Superlux PRA628 MKII Test

Das Superlux PRA628 MKII hat es nicht einfach: Soll ein Gitarren-Amp oder eine Snaredrum auf die Festplatte gebannt werden, spuckt die Netzrecherche mit ziemlicher Sicherheit das Shure SM57 als weit verbreiteten Mikrofon-Standard aus.

Mit einem Ladenpreis von knapp über 100 Euro stellt es auch für notorisch klamme Musikschaffende keine unerreichbare Investition dar. Aber auch alle anderen Hersteller haben vergleichbare Mikrofone im Programm, einige Modelle sind teilweise sogar für deutlich weniger Geld zu haben. Unser heutiger Testkandidat, das Superlux PRA628 MKII, steht für knappe 40 Euro in den Läden.
Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich beim Superlux PRA628 MKII bereits um die zweite Auflage des Schallwandlers. Das aktuelle Modell besitzt bessere technische Werte als sein Vorgänger, formal unterscheidet es sich durch den eckigen Grill. Das Konzept eines dynamischen Mikrofons mit seitlicher Einsprechrichtung wurde allerdings ebenso beibehalten wie eine spezielle Schwanenhals-Halterung zur direkten Befestigung am Gitarrenverstärker. Ob der in China hergestellte Schallwandler am Amp, Snaredrum und Toms überzeugen kann, lest ihr auf den folgenden Zeilen. 

Details

Eine spezielle Halterung soll ein Stativ überflüssig machen

Dass man für 39 Euro keine Wunder in Sachen Verabeitungsqualität erwarten kann, sollte klar sein, trotzdem kommt das PRA628 erstaunlich solide daher. Das 13,5 Zentimeter kurze Mikrofon besitzt einen sauber verarbeiteten Metallkorpus und liegt mit etwa 190 Gramm angenehm proper in der Hand. Formal erinnert es an ein Sennheiser e906, was von Superlux sicherlich auch beabsichtigt ist, schließlich fördern optische Bezüge zu Bewährtem den Kaufreflex. Davon abgesehen, hat die Form des PRA allerdings auch einen praktischen Sinn, denn als Hauptanwendung ist der Betrieb vor einem Gitarren-Amp vorgesehen. Wo man für ein Shure SM57 gute 20 Zentimeter Platz vor der Bespannung des Verstärkers einplanen sollte, kommt das PRA mit seiner seitlichen Einsprechrichtung mit einem Bruchteil dessen aus. Bauartbedingt besitzt das Superlux eine Vorder- und Rückseite, falscher Positionierung soll nicht nur die zweifarbige Auslegung der beiden Grills vorbeugen, die Vorderseite ist zudem mit einer runden Ausbuchtung sowie der Aufschrift „Front“ gekennzeichnet.
Das auffälligste Feature des PRA628 MKII findet sich allerdings nicht am Mikrofon selbst, sondern unter dem mitgelieferten Zubehör. Neben einer konventionellen Halteklemme, einer Anleitung und einer Kunststofftasche ist die große Schwanenhalskonstruktion kaum zu übersehen. Ihr Sinn besteht darin, das Mikrofon direkt am Amp zu befestigen, ohne auf ein zusätzliches Stativ zurück greifen zu müssen. Am oberen Ende des Schwanenhalses befindet sich eine gefederte, per Schraube variabel fixierbare Klemme, welche an der oberen Gehäusekante des Verstärkers befestigt wird. Für zusätzlichen Anpressdruck sorgt eine Rändelschraube, welche die beiden Klemmbacken zusammendrückt und so ein Abfallen der Konstruktion verhindern soll. Am unteren Ende des Schwanenhalses wird die Mikrofonhalterung samt Mikrofon angeschraubt, dank genormtem Gewinde passen hier theoretisch alle Standardhalterungen. Der sehr starre Schwanenhals in Kombination mit einem hohen Anteil recht labil wirkendes Plastiks lässt bei der Halterung kein großes Vertrauen aufkommen, wir dürfen auf den Praxiseinsatz gespannt sein. 

Fotostrecke: 4 Bilder Die Form des Mikrofons ist fu00fcr die Abnahme von Gitarren-Amps konzipiert…

Das PRA628 MKII ist als Superniere ausgelegt

Ein Blick auf das Datenblatt fördert wenig Überraschendes zutage. Ein nutzbares Frequenzband von 80 bis 18000 Hertz ist für ein dynamisches Intrumentenmikrofon ebenso guter Standard, wie die Empfindlichkeit von 1,8 mV/Pa. Als Close Mic für laute Quellen ausgelegt, verträgt es einen maximalen Schalldruck von 150 dB SPL, die Supernieren-Charakteristik soll helfen, unerwünschtes Übersprechen anderer Quellen zu verhindern. Dem Frequenzdiagramm ist zu entnehmen, dass die Übertragung Bass-starker Instrumente bei der Entwicklung des Superlux nicht ganz oben im Lastenheft stand. Unterhalb 200 Hertz geht es kontinuierlich abwärts, bei etwa 4000 Hertz ist der übliche Präsenzbereich-Boost zu verzeichnen, welcher für Durchsetzungsfähigkeit sorgen soll.  

