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Sabian HHX Evolution Performance Cymbals Test

Um den Testbericht zum HHX-Evolution Performance Set von Sabian einzuleiten muss ich ganz weit ausholen – Opi erzählt jetzt mal eine Geschichte… Ich erinnere mich noch, als wenn es gestern gewesen wäre. Es trug sich in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts zu, und ich war ein junger Schlagzeugschüler. Selbstverständlich war ich Dave Weckl Fan, das musste man damals quasi sein. Eines Tages erfuhr ich, dass Herr Weckl mit der Mike Stern Band in Worpswede, einem kleinen Dorf bei Bremen, zu Gast sein würde. Also kaufte ich mir eine Karte und nahm mir fest vor, ganz genau hinzusehen wie der Meister arbeitet und mir dabei alle Tricks zu merken. Und der Herr Weckl spielte schön und trickreich und viel und schnell. So viel und schnell allerdings, dass mein sehr begrenzter Arbeitsspeicher nach 3 Minuten voll war und ab da alles an mir vorbei rauschte. Nach dem Konzert saß ich noch ein wenig vor der Bühne und versuchte das Gesehene zu verarbeiten. Dabei muss ich wohl einen etwas geknickten Eindruck gemacht haben, denn plötzlich kam Herr Weckl durch den Saal gelaufen, auf mich zu, klopfte mir auf die Schulter und fragte: “Everything allright, man”? Das wäre der Moment für viele Fragen gewesen. “Hier, Dave, wie geht der Brrtabrrta- Break genau? Zeig´ mal wie man den Double Stroke Roll richtig spielt”….. Aber wer rechnet denn mit sowas? Also brachte ich nur ein “ja ja, äh, allright” raus, und weg war der Herr Weckl.

Vier Becken reichen, um einen Trommler glücklich zu machen.
Die drei wichtigsten Becken im Setup eines Drummers.


Der Grund für diese kleine Anekdote ist, dass die HHX-Evolution-Serie nach Dave Weckl´s Vorstellungen entworfen wurde und als sehr soundaffiner Musiker mangelt es ihm an Vorstellungen nicht. Sein Wunsch, so sagt er, war es, Becken zu entwerfen, die es bis dato noch nicht gab. Konkret hieß das für die Ingenieure von Sabian, dass sie Becken entwerfen sollten, die sich beständig und leicht spielen lassen, ohne dass man viel Konzentration auf den Schlag legen muss, nur damit dieser den Beckenklang erzeugt, den Dave halt ganz prinzipiell von Becken erwartet. Der Wunsch wurde wohl zur vollsten Zufriedenheit des Meisters erfüllt, er selber beschreibt den Klang der Evolutions als sehr “highfidelity” mit schönen Höhen und sehr guter Projektion, ohne dabei harsch zu klingen. Außerdem lobt er noch die Vielseitigkeit, sowie die Haltbarkeit der Becken. Das klingt doch sehr interessant. Das höre ich mir mal an. In diesem Test geht es um eine 14″ Hihat, ein 16″ Crash und ein 20″ großes Ride. 

Details

Beckenmodell-Strukturen sind meistens recht komplex und die Auswahl an Varianten mit nahezu feinstofflichen Unterschieden riesig. Daher hier ein kurzer Überblick: Die HHX Evolution Becken sind eine Unterserie der HHX Reihe, die wiederum aus den Modellen “Studio, Stage, Power, Xtreme und Xplosion” besteht. Die Auswahl umfasst drei verschieden große Splashes, vier Crashes, ein China, ein Ride, zwei HiHats und drei O-Zone Crashes. Außerdem gibt es noch das Performance Set, mein heutiges Testset, bestehend aus einem 20″ Ride, einem 16″ Crash und 14″ HiHats.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Sabian Evolution HHX Hats klingen brilliant und sehen auch so aus.

