Das Equipment von Jimi Hendrix – Kreatives Werkzeug eines Genies

Jimi Hendrix war nicht nur ein genialer Musiker, sondern auch im Umgang mit Gitarrensounds wegweisend. Die wilde, expressive, und oft experimentelle Nutzung seines Equipments prägte Generationen von Musikern. Das Paradoxe daran: Hendrix konnte nur mit den begrenzten Mitteln arbeiten, die damals zur Verfügung standen. Aber allein mit seinem Spiel verwandelte er sein vergleichsweise schlichtes Setup in pure Magie. In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf das Werkzeug des Saitenhexers.

Equipment von Jimi Hendrix
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Pictorial Press Ltd / Alamy Stock Photo

Jimi Hendrix‘ Gitarren – Die Waffen eines Virtuosen

Obwohl man bei Hendrix unweigerlich an die Fender Stratocaster denkt, hatte er tatsächlich einige Instrumente mehr im Portfolio. Sowohl live als auch im Studio setzte er vereinzelt Fender Jazzmaster, Duosonics, Jaguar, Telecaster oder Modelle von Gibson, Guild, Supro oder Danelectro ein. Seine Akustikgitarren stammten von Martin, Zemaitis und Epiphone. Die Besonderheit: Obwohl Hendrix Linkshänder war, nutzte er primär Rechtshändergitarren, die er umgekehrt besaitete. Das führt dazu, dass sich z. B. bei einer Strat der Tremoloarm und die Potis oben befinden und der diagonal ausgerichtete Stegpickup sowie die Polepieces invertiert sind. Auch trägt das Herunterstimmen seiner Gitarren auf das Eb-Tuning, insbesondere bei Single-Coils, gehörig dazu bei, dass diese voluminöser klingen.

Die Fender Stratocaster – Jimis Hauptinstrument

Die wohl bekannteste Gitarre in Jimi Hendrix’ Sammlung war die Fender Stratocaster – ein Modell, das ihn während seiner kurzen, aber intensiven Karriere regelmäßig begleitete. Besonders hervorzuheben ist die weiße Stratocaster aus dem Jahr 1968, die als „Woodstock Strat“ bekannt wurde, benannt nach ihrem legendären Einsatz beim Woodstock Festival 1969. Ein weiteres markantes Exemplar war eine schwarze Stratocaster aus demselben Jahr, die zeitweise zu seiner Hauptgitarre avancierte und vermutlich das letzte Instrument war, das er vor seinem Tod spielte.


Fender Jimi Hendrix Strat OWH

Als Hendrix im „Summer of Love“ 1967 beim Monterey Pop Festival auftrat, griff er zu einer Fiesta Red Stratocaster aus den Jahren 1963 oder 1964, die er mit Blumenmustern verzierte. Dieses einzigartige Instrument existiert heute nicht mehr: Hendrix setzte es während seines berühmten Auftritts in Brand und zerschlug es anschließend auf der Bühne. Neben diesen ikonischen Modellen verwendete Hendrix zahlreiche weitere Strats aus den 1960er-Jahren, die meist in klassischen Schwarz- oder Weißtönen gehalten waren.

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Fender Jimi Hendrix Strat OWH
Fender Jimi Hendrix Strat OWH
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Vereinzelt kamen auch Gibson Flying Vs, Les Pauls und SGs unter die Henrix’schen Finger

Gelegentlich griff Hendrix auch zu Gitarren von Gibson. Besonders schien es ihn zu den Flying V-Modellen gezogen zu haben, von denen er zwischen 1967 und 1970 eine schwarze, eine handbemalte und ein Variante in Tobacco Burst einsetzte. Zu sehen sind diese Gitarren bei seinen Auftritten im Madison Square Garden, bei Konzerten in der Royal Festival Hall und beim Isle of Wight Festival.

Epiphone Jimi Hendrix "Love Drops" V
Epiphone Jimi Hendrix “Love Drops” V

Auch Gibson SGs kamen gelegentlich zum Einsatz, wie z. B. eine weiße 67er Gibson SG Custom, mit der er einen Auftritt in der Dick Cavett Show 1969 bestritt. Les Pauls waren bei Hendrix eher selten in Gebrauch, allerdings besaß er eine 56er Les Paul Custom und eine 50 Les Paul Special in der Farbe TV Yellow – beide mit P90-Pickups.

