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Korg Monotron Test

Korg ist immer wieder für innovative Überraschungen auf dem Instrumentenmarkt gut, und auch in diesem Fall dürfte der Marke aus Fernost zumindest ein Hingucker gelungen sein! Ja, dieses Gerät darf sich Synthesizer nennen, denn es erzeugt Töne und verschiedene Klangfarben ganz ohne fremde Hilfe. Und zwar auf die gute alte, analoge Weise: mit einem Oszillator, einem Filter und einer Modulationsquelle namens LFO.

Nicht zuletzt die Verehrer der legendären Vintage-Synthesizer Korg MS-10 und MS-20 werden mit den Ohren schlackern, wenn sie erfahren, dass das Monotron seinen Filter von eben diesen Urgroßvätern geerbt haben soll! „True analog synthesis satisfaction“, so wirbt der Hersteller für seinen mit Abstand kleinsten Synthesizer. Ob auch in diesem Fall die Größe tatsächlich keine Rolle spielt, das wollten wir genauer wissen.

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Details

Aus einer kleine Schachtel mit der Aufschrift „Go-Anywhere Analog“ befördere ich meinen heutigen Testkandidaten ans Tageslicht: das Korg Monotron. Rein äußerlich handelt es sich dabei um ein schlichtes, solides Plastikgerätchen. Es ist wirklich noch kleiner, als ich dachte, und erinnert mich stark an zwei weitere Produkte aus dem Hause Korg. Ich krame mal schnell mein Stimmgerät und mein Metronom mit sehr ähnlichen Abmaßen aus der Schublade …

Beim Korg Monotron handelt sich jedoch nicht nur um ein Helferlein für Musiker, sondern um einen echten, wenn auch in seinen Möglichkeiten stark begrenzten Klangerzeuger. Seine spielzeugartige Ribbon-Tastatur macht ihn dabei nicht weniger zur Kuriosität. Die (regelbaren) Bausteine der Klangerzeugung sind ein frei stimmbarer VCO mit Sägezahnwelle, ein 12dB Lowpassfilter (so war es zumindest bei MS-10 und MS-20) mit regelbarer Filterresonanz und ein LFO! Es wäre wohl etwas zu gemein, hier auch noch den unfreiwilligen Rauschgenerator aufzuzählen … Fakt ist: Das Monotron rauscht deutlich!

Fotostrecke: 3 Bilder

Auf der Oberfläche des Synthesizerchens befindet sich oben rechts ein eingebauter Lautsprecher, der so gut klingt, wie es eben ein so kleiner Lautsprecher in dieser Preisklasse kann. Deutlich mehr audiophile Freude kommt auf, wenn man das Monotron an einen Kopfhörer oder eine Abhöre anschließt.

In der Mitte findet man einen Schalter und fünf Potis und ganz links den On-/Off-Schalter, mit dem man gleichzeitig auch festlegt, welche Funktion der LFO haben soll. Dieser kann wahlweise die Tonhöhe (Pitch) oder die Eckfrequenz des Filters (Cutoff) modulieren und ist in Tempo (rate) und Intensität (int.) frei regelbar. Schön ist, dass das Poti „rate“ im Tempo des LFO blinkt! Rechts neben dem On-/Off-Knopf wartet das Poti „pitch“, das zur Stimmung des Oszillators dient. Die ist in einem sehr großen Bereich über viele Oktaven möglich, mehr als mein Ohr eindeutig zu identifizieren vermag. Die letzten beiden Regler „cutoff“ und „peak“ ermöglichen es, die Eckfrequenz und Resonanz des Lowpass-Filters zu bearbeiten. Darunter folgt dann die Ribbon-Touch-Tastatur, bestehend aus einer Metallplatte mit 16 aufgemalten Tasten. Anschlagdynamik, Aftertouch oder ähnliche Luxusparameter gibt es bei einem solchen Keyboard logischerweise nicht.

Auf der Rückseite sind eine Kalibrierschraube, ein Kopfhörerausgang und ein Audio-Eingang (beide Miniklinke) sowie ein Rad für die Gesamtlautstärke angeordnet, leider jedoch kein MIDI Interface. Der Anschluss einer externen Tastatur, eines Sequenzers oder sonstigen MIDI-Controllers ist also nicht möglich. Auf der Unterseite des Monotrons befindet sich das Batteriefach für zwei AAA-Batterien. Diese stellen die einzige Energiezufuhr für das Monotron dar, die Möglichkeit, ein Netzteil anzuschließen, gibt es nicht. Für einen ausreichenden Batterievorrat sollte also stets gesorgt sein!

Die Bedienungsanleitung, die eigentlich mehr ein mehrfach gefalteter Beipackzettel ist, verrät mir, dass man dem Monotron eine Aufwärmzeit von 30 Sekunden gönnen sollte, bevor es die Stimmung halten kann. Also auch noch recht temperaturempfindlich, die kleine Diva! Bei größeren Schwankungen können sich der Tonumfang der Ribbon-Tastatur und die Frequenz des LFOs verändern, warnt das Manual. Mit der rückseitigen Kalibirier-Schraube lässt sich zwar im Zweifelsfall das Gröbste beheben, da es den meisten Anwendern bei diesem Instrument wohl aber weniger um Präzision in Sachen Rhythmik oder Intonation geht, sind eigenmächtige Verstimmungen sicherlich oft verschmerzbar, oder vielleicht sogar willkommen!?

