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Softube Model 82 Sequencing Mono Synth Test

Mit Model 84 hat Softube den Juno-106 nachempfunden, mit Model 72 den Minimoog und nun ist der „Softube Model 82 Sequencing Mono Synth“ Test dran: ein Roland SH-101 als Plugin. 

1982 erblickte der originale Roland SH-101 das Licht der Welt – und blieb bis heute sehr gefragt. Dementsprechend stolz fallen die Gebrauchtpreise des simplen Mono-Synths aus, und so zahlreich seine Klone und Emulationen: Sei es der digitale SH-01a der Roland Boutique Serie, das SH-101 Plugin von Roland, der TAL-BassLine-101 oder auch der analoge Behringer MS-1, um nur einige zu nennen.

Details

Es war einmal vor 40 Jahren

Der Softube Model 82 Sequencing Mono Synth ist ein Synthesizer-Plugin für die Formate VST, AU und AAX. Es emuliert den monophonen SH-101 von Roland aus dem Jahre 1982, das dem Plugin seinen Namen gab.

Die 80er: goldene Zeit der Roland Synthesizer.

Wie so manch anderer Roland Klangerzeuger erlangte auch er erst im Verlauf des nächsten Jahrzehnts den wahren Ruhm: Acid, Techno, D ‘n’ B und House der 90er wären ohne seine dicken Basslines einfach kaum vorstellbar.

Klanglich zwischen Juno-Bässen und 303 verortet, war seine grundlegende Architektur äußerst einfach. Sie bot mit einem Oszillator, einem Filter, einem Envelope und einem LFO die absoluten Basics.

Die Architektur des Synths als Blockschaltbild: Sieht komplizierter aus, als es ist!

Dadurch war und ist er für Synthese-Einsteiger gut beherrschbar, zumal es weder MIDI noch Speicherplätze gab. Dafür natürlich CV/Gate I/Os und später auch entsprechende MIDI-Mods.

Ebenfalls lässig und damals Pflicht: Ein Sequenzer mit Speicher für fette 100 Steps und natürlich ein Arpeggiator: Up, Down und UP/Down reichten damals vollkommen, um aus den Vollen der 32 Tasten zu schöpfen.

Keytar-Sünden der 80er

Auch eine Art Gitarren-Hals-Stummel mit Mod-Wheel gab es als Zubehör, womit man sich das Ding zusammen mit einem Gitarrengurt einfach umhängen konnte.

Fotostrecke: 4 Bilder Pitchbend und Modulation werden über den Modulationsgriff bedient.

In dem Zusammenhang ebenfalls erwähnenswert: Der Bender kann VCF und Pitch sowie den Trigger des LFO auslösen, wofür eigene Fader „in Performance-Griffnähe“ sind. 

Damit man modisch auf der sicheren Seite ist, gab es Synth und Stummel in den Trendfarben Computergrau, Blau, Rot – und wohl auch mal als sagenumwobene Special-Edition in Weiß. Das Plugin kennt die ersten drei Farben, zwischen denen man wechseln kann – mehr als Spielerei ist das allerdings nicht, klanglich macht es keinen Unterschied.

Farbwahl bei Softube
Choose your Weapon: Rot, Blau, Grau stehen zur Auswahl – das geheimnissvolle, weiße Sondermodell nicht.

Außerdem sind die drei Modelle unterschiedlich verranzt. Was aber viel wichtiger ist: Das Plugin ist frei skalierbar und sieht in allen Größen gut aus – sogar der Text!

Modulator aka LFO

Oben links finden wir sowohl beim Plugin als auch beim Original den Modulator, einen LFO mit wählbarer Wellenform: Dreieck, Pulse, Random und Noise. Statt Clock-Eingang kann man hier natürlich zur DAW syncen oder ihn auch klassisch frei laufen lassen, die Geschwindigkeit ist mit dem Fader regelbar.

