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Roland E-4 Test

Den Voice und Pitch-FX Roland E-4 bezeichnet der japanische Hersteller selbst als AIRA Compact Voice Tweaker. Damit ist der Bezug zum weiterhin noch erhältlichen VT-4 sowie dem Vorgänger VT-3 deutlich hergestellt. Tatsächlich mutet das Ganze wie eine Art reduzierte Symbiose beider schon auch unterschiedlichen Units an. Für wen ist das und was kann das? Mehr darüber bei uns im Test.

Roland E-4 Review
Roland E-4 Test

Details

Voice-FX, jetzt mit Looper

Der Roland E-4 ist ein kompaktes, Performance-orientiertes Effekt-Gerät für Stimme und Gesang. Es bietet einen Preamp zum direkten Anschluss von dynamischen Mikrofonen sowie ein einfaches 2-In/2-Out USB-Audiointerface. 

Draufsicht Roland E-4
Kompakt ist der neue Roland E-4 – hat aber auch schon eine leichte Tendenz zu fummelig.

Dazu gibt es einen simplen LOOPER mit bis zu 24 Sekunden Aufnahmezeit und unbegrenzter Anzahl an Overdubs. Perfekt für mobiles Beatboxing und Jammen, wobei flink PITCH und FORMANT mit den knackigen Fadern modifiziert werden können. 

Ein dritter Fader für den REVERB ist ebenfalls am Start und kennt alternativ auch Echo, Delay und Chorus. Den berühmt-berüchtigte Roland SCATTER hat man ebenfalls implementiert. Der liefert mittels Poti viele rhythmische Stotter-Effekte, die allesamt recht drastisch sind.

Front Mic In Roland E-4
Der Mic-In via großer Klinke auf der Front, darüber finden wir die Peak-LED und den SENS aka Gain.

Hinzukommen weitere Voice- und Pitch-Effekte: Vocoder, Roboter-Stimme, Harmonizer sowie Auto-Pitch, ein Auto-Tune-ähnlicher Effekt, der schiefe Töne automatisch gerade zieht. Dafür können verschiedene Variationen und Skalen als Grundlage gewählt werden. An einen regelbaren Low-Cut und Noise Gate hat man ebenfalls gedacht, zusätzlich wird der Mic-In „aufbereitet“.

Mobiler als der VT-4

Damit ist der E-4 dem Roland VT-4 ähnlich vergleichsweise aber zugänglicher und sogar deutlich handlicher. Günstiger ist er außerdem sowie von einem eingebauten Akku angetrieben. Der verspricht eine Laufzeit von bis zu 3,5 Stunden. Roland nennt das Ganze nun auch AIRA Compact Voice Tweaker – und nicht mehr Transformer. 

Reichlich Konnektivität

Ein Line-In ist zwar am Start, ist hier aber nur zum Durchschleifen gedacht – und kann nicht von den Effekten profitieren! Trotzdem: In Kombination mit Sync- und ein MIDI-I/O – perfekt für weitere Mini-Kisten wie Rolands J-6 und T-8.

Mini-Jack am Roland E-4
Via Mini-Klinke gibt es Sync, MIDI und MIX I/O. Der Mix-Out verdaut auch Kopfhörer mit Mic!

Auch die Korg Volcas dürfte das freuen. Der Line-Out unterstützt zudem Kopfhörer mit Headset-Mikro – alternativ zum dem Front-Eingang bzw. dem digitalen USB-Eingang.

Weiterhin können MIDI-Noten für die Steuerung von Auto-Pitch und Vocoder genutzt werden. Buchsen-technisch kommen dabei ausschließlich Miniklinken zum Einsatz, nur der vordere Mic-In setzt auf eine große Klinke. 

Lieferumfang des Roland E-4

Für den DIN-MIDI-Anschluss benötigt man demnach Adapter (3,5 auf DIN), die nicht Teil des Lieferumfangs sind. Nur ein USB-C auf Typ-A Kabel ist dabei. Das übernimmt neben der Audio-/MIDI-Übertragung zum Rechner auch das Laden des fest eingebauten Akkus.

Höchst erfreulich dabei: das Ganze funktioniert Class-Compliant und somit ohne Treiber-Installation, wodurch sich der E-4 auch unkompliziert mit iPad und Co. verbinden lässt. AIRA-Sync ist via USB ebenfalls möglich.

Connections Roland E-4
Auf der Rückseite findet sich der USB-C Anschluss für Audio/MIDI (Class Compliant) und zum Laden des eingebauten Akkus.

