Der Teenage Engineering EP–133 K.O.II ist der Nachfolger des Mini-Samplers PO-33 K.O! Der präsentierte sich im Kinder-MPC-Style und passte durchaus in die kleinste Hosentasche. Der neue KO 2 hingegen gibt sich eher als erwachsenes Spielzeug: ein Taschenrechner im Stile der 80er, der mit LEGO-Look erscheint und einen äußerst amtlichen Sequenzer, tolle Aufnahmemöglichkeiten sowie ziemlich seriöse Effekte mitbringt. Schick verpackt im 10-Zoll-Sammel-Karton mit Muhammad-Ali-Motiv gibt es für große Kinder viel zu entdecken. Get ready to rumble!
Checkliste zum Kauf von Teenage Engineering EP–133 K.O.II Test
- Kompakter Sample Composer für Drums und Skizzen
- max. 999 Samples, max. 64 MB, max. 20 Sekunden
- 4 Gruppen mit je 12 Tracks und 99 Pattern, max. 99 Bars lang
- Live-Write, Step-Write, Chop, Quantize, Time-Stretch, uvm.
- batteriebetrieben inklusive Mic und Speaker
DETAILS
Berufsjugendliches Design
Teenage Engineering macht zweifelsohne tolle Designs: Sowohl die Produkte als auch die ganze Markenwelt drumherum sind erstklassig aufgebaut. Das Leitmotiv lautet: gute Laune für gutes Geld, vor allem für gut situierte Hipster mit Sammelleidenschaft.
Mal sind die Geräte bewusst „günstig“ konstruiert, ein anderes Mal überraschend stolz auf Hochpreisniveau platziert. Trotzdem sind sie immer ziemlich lässig: Man denke an OP-1 und OP-Z oder den neuen Teenage Engineering TP-7 Field-Recorder. Sonderbare Auswüchse wie die IKEA-Tisch-Coop blende ich vor meinem inneren Auge besser aus.
Kein Pocket Operator für die Popo-Tasche
„Billig“ war das Ganze nie, selbst man wenn die nackten „PO“-pöchen mit nur wenigen Produktionsmitteln umgesetzt hat. Über Stückzahl und Zubehör haben die Pocket Operator richtigen Umsatz erzielt, was mitunter dem cleveren Vertriebs-Coup mit Cheap Monday Jeans zuzuschreiben ist.
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Angeblich war der PO-33 K.O! der meist verkaufte Sampler „ever“. Im Rausch des Erfolges soll der Nachfolger mit MPC-Anleihen nun gänzlich alles überflügeln! Das fängt bei der ernstzunehmenden Größe an und gipfelt in den wirklich guten Tasten, die neben grober Velocity-Empfindlichkeit sogar brauchbaren Aftertouch für die Effekte mitbringen.
Hergestellt wird der Teenage Engineering EP–133 K.O.II übrigens in Spanien.
Bisschen basteln musste
Nach der Pelle aus dem edlen Schuber müssen nur noch vier „LEGOs“ aufgesteckt werden, damit die drei Potis und der Fader besser zu begreifen sind. Das geht straff und ich bekam ernsthaft Bammel, den Fader abzubrechen.
Ziemlich ungeschützt stehen diese Sollbruchstellen leider etwas aus dem Gerät, was auch in der Tasche nicht ganz so geil kommt. In die mitgelieferte Verpackung passt der Kasten mit aufgesteckten LEGOs übrigens auch nicht mehr. Okay, kauf ich halt noch ‘ne Luftmatratze dazu…
EP–133 K.O.II Test – des Pudels Kern
Den Teenage Engineering EP–133 K.O.II beschreibt der Hersteller im Subtext als 64 MB Sample Composer. Tatsächlich handelt es sich um einen sehr ausgereiften Sequenzer, der entweder MIDI, Samples oder eben beides triggert.
Bis zu 999 Samples kann man addresieren. Diese dürfen maximal 20 Sekunden lang sein und insgesamt 64 MB Speicherplatz einnehmen. 300 ziemlich fette Samples sind dabei, sortiert wird über Hunderterschritte. Samples direkt aufnehmen ist genauso einfach, der Edit sowieso. Vieles erinnert bewusst an die alten Akai MPCs.
Außerdem gibt es dazu auch ein eingebautes Mic, Stereo Line-In In, einen kleinen Speaker und ein 4x-AAA-Batteriefach. Strom gibt es alternativ auch über USB-C, genauso wie Datenverkehr. Vier recht eng beieinander platzierte Mini-Klinken sind für MIDI und SYNC I/O gedacht, die anderen beiden TRS als Stereo-In und Stereo-Out konzipiert.
Sampling erfolgt in Stereo oder Mono, wobei mich die krumme Samplerate von 46,875 kHz mit 16-bit etwas überrascht, aber auch nicht weiter stört. Ich vermute, es hat mit der Memory Allocation zu tun. Juckt mich nicht, auch weil beim Import entsprechend konvertiert wird.
Das entsprechende Sample-Tool führt man direkt im Chrome-Browser aus, lediglich eine einmalige USB/MIDI-Freigabe ist nötig. Kategorien gibt es im Chrome-Browser ebenfalls, Sample-Start und Ende kann man durchaus auch intuitiver mit Wellenform-Ansicht im Browser setzen. Fehlt eigentlich nur noch eine alternative Ansicht für den Sequenzer, wenn ihr mich fragt.
Num Block Rocker
Programmieren könnt ihr Beats und Melodien entweder im Live-Write oder Step-Mode. Letzteres erfordert den Stop. Außerdem kann man jeden Sound im Key-Mode chromatisch spielen, was auch für MIDI gilt – Rootnote und Channel wählen, fertig. Samples werden indes als One-Shot, Polyphonic Keys oder Legato definiert.
Hinzu kommen Note-Repeat, ein Looper sowie ausgetüfteltes Fine-Tuning inklusive Nudge, Quantize, Step-Quantize und Transpose. Über die Gruppentaster wählt man auch ein neues Pattern, führt UNDO sowie COPY und PASTE durch. Für viele Bearbeitungen muss man den Sequenzer allerdings stoppen.
Bis zu 12 Sounds lassen sich gleichzeitig spielen. Dafür sind auch die schwarzen Tasten des großen Nummernblocks gedacht, die sogar Velocity und Aftertouch verstehen. Daneben finden sich die vier Gruppen: A, B, C und D, in denen man seine Sounds organisiert. Idealerweise packt man Drums in die eine, Bass in die andere, Melodien in die nächste und Chops/Slices in die letzte Gruppe.
Der Fader adressiert dann unter anderem übergreifend auch die Gruppen-Parameter wie Level, Pitch, Time, LPF; HPF, FX-Send, Attack, Release, Pan, Tune, Velocity und Mod. Und all diese Parameter kann man mittels Fader auch automatisieren!
Hervorheben möchte ich Time, der für Zeit-Stretches mit typischen Artefakten für geilen 90s Vibe bewirkt, und das sogar BPM-genau, wenn man möchte. Anmerken möchte ich außerdem, dass jedes einzelne Sample – losgelöst von der Gruppe – in Gain, Pitch, Pan, Time sowie Trim und Envelope geregelt, aber nicht automatisiert werden kann. Hierzu dienen das orangefarbene X- und das schwarze Y-Poti.
Schachtel für Schachtel
In jeder Gruppe gibt es so maximal 12 Mono-Sounds bzw. sechs Stereo-Sounds. Jede Gruppe hält für ihre Soundsammlung außerdem 99 Pattern bereit. Ein jedes Pattern darf bis zu 99 Bars lang werden, nach unten geht es bis zu einer Auflösung von 96 Ticks per Beat bzw. 24 Ticks pro Step. Verschiedene Raster und Signaturen sind inklusive.
Pattern aus verschiedenen Gruppen kombiniert man zu Szenen, wovon es ebenfalls 99 gibt – und baut sich so seinen eigenen Song. Hierbei hilft das Dublicate und Commit-Feature das Inhalte dupliziert, um sie direkt weiter zu ergänzen oder zu variieren.
Neun Projekte aka „Songs“ kann man so zu verwalten, was etwas wenig ist, wie ich finde, weil es auch keine Kits gibt. Ein Projekt besteht allerdings immerhin aus vier Gruppen zu jeweils 12 Tracks/Sounds und 99 Pattern plus 99 Szenen – und enthält so bis zu 80,000 Noten.
Theoretisch kann man von jeder Gruppe aus auch 12 externe Synthesizer ansprechen. Umzuschalten, wenn man Melodien bevorzugt, wird allerdings etwas umständlich. Besser ist es, eine der vier Gruppen pro Synth zu verwenden, das rollt deutlich besser.
Alle Wege führen nach Rom
Das „World’s first super segment hybrid Display“ beherbergt jede Menge bunt leuchtender Symbole und eine dreistellige 11-Segment-Anzeige für die tatsächlichen Werte und Parameternamen. Alles ist liebevoll nerdy gestaltet, durchweht vom sanften LSD-Trip.
Besonders gelungen sind auch die unterschiedlichen Möglichkeiten, Pattern und Sounds zu wechseln. Entweder ballert man mit +/- durch oder man gibt die Werte über den Nummernblock direkt ein.
Das hat tatsächlich was von Taschenrechner und der letzten Betriebsprüfung! Beispiel: Gruppe A soll Pattern 79 spielen. A halten, 7 drücken, 9 drücken – fertig.
Hinzu kommen neben den vielen, offensichtlichen Shift-Beschriftungen weitere Mehrfachfunktionen: ob man sie lange oder kurz hält, macht teilweise einen Unterschied – genauso, ob der Sequenzer läuft oder nicht. Das mag einen erstmal erschlagen, wenn man dann aber einmal in den Groove kommt, ist man doch verdammt schnell.
Einmal FX bitte
Jede Gruppe verfügt über einen Send und beansprucht so den EINZIGEN Haupt-FX. Hier habt ihr die Wahl aus Delay, Reverb, Distortion, Chorus, Filter und Compressor.
Der Sound ist durchweg dick und mit zwei Parametern „on the fly“ gut zu zwirbeln. On top gibt es für alle vier Gruppen einen Master mit knackigem Drive und One-Knob-Compressor. Vom leichten Andicken bis hin zum drastischen Verstümmeln ist alles möglich.
Außerdem gibt es die sogenannten „Punch-In 2.0“-Effekte. Diese gehen drastisch ans Werk und beinhalten vor allem deftigere Stotter-Effekte für Transitions, sowie Tape-Stop, Filter-Sweeps, usw. Automatisieren lassen sich diese allerdings nicht.
Bemerkenswerter ist, dass diese Effekte, 12 an der Zahl, mit dem Aftertouch über den Nummernblock steuerbar sind. Jede Taste stellt also einen anderen Effekt dar – und je nach dem, wie hart man drückt, wird es extremer. Nice!
In Summe sind das eine Menge cleverer Funktionen, die ein komplexes Live-Spiel ermöglichen. Man muss nur üben – und das umfangreiche Online-Tutorial am besten auswendig lernen.