VCO mit Druck

Daran schließt sich der VCO an, der zwar nur einen eigenständigen OSC bietet, dafür aber mit den drei Source-Mixer-Fadern aus PWM, Sägezahn und Sub-Oszilator gemischt werden kann. Der Mod-Fader moduliert den Pitch anteilig aus dem LFO. Der Sub bietet zwei Oktaven Rechteck und einen dritten Mix aus zwei Rechtecken. Er wird aus dem OSC abgeleitet und ist damit in Phase. Natürlich kann man auch die Pulsweite modulieren. Dafür stehen ein Fader sowie LFO und Envelope als Source zur Verfügung. Rauschen gibt es im Mixer fein dosierbar ebenfalls per Fader.

Der rote Model 82 von Softube
Softube Model 82 Sequencing Mono Synth: Ging der Name noch komplizierter?

Realistisches Tuning

Der OSC als solches ist in den Fußlagen 16’, 8’, 4’ und 2’ stimmbar, hinzu kommt ein zusätzlicher Pitch-Regler für die Klaviatur (L/M/H) über dem Keyboard sowie Fine-Tuning und Portamento. Toll an der Emulation: Der Synth klingt in deren Abhängigkeit tatsächlich minimal anders, selbst wenn man Pitch über MIDI kompensiert. Im Gegensatz zum Original ist das Plugin außerdem über eine größere Range spielbar, was praktisch und nicht etwa unnötig Retro ist. 

303 mit Klaviatur ?!

Hinter dem Filter versteckt sich ein typischer Roland Lowpass (4-Pole 24dB/Oct) mit regelbarer Resonanz. Damit ist er anders als bei der 303, auch wenn der SH-101 hin und wieder salopp als „303 mit Klaviatur“ bezeichnet wird.

Der blaue Model 82 von Softube
Schon praktisch und zum Ausklappen: Velocity und Aftertouch Reglung für Amp und Filter.

Modulierbar ist das Ganze über LFO, Envelope und Key-Tracking. In Selbstoszillation wird das Ganze tonal spielbar – in Kombination mit gefiltertem Rauschen ein Garant für fette Sub-Bass-Toms! Juno-typisch kommen dabei nur Fader zum Einsatz – ein Konzept, was meines Erachtens nach zu wenige Synthesizer nutzen. 

Single ADSR

Abschließend finden wir den Envelope, der mit klassischer ADSR arbeitet und wie bereits angesprochen VCO-Pulsewidth, VCO-Pitch sowie Filter-Cutoff und/oder den VCA regelt. Der ENV-Mode Schalter steuert den Trigger und die Keyboard-Priority. Zur Auswahl gibt es Gate-Trig, Gate und LFO. Der kleine Schalter unter VCA entscheidet beim Amp zwischen Gate und Envelope.

One more thing

Der Arpeggiator erklärt sich von selbst, der Sequenzer auch: Alle Tasten, die man nach dem Betätigen von REC spielt, spielt das Plugin nach einem weiteren Druck auf PLAY ab, und zwar entweder mit DAW-Sync und den entsprechenden Dividern 1/4, 1/8, 1/8T, 1/16 – oder eben auch frei mit LFO-Speed, was durchaus interessante Riser-Effekte fernab des starren MIDI-Grids liefern kann!

Sequenzer und arpeggiator
Gimmick some more: Der Mehrwert des eingebauten Sequenzer hält sich in Anbetracht typischer DAW-Umgebung in Grenzen.

Softube hat dem Model 82 Sequencing Mono Synth außerdem einen regelbaren Double spendiert, wodurch das Teil schön stereobreit wird. Ferner haben sie gleich noch einen kernigen Drive verbaut. Mehr klangliche Abweichungen vom Original gibt es tatsächlich nicht, und damit leider auch keine Möglichkeit, die Polyphonie zu erhöhen. Gute, es gibt die Option Velocity und Aftertouch dem Filter und Amp zuzuweisen. Und für Softube Modular gibt es außerdem die Module einzeln: LFO, FX (Double und Drive), Envelope, VCF-VCA, und VCO.