Wie eigentlich bei allen professionellen Becken, ist die Grundlage für die Evolutions Sabians geheime B20 Bronze, die aus den üblichen 80 Prozent Kupfer, 20 Prozent Zinn und zusätzlich Spuren von Silber besteht. Diese wird nach einem 400 Jahre alten, ebenfalls geheimen Herstellungsverfahren eingeschmolzen und gegossen um daraus die laut Sabian haltbarsten und musikalischsten Becken überhaupt zu fertigen. Alle Evolution Modelle werden ausschließlich im Brilliant Finish geliefert. Wie auch die Modelle der Mutterserie HHX sind die “Evos”, wie Eingeweihte sie nennen, handgehämmert. Um die schon von Herrn Weckl angesprochene Projektion des Klangs zu erreichen, kommt bei der Evolution Serie Sabians Jumbo Size Hämmerung zum Einsatz. Als Gewichtsklasse gibt Sabian für die HiHat Medium (Top) und Heavy (Bottom), für das 16″ Crash Thin und für das 20″ Ride Medium-Thin an. Im Praxisteil lege ich meine Testbecken auch noch auf die Waage.

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Praxis

Ich hätte hier schon aus eigenem Interesse gerne einiges über die technischen Unterschiede zwischen den “normalen” HHX Becken und den “Evos” geschrieben. Darüber lässt sich jedoch nicht wirklich viel in Erfahrung bringen. Wenn ich mir ansehe, wie komplex die Herstellung von Becken ist, kann ich allerdings verstehen, warum Sabian seine Kunden nicht mit einer Flut von technischen Details verwirrt, sondern sich auf klangliche Beschreibungen beschränkt. Alleine die Anzahl von Erhitzungs – und Abkühlphasen, die das Metall braucht, um die Eigenschaften eines Beckens zu bekommen, ist erstaunlich. Dazu wird das Metall im erhitzten Zustand jedes mal auf eine andere Art in Form gebracht und auf unterschiedliche Weise abgekühlt. So verändert sich die Molekülstruktur ständig, bis das Blech nicht nur rund und dünn, sondern auch flexibel und stabil ist. Danach sind das Hämmern und das Abdrehen (Lathing), sowie die optionale Politur weitere wichtige Bestandteile der Klanggestaltung. Hier gibt es eine Vielzahl von Varianten, die in verschiedenen Kombinationen immer andere Klangergebnisse hervorbringen. Da der Sound der Becken also immer auf feine Unterschiede in der Hämmerung, dem Lathing und dem Finish zurückzuführen ist, versuche ich die Oberflächenbeschaffenheit der einzelnen Rundlinge miteinander zu vergleichen und tatsächlich ist die unterschiedliche Verarbeitung deutlich zu erkennen.

Die Glocke des Ride-Beckens ist nur poliert.
Die Glocke des Ride-Beckens ist nur poliert.

Während die Glocken von Ride und Crash nicht abgedreht, sondern nur poliert sind, wurden die HiHats rundherum auf Hochglanz gebracht. Alle Becken tragen deutliche Spuren der Handhämmerung. Das Crash, sowie das Ride und das HiHat Oberteil, haben die schon beschriebenen Jumbo-Size Hammermale. Das Unterteil der Hats hat Einschläge mit deutlich kleinerem Durchmesser. Auch in puncto Lathing tanzt das Unterteil aus der Reihe und hat deutlich breitere Rillen als der Rest des Sets. Hier noch das Kampfgewicht meiner Testkandidaten. HiHat Oberteil: 870 Gramm, HiHat Unterteil:1560 Gramm, Crash: 840 Gramm, Ride :2140 Gramm. Und jetzt rauf auf die Ständer…

Fotostrecke: 2 Bilder Die Hihat-Unterseite hat deutlich breitere Rillen – sogenannte Sound-Groves – als der Rest der Becken

Der Sound des 16″ Crashes setzt sich – sehr interessant[Sönke Rei1] – aus zwei Klangebenen, beziehunsweise[Sönke Rei2] Tönen zusammen. Der obere sorgt für die hohe Durchsetzungskraft und die Geschwindigkeit des Beckens. Er baut sich sehr schnell auf, um sich im Ausklang schön mit den restlichen Frequenzen zu mischen. Selbst schnell aufeinanderfolgende Mehrfachanschläge sind sehr artikuliert und verschwimmen nicht ineinander. Die untere Klangebene sorgt für ein gutes tonales Fundament und eine klangliche Größe, die ich für ein 16″ Crash bemerkenswert finde. Der Gesamtsound ist, wie Herr Weckl schon gesagt hat, wirklich “highfidelity” mit ausgeprägten Höhen. Da muss der Equalizer beim Mix eigentlich gar nicht angefasst werden. Das Sustain nach dem ersten Impuls des Crashes ist mittellang und unaufdringlich. Der Ausklang ist dabei tadellos und frei von Störfrequenzen. Das 20″ Ride hat ebenfalls mehrere tonale Ebenen. Mit der Stockspitze gespielt sorgt ein angenehmes Gemisch aus hohen Tönen und Brillianzen für eine extrem feine und sehr klare Ansprache. Dabei sind die “Pings” fast losgelöst vom darunterliegenden Klanggemisch. Dieses ist, bei leisem Spiel, angenehm dunkel und gewinnt immer mehr an Höhen, je lauter das Ride gespielt wird. Gecrasht entwickelt mein Testkandidat viel Biss und reagiert für ein Ridebecken sehr dynamisch auf unterschiedliche Anschlagstärken. Hi-Fi und modern[Sönke Rei3] ist auch hier wieder die Schublade, in die ich das Ride stecken würde. Auch zum Ausklang kann ich nichts anderes als tipptopp sagen. Der schöne Ausklang ist für mein Empfinden eine Disziplin, die Sabian-Becken allgemein hervorragend beherrschen. Eventuell liegt das an der extensiven Endkontrolle, die laut Auskunft von Sabian, immer noch vom Chef-Soundspezialisten Mark Love selbst vorgenommen wird. Die Hihat hat einen dominanten Oberton – geradezu ein Pfeifen, das sich im sehr hohen Frequenzbereich zum restlichen Sound mischt – ohne dass dies stören würde. In den anhängenden Soundfiles ist dieses Phänomen nicht mehr wahrnehmbar. Ansonsten macht meine Test HiHat eigentlich alles richtig. Im geschlossenen Zustand klingt sie erdig und sandig ohne zu sehr zu rauschen. Die Anschläge sind deutlich und sehr konturiert. Sie setzt sich sehr gut durch, ist dabei aber nicht zu laut. Sie hat ausgeprägte Höhen ohne scharf zu klingen. Und sie hat einen schönen Body ohne zu bassig zu klingen. Für halboffenes Spiel gilt das bisher Gesagte. Bei offenem Spiel hat sie schöne Tiefen, kommt dabei der Snare aber kein Stück in die Quere.

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Fazit

Das Evolution Performance Set ist ein professioneller und gut zusammengestellter Beckensatz zu einem nicht gerade niedrigen, aber vergleichsweise fairen Preis. Den Sound meines Testsets würde ich, genau wie Herr Weckl, mit “Hi-Fi” beschreiben, was man auch mit “linear und technisch einwandfrei” übersetzen kann. Die Becken klingen sauber, aber keinesfalls steril, sondern musikalisch und fein. Sie setzen sich durch, sprechen unmittelbar an und lassen durch ihr perfekt abgestimmtes Sustain schnell wieder Platz für den Rest. Der Einsatzbereich ist vielfältig und kann, meiner Meinung nach, von Pop über Rock bis zu modernem Jazz reichen. Härteren Rock könnte ich mir auch vorstellen, allerdings kann ich nicht einschätzen, wie es um die Stabilität und Haltbarkeit bestellt ist. Da der Grundsound meines Beckensatzes einwandfrei ist, gehe ich stark davon aus, dass sich ohne großen Aufwand auch im freien Verkauf ein fehlerfreies Set finden lässt – gewisse Fertigungstoleranzen gibt es bei Becken immer. Vorheriges Testen ist beim Beckenkauf ohnehin dringend angeraten.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Musikalischer Sound
  • Durchsetzungsstark
  • Vielseitig
  • Schlüssig zusammengestelltes Set
Contra
Artikelbild
Sabian HHX Evolution Performance Cymbals Test
Für 889,00€ bei
Dave Weckl's Unterschrift
Dave Weckl’s Unterschrift
Technische Spezifikationen:
  • Größen: 14″ Hihat, 16″ Crash, 20″ Ride
  • Material: B20
  • Gewicht: Hhihat: Medium/Heavy, Crash: Thin, Ride: Medium Thin
  • Finish: Brilliant
  • Preis: 1125,- € UVP
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Die drei wichtigsten Becken im Setup eines Drummers.

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