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Gretsch G5422TG Electromatic Test

Die Gretsch G5422TG aus der Electromatic-Serie des Herstellers greift das Design der berühmten Gretsch-Modelle aus den 50er- und 60er-Jahren auf und möchte es mit einigen modernen Modifikationen verfeinern. In diesem Zusammenhang stellt das sogenannte Trestle-Block-Bracing ein entscheidendes Merkmal dar, das erstmals auf Wunsch der Gitarrenlegende Chet Atkins in den späten 50er-Jahren entwickelt wurde.

Gretsch G5422TG Electromatic Test

Diese spezielle Kombination aus Beleistung und Sustainblock wurde von Gretsch erneut unter die Lupe genommen und soll die Steifigkeit der Decke erhöhen, dabei zu einer schnelleren Attack sowie mehr Sustain führen und die Anfälligkeit für Rückkopplungen vermindern. Ansonsten präsentiert sich die Gretsch G5422TG Electromatic klassisch-opulent und mit den typischen Merkmalen. Dazu gehören ein Bigsby-Tremolo und zwei FilterTron-Pickups. Da das Instrument in China gefertigt wird, geht es dennoch momentan für etwas unter 1000 Euro über den Ladentisch. 

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Lieferumfang/erster Eindruck

Geliefert wird die Gretsch G5422TG Electromatic ohne Tasche oder Koffer und hat lediglich das passende Werkzeug zum Nachjustieren der Halsneigung dabei. In dieser Preisklasse wäre meines Erachtens zumindest eine Tasche wünschenswert, ließe sich aber im Falle einer sehr guten Performance des Instrumentes noch verschmerzen. Aus dem Karton befreit präsentiert sich die Gitarre als echter Hingucker, dessen hochglänzende Walnut-Stain-Lackierung mit der vergoldeten Hardware sehr schön harmoniert. Nicht zuletzt aufgrund seiner Hollowbody-Bauweise weist das Instrument zudem ein angenehmes Gewicht von rund 3,1 kg auf. Vor einigen Jahren hatte ich mit der Gretsch G5422TDCG Electromatic übrigens schon einmal eine Variante dieses Modelltyps im Test, die aber mit verchromter Hardware bestückt war und daher etwas schlichter wirkte. Und wie wir gleich sehen werden, gabs in der Zwischenzeit auch bei weiteren Details kleine Änderungen.

Fotostrecke: 8 Bilder Die Gretsch G5422TG Electromatic bringt den Flair der 50er- und 60er-Jahre auf die Bühne zurück.

Korpus/Elektronik

Beim Korpus fiel die Wahl auf laminierten Ahorn, Boden und Decke sind typischerweise gewölbt. Erleichtert wird das Spiel in den hohen Lagen zudem durch das Double-Cut-Korpusdesign. Wie schon erwähnt, kommt bei diesem Modell das sogenannte Trestle-Bracing zum Einsatz, das nicht zur Standardausstattung bei Gretsch-Gitarren gehört. In den meisten Fällen wird bei Gretsch das sogenannte Sound-Post-Bracing angewendet, bei dem ein vertikaler Holzdübel unter dem Steg die Decke mit dem Boden verbindet. Beim Trestle-Bracing hingegen werden zwei in der Mitte des Korpus parallel verlaufende Fichtenholzstreben verbaut, die vom Halsansatz bis zum Steg reichen. Zusätzlich weisen diese Streben zwei massige Bögen oder Böcke (Trestle) auf, die die Decke mit dem Boden verbinden. Laut Hersteller liegt der Vorteil dieser Methode darin, dass das Instrument im Attack- und Sustainverhalten sowie in der Rückkopplungsanfälligkeit mehr wie eine Solidbody-E-Gitarre reagiert, dabei aber dennoch die klanglichen Eigenschaften einer Hollowbody behält. Zurückzuführen ist dies auf eine steifere Decke, mehr Holz, das schwingen kann, und eine robustere Verbindung zwischen Decke und Boden. Gretsch reagierte mit dieser Methode in den 50er-Jahren auf die steigende Leistung der E-Gitarrenverstärker und die damit einhergehende höhere Lautstärke, was zu Feedback-Problemen führte.