Model 82 Klang

Viel geht nicht, aber viel braucht es auch nicht für dicke Bässe. Insbesondere der Sub-Osc macht hier ordentlich Druck, der Rest plus Filter dann die schmatzigen Obertöne. Auch Synth-Drum-Sounds sind ohne weiteres möglich, allerdings hab ich bei meinen drei 90s-Style-Demos dann doch andere Kicks verwendet (Roland Cloud 909 und Chop Suey, um genau zu sein).

acceptable in the 90s
Witzig: Softube hat die Website thematisch auch auf 90er getrennt, inklusive nicht geladener Bilder und IE-Button; fehlt nur der Link zum Crack …

Und wo wir gerade von der Cloud reden: Da gibt es natürlich auch einen SH-101, der aufgebohrter und damit flexibler ist, aber aus dem Stand einfach nicht so fett klingt wie der Softube. Wer noch mehr nach dem Original klingt? Keine Ahnung, ich hab (noch) keinen für einen vernünftigen Preis auf ebay gefunden. 🙂 Allerdings gibt es da dieses YT-Video, wo es für mich faktisch gleich klingt. 

In meinem schnellen Vergleich ohne Audiobeispiele klingen das Roland Plugin und auch der TAL tatsächlich deutlich mehr nach Plugin und der Softube Model 82 Sequencing Mono Synth einfach organischer und analoger – so plump das auch klingen mag. Manchmal klang der Roland zwar präziser, der Envelope des Softube dafür aber einfach knackiger. Er schwillt außerdem viel schöner, ja fast funky ab. Anders gesagt: Der Softube klingt wie durch nen dicken Neve-Preamp aufgenommen, was in den meisten Fällen zielführender sein dürfte. 

Audio Samples
0:00
Model 82 – blue Model 82 – grey Model 82 – red

Die Presets des Softube sind ebenfalls lässiger und erzeugen eine moderne Essenz. Was ich sagen will: Sie klingen so, als wenn heute jemand sagen würde, lass mal ‘nen SH101 nehmen! Die Roland Presets klingen tatsächlich mehr so nach Roland Produktionpräsentation, wie sich der Hersteller das mal gedacht hat und deshalb auch öfters floppte. Dass es beim Softube gar nicht mal so viele Prests sind, finde ich nicht störend – im Gegenteil: Sie klingen nach „ Best of 90s House und Techno – Essentials One.

Softube Presets
Weniger ist mehr, gerade bei Presets. Redundanz braucht keiner!

Fazit

Der Softube Model 82 Sequencing Mono Synth klingt einfach dick, kann aber auch breit, und ist ‘ne sichere Bank für fette Basslines. Ob er nun wie das Original klingt, kann ich nicht beurteilen, aber es ist ein verdammt gutes Plugin, was einfach nicht nach Plugin klingt. Und das ist es doch, was wir alle wollen! Für meinen Geschmack hätte man durchaus ein paar mehr Regelmöglichkeiten, Stichwort zweiter Envelope, dazu packen können – vor allem aber Polyphonie wäre ein nettes Extra geworden! Gibt es aber nicht – 4,5 Sterne!

Features

  • Monophones Synthesizer-Plugin
  • 1 VCO (unabhängige Levels für Saw, Square/Pulse/PWM sowie Sub-Oscillator)
  • 1 LFO – Dreieck, Square, Random und Noise Waveforms
  • Resonantes, self-oscillating LPF – modulierbar mit EG, LFO und Key-Tracking
  • ADSR Envelope, Amp mod. mit EG oder gate
  • Sequencer mit 100 steps record/playback; Arpeggiator patterns: up, down, up/down
  • Velocity, After-Touch Control für VCA und VCF
  • Double-Spree und Drive
  • Preis: 79,- Euro Einführungspreis am 13.6.2022
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Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Fetter analoger Sound für ein Plugin
  • Authentische Emulation
  • pragmatische Extras
  • Top Presets
Contra
  • keine Polyphonie
Artikelbild
Softube Model 82 Sequencing Mono Synth Test
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Die drei SH-101 von Softube

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