Fotostrecke: 3 Bilder Richtcharakteristik: Superniere

Praxis

Die Halterung ist nur eingeschränkt verwendbar

Zunächst muss sich das Superlux PRA628 MKII am Gitarren-Amp beweisen, genauer: an einem Budda Superdrive Combo mit 2×12 Speaker-Bestückung. Gitarrist Michael Krummheuer und ich sind diesmal allerdings nicht nur auf den Sound gespannt, sondern eben auch auf die Schwanenhalshalterung, die ja gerade Gitarristen das Leben erleichtern soll. Insgesamt gestaltet sich das Hantieren mit der Konstruktion allerdings als eher ernüchterndes Prozedere.
Wie befürchtet, ist die Klemme zur Fixierung des Halters zu schwach für das Gewicht des Superlux. Das bedeutet, dass von einem stabilen Halt des Mikrofons nicht die Rede sein kann, insbesondere dann, wenn der Gehäuseüberstand des Amps weniger als etwa drei Zentimeter beträgt. Dann ist eine Distanzveränderung der Kapsel zum Speaker möglich, denn das Mikrofon stützt sich dann schlicht am Gitter oder der Bespannung ab. Das bedeutet, dass man die unterstützende Rändelschraube stark anziehen muss, was bei empfindlicheren Tolex-Bezügen zu unschönen Dellen führen kann. Aber selbst dann ist eine exakte und schnelle Justierung des Mikros nur schwer zu erreichen, denn der Schwanenhals ist dafür schlicht zu starr und auch zu lang. Am Budda Combo passt der Abstand, nach einigem Geschraube ist eine für die Soundfile-Produktion sinnvolle Position gefunden. Wer das Mikrofon konventionell via Stativ positioniert, kommt allerdings nicht nur schneller zum Ziel, die herkömmliche Methode ist auch wesentlich flexibler. Und schließlich kann das Mikrofon auch einfach direkt am Kabel abgehängt werden, wenn dieses am Gitarrenamp fixiert wird.

Fotostrecke: 4 Bilder Gut gemeint, mu00e4u00dfig gemacht: Die Schwanenhals-Halterung ist wenig flexibel…

Das Superlux PRA628 MKII kann sich durchaus hören lassen

Auf die unbefriedigende Fummelei mit dem Halter folgt das Erstellen und Abhören der Soundfiles, welches glücklicherweise deutlich mehr Spaß macht. Als Referenz fungiert für den gesamten Test das obligatorische Shure SM57, ein Standard am Gitarren-Amp. Insgesamt muss sich das PRA628 MKII dem Klassiker in dieser Disziplin zwar geschlagen geben, es ist jedoch ein durchaus brauchbares Mikrofon. Schon im Clean-Betrieb zeigt sich, dass es weniger brilliant zu Werke geht, in den Mitten besitzt es einen leicht angedickten Charakter, der dem Gespielten zu einem gutmügigeren Gesamtklang verhilft. Im Vergleich besitzt das SM57 mehr Dimension, wirkt kantiger und durchsetzungsfähiger. Dieselben Attribute treten noch stärker hervor, wenn der Amp in den Crunch-Modus versetzt wird. Alleine abgehört, kann das Superlux überzeugen, es gibt den Ton des Amps relativ realistisch wieder und klingt nicht wie ein „Billigheimer“. Allerdings befinden wir uns jetzt im angestammten Jagdgebiet des SM57, dessen Resultat wesentlich präsenter, detallierter und aggressiver daher kommt. Erwartungsgemäß steigert sich dieser Eindruck bei noch stärker verzerrten High Gain Signalen, der letzten Etappe am Amp. Die etwas indifferenten Mitten des Superlux nehmen der Aufnahme die Griffigkeit, wer den SM57-Sound samt seiner leichten Platzierbarkeit im Mix sucht, dürfte hier um einen kräftigen Griff zum EQ nicht herum kommen. 

Audio Samples
0:00
Superlux PRA628 MKII, Amp, clean Shure SM57, Amp, clean Superlux PRA628 MKII, Amp, crunch Shure SM57, Amp, crunch Superlux PRA628 MKII, Amp, High Gain Shure SM57, Amp, High Gain

An der Snare wirkt der Testkandidat etwas belegt

Was für Amps gebaut ist, sollte auch am Schlagzeug funktionieren und so wandert das Superlux zur nächsten Station, einer Ahorn DW Craviotto Snaredrum in 14×4 Zoll. Wie vermutet, gibt es auch hier eine passable Figur ab, Fans besonders crisper Sounds und schneller Transienten werden allerdings nicht unbedingt glücklich werden. Stattdessen ebnet das PRA die Dynamik etwas ein, der Höhen-Boost ist zwar hörbar, sorgt aber nicht gerade für Durchschlagskraft. Das muss allerdings kein Nachteil sein, wenn das Gesamtergebnis eine etwas weniger präsente Snaredrum braucht. Im Kit gefällt mir das Mikrofon gut, die Snaredrum wirkt etwas softer, Übersprechungen von Becken und Hi-Hats werden auf natürliche Weise begrenzt.