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Epiphone Jimi Hendrix
Epiphone Jimi Hendrix “Love Drops” V Bisher keine Kundenbewertung verfügbar
Seymour Duncan Hendrix Loaded PG Voodoo
Seymour Duncan Hendrix Loaded PG Voodoo
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Jimis Verstärker – „It was 99% Marshall!“

Was die Verstärker angeht, ist der Name Jimi Hendrix sehr stark mit dem britischen Hersteller Marshall konnotiert, was das obige Zitat seines Roadmanagers Eric Barrett auch unterstreicht. Das ist natürlich berechtigt, gilt doch der Marshall Super Lead 100 als Jimis Hauptwerkzeug. In den Anfangsjahren verwendete Hendrix jedoch auch einen Burns Combo, einen Silvertone Twin Twelve Combo sowie Fender Twins und später Dual Showman-Topteile – Letztere vor allem wegen ihres Cleansounds. Bis zu seinem Tod 1970 nutzte er auch immer wieder Sound City Amps, Supros und Vox Combos. Nach Angaben des Tontechnikers Phil Brown wurden z. B. die Overdubs von „All Along the Watchtower“ mit einem Vox AC30 aufgenommen. Um 1968 kam es aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen zu einem kurzen Endorsement-Deal mit der Firma Sunn, von der Jimi ein 100s- und ein 2000s-Modell verwendete. Nur anderthalb Jahre später wurde der Vertrag mit Sunn jedoch vorzeitig beendet und Jimi sattelte wieder auf Marshalls um.

Jimi und der Marshall Super 100 JTM45/100

„Wie bitte? Wieso ein Super 100 JTM45/100 – Jimi hat doch Super Lead Plexis gespielt?“

Die Modellbezeichnungen von Marshall sorgen unter Gitarren-Nerds immer wieder für Verwirrung. Grund genug, einen kurzen Blick zurückzuwerfen: Als Jim Marshall 1962 begann, seine ersten Röhrenverstärker auf Basis des Fender Bassmans zu bauen, entstand daraus der JTM45 bzw. der „Bluesbreaker“. Um dem Wunsch nach mehr Lautstärke gerecht zu werden, wurde das ursprüngliche Modell weiterentwickelt. Die ersten leistungsstärkeren 100-Watt-Versionen kamen als Super 100 JTM45/100 auf den Markt. Ihre Schaltungen verbargen sich hinter Frontplatten aus Plexiglas – daher der bis heute geläufige Spitzname „Plexi“. Der Name „Super Lead“ wurde für diese frühen 100-Watt-Verstärker erst Anfang 1967 verwendet und auf der Rückseite hinzugefügt, vorher hießen sie auch „Super Amp“ oder „JTM45/100“. Berichtet wird, dass Jimi Hendrix 1966 zwei oder drei dieser Topteile samt vier 4×12″-Boxen kaufte und sie sowohl bei Live-Auftritten als auch bei den Aufnahmen zu „Are You Experienced?“ einsetzte. Dieses neue Marshall-Topteil gab es damals in drei Varianten: Super Lead, Super Bass und Super PA. Auch wenn eines von Hendrix’ 100 W Super Lead-Modellen erst 2008 bei Christie’s versteigert wurde, gilt es als wahrscheinlich, dass er im Laufe seiner Karriere alle drei Versionen ausprobierte. Was Boxen und Lautsprecher betrifft, nutzte Hendrix verschiedene 4×12″-Cabinets, die in der Regel mit Celestion- oder gelegentlich auch Eminence-Speakern bestückt waren. Auf manchen Fotos ist er zudem mit Marshall-Topteilen zu sehen, die auf Sound City-Boxen stehen. Vermutlich wurden die Hendrix‘schen Marshalls leicht modifiziert, um mehr Höhen zu erhalten. Dadurch wollte Jimi dem starken „Treble-Roll-Off“, der durch die hohen Kabelkapazitäten entstand, entgegenwirken.

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Marshall 1959 HW
Marshall 1959 HW
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Effektgeräte – Innovation durch Elektronik

Jimi Hendrix war ein Pionier im Einsatz von Effektpedalen. Wie nur wenige vor ihm verstand er es, diese als kreative Werkzeuge in sein Spiel zu integrieren. Besonders bemerkenswert dabei ist, dass Hendrix stets einen äußerst disziplinierten Umgang mit ihnen pflegte und sie nur dann verwendete, wenn die Musik danach verlangte.

Das Wah-Wah-Pedal

Jimis Einsatz des Wah-Wah-Pedals ist auf unzähligen Aufnahmen zu hören und zählt – neben dem Fuzz – zu den prägendsten Effekten seines Gitarrenspiels. Stücke wie „Voodoo Child (Slight Return)“, „Burning of the Midnight Lamp“ oder die ausdrucksstarke Live-Version von „Machine Gun“ wären ohne den charakteristischen Wah-Sound kaum vorstellbar. Im Laufe seiner Karriere nutzte Hendrix eine Vielzahl verschiedener Wahs, was eine eindeutige Zuordnung zu einem bestimmten Modell erschwert. Einige Live-Fotos lassen jedoch vermuten, dass er unter anderem modifizierte Versionen des Vox V846 oder des Clyde McCoy Wah verwendete.