Hidden Features

Die Bedienoberfläche ist reduziert und grundsätzlich schön übersichtlich gehalten. Es finden sich allerdings viele Doppel- und Dreifach-Belegungen. Dank des kleinen Displays gibt es etwas visuelles Feedback bei der Navigation. Besonders intuitiv fällt der Zugang zu den vielen Parameter allerdings nicht aus. Dazu später mehr. Dennoch gibt es so natürlich mehr Möglichkeiten als man auf den ersten Blick vermuten würde. 

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Praxis

Bedienung – ja und nein

Der kleine Kasten sieht simpel aus und lässt sich aus der Box heraus direkt nutzten. Die meisten Sachverhalte am Roland E-4 bekommt man durch herumprobieren heraus. Allerdings sind nicht alle Shift-Funktionen und schon gar nicht die „Doppel-Shift-Funktionen“ auf Anhieb verständlich. So wird der Blick ins Handbuch unausweichlich. 

Das Handbuch klärt dann auf. Ob man sich das alles merken kann, steht auf einem anderen Blatt. Der sprichwörtliche Spickzettel zum Ankleben an die Unterseite wäre hilfreich gewesen. Vielleicht ist Denken aber vollkommen überbewertet – schauen wir uns das einfach mal an!

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Mehr Informationen

Grundsätzlich lassen sich die Basics simpel handhaben. Das Fine-Tuning und die tieferen Optionen sind allerdings fummelig, zumal man mit reichlich Value-Jumps zu kämpfen hat. Ob ich mich das live ohne eine Möglichkeit zum Vorhören trauen würde? Eher nicht. Insofern durchzieht mein Video eine gewissen Note der Fremdscham – für das Verständnis allerdings ausreichend, hoffe ich. 

Excerpt of Manual Roland E-4
Ein kleiner Auszug von den Doppel-Belegungen. Hinzukommen globale Menü-Settings mit weiteren Einstellungen.

Roland E-4 – can you feel me?

Mit einer ordentlichen Portion Disziplin kann man hiermit aber sicherlich dennoch performen, sodass das Paket für Straßenmusiker interessant werden könnte – iPhone mit Backing-Tracks via USB dran und los!  

Einziger Wermutstropfen: es gibt keinen zweiten analogen Audio-Out. Wenn man Kopfhörer zum Monitoring für sich selbst braucht – schlecht. Ein Ausweg gibt es nur über USB-Out im Kontext mit anderen „AIRAs“. Stirnrunzeln.

Elektro-Ghetto Fensterheber

Die Harmony-Effekte klingen musikalisch und dicht, die Vocoder und Roboter schön elektro-mechanisch. Für mich sind sie allesamt plakativ. Das muss nichts Schlechtes sein, trotzdem sollten ambitionierte Sänger keinen TC Helicon oder dergleichen erwarten.

Audio Samples
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Vocoder Vocal – DRY (via USB, not recorded) Vocal – Harmony -5th / -7th Vocal – Harmony +3rd with Formant Vocal – FX Scatter Vocal – FX Delay und Chorus Vocal – FX Reverb und Echo Vocal – Robot 1 Vocal – Robot 2 Vocal – Simple Pitch Octave Up & Down Vocal – Simple Formant Max & Min Vocal – Auto Pitch Chromatic Preamp mit Sprecher-Stimme Sprecher-Stimme mit Noise-Gate

Der Auto-Pitch kann mich indes gar nicht überzeugen und dürfte murmelnden Cloud-Rappern nicht den erhofften Sound liefern. Bei dem Audio-File hört man fast gar nichts, im Video wo ich schön schief singe, dann schon eher. Delay und Reverb klingen zwar richtig gut, ein Tap-Tempo-Taster im Direktzugriff fehlt allerdings auch wieder… Eher was für Hörspiele und Theater, so im Gesamten, meiner Meinung nach.

Basic Looper

Der Looper lädt zum virtuosen Experimentieren ein. Allerdings muss man dazu Timing-Fit sein, sonst trifft man den Rec-Stop nicht im Rhythmus und der Loop hängt holperig. Das kann zwar auch geil sein, meistens ist es das aber nicht.

Ich bin bei weitem kein Experte, wie das Video zeigt, trotzdem denke ich, dass eine geneigte Zielgruppe dafür ohnehin lieber ein Fußpedal nutzen würde – geht aber nicht. Mounts für Stative sind ebenfalls nicht vorgesehen – also dann doch lieber „kreativer“ Sitzkreis als ernsthafte Performances? Zumal der Kasten bei beherzten Scatter-Moves viel zu schnell verrutscht. Ach: ein Dry-Wet-Regler fehlt ja auch. Roland!

Roland E-4: Routing-Möglichkeiten

Kurz ein Blick auf den Signalfluss und was das bedeutet: Alle Pitch-/Harmony-/Roboter-/Vocoder-Effekte befinden sich vor dem Looper, sodass man diese bei der Aufnahme nutzten sollte. Auf den Loop selbst lassen sie sich nicht anwenden.

