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Harley Benton TE-90FLT VW Deluxe Series Test

Unter dem Namen Harley Benton werden exklusiv für das Musikhaus Thomann Instrumente hergestellt, die allesamt zu äußerst attraktiven Preis zu haben sind und nicht selten auch bei bonedo-Tests schon für handfeste Überraschungen gut waren. Das Angebot umfasst allerdings nicht nur Gitarren und Bässe, sondern reicht vom Plektrum bis zur großen 4×12 Gitarrenbox und vom Potiknopf bis zum Elektro-Cello.

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Unsere Testkandidatin, die TE-90FLT VW aus der Deluxe Serie, lehnt sich ganz offensichtlich zumindest in ihrer äußeren Formgebung an eine Telecaster an. Allerdings deuten zwei Humbucker und die sonstige Ausstattung der Gitarre auch in speziellere Richtungen.

Details

Optik/Verarbeitung

Und tatsächlich haben wir es mit einer E-Gitarre zu tun, die zwar offensichlich ihr Vorbild hat, aber auch in einem gewissen Maße eigenständig daherkommen möchte. Unsere Version jedenfalls besitzt laut Hersteller einen gekammerten, also in Teilen ausgehöhlten Eschekorpus, der weiß gebeizt und anschließend mit Klarlack versehen wurde, sodass die Maserung des Holzes durchscheint. Der Farbton wird hier als Vintage White bezeichnet und durch das Kürzel VW im Namen repräsentiert. Der Body ist unter dem Schlagbrett ausgehöhlt und beim Elektronikfach hat man ebenfalls großflächig Holz abgetragen, trotzdem legt die Gitarre immer noch 3952 Gramm auf die Waage. Für einen gekammerten Korpus eine ganze Menge und auch insgesamt kein Leichtgewicht, aber immer noch am oberen Ende der Solidbody-Gewichtstabelle und etwa gleichauf mit einer gut abgehangenen Les Paul. Die Korpusform basiert, wie bereits erwähnt, auf der einer Telecaster, allerdings wurde hier das Schlagbrett verkleinert, was dem Body auf den ersten Blick ein neues Design verpasst.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Korpus besteht aus Esche

Dazu kommen zwei Roswell FLT NI Alnico-Humbucker, die an Gretsch Filtertrons angelehnt sind. Diese wurden in zwei Ausfräsungen direkt mit dem Korpus verschraubt. Bei Roswell handelt es sich um einen südkoreanischen Hersteller, der zu WooSung Chorus Industries gehört und bei dem nicht nur sämtliche Gitarrenparts erhältlich sind, sondern sogar komplette Pickup-Wickelmaschinen. Bereits seit 22 Jahren ist die Mutterfirma in der Branche tätig und kann damit auf eine beachtliche Erfahrung zurückgreifen. Dass asiatische Hersteller inzwischen mit westlichen Standards durchaus mithalten können, wird seit vielen Jahren immer wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Wie sich die Tonabnehmer am Amp machen, werde ich im Praxisteil genauer untersuchen.
Die beiden Doppelspuler werden mit einem Dreiwegschalter angewählt, der sich wie bei einer Les Paul auf dem oberen Korpushorn befindet. Lautstärke- und Tone-Regler sind mit griffigen Metallknöpfen versehen und verrichten ihr Werk geschmeidig.

Fotostrecke: 7 Bilder Die Gitarre ist mit zwei Humbuckern ausgestattet

Ein Blick auf die Rückseite zeigt zwei Ausfräsungen, eine runde unter dem Toggle-Switch und eine recht große ovale für die Elektrik. Letztere ist außerordentlich großzügig ausgefallen, denn außer zwei Potis und einigen Kabeln gibt es dort nichts weiter zu entdecken. Beide Ausfräsungen sind sauber mit Abschirmlack ausgepinselt und mit schwarzen Kunststoffplatten abgedeckt.
Harley Benton hat D’Addario EXL 120 Saiten in der Stärke .009 – .042 aufgezogen, die per Metallhülsen durch den Korpus in eine verchromte Hardtail-Bridge geführt werden, deren Böckchen sich in Höhe und Länge einstellen lassen.

Fotostrecke: 5 Bilder Als Brücke kommt eine verchromte Hardtail-Bridge zum Einsatz

Von dort geht es weiter in Richtung Kopfplatte, wobei sie die 22 Medium Jumbo Bünde überqueren, die sauber in das Ahorngriffbrett eingesetzt sind. Letzteres ist sauber mit dem Ahornhals verleimt, an den Kanten verrundet und auf Hochglanz gebracht. Befestigt ist die Konstruktion übrigens mit vier Schrauben am Korpus. Schwarze Punkteinlagen an den bekannten Stellen im Griffbrett und an der Halskante sorgen für die nötige Orientierung auf der 648 mm langen Mensur.
Ein weiteres, wenn nicht das auffälligste Merkmal der Gitarre ist sicherlich die verkehrt herum angebrachte Kopfplatte, neudeutsch auch Reverse Headstock genannt. Bevor die Drähte dort auf die geschlossenen Mechaniken treffen, passieren sie einen 42 mm breiten Kunststoffsattel, hinter dem der Zugang zum Halsstab zu finden ist, der ohne Abdeckung auskommt. Das dazu passende Werkzeug liegt der Gitarre bei. Aufgrund der durch die parallele Versetzung der Kopfplatte hohen Lage über der Kopfplatte wurden für die vier tiefen Saiten Niederhalter notwendig, auch String-Trees genannt, um sie auf die Höhe der Mechaniken zu führen. Diese verrichten ihre Arbeit vollkommen unauffällig und ermöglichen einen präzisen Stimmvorgang.

Fotostrecke: 5 Bilder Ahornhals mit 22 Medium-Jumbo Bünden

Die Verarbeitung der Gitarre lässt keinerlei Kritik zu und ich möchte an dieser Stelle einmal kurz auf den Preis hinweisen. Die dafür gebotene Qualität ist schlicht und ergreifend sensationell! Ich hatte bereits einige Instrumente von Harley Benton zum Test und konnte mich auch dort von der wirklich ausgesprochen anständigen Verarbeitung überzeugen, die immer vor dem Hintergrund des mehr als günstigen Preises zu sehen ist. Also beide Daumen hoch! Natürlich darf man nicht die Qualität eines Custom-Shops erwarten, aber verglichen mit anderen, wesentlich teureren Gitarren “von der Stange” können die Instrumente von Harley Benton meist locker mithalten.

Kommentieren
Profilbild von Stenz

Stenz sagt:

#1 - 16.06.2016 um 04:49 Uhr

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Bitte nicht Verwechseln: Bundreinheit ist für den Laien nicht "leicht" zu beheben.
Hier ist wohl die Oktavreinheit gemeint.
*klugscheißermodusoffundkaffeetrink*

Profilbild von Thomas Dill - bonedo

Thomas Dill - bonedo sagt:

#2 - 16.06.2016 um 12:17 Uhr

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Hallo Stenz,
Danke für den Hinweis, Du hast natürlich recht. Es war auch die Oktavreinheit gemeint. Wir haben es im Text geändert.

Profilbild von Al

Al sagt:

#3 - 05.07.2016 um 16:19 Uhr

0

Warum steht da "Die Verarbeitung der Gitarre lässt keinerlei Kritik zu" wenn die Schrauben an den PickUps so hoch abstehen, dass die fast an die Saiten kommen? Auch die Bridge sieht auf den Bildern nicht gut montiert aus.

    Profilbild von Bassel

    Bassel sagt:

    #3.1 - 11.07.2016 um 09:07 Uhr

    0

    Hallo Al,
    dass sich beim Transport hin und wieder einmal eine Schraube löst, passiert immer wieder, daher habe ich das nicht als Contra aufgelistet, zumal das “Problem” mit einem Schraubenzieher innerhalb von Sekunden behoben war.
    An der Bridge konnte ich nichts Negatives entdecken, daher gab es auch da für mich keinen Kritikpunkt.
    Grüße
    Bassel

Profilbild von John W.

John W. sagt:

#4 - 13.03.2023 um 21:36 Uhr

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Sowohl in den Bewertungen bei Thomann als auch in diesem Test wundern sich alle über die ungewöhnlich klingenden "Humbucker". Ja, es sind Humbucker - technisch/elektrisch gesehen. Genauso wie P90 und Burns zwar auch technisch "Singlecoils" sind, aber doch anders aufgebaut sind und verständlicherweise auch anders klingen. Diese "Humbucker" sind den Gretsch Filtertrons nachempfunden. Und diese klingen hallt bauartbedingt ebenfalls anders. Sie haben in der Regel auch einen hohen Output und sind dabei nicht so dumpf wie ein Gibson-Humbucker. Ich frage mich, warum das nirgendwo im Zusammenhang mit diesen Modellen von Harley Benton erwähnt wird.

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