Fotostrecke: 7 Bilder Die Gretsch G5422TG Electromatic ist mit einem Bigsby-Tremolo ausgestattet,…

Im Gegensatz zu Gibson, das als Lösung den Center- Block in der ES-335 einführte, schlug Gretsch mit diesem Ansatz einen eigenen Weg ein, was übrigens auch für die Abstimmung der beiden FilterTron-Humbucker gilt. Hier kommt Gretsch-typisch die Kombination aus Master-Volume-Poti auf Höhe des unteren Cutaways und zwei weiteren separaten Volume-Potis für beide Tonabnehmer zur Anwendung. Weiterhin steht ein Master-Tone-Poti zur Abstimmung der Höhen im Gesamtklang bereit. Ein Dreiwegschalter aktiviert außerdem den jeweiligen Tonabnehmer oder schaltet beide zusammen. Die Saiten nehmen ihren Verlauf hin zum Hals von einem Bigsby-Tremolo über einen Adjusto-Matic-Steg, der auf einer Unterlage aus Lorbeer sitzt. Neben der Walnut-Stain-Farbgebung ist das Modell außerdem noch in den Farben Orange Stain oder Snowcrest White erhältlich.

Fotostrecke: 7 Bilder Die Elektronik besteht aus vier Potis, einem Dreiweg-Schalter und zwei Tonabnehmern.

Hals

Der eingeleimte und ebenfalls hochglänzend lackierte Ahornhals weist ein sogenanntes Classic-C-Profil auf und beherbergt ein Lorbeergriffbrett mit einem modernen 12“-Radius, das mit 22 Medium-Jumbo-Bünden bestückt ist. Die Mensur der Gitarre misst 625 mm und die Sattelbreite wird mit 42,86 mm angegeben. Die offenen Vintage-Style-Mechaniken an der Kopfplatte sind wie der Rest der Hardware vergoldet.

Fotostrecke: 6 Bilder Auch beim Hals kommt Ahorn zum Einsatz.
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Testaufbau

Im Praxis-Check spiele ich die Gitarre über ein 74er Fender Bassman 50 Topteil, das weitestgehend clean eingestellt ist. Das Amp-Signal läuft anschließend über eine Universal Audio OX Box, die die Simulation einer 2×12 Box mit Vintage Jensen C12N Lautsprechern bereitstellt. Für die verzerrten Sounds kommen außerdem diverse Pedale zum Einsatz, die im Video zum Test angegeben werden. 

Soundcheck und erster Eindruck

Direkt aus dem Karton präsentiert sich die Gretsch G5422TG Electromatic mit einer sehr guten Werkseinstellung und einer angenehmen Bespielbarkeit. Die Gitarre kommt mit Saiten in den Stärken .011-.049, die griffig, aber keinesfalls steif wirken und für mein Empfinden gut zum Instrument passen. Wer federleichte Bendings bevorzugt, ist natürlich trotzdem mit etwas dünneren Saiten gut beraten. Am Gurt neigt die Archtop dann ein wenig zur Kopflastigkeit, was im Sitzen im wahrsten Sinne des Wortes wiederum nicht weiter ins Gewicht fällt. Im Vergleich mit meiner ES-335 wirkt unsere Probandin in der akustischen Ansprache drahtiger und zudem auch voller und lauter, was nicht zuletzt an ihrer etwas ausladenderen Zargentiefe liegt. Durch die Bigsby-Konstruktion schwingen die Saiten hinter dem Steg bei härteren Anschlägen jedoch hörbar auf. Wen das besonders bei verzerrten Sounds stört, kann mit einem Stück Filz zwischen den Saiten einfach Abhilfe schaffen.

Wir starten mit einem Rundgang durch die drei Pickup-Einstellungen im Clean-Channel, beginnend mit dem Halstonabnehmer.

Audio Samples
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Clean: PU Check

Die Pickups weisen einen recht zurückhaltenden Output auf, wirken im Klangverhalten authentisch und spiegeln somit den typisch twangenden Gretsch-Sound wider, der im Vergleich zu einer Telecaster, die man in Gitarrenkreisen ja auch gern mit diesem Attribut belegt, stets runder und weicher wirkt.

Die Gretsch G5422TG Electromatic zeigt ein authentisches Klangverhalten und kann mit einer dynamischen Ansprache der Pickups punkten.

Clean-Sounds

Auch wenn die Gitarre beim ersten Anblick sofort Rockabilly-Assoziationen weckt, entpuppt sie sich darüber hinaus nicht zuletzt auch aufgrund der gewählten Saitenstärke als hervorragend klingende Jazzgitarre. Bei dieser klanglichen Grundauslegung gehen aber auch bluesige Spielweisen, Country-Pickings und last, but not least, schmalzige 50s-Sounds absolut authentisch über die Bühne. Leider erweist sich das Bigsby-Tremolo als wenig stimmstabil, sodass die Gitarre quasi nach jedem Einsatz nachgestimmt werden muss. Das geht besser! Hier sollte man nach dem Kauf also noch etwas Optimierung auf der Werkbank einplanen.

Audio Samples
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Clean: Neck PU Clean: Both PU Clean: Bridge PU

Overdrive & Fuzz

Nicht nur Cleansounds kann die Gretsch richtig gut, auch verzerrte Töne machen richtig Spaß. Klar, High-Gain ist jetzt nicht unbedingt die erste Anlaufstelle dieses Instruments. Das heißt aber nicht, dass man mit der Verzerrung sparsam umgehen muss und auch im Verbund mit einem Fuzz-Pedal kommt Freude auf. Gleichzeitig reagieren die Pickups gut auf dynamische Spielweisen und dank der verbauten Treble-Bleed-Schaltung lässt sich das Zerrverhalten mit dem Master-Volume-Poti ohne Höhenverlust dosieren. Aber hört selbst.

Audio Samples
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Low Gain Overdrive: Bridge PU Overdrive (Dynamic Check): Bridge PU Overdrive: Bridge PU Fuzz: Bridge PU
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Die in China produzierte Gretsch G5422TG Electromatic erweist sich im Test als authentisch klingendes Exemplar ihrer Gattung und punktet darüber hinaus mit einer sehr guten Bespielbarkeit. Lediglich das Bigsby-Tremolo ist nicht sonderlich stimmstabil. Hier besteht also noch Optimierungsbedarf. Wer auf der Suche nach dem unnachahmlichen Gretsch-Sound ist, sollte dieses Modell aber dennoch unbedingt anspielen!

Mit der Gretsch G5422TG Electromatic erhält der Spieler ein angenehm bespielbares Instrument, das den unnachahmlichen Gretsch-Sound liefert.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • saubere Verarbeitung
  • gelungene Werkseinstellung
  • angenehme Bespielbarkeit
  • authentisches Klangverhalten und dynamische Ansprache der Pickups
Contra
  • mangelhafte Stimmstabilität des Bigsby-Tremolos
Artikelbild
Gretsch G5422TG Electromatic Test
Für 999,00€ bei
  • Hersteller: Gretsch
  • Modell: G5422TG Electromatic
  • Typ: Hollowbody-E-Gitarre
  • Herkunftsland: China
  • Farbe: Walnut Stain
  • Korpus: Ahorn (laminiert)
  • Hals: Ahorn
  • Griffbrett: Lorbeer
  • Halsprofil: Classic “C”
  • Sattel: Graph Tech NuBone
  • Sattelbreite: 1.6875″ (42,86 mm)
  • Bünde: 22 Medium-Jumbo-Bünde
  • Mensur: 24.6″ (625 mm)
  • Griffbrett-Radius: 12″ (305 mm)
  • Tonabnehmer: 2x FT-5E Filter’Tron Humbucker
  • Bedienung: Master Volume, Volume Bridge, Volume Neck, Master Tone
  • Hardware: Bigsby B60 Tremolo, Adjusto-Matic-Steg, offene Vintage-Style-Mechaniken (vergoldet)
  • Gewicht: 3100 g
  • Ladenpreis: 959,00 Euro (Juni 2022)
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Profilbild von Franz Vege

Franz Vege sagt:

#1 - 21.06.2022 um 18:11 Uhr

0

Wer etwas aus China kauft, sollte sich schämen. die Ware ist mit hoher Wahrscheinlichkeit aus einem Folterknast oder mit Kinderarbeit hergestellt, damit der aufgeschlossene linksgrüne Freak etwas Geld spart...

    Profilbild von Fan v. Franz V.

    Fan v. Franz V. sagt:

    #1.1 - 23.10.2022 um 20:19 Uhr

    2

    Welche aussergewöhnlich kundiger und sachlicher Beitrag, Franz Vege! Mein herzlicher Dank erreicht sie - natürlich schamlos - dank meines Siemens-Nixdorf Rechners, dieses Inter-Netz ist schon eine kolossale Sache.

    Antwort auf #1 von Franz Vege

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