Scatter wirkt auf die Summe aus Looper und Live-In – Reverb und Co. kommen wiederum darauf „on top“. Ebenfalls nicht unwichtig: Der USB-Eingang lässt sich für Zuspielungen nutzen, ohne dass Effekte darauf kommen. Alternativ kann man ihn aber auch vor die Effekte setzten und so direkt aus der DAW heraus verwursten, wobei der Input mono wird. Unverständlich jedoch, warum man an keinen expliziten Line-In gedacht hat – der Mix-in geht direkt an den Mix-Out. Roland !!

Signal Flow Roland E-4
Der Signalfluss erklärt, wo was in die Effekt-Blöcke gelangt.

Als Streaming oder Podcast-Interface ist der Roland E-4 theoretisch interessant, meines Erachtens aber nicht das Gerät der ersten Wahl. Grundsätzlich ist der Preamp zwar nicht schlecht, aber eben auch nicht geil oder gar neutral. Mein SM7-B rauscht hier ordentlich, zumal ich das Gefühl hatte, trotz deaktivierter Effekte einiges an Modulationen mitzunehmen. Was nicht überrascht, da der Mic-In „vorbereitet“ wird, sprich etwas komprimiert wird und so. 

Für richtig guten Podcast-Sound wären ohnehin Groß-Membraner besser. Leider gibt es für die keine Phantom-Power.  Die regulierbare Noise/Feedback-Unterdrückung fand ich indes gut, zumindest für draußen – für Podcasts: naja. Zusätzliche Loopback-Channels, die auch für Streaming-Zwecke hilfreich wären, gibt es nicht. Da war der Roland-Marketing-Mann wohl etwas übereifrig bei der Ausschmückung seiner Werbetexte.

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Fazit

Der Roland E-4 ist solide verarbeitet und mit dem eingebauten Akku eine „spielbarere“ Alternative zu den recht klobigen und verkopften Roland VT-4 bzw. VT-3, die immer noch angeboten werden. Ein echtes Plus hier: Class-Compliant verbindet sich der E-4 easy mit iPhone und Co. Das dürfte für Straßenmusiker und Voice-Performer interessant sein – Ghettoblaster dran und los! Die eingebauten Effekte sind keine Schönmacher, sondern kreatives Gadget, mit denen man die Stimme plakativ und drastisch verbiegt. Perfekt auch für Scherz und Erpresser-Anrufe. Der Preis ist dafür je nach Blickwinkel okay – eine echte Alternative ist mir so nicht bekannt. Trotzdem frage ich mich wieder, wer bei Roland eigentlich die Specs für solche Produkte abwägt? Die laufen an der potenziellen Zielgruppe knapp vorbei – ähnlich wie bei der Verslab. Vielleicht ist Roland aber nur der Zukunft zu weit voraus und ich werde es erst in der Retroperspektive verstehen können. 

Roland E-4
Roland E-4 Compact Voice Tweaker

Features

  • Vocal-Performance-Tool für Pitch, Harmony und Vocoder/Roboter Effekte
  • Eingebauter 24 Sekunden-Looper mit BPM-Erkennung
  • Scatter-Effekt und zusätzlich Reverb, Delay, Echo oder Chorus
Low-Cut-Filter und Noisegate
  • Optionale externe MIDI-Steuerung der Tonhöhe, Harmonie und Vocoder-Funktionen

  • Mikrofoneingang mit Gain: 6,3 mm Klinke oder via Kopfhörer-Ausgang 3,5mm Inline-Mikrofon
  • 
Audio I/O, MIDI I/O, Sync I/O via Mini-Klinke

  • USB-C Audio/MIDI Interface ohne Treiberinstallation einsetzbar inklusive AIRA-Link
  • 
Lithium-Ionen-Akku für bis zu 3,5 Stunden mobilen Betrieb
  • 
Lieferumfang: USB Type-C to USB Type-A Kabel
  • Maße und Gewicht: Breite: 188 mm, Tiefe: 106,5 mm, Höhe: 41,7 mm, 290 g


Preis

Roland E-4: 199 € (Straßenpreis am 7. Oktober 2022)

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Profilbild von robotron soemmerda

robotron soemmerda sagt:

#1 - 30.07.2024 um 12:35 Uhr

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Toller, umfangreicher Bericht, vor allem gefühlt mehr, als Roland selbst bereitstellt. Da über USB mit PC verbunden, wäre es schön, wenn Roland oder "jemand" einen Editor basteln würde, um Presets zu speichern, ungeführ wie zum Behringer JT 4000 https://synthmania.de/2024/01/behringer-jt-4000-micro-editor-app/

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