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Praxis

Die zwei AAA-Batterien sind eingelegt und ich muss das Monotron nur noch anschalten – los geht’s. Erste Feststellung: Es kann sehr gut brummen und quietschen, blubbern und fauchen! Was man mit den fünf Potis alles anstellen kann, hat man recht schnell erfasst, und dass es keine Speichermöglichkeiten gibt, ist demzufolge keine wirkliche Einschränkung. Klanglich ist aber trotzdem mehr möglich, als man denkt!

Die Tastatur mit ihren aufgemalten Tasten steuert die Tonhöhe des VCOs stufenlos, etwa so, wie beispielsweise bei einem Fretless-Bass. Genaues Zielen ist also vonnöten, will man saubere Melodien spielen! Das wiederum gestaltet sich auf den Miniatur-Tastenfeldern gar nicht so einfach, besonders, wenn man wie ich mit recht großen Fingern gesegnet ist. Ebenso arten meine Versuche, schnellere rhythmische Pattern auf der Tastatur zu spielen, meist mehr zu Geduldproben aus, als dass sie mich musikalisch befriedigen. Solche Dinge sind ganz klar nicht die Stärken des Monotrons. Auch eine externe MIDI-Tastatur kann hier nicht weiterhelfen, denn es ist leider keine MIDI-Schnittstelle an Bord.

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Auf Anhieb gut gelangen mir Effektsounds, „Hubschrauber-Geknatter“, Raumschiff-Orion-Science-Fiction-Gefiepe, Phaserpistolen  und Sirenengekreische. Viel Spaß macht es auch, externe Audiosignale in die kleine Kiste hineinzuleiten und dann an den Reglern zu drehen. So bekommt man schöne geräuschhafte oldschool Filterfahrten hin, Resonanzpfeifkonzert und LFO-Explosionen inklusive.

Ob das nun nach MS-10 oder MS-20 klingt? Ich bin mir da nicht ganz sicher, denke aber, dass aus den Oldtimern noch eine Ecke mehr Schmackes herauskommt, sie besitzen darüber hinaus auch noch nicht ganz unwichtige Filterhüllkurven! Ein hier nun angebrachter direkter Vergleich mit dem Monotron war mir jedoch in Ermangelung eines solchen Vintage-Synthesizer nicht möglich. Aber wenn Korg es behauptet, wird da schon was dran sein. Das Filter des Monotrons klingt anständig und arbeitet auf jeden Fall analog!

Hier ein paar Beispiele aus meiner Session:

Audio Samples
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Bassline Ext. Audio LFO – Pitch LFO – Cutoff Wildtake FX
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Das Monotron ist als Spaß- und Effekt-Synthi sowie als Mini-Filterbank zu verstehen, als Gadget für die Studio Lounge oder als Geschenk für den befreundeten DJ… Vielleicht kann es zwischendurch auch als kreative Wunderwaffe eingesetzt werden. Besonders in den Fällen, in denen Überraschungen und Zufälle als letzte Ideenlieferanten übrig bleiben, könnte das Monotron sich verdient machen. Die Verarbeitung ist gut, der Klang Geschmackssache und der Ladenpreis von 59,- Euro definitiv heiß! Ob man in der Zukunft wohl nicht mehr mit Kopfhörern & iPod herumläuft, sondern sich eher mit live gespielten kleinen Synthesizer-Etüden unterhält? Möglich wäre es mit einem Monotron.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Preis/Leistung
  • Hoher Spaßfaktor
  • Gut als einfache Filterbank einsetzbar
  • Sehr mobil
Contra
  • Mit der Ribbon-Tastatur sind klare Melodien und tighte Rhythmen nur eingeschränkt gut spielbar
  • Klangmöglichkeiten stark eingeschränkt
  • Kein MIDI
  • Nur mit Batterien zu betreiben
Artikelbild
Korg Monotron Test
Für 55,00€ bei
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Facts
  • Signalbearbeitung: VCO, VCF, LFO
  • Drehregler: VCO Pitch, LFO Rate, LFO Intensity, VCF Cutoff, VCF Peak
  • LFO-Schalter: Oscillator Pitch oder Filter Cutoff zuweisbar
  • Controller: Ribbon Controller
  • Lautstärke: Kopfhörerpegel
  • Aux-Eingang: 3,5 mm Stereo-Klinkenbuchse
  • Kopfhörerausgang: 3,5 mm Stereo-Klinkenbuchse
  • Lautsprecher: integrierter Minilautsprecher; bei Kopfhörerbetrieb deaktiviert
  • Spannungsversorgung: AAA Alkalibatterien (x2)
  • Abmessungen: 120 mm (B) x 72 mm (T) x 28 mm (H)
  • Gewicht: 95 g (ohne Batterien)
  • Preis: 71,- Euro (UVP)
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