Audio Samples
0:00
Superlux PRA628 MKII, Snare, solo Superlux PRA628 MKII, Snare, im Kit Shure SM57, Snare, solo Shure SM57, Snare, im Kit

Als Tom-Mikrofon tendiert das Superlux ebenfalls zu unaufdringlichen Sounds

Meine Annahme, dass das Testmikrofon an Toms gut aufgehoben ist, wird beim Abhören der Soundfiles bestätigt. Wie so oft, kommt auch für diesen Test mein Yamaha Recording Drumkit zum Einsatz, zu einer 18er Bop-Bassdrum gesellen sich ein 12×8 Hänge- sowie ein 14×10 Zoll großes Floortom. Es handelt sich dabei um Trommeln aus der ersten Serie der Recording Schlagzeuge, dünnere Kessel und rundere Gratungen unterscheiden es von moderneren Kits der Reihe. Der weichere Ton der Toms passt gut zum PRA628 MKII, gesteigerten Detailreichtum und schnelle Transienten kann das Mikrofon aber auch hier nicht liefern. Sein gemütlicher, leicht verschliffener Charakter sorgt im Kontext aber für einen angenehmen, recht Vintage-mässigen Tom-Sound. Dagegen klingt das SM57 fast schon aggressiv, was bemerkenswert ist, denn unter den bekannten Tom-Mikrofonen zählt es nicht unbedingt zu den Attack-Generatoren. Am 14 Zoll Tom ist auch der Bassabfall des PRA deutlich wahrzunehmen, bei größeren Toms sollte die Wahl daher auf andere Modelle fallen. 

Audio Samples
0:00
Superlux PRA628 MKII, Tom, solo Superlux PRA628 MKII, Tom, im Kit Shure SM57, Tom, solo Shure SM57, Tom, im Kit Superlux PRA628 MKII, Floortom, solo Superlux PRA628 MKII, Floortom, im Kit Shure SM57, Floortom, solo Shure SM57, Floortom, im Kit
Fotostrecke: 2 Bilder PRA628 MKII an der Snare

Fazit

Die Hoffnung, dass ein 40-Euro-Mikrofon endlich die bewährten – und deutlich teureren – Klassiker in den Schatten stellt oder ihnen zumindest ebenbürtig ist, erfüllt auch das Superlux PRA628 MKII nicht. Es klingt durchaus annehmbar, in Sachen Präsenz, Tiefenstaffelung und Transientenrealismus kann es aber mit dem Shure SM57 nicht mithalten. Was eigentlich als Kaufargument gedacht ist – die Schwanenhals-Halterung – erweist sich im Test als wenig praktikabel. Die Konstruktion ist labil und wenig durchdacht. Wer ernsthaft mit seinem Sound experimentieren möchte, sollte sich ein Stativ dazu kaufen oder das Mikrofon nur am Kabel vor den Speaker hängen. Davon abgesehen, ist das Superlux gut verarbeitet und angemessen ausgestattet. Wer ein neues Mikrofon erwerben möchte und klare Budgetgrenzen hat, wird mit dem Testkandidaten brauchbare Aufnahmen machen können. 

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • relativ vielseitig einsetzbares Mikrofon
  • praktische Bauform
  • gute Ausstattung
  • günstiger Preis
Contra
  • mitgelieferte Schwanenhalshalterung nur sehr eingeschränkt brauchbar
  • mässige Transienten- und Detailwiedergabe
  • wenig durchsetzungsstark
Artikelbild
Superlux PRA628 MKII Test
Für 39,00€ bei
Features und Spezifikationen
  • Hersteller: Superlux
  • Bezeichnung: PRA628 MKII
  • Wandlerprinzip: dynamisch
  • Richtcharakteristik: Superniere
  • Impedanz: 200 Ohm
  • Frequenzgang: 80-18000 Hz
  • Finish: mattschwarz lackiert
  • Ausgang: XLR
  • Besonderheiten: Schwanenhals-Halterung im Lieferumfang
  • Abmessungen: 13,6 x 4,4 x 5,4 Zentimeter
  • Gewicht: 190 Gramm
  • Zubehör: Kunststoff-Tasche, Klemme, Schwanenhals-Halterung, Anleitung
  • Herkunftsland: China
  • Preis: € 39,– (Straßenpreis am 15.2.2019)
Hot or Not
?
Superlux_PRA628_MKII_1 Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • iZotope Ozone 12 Bass Control Demo (no talking)
  • LD Systems ICOA Pro Series - All you need to know!
  • Watch THIS if you use analog gear! Everything you need to know about the Freqport FreqInOut FO1