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Dunlop Jimi Hendrix Sig. Wah JH1D
Dunlop Jimi Hendrix Sig. Wah JH1D
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Der Fuzz

Ein weiteres zentrales Element in Hendrix’ Sound war das Fuzz. Jimi kombinierte diesen Effekt meist mit seinem stark aufgerissenen Marshall, wodurch eine markante Mischung aus Amp- und Fuzz-Zerre entstand. Paradebeispiele für diesen Klang sind Songs wie „Foxy Lady“, „Machine Gun“ und „We Gotta Live Together“ aus der „Band of Gypsys“-Ära. Besonders berühmt wurde in diesem Zusammenhang das Dallas Arbiter Fuzz Face mit Germanium-Transistoren. Allerdings beschränkte sich Hendrix nicht auf ein einzelnes Modell – er experimentierte mit einer Vielzahl unterschiedlicher Fuzz-Pedale, darunter das Maestro FZ-1 Fuzz-Tone, das Marshall Supa Fuzz sowie das Roger Mayer Axis Fuzz. Ob er jemals ein Electro-Harmonix Big Muff einsetzte, ist bis heute umstritten. Da in der Fuzz-Community regelmäßig hitzige Debatten über den Klangcharakter von Germanium- versus Silizium-Transistoren geführt werden, sei an dieser Stelle betont: Jimi nutzte beide Varianten.

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Dunlop Jimi Hendrix Fuzz Face Mini
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Dunlop JHMS4 Hendrix68 Gypsys Fuzz
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Dunlop JHMS1 Hendrix 68 Distortion
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Das Uni-Vibe

Die Entstehung des Uni-Vibe geht auf das Jahr 1968 zurück, als man versuchte, den charakteristischen Klang eines sperrigen Hammond-Leslie-Kabinetts in ein kompaktes Bodengerät zu übertragen. Der japanische Entwickler Fumio Mieda entwickelte daraufhin für die Firma Shin-ei einen Effekt, der allerdings nicht exakt wie ein Leslie klang, sondern eher wie ein vierstufiger Phaser. Jimi Hendrix nutzte das Shin-ei/Univox Uni-Vibe unter anderem bei seinem legendären Woodstock-Auftritt, bei „Machine Gun“, aber auch in vielen weiteren Songs. Besonders charakteristisch war sein Einsatz des angeschlossenen Expression-Pedals, mit dem er die Modulationsgeschwindigkeit in Echtzeit steuern konnte.

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Dunlop JHMS3 Hendrix68 Chorus/Vibrato
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Das Roger Mayer Octavia

Roger Mayer, ursprünglich Akustikingenieur bei der britischen Admiralität, entwickelte in seiner Freizeit Effektpedale für E-Gitarren. Bereits 1964 baute er Fuzz-Pedale für den jungen Jimmy Page. Anfang 1967 traf er auf Jimi Hendrix und stellte ihm seine neueste Entwicklung vor: das Octavia. Dieses Pedal kombiniert eine Fuzz-Verzerrung mit einer zusätzlich erzeugten, höher klingenden Oktave. Dieser Sound ist erstmals auf der US-Version von Hendrix’ Debütalbum „Are You Experienced?“ im Gitarrensolo von „Purple Haze“ zu hören. Das Octavia wurde fortan zu einem festen Bestandteil seines Sounds und prägte seine Aufnahmen bis zu seinem Tod 1970. Auch heute noch ist der charakteristische Sound von „Oktav-Fuzzes“ in verschiedenen Genres sehr beliebt.

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Dunlop JHMS2 Hendrix 68 Octavio
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Kabel, Picks, Saiten – Details mit großer Wirkung

Hendrix verwendete die damaligen Standard-Gitarrenkabel, wobei nicht genau dokumentiert ist, welche Marken er bevorzugte. Wichtig ist jedoch: Seine Kabel hatten aufgrund ihrer Länge bzw. der häufig verwendeten Spiralbauweise eine höhere Kapazität – was den Höhenbereich leicht abdämpft. Seine Plektren waren meist mittlere Zelluloid-Picks von Fender. Bei den Saiten setzte er oft auf leichte Stärken, wie .010 bis .038, was in Kombination mit seinem Eb-Tuning die Bendings und das Vibrato erleichterte.

Studioequipment und Experimentierfreude

Was gerne vergessen wird: Viele außergewöhnliche Hendrix-Sounds entstanden im Studio. Hier experimentierte Hendrix mit ungewöhnlichen Mikrofonierungen, dem Rückwärts-Abspielen von Aufnahmen, Pult-Verzerrungen und Overdubs. Besonders in den legendären Electric Lady Studios, die er 1970 in New York eröffnete, hatte er freie Hand, seine Soundvisionen umzusetzen. Der Produzent Eddie Kramer, der mit Hendrix viele Aufnahmen realisierte, erinnerte sich, dass Hendrix auch oft direkt mit dem Tonband experimentierte – z. B. durch manuelles Abbremsen des Tapes.

Fazit: Technik als Werkzeug, nicht als Selbstzweck

Was Jimi Hendrix von vielen Gitarristen unterscheidet, ist nicht die Menge oder der Preis seines Equipments, sondern die Art, wie er es einsetzte. Er verstand seine Geräte als Erweiterung seiner Ausdrucksform und schon fast als vokales Element. Sein Equipment war teils Standardware der 60er-Jahre, aber unter seinen Händen wurde es zu einem Werkzeug für psychedelische und expressive Klangreisen. Die wenigen Pedale, die vor seinen Füßen lagen, sind der Beweis dafür, dass nicht die Technik den Musiker ausmacht – sondern umgekehrt.

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