kleinen Erhebungen, hier sollte Drumcraft noch ein bisschen nacharbeiten.
Die Hardware ist in allen Parts mattiert
In Sachen Hardware geht es rundherum matt satiniert zu, die zehn doppelseitigen Böckchen besitzen das typische, gerade Drumcraft-Design, welches sich auch beim Butt-End der Abhebung wiederfindet. Die Abhebung selbst ist ein alter Bekannter, nämlich die Nickel Drumworks Ausführung, deren Patent mittlerweile beim Gewa-Vertrieb liegt. Bei den Spannreifen kommen dreifach geflanschte Stahlversionen der Stärke 2,3 Millimeter zum Einsatz. Erfreulich sind kleine Details wie die Kunststoff-unterlegten Stimmschrauben sowie der Umstand, dass gute Markenfelle serienmäßig an Bord sind, genauer: ein Remo USA CS coated oben und ein Snare Side auf der Unterseite. Etwas irritierend erscheint mir jedoch der ziemlich kurze Snareteppich, welcher zudem von eher unterdurchschnittlicher Qualität zu sein scheint. Auf geht’s zum